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Virtuelles Kommunikationsforum für Gebärdensprachnutzer
Aktuelle Zeit: 12.05.2024, 18:16:38





 an alle hörenden user...


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wie seid ihr in die welt der gehörlosen geraten ? *neugierig* [roll]


habt ihr davor etwas gehört ??
wie ist unser "ruf" ??


wie sehr kennt man die gehörlosen und die gebärdensprache..
wie reagieren die anderen, dass ihr auch in der welt der gls lebt (oder leben wollt :D)



MR.MOKONA ? u n v e r k ä u f l i c h!!



Spitzenmitglied



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Eine echt interessante Frage hast du da gestellt!

Also ich werde trotz kleiner Hörschädigung mal hier posten, da ich mich ja nunmal als Hörende hier angemeldet hatte, vor über einem Jahr oder so...

Ich habe damals mit 14 Jahren zwei Leute auf einem Bahnhof gebärden sehen und war sofort fasziniert davon. Dazu muss ich aber sagen, dass ich eher ein beobachtender Mensch und rede sowieso mit Händen und Füßen... [wink]

Naja jedenfalls hat mir das deswegen so gut gefallen, wie man mit dem Körper so ausdrucksstark etwas sagen kann, total genial...

Ich wusste allerdings bis dato nicht, dass sich das Gebärdensprache nennt, geschweige denn das Gebärdensprache nicht (!) international ist! Durch irgendeinen Film habe ich dann erfahren, dass es sich "Gebärdensprache" nennt...
Dann hab ich angefangen zu versuchen DGS mittels Bücher und Filme usw zu lernen, aber das klappte irgendwie nicht so besonders gut.

Mit 18 Jahren hab ich mich dann für den ersten DGS-Kurs angemeldet und somit hatte ich den ersten Kontakt zu einem GL, meinem DGS-Lehrer!
Das war mir aber nicht genug! Ich wollte mehr! [lach]
Im zweiten Kurs habe ich gemerkt, dass die Kurse allein niemals ausreichen um DSG richtig zu lernen, ich brauchte also Kontakte zu GLs/SHs damit ich GS öfter benutzen kann...
Tja und dann ging alles recht schnell, innerhalb von 1,5 Jahren habe ich soviel über GS, Kultur und und und gelernt und immer mehr Kontakte aufgebaut u.a. auch zu GS-Dozenten...
Ich habe per MSN einige GLs einfach angesprochen und Treffen ausgemacht und viele waren wirklich bereit dazu. Gesagt getan, so habe ich nebenbei auch mein Schatzi kennengelernt. :D
Es geht sogar soweit, dass einige GLs denken, dass ich selbst gl bin, wenn ich irgendwo neu auftauche und dann gleich gebärde usw. Was mich sehr sehr stolz macht.
Natürlich kann ich DGS noch lange nicht perfekt, aber ich bin ganz zufrieden auch wenn es manchmal echt hart ist/war!

Während dem ganzen Prozess sind mir überwiegend nur freundliche, offene, geduldige und sehr sehr liebe GLs begegnet! Ich habe mich ganz sleten unwohl unter den Deafies gefühlt und fühle mich deswegen auch etwas selbstbewusster im Umgang mit meiner Hörschädigung, die ja krankheistbedingt ist.
Sicher gab es auch negative Erfahrungen, aber die waren wirklich sehr sehr selten. Es kam schon vor, dass sich einige GLs über mich lustig gemacht haben, weil ich auf dem Tisch zur Musik trommelte oder ähnliches... Andere machten sich auch über mein Aussehen lustig, aber als sie merkten, dass ich verstehe was sie sagten und ich sie daraufhin böse/wütend anschaute drehten sie sich eingeschüchtert um.

Meine überwiegend hördene Freunde haben manchmal schon ein Problem damit, dass ich soviel in der "GL-Welt" unterwegs bin! Aber das kommt nunmal zwangsläufig so! Sie baten mich auch das gebärden zu lassen, wenn ich mit ihnen rede, aber nach einem kompletten WE unter GLs müssen die Hände einfach mit "rumfuchteln"! Ich habe also normal gesprochen und dazu gebärdet, leider traf ih da auf eher wenig Verständnis, jedenfalls bei einigen, die das irritierte!
Meine hd Freunde finden es aber überwiegend sehr interessant was ich so mache und wieviel ich schon gelernt habe und einige interessieren sich auch für DGS und wollen etwas in die "GL-Welt" eintauchen, aber so sicher sind sie sich da glaube ich nicht...
Dennoch haben sie Verständnis für meine Entscheidung und akzeptieren es wenn ich mit meinem gl Schatzi oder anderen gl Freunden auf Parties auftauche...

Zufrieden mit meine Post, CA?! [lach]


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Hallo Nayuma!

Interessantes Bericht!

Du hast ja mal gehört und vielleicht kannst Du mich dazu sagen:

Warum sagen einige Hörenden: Die Gebärdensprache ist so schwer zum Lernen! Woran könnte es liegen? Unkonzentriert? Wo liegt das Problem?

Deaflupo :D



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@Lupo: Danke!

Ich höre immernoch. Ich bin erst am Anfang der Krankheit und somit leichtgradig schwerhörig. Ich kann also ohne HG hören, nur manchmal wird es etwas schwierig. Ich habe auch noch gar keine HG!

Zu deiner Frage: Es ist wirklich interessant wie viele HDs Interesse an GS haben, aber leider gehen viele das völlig falsch an, meiner Meinung nach!

Ich habe folgende Erfahrung gemacht: In meinem Kurs waren es zwischen 15-20 Teilnehmer und ganz wenige haben sich Notizen gemacht!
Ich habe mir immer das Wort aufgeschrieben und dann die Gebärde angeschaut und so wusste ich zu Hause als ich dann das Wort las wie die Gebärde dazu geht, z.B. habe ich mir aufgeschrieben "alt" und hatte dann das bild im Kopf wie die Bewegung dazu geht.
Da ich sowieso ein photografisches Gedächtnis habe und mir Dinge visuell besser merken kann, war das für mich nicht so schwierig.
Die Teilnehmer, die sich nie etwas aufgeschrieben haben, haben sich gedacht, dass sie sich die Gebärden allein durch zuschauen merken können... Aber Fehlanzeige!
Innerhalb von 90-100 min werden viele viele Gebärden gezeigt und das kann man sich nicht alles einfach so merken...
Die Folge war, dass wir in den Kursen sehr viel wiederholen mussten und somit nicht sehr schnell fortschreiten konnten...

Viele hatten auch ein Problem damit die gezeigte Gebärde zu übernehmen, da sie ja spiegelverkehrt gezeigt wird. Mein Lehrer musste sich oft so umdrehen wie die Schüler saßen, damit sie die Bewegung übernehmen können...


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Endich mal eine sinnvolle Thema :) wo man schön diskussieren kann.


@Nayuma,

du hast echt total interessant gepostet. Solche Menschen wie dich gibt es wirklich nicht oft. Ich habe auch schon oft mitbekommen, dass Hörende die Gebärdesprache einfach toll und faszinierend finden und sagen sie würden es auch gern erlernen. Aber sagen kann man viel, denn wie ich sehe, sagen die meisten Hörenden das vielleicht, aber es wirklich umzusetzen tun wenige. Und es gibt nicht viele, die sich solche Mühe wie du geben. Ein Beispiel ist meine Mama. Sie würde die Gebärdesprache gerne lernen und war auch ein Jahr beim Kurs, doch dann mit der Zeit hat sie es aufgegeben weil sie es immer wieder vergessen würde und es zu schwer sei, aber in meinen Augen hat sie sich einfach nicht genug angestrengt bzw. sich keine Mühe gegeben. Schade...... Und solche Leuten gibt es leider oft, nur ganz wenige wie du geben sich viel Mühe und wollen es wirklich erlernen.

Ich verstehe manche Hörenden, die mit Gehörlosen zu tun haben, manchmal nicht. Denn sie können gut sprechen, hören und dazu die Gebärdesprache erlernen wenn sie es wirklich wollen. Aber wir Gehörlosen beherrschen nur die Gebärdesprache.. Hören und perfekt sprechen werden wir nie im Leben können. Warum erlernen dann nicht gleich alle Hörende die Gebärdesprache?

hmmm [shrug]

und finde es irgendwie gemein, dass die hörenden uns nicht verstehen, z.b. das mit der untertitelung. wir kommen echt wie die blöden vor, wenn die hörenden z.B. beim fernsehen ALLES mitbekommen. Für uns wird nicht viel untertitelt und so kriegen wir nciht ALLES mit, obwohl wir das gerne hätten... Kein Wunder dass die Hörenden mit dem Deutsch und auch mit dem Allgemeinwissen auf eine höhere Niveau sind, weil sie täglich dies und dies mitkriegen. und wir nicht :( das finde ich so gemein und bin für gleichberechtigung! wir wollen auch alles mitkriegen.......






no risk - no fun





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@arabic: Es stimmt zum Teil was du geschrieben hast, aber leider hast du auch ein paar Voruteile gepostet, die ich mal versuche ganz schnell zu beheben... [wink]

Das mit deiner Mama ist echt schade, dass sie nicht weitergemacht hat...
Ich muss aber dazu sagen, dass die Altersgruppe in meinen Kursen immer total gemischt war und man hat wirklich gemerkt, je jünger der einzelne Teilnehmer desto leichter fällt es ihm/ihr sich etwas zu merken... Das war wirklich so ohen Scherz, obwohl sie die Älteren auch wahnsinnig angestrengt haben... Ich will aber jetzt nicht von ein oder zwei Leuten auf alle schließen und somit sage ich dazu abschließend: Es mag Ausnahmen geben!

Dann die Sache mit den Untertiteln: Das liegt nicht in den Händen von denjenigen, die die Gebärdensprache interessant finden, sondern viel mehr bei denen die auf Geld aus sind. Die Produktion von Untertitel ist kostenspielig und hat in meinen Augen einfach nichts mit Diskriminierung zu tun und wenn du mal ganz ehrlich bist, dann können Gehörlose genau die gleichen Nachrichten aus anderen Medien holen als durchs Fernsehen! Es gibt schließlich noch Zeitungen (auch seriöse, man glaubt es kaum!), Internet, Bücher, Videotext und Gespräche...

Die Gleichberechtigung fängt also bei "mehr Mühe geben" an!

Es stimmt nicht, wenn du sagst, dass die Gehörlosen nur die Gebärdensprache haben, sehr viel können sprechen (gut oder schlecht sei mal dahin gestellt!). Für mich war es anfangs wahnsinnig schwer Gehörlose die weniger gut sprechen können zu verstehen, aber sie wollten von sich aus sprechen, weil ich ihre Gebärde nicht verstanden habe. Aber mit der Zeit entwiclet man einfach ein Sprachverständnis und kann einfach besser verstehen. Das ist überings genauso bei manchen Posts hier im Forum, einige schreiben manchmal bei der Grammatik völlig durcheinander, was ich auch gut verstehen kann, aber da ist es manchmal nicht leicht den Sinn des Satzes zu verstehen. Aber auch das hab ich zumindest mit der Zeit echt prima gelernt...

Erwarte nicht zu viel von den Hörenden, denn ich sehe es schon kommen, dass für mich das Erlernen der Gebärdensprache ein langer Prozess sein wird, wenn nicht so gar eine Lebensaufgabe bis sie "perfekt" ist...
Andersrum hab ich Verständnis dafür, dass einige Gehörlose nicht "perfekt" sprechen bzw. schreiben können...

Dann noch was zu deiner Frage: "Warum lernen nicht alle Hörende Gebärdensprache?"
Hast du dir schon ma die Frage gestellt, warum nicht alle Sehenden die Blindenschrift lernen?! Du bist auch sehend und kannst sie trotzdem nicht (oder etwa doch?!). Warum hast du noch nie daran gedacht sie zu lernen?!


:HOMEPAGE: KiTOSi - FiLME erleben mit UNTERTiTEL



Spitzenmitglied



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@nayuma:

hmmm, das mit der gebärdesprache erlernen. okay, es kann schon sein dass die älteren es schwerer haben, es zu erlernen. aber wenn man viel mit gehörlosen zu tun hat oder so in der richtung, sollte man sich schon mühe geben, denke ich.

Klar liegt das mit den Untertiteln nicht an denjenigen die die Gebärdesprache interessant finde. So habe ich das auch nicht gemeint, da hast du mich missverstanden. sondern sie gucken nur auf geld, denken dabei überhaupt nicht an uns gehörlose wie wir uns fühlen wenn die hörenden alles mitkriegen dürfen, ich meinte wirklich ALLES und wir nicht. das mit den anderen medien: zeitungen, videotext usw. weiss ich doch schon und ich selsbt lese sogar zeitungen, videotexte und surfe auch im Internet rum um mir Infos zu holen. Auch lese ich viele Bücher, bin eine Leseratte. Aber es geht hier auch um gleichberechtigung und das ist ein Problem mit den Untertiteln. Du als Hörende verstehst das vielleicht nicht. Aber nimm dir mal ein Beispiel in Amerika, dort haben die Gehörlose es viel besser, im TV läuft 24 Stunden lang die Untertitel und das sogar live. Und dort haben die Hörenden mehr Ahnung von uns Gehörlosen, viele können ASL usw. Warum hier nicht???
Die Amerikaner sind uns um 20 Jahre voraus.

Ich selbst kann auch gut sprechen (durch die vielen Jahren Sprachtherapie usw) aber bin trotzdem in der Meinung dass vielen Gehörlosen das Sprechen einfach schwer fallen. Ich bin auch in der Meinung dass man schon etwas sprechen können sollte, schon allein wegen dem Berufsleben. So läuft die Kommunikation zwischen Kollegen und Chef besser. Aber das ist nicht so wichtig, denn es gibt auch andere Methoden (aufschreiben, emails). Und gehörlose Kinder, die mit der gebärdesprache aufwachsen (gl-eltern usw)) sind oft besser in der Schule als diejenige die die Gebärdesprache erst spät gelernt haben. Es ist zwar nicht immer so, aber oft. Da sieht man auch schon, dass die Gebärdesprache für uns Gehörlose sehr wichtig ist, viel wichtiger als das Sprechen zu lernen. Natürlich denke ich auch, dass man von beiden Seite etwas Mühe geben sollte. Ich habe leider sehr oft erlebt, dass ich an einem Tisch voller Hörende saß (bekannte, kollegen, damalige freunde) und NICHTS mitbekommen habe und sie haben mir nur davon berichtet was sie grad erzählt haben, wenn ich danach gefragt habe. Ich musste immer nachfragen. Und wenn ich nichts gesagt habe, hat keiner mit mir gesprochen oder ganz wenig. Das fand ich so scheisse und habe das gefühl dass die hörenden kein oder nur sehr wenige mitgefühle haben. ich habe darauf schon mal meine meinung gesagt und viele haben sich entschuldigt aber sich nie gebessert, sie geben sich einfach keine mühe.
ich dagegen gab mir damals oft mühe, wenn ein hörender an unserem tisch voller gehörlose saß und nichts mitbekam. habe dann oft übersetzt usw. damit er auch alles mitkriegt. denn ich habe sonst ein schlechtes gefühl wenn der hörende sich vernachlässigt fühlt oder so, denn ich kenne das gefühl. doch ich mache das jetzt auch nicht mehr, denn die hörenden geben sich auch keine mühe und so gebe ich mir auch keine mühe mehr nach vielen jahren solche schlechte erfahrungen. ich musste immer anfangen zum reden, hab einfach kein bock mehr gehabt.

man muss nach meiner meinung nicht perfekt gebärdesprache können (ausser die dolmetschern natürlich) denn ich kanns auch noch nicht perfekt, da ich es leider spät erlernt habe!

Das mit der Blindenschrift und warum ich noch nie daran gedacht habe das zu erlernen......ich habe nachgedacht. Und eine Kritik: die Blinden können mit den Hörenden problemlos kommunizieren! weil sie sprechen und hören können. Aber wir Gehörlose haben unsere eigene Sprache und wegen der verschiedenen Sprache (ist wie eine Fremdsprache) probleme mit der Kommunikation, daher habe ich es so gemeint!! *hmmm*






no risk - no fun





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@nayuma
Vielen Dank für Deine Worte! Habe jetzt etwas klaren Bild gewonnen, woran es daran scheitern könnte!

@arabische Augen

Wie wär's, wenn Du die Normen für Taubblinden erlernen würdest? Würdest Du es freiwillig dazu lernen? Ich gebe zu, dass ich kein Bock dazu habe. Woran liegt es daran? Weil ich selbst kein Bedarf habe!

    Ich habe leider sehr oft erlebt, dass ich an einem Tisch voller Hörende saß (bekannte, kollegen, damalige freunde) und NICHTS mitbekommen habe und sie haben mir nur davon berichtet was sie grad erzählt haben, wenn ich danach gefragt habe. Ich musste immer nachfragen. Und wenn ich nichts gesagt habe, hat keiner mit mir gesprochen oder ganz wenig. Das fand ich so scheisse und habe das gefühl dass die hörenden kein oder nur sehr wenige mitgefühle haben. ich habe darauf schon mal meine meinung gesagt und viele haben sich entschuldigt aber sich nie gebessert, sie geben sich einfach keine mühe.
Glaube, das geht jedem so! Habe oft das Gefühl, dass die Hörenden nicht 1:1 sagen, was sie eben gesagt haben. (oft in abgespeckten Version) Finde auch nicht toll! Das ist auch ein Grund, warum ich nie mehr zu einer Betriebsausflug gegangen bin. Einmal ist für mich schon viel zu viel! (Viele sagen zu mir, es wird ganz lustig sein. Sie kennen das Problem der Gehörlosen überhaupt net! Habe jedes Mal immer abgesagt! Möchte meine Freizeitstunden sinnvoll verbringen!)

Deaflupo :D



Spitzenmitglied



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@Arabic: Ok, da haben wir uns dann wohl in einigen Punkten missverstanden, aber dass bringt um so mehr die Diskussion vorran! [lach]

Ich finde es sehr schade wenn du damit auffhörst Rücksicht auf einen einzelnden Hörenden an einem GL-Tisch zu nehmen, das sage ich deshalb weil ich folgendes dazu sagen kann: Die Gehörlosen-Kultur ist wie eine große Familie, was bei den Hörenden nicht so ist.
Beispiel: Wenn mich ein hörender Kumpel fragt ob ich mit auf eine Party von seinen Freunden komme, dann wird es echt schwer, weil ich seine Freunde nicht kenne und auf der Party läuft es dann meistens so ab: Du kommst rein, stellst dich vor, kurzer Smalltalk und naja wenn du Glück hast findest du jemand mit dem man sich richtig unterhalten kann...
Bei den Deafies ist das ein bissl anders. Ich habe bisher noch nie erlebt, dass ich nicht angesprochen wurde, immer kam irgendjemand an und hat gefragt woher ich komme, wie ich heiße, ob ich gl/sh bin! Ich würde einfach allg. sagen, dass Deafies auf jedenfall mehr kontkatfreudiger sind und sehr aufgeschlossen und lockerer als HD.
Das mag ich auch schon so an der Begrüßungsform, dieses Umarmen und links und rechts Bussi geben, finde ich total stark, weil es eine sehr herzliche Begrüßungsform ist und was passiert dagegen bei der Begrüßung von fremden HD?! Handschütteln! Na das ist natürlich super persönlich... *ironisch*

Deswegen sind die HDs oftmals auch ein bissl schüchtern und zurückhaltend. Mir ist sowieso aufgefallen, dass HD mit etwas Neuem eher schlecht umgehen können, aber ich will hier kein Vorurteil aufbauen...
Sie wissen einfach nicht wie sie mit einem GL umgehen sollen! Das ist das Problem, denn für die meisten HD seid ihr einfach behindert und eine Minderheit. Ok, das mit der Minderheit stimmt, aber das mit dem behindert sein... naja... lässt sich drüber streiten...
Verstehst du wie ich das meine?!

Und das mit dem TV und anderen Medien: Ich kann es sehr wohl verstehen! Ich weiß, dass manche Länder schon viel weiter sind als wir i Deutschland, aber überleg mal wie viel Geld andere Länder allg. für Bildung ausgeben und dann schau dir Deutschland an! Es ist einfach für nichts Geld da und z.B. in den USA wird sich einfach das Geld dafür genommen...
Ich bin aber auch der Meinung, dass sich einige GLs nur auf das Medium TV so berufen, weil sie auch ein wenig faul sind sich umzuschauen wo ich ie gleiche Info noch her beziehen könnte.
Was glaubst du wie es mir damals ging, als ich etwas über DGS herausfinden wollte, ich dachte ich finde nur in Büchern was! Bis ich endlich mal darauf gekommen bin, im I-Net, im TV und und und nachzuschauen...

@Lupo: Das ist schön, dass du jetzt ein klareres Bild hast! [wink]
Das mit den Betriebsausflügen kann ich sehr gut verstehen... Mein Schatz war einmal mit seitdem wir zusammen sind und er kam irgendwie echt schlecht gelaunt vom Ausflug zurück und auch super gelangweilt...

@All: Also irgendwie hätte ich schon gern ein bisschen Unterstützung oder wird das hier ne 1-Frau-Show?! [ops] Nicht so schüchtern liebe HDs!


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@nayuma

Schön, dass Du nachvollziehen kannst, warum ich net zum Betriebsausflug fahren möchte. Wenn wenigstens ein Gehörloser mitfahren würde, dann würde ich tausend mal überlegen, ob ich mitfahren möchte! Aber so, nein danke! Nicht mit mir!
Sag mal Dein Schatz, er soll das nächsten Mal einfach "blau" machen. Es ist für mich und ganz bestimmt auch für ihn nur "reine" Zeitverschwendung!

    Ich habe bisher noch nie erlebt, dass ich nicht angesprochen wurde, immer kam irgendjemand an und hat gefragt woher ich komme, wie ich heiße, ob ich gl/sh bin! Ich würde einfach allg. sagen, dass Deafies auf jedenfall mehr kontkatfreudiger sind und sehr aufgeschlossen und lockerer als HD.
Vielleicht eine Gelegenheit für Dich, die Hd beizubringen? ;) :D

    Sie wissen einfach nicht wie sie mit einem GL umgehen sollen!
Richtig, die Hd sind dabei verunsichert und sie wissen halt net, wie sie den GL oder SH ansprechen sollen! (z. B. falsche Vorstellung von Hd. --> Schwerhörig = hört schwer, also muss man brüllen, damit man überhaupt verstehen kann! )
Wie war es bei Dir? Hast anfang auch ähnliche Probleme? Oder wußtest Du schon, wie man umgehen muss?
    Also irgendwie hätte ich schon gern ein bisschen Unterstützung oder wird das hier ne 1-Frau-Show?!

Es scheint so, dass hier "genügend" Männer posten! ;)

Deaflupo :D



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@Lupo: Das mit der "1-Frau-Show" war eher so gemeint, dass ich mich momentan als einzieg dem "HD-Problem" stelle und gar nicht weiß ob das die anderen HDs hier auch so sehen wie ich.

Wie das am Anfang bei mir war?!
Anders! [wink] :D

Ich bin eigentlich ein sehr offener, ehrlicher und unvoreingenommener Mensch! Jeder Mensch hat von Anfang an die gleichen Chancen bei mir...
Erst durch intensiveren Kontakt (länger und auch interessante Gespräche) bilde ich mir ein Urteil über einen Menschen...
Natürlich sind mir manche Leute von anhieb unsympathisch, aber er/sie hat trotzdem eine Chance.

Als ich damals den ersten GL getroffen habe, meinen DGS-Lehrer, mit dem ich mich wirklich auseinander setzen musste, war das genauso. Ich habe erstmal beobachtet wie er sich so gibt und wie er mit den anderen HD Teilnehmern umgeht.
Dann wusste ich auch wie ich mit ihm umgehen soll. So bin ich nunmal erstmal beobachten und dann selbst agieren!
Ich habe total schnell gemerkt, dass nichts schlimmes daran ist GL zu sein, das einzige Problem ist halt nur die Kommunikation! Aber das ist ein Hindernis, das keins bleiben muss!
Ich habe vorher schon viel Kontakt mit behinderten Menschen gehabt die undeutlich sprechen, z.B. körperbehinderte und geistigbehinderte und von daher war das für mich kein Problem.

Was mir nur immer aufgefallen ist, dass einige Teilnehmer aus meinem Kurs damals und auch meine HD Freunde jetzt total übervorsichtig im Umgang mit GL sind. Sie achten total darauf, dass der GL sich nirgends stößt oder so und das stört mich total oder sobald sie merken, dass sich ein HD besser mit einem GL unterhalten kann, wird man gebeten zu übersetzen, was ich super ätzend finde!
Immer wieder sagen meine Freunde zu mir: "Sag mal kannst du dein Schatz mal das und das fragen?!" Dann sag ich immer: "Nö! Kannst du selber machen!"
Was mir auch aufgefallen ist, dass HD total schnell irritiert sind wenn ein GL sich einen Scherz mit einem HD erlaubt, der die DGS noch nicht so gut kann. Total lächerlich. Einige schauen dann immer so frei nach dem Motto: "Na toll, der hat mich jetzt verarscht, der mag mich nicht!" So ein Blödsinn, HD scherzen doch auch untereinander, aber wenn das ein GL macht in so einer Situation nehmen sie es gleich total ernst!

Nochmal zu dem Thema, dass HD ein Gespräch nicht 100% wiedergeben, wenn ein GL danach fragt worum es in dem Gespräch geht: Das finde ich total unfair, denn wenn ich mir vorstelle, dass jedesmal wenn ich einen GL nach einer Gebärde frage er/sie mir was falsches zeigt, dann würde ich ganz schön alt aussehen.
Deswegen bin ich sehr forh, dass GL in dieser Hinsicht 100% ehrlich sind, zumindest die, die ich bisher getroffen habe... [wink]


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Ich bin mir nicht wirklich sicher, ob ich zu dem Personenkreis zähle, dessen Meinung Ihr hier haben wollt, da ich ja nicht, wie Ihr das nennt, in der Gl-Welt lebe.
Aber zu einigen Dingen kann ich vielleicht auch etwas sagen:

- Bei mir lagen die Probleme mit dem Lernen der Gebärdensprache nicht am Spiegelverkehr-
ten oder daran, daß ich mir nichts mitgeschrieben habe, im Gegenteil. Ich habe versucht,
mir alles mitzunotieren, weil ich Vokabellernen anders gar nicht kann (die Fremdsprachen
in der Schule lernt man ja auch so, indem man die Vokabeln in den Listen mit der Überset-
zung abgleicht).
Nur mußte ich mir erstmal, wenn ich die Gebärde gesehen habe, eine Umschreibung dafür
ausdenken, die dann zu Papier bringen, und bis ich damit fertig war, war der Dozent schon
weitergegangen und ich hatte einiges verpaßt.
Zum Teil hat er dann die Gebärde in der nächsten Stunde auch anders gezeigt, als ich es
mir notiert hatte....also es ist schon leichter, wenn ein Wort einfach nur mit einem anderen
Wort übersetzt wird und man das dann lernen muß.

Übrigens hatte man mir vorher sogar eher geraten, NICHT mitzuschreiben, sondern
einfach hinzusehen, weil es vor allem wichtig wäre, ein Gefühl für die Gebärdenspra-
che zu bekommen. Insofern war ich etwas erstaunt, hier Nayumas Schilderungen aus
ihrem DGS-Kurs zu lesen....

Am Alter mag es auch ein bißchen liegen. Ich konnte zwar in der Schule gut Fremd-
sprachen lernen, aber daß mir das Lernen schwerer fällt als mit knapp 20, das stelle
ich doch auch allmählich fest (ich bin seit kurzem 33).

- Die DGS-Kenntnisse, die ich hatte, habe ich inzwischen fast alle vergessen [blush] -
die Gebärde für "vergessen" allerdings sicherheitshalber nicht, die war meine wich-
tigste :D - , Nayuma hat sicherlich recht, daß die Kurse allein nicht so viel nützen,
wenn man keinen Kontakt zu Gehörlosen hat, um die Kenntnisse auch zu praktizieren
und zu verinnerlichen. Allerdings ist mir damals auch gesagt worden, daß das mit ein
oder zwei Gebärdensprachkursen gar keinen Sinn macht, weil die Gl sich dann, da die
Kenntnisse ja noch sehr eingeschränkt sind - schnell langweilen würden und keine
Lust hätten, wer weiß wie lange nur sehr langsam gebärden zu können und vieles
dann doch schriftlich erklären zu müssen.....Deshalb habe ich mich nie irgendwohin
getraut, wo Gehörlose waren. Ob das jetzt stimmt oder nicht, was mir damals gesagt
wurde, weiß ich nicht.

Gruß Rainbow



Neuling



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Ich wollte einfach mal ne neue Fremdsprache lernen, damals vor 8 Jahren. Eine Bekannte lernte gerade DGS, da dachte ich: das ist originell, das mache ich jetzt auch. Dann war ich erschrocken, dass mein Lehrer gehörlos war - der erste gl Mensch in meinem Leben!! Heute muss ich darüber grinsen! Ich hatte wirklich keine Ahnung von Gehörlosen. Deshalb bin ich heute nachsichtig, wenn andere Hd genauso ahnungslos sind, wie ich es war.

Ich habe mich schnell mit meinem Lehrer gut angefreundet und er hat mich mit in die GL-Welt genommen. Und da habe ich dann meinen Schatz kennengelernt..... [razz]

DGS kann ich mittlerweile sehr gut, aber noch nicht perfekt. Ich arbeite dran! Andere Fremdsprachen lernt man ja auch nicht von heute auf morgen. Für mich ist eine große Umstellung gewesen: Ich lerne Sprachen viel durch Bücher und durchs Hören. Bei Gebärdensprache geht das nicht. Deshalb bin ich froh, dass ich viel Kontakt mit GL habe, sonst wäre ich längst noch nicht so weit.

Minou



Neuling



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Hallo,

ich hoffe es ist in Ordnung, wenn ich den Thread noch mal hochhole. [smile]

Ich bin hoerend und wusste lange nichts ueber GL. Klar, es gibt welche, manchmal hab ich sie auch irgendwo gebaerden sehen, aber das war's auch schon.

Und dann kam in meinen Bekanntenkreis eine Familie in der die Mutter (H.) spaetertaubt war. Ihr Mann und ihre beiden Kinder haben fuer sie immer uebersetzt (LBG), bei oeffentlichen Veranstaltungen u.ae. Sonst konnte man "normal" mit ihr reden, weil sie supergut von den Lippen ablesen konnte. *immer noch beeindruckt bin* [Sie hatte nur z.B. bei mir manchmal Probleme, weil ich ziemlich schnell rede [wink] ]

Und da begann ich mich fuer Gebaerden zu interessieren. H. fand Gebaerden allerdings nicht so toll (kann man vielleicht ja auch verstehen, sie war den Grossteil ihres Lebens hoerend, und fuer sie war gl eine 'Krankheit' - das ist wahrscheinlich anders als wenn man von Geburt an GL ist), hat sich auch haeufiger negativ darauf geaeussert und hat mittlerweile ein Hoergeraet mit dem sie gluecklich ist und will nun von gebaerden eigentlich nichts mehr wissen. (Dann war sie doch nicht ganz gehoerlos oder? *gruebel*)

*schwafel* Sorry.

Also, ich fand es trotzdem interessant, und dann fing eine Freundin an DGS zu lernen. Und etwas spaeter (im Februar 2005) hab ich meinen ersten Kurs gemacht. Und zwar als Bildungsurlaub, eine Woche am Stueck, das war super-anstrengend! Danach habe ich weiter mit dem Buch aus dem Kurs gelernt, jetzt auch mit "der Firma" und im Maerz werde ich wohl den 2ten Kurs machen.

Das 'alleine' Lernen hat wohl nur so geklappt, weil ich mehrmals im Monat Kontakt zu Gehoerlosen habe und da lernen, anwenden und ueben kann. Wir treffen uns zu "Bibelbesprechungen" und u.A. aus diesem Grund habe ich auch DGS gelernt. Aber, nein, ich verdiene damit kein Geld, werde ich auch nie - ich mache das, weil ich die DGs und die GL-Kultur sehr interessant finde und viele Gl schon sehr liebgewonnen und wertgeschaetzt (schreibt man das so? *ueberleg* [smile] ) habe.

Irgendjemand hatte gefragt, warum das fuer uns anstrengend ist. Das Lernen meine ich. Etwas neues zu lernen ist erstmal immer anstrengend. Und wer sein Leben lang gehoert hat (die meissten Informationen, die Kommunikation, Lernen, fast alles ging "ueber die Ohren"), fuer den ist es sehr anstrengend auf einmal die (untrainierten) Augen zu nehmen. Und sobald man wegguckt ist man total aus dem Thema. Das musste ich erst mal ueben. Aber nach kurzer Eingewoehnungsphase geht es jetzt schon ganz gut.

So, ich glaube das war erst mal alles, was ich schreiben wollte. Wer mehr wissen will, kann natuerlich gerne fragen. Das ist mein erster Beitrag hier, vorher hab ich nur gelesen. Ich hoffe es ist trotzdem ok, das ich mich zu Wort gemeldet habe. Ich weiss, ich schreibe sehr oft verschachtelte Saetze - wenn sie unverstaendlich sind, bitte weisst mich darauf hin, ich bemuehe mich dann noch mehr.

Kleine Frage am Ende (vielleicht steh ich auch nur auf der Leitung [schäm] ), aber wofuer steht "hd"?

Liebe Gruesse, lieberbesuch



Apfelwein-Lady & GL-Kultur-Insider´09
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lieberbesuch hat geschrieben:
[...]
Kleine Frage am Ende (vielleicht steh ich auch nur auf der Leitung [schäm] ), aber wofuer steht "hd"?

@lieberbesuch
Herzlich Willkommen hier! [applaus]

hd = hörend
gl = gehörlos
sh = schwerhörig

[wink]


°°°°°°°



Neuling



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So, nun traue ich mich auch endlich, hier mitzuschreiben [smile] , danke fürs Hochschieben dieses Threads!!

Hab mich gesten Nacht *gähn* hier eingeloggt. Ich bin hörend, deswegen traute ich mich die ganze Zeit nicht hierher, weil ich mich irgendwie als Eindringling fühlte. Denn ich habe einige Postings von Hörenden gelesen, die Kontakt suchten, und da gabs dann oft nicht eine einzige Antwort. Das kam bei mir so rüber, als wenn Ihr lieber unter Euch bleiben würdet.

Dass dem offenbar nicht so ist, freut mich echt riesig!!!

Ganz am Anfang war die Frage, wie man in die Welt der Gehörlosen geraten ist (schön formuliert *grins*)

Also bei mir fing es mit dem Film: "Gottes vergessene Kinder" an. Ab diesem Zeitpunkt war ich fasziniert von der Gebärdensprache und ich wollte sie gerne lernen. Damals wohnten wir auf dem platten Land, keine VHS in der Nähe, aber in unserer Kirchengemeinde fand einmal im Monat ein GL-Gottesdienst statt. Also nahm ich Kontakt zur GL-Pfarrerin auf und über sie dann auch zu den GLs im Umkreis. Sie trafen sich in regelmäßigen Abständen und bei einem Treffen durfte ich dann auch dabei sein.
Dort erging es mir so, wie bei den erwähnten Betriebsausflügen, nur andersrum. Ich hatte keinen Schimmer von der Gebärdensprache und konnte mich also nur mit der Pfarrerin unterhalten. Aber sie meinte, das wäre nicht gut, denn die GLs verstehen uns nicht und würden dann meinen, dass man über sie redete. So saß ich eigentlich nur dabei und fühlte mich fremd.
Naja, irgendwie hab ich das dann nicht weiter verfolgt...

Dann sind wir umgezogen, mehr in Stadtnähe und letzten Sommer sah ich zufällig im Fernsehen eine Sendung mit GS. Und sofort fühlte ich mich wieder unheimlich angezogen! Also hab ich Nägel mit Köpfen gemacht und endlich einen VHS-Kurs gefunden und belegt :D .

Der GS-Lehrer ist SH, worüber ich anfangs sehr erschrocken war, weil ich nicht damit gerechnet hatte. Und das wurde ja auch schon beschrieben, diese Unsicherheit, wie man mit SH/GL umgehen soll. (Die Unsicherheit hat sich übrigens schnell gelegt, der GS-Lehrer ist ein richtiger Lausbub [wink] ).
Aber so ist es leider. Er sagte mir auch, die HD leben in der einen Welt und die GL leben in einer anderen Welt. Das tut mir echt so leid. Ich möchte das nicht! Ich fände es auch schöner, wenn der Umgang miteinander total selbstverständlich wäre. Woran liegt es wohl?
Von meiner Warte aus muss ich sagen, dass es leider stimmt mit den zwei Welten. Die HD-Welt ist klar durchorganisiert und geregelt, und zwar nach HD-Regeln. Der Alltag geht seinen Gang und alles ist ok und man kommt eigentlich gar nicht auf den Gedanken, dass es da noch "was anderes" gibt. (Meine Güte, was klingt das wieder trennend :( ).
Irgendwie tauchen GL in unserem Alltag einfach nicht auf. Deswegen kann ich im Großen und Ganzen sagen, dass das offensichtliche Desintresse keine Böswilligkeit ist! Ich würde mal sagen, es ist Gedankenlosigkeit und wenn HD Kontakt zu GL bekommen, sehen sie sie in der Regel mit ganz neuen Augen.

Auf der anderen Seite hab ich das Gefühl, GL sehen die Welt der HD als feindliche Welt, weswegen sie sich lieber in ihrer eigenen Welt einigeln. Einerseits kann es so rüberkommen, weil GLs irgendwie nicht eingeplant zu sein scheinen und um alles kämpfen müssen. Andererseits sind HD keine Monster! Man muss sie vielleicht nur mal draufstupsen. Es besteht eine Scheu, wie auch schon gesagt wurde. Man möchte den Andern nicht verletzen, das geht mir auch so. Ich hoffe, dass ich mit meinem Geschreibsel hier niemanden verletze - manchmal drück ich mich etwas undeutlich aus, dann fragt bitte nach!
Ja, also die Gedankenlosigkeit und die Scheu der HD auf der einen Seite und die Einigelei der GL auf der andern Seite, das scheint so eine Trennlinie zu sein. Und ich wünsche mir sehr, dass sie überwunden wird im Lauf der Zeit!!!

Zum Erlernen der GS: Das sehe ich auch so: Wenn man keine Praxis hat, verlernt man die Gebärden mit der Zeit wieder. Deswegen ist der Kontakt zu GL ungeheuer wichtig, erstens zur Übung und zweitens (denn Ihr seid ja nicht für unsere Übung da...), um Euch kennenzulernen, einzutreten in Eure Welt und die Grenze zu überwinden! Ich wünsche mir, dass uns das irgendwann gelingen wird, dass es viele GL und HD gibt, die eine Brücke zwischen unseren Welten bilden und uns verbinden!

Heute Abend fängt der zweite GS-Kurs an und ich freu mich schon riesig drauf! [wink]

Soweit erstmal, bin gespannt auf Eure Antworten [smile]



Neuling



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hey!
hab mich für des thema interessiert, da man als hörender eigentlich überhaupt keinen kontakt zu gehörlosen hat (ich zumindest net^^) und man so gut wie nichts über ein solches leben weiß....
reines interesse also. Als ich mich mehr und mehr mit dem thema beschäftigt hab und auch einige supernette gehörlose menschen kennegelern habe, habe ich sogar beschloßen eine seminararbeit zu schreiben (hab dazu auch nen thread). jo...des wars soweit eigentlich von meiner seite.... :-)
greetz



Neuling



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ups...hab die hälfe vergessen... [schäm] also weiter....
wie euer ruf ist...also naja, um ehrlich zu sein....in meiner umgebung zumindest interessiert sich eigenlich kaum einer für euch. find ich ziemlich traurig.....da ihr ja genauso menschen seit wie jeder andere auch!!!! aber es liegt wahrscheinlich einfach daran dass man als hörender mit gls kaum was zu tun hat....
hab ich mal in meinem bekanntenkreis umgehört wie viel man eigentlich von euch weiß....das ergebnis war erschreckend: kaum einer weiß mehr als dass ihr eben in gS miteinander kommuniziert...
wie die anderen reagieren? unterschiedlich....die meisten finden es eigentlich recht cool und je mehr ich mit ihnen über das thema spreche, desto mehr interessieren sie sich auch dafür.... =)



Mitglied
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Ich bin ja zwar hochgradig Schwerhörige und höre mit CI (Cochlear Implant) und bin einzige Hörgeschädigter Mensch in meine Familie. Aber meine kleine Schwester habe ich sofort gemerkt,sie ist etwas an Gebärden interrsieren. Wenn ich ohne CI trage,höre wie Gehörlos und muss man bemühen,ihre mundbild vorlesen. Aber sie tat nur Gebärden ! [wink] Bin stolz auf ihr


***><><><><><><><><><><><***

Spoiler: anzeigen
...was geht ab ?



Mitglied



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Interessante Sichtweise von Hörenden!

Zitat:
Auf der anderen Seite hab ich das Gefühl, GL sehen die Welt der HD als feindliche Welt, weswegen sie sich lieber in ihrer eigenen Welt einigeln. Einerseits kann es so rüberkommen, weil GLs irgendwie nicht eingeplant zu sein scheinen und um alles kämpfen müssen. Andererseits sind HD keine Monster! Man muss sie vielleicht nur mal draufstupsen. Es besteht eine Scheu, wie auch schon gesagt wurde. Man möchte den Andern nicht verletzen, das geht mir auch so.


Schade, dass es so rüberkommt. Ganz unrecht hast du nicht.

Gleiche Sprache verbindet Menschen.
Mir gefällt meine Eigenschaft "unaufmerksam" nicht. Ich unterhalte mich lieber mit Leuten, die gebärden können und da kann es passieren, dass Hörenden ohne Gebärdenkenntnisse schon mal in der Gebärdengemeinschaft sich verloren fühlt. Ich muss noch an mir arbeiten, dass ich die Hörenden willkommen heisse. Es gibt Gehörlosen, die kontaktfreundiger sind und eben auch aufmerksamer sind und sich mit Hörenden unterhalten. Und andersherum ist es auch so. Ich muss nach Hörenden gucken, die Lust haben, sich mit mir zu unterhalten.



Neuling



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Zitat:
Ich unterhalte mich lieber mit Leuten, die gebärden können und da kann es passieren, dass Hörenden ohne Gebärdenkenntnisse schon mal in der Gebärdengemeinschaft sich verloren fühlt. Ich muss noch an mir arbeiten, dass ich die Hörenden willkommen heisse. Es gibt Gehörlosen, die kontaktfreundiger sind und eben auch aufmerksamer sind und sich mit Hörenden unterhalten. Und andersherum ist es auch so. Ich muss nach Hörenden gucken, die Lust haben, sich mit mir zu unterhalten.


Hallo yippiee, genau das isses! Jeder unterhält sich so, wie es ihm am leichtesten fällt. Ist mir klar, dass es nervig ist, wenn solche Gebärdenanfänger wie ich sich so durchbuchstabieren [wink] . Und es ist mir auch klar, dass es von keiner Seite böse gemeint ist, wenn da einer dann irgendwie außen vor bleibt. Genauso geht es Euch unter Hörenden. (Übrigens hab ich mich als Hörende auch unter Hörenden schon allein gefühlt... Betriebsfeiern sind echt nich so mein Ding *ggg*)
Es braucht sich keiner wegen seiner Unaufmerksamkeit zu schämen, denn das ist einfach so. Gut ist es, wenn man, wie hier, drüber redet und dann jeder sich an die eigene Nase fasst und versucht, bei der nächsten Gelegenheit mal neue Wege zu beschreiten.
Zitat:
Mir gefällt meine Eigenschaft "unaufmerksam" nicht.

Du, geht mir genauso. Ich sehe auch oft nicht richtig hin. Und wenn, dann traue ich mich meistens nicht, den ersten Schritt zu tun. Wollen wir versuchen, da wo wir leben, Mauern einzureißen und aufeinander zuzugehen?
Zitat:
Ich muss nach Hörenden gucken, die Lust haben, sich mit mir zu unterhalten.

Och, ich wüsste da schon wen.... [roll]
Liebe Grüße von Zöpfchen [byebye]



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Hallo ...
ich berichte auch mal, wie ich als Hörender zu GL-Welt gekommen bin:

Ich habe damals recht viel Computer gespielt, was dann aber auch langweilig wurde, also habe ich mich immer mehr in den Foren mit den Leuten unterhaten (so wie hier auch in GL-cafe). Wir haben viel philosophiert; und einmal haben wir über "Bewußtsein" philosophiert. Ein Beitrag dort meinte, dass die Seele diese innere Stimme im Kopf sei mit der man sich "unterhalten" kann wenn man nachdenkt. Ich konnte das nachvollziehen: als Hörender hörte ich meine Gedanken innerlich wieder. Doch dann frage ich mich: "Wie ist das bei Menschen, die noch nie eine Stimme gehört haben?" und genau diese Frage war der Anfang: ich suchte in google sicher nach "Taubstumm" und fand mich im "Taubenschlag" wieder. Dort stelle ich meine Fragen, die aber nur sehr zögerlich beantwortet wurden, doch ich glaube ich bin von Natur aus sehr ausdauernd wenn ich etwas wissen will. So las ich viel im Taubenschlag und antwortete auch; ich lernte was der Unterschied zwischen GL, SE, SH, HD ... ist nun ... aber Gehörlose habe ich dennoch noch nicht getroffen.

Irgendwann war im Bereich "Grafik und Gestaltung" die Frage: Ob es in Berlin einen Kurs für HTML gibt. Ich habe angeboten online nach und nach zu erklären wie HTML funktioniert. doch letztendlich haben wir uns dann doch getroffen. Nun, das war der Anfang. Wir haben uns getroffen und uns über Tippen am Laptop verständigt, weil ich sie, und sie mich nicht richtig verstanden haben. Aber wir haben ein "Geschäft" gemacht: ich erkläre ihr HTML, und sie mir Gebärdensprache.

Am Mittwoch trafen wir uns dann zum "Gebärdenklatsch". Meist kamen da viele Studenten und nur wenige Gehörlose, doch alle haten eins gemeinsam: Gebärdensprache. Nun ... ich natürlich nicht, aber ich habe die Leute den ganzen Abend genau beobachtet und nach vielen Wochen und Monaten verstand ich mehr und mehr. Jetzt ist Gebärdensprache für mich genauso "laut" wie jedes andere Gespräch, obwohl ich zugeben muß, dass ich immer noch nicht gut Gebärdensprach kann.

Jetzt ist die Frau die damals mit gebrochener Stimme zu mir "Hallo" gesagt hat, mir das liebste und ihre Stimme ist für mich normal und klar verständlich.

Nun noch die Fragen:
habt ihr davor etwas gehört?? -> nein .. nichts. Gehörlose habe ich noch nie bemerkt.
wie ist unser "ruf" ?? -> Da es anderen HD auch so geht, dass sie keinen Kontakt zu GL haben, haben andere natürlich auch keine Meinung und wissen vieles nicht.
wie sehr kennt man die Gehörlosen und die Gebärdensprache? ... ich denke nur von den Nachrichten+Dolmi ... sonst haben HD keinen Bezug zu GL.
Wie reagieren die anderen, dass ihr auch in der Welt der GLs lebt (oder leben wollt)? -> Ich habe von Anfang an die meinung vertreten, dass GL und HD in ein und der selben Welt leben, und dass man die Probleme die zwischen HD und GL existieren, abbauen muß. Diese meinung vertrete ich heute auch noch, aber ich verstehe auch die extra-welt der GL, die sicher auch immer existieren wird wegen der Sprachgemeinsamkeit. Die anderen sind oft erstaunt oder bewundern mich, weil ich mich so gut mit Gehörlosen unterhalten kann. Ich sage dann immer, dass Gebärdensprache nicht so schwer ist. Ich zeige ihnen die Gebärde für essen und trinken und sage: "diese Gebärden versteht jeder und kann auch jeder machen! Es ist ganz einfach!". Am meisten Unverständnis habe ich für die Hörenden Eltern die ein Gehörloses Kind aufgezogen haben, und nun nach 30 Jahren mich bewundern das ich die Sprache so schnell gelernt habe. Ich bin wütend, dass solche Eltern und Verwandten es nicht in 30 Jahren geschafft haben, sich mit ihren eigenen Kindern so auseinander zu setzen, um wenigstens die einfachsten Gebärden zu verstehen!
Ich habe aber auch schon stimmen von Hördenden gehört die nicht verstehen dass ich mich mit GL abgebe, da ich mich selbst in eine Welt zurückziehe, die an "Reichtum" verliert, weil sie nichts mit hören zu tun hat, doch ich sehe es nicht so. Für mich ist die Welt reicher geworden nachdem ich Gehörlose kennengelernt habe.

Grüße,
Maja



Spitzenmitglied



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Zöpfchen, deine Name erinnert mich prompt an einem weiblichen Comicfigur namens Tabea, der mit
Spitzname "Zöpfchen" nur einmal im Lustiges Taschenbuch (LTB 346) auftrat =))

Und zu "Welten". Nicht alle Hörende leben gemeinsam in einer Welt, die sogenannte Hörendewelt! Es
gibt also Millionen Welten auf der Erde. Nur eine davon ist die Gehörlosenwelt. Ich weiß nicht, ob du
auch die Meinung bist, daß es schöner wäre, wenn der Umgang zwischen Grufties und Rocker mitein-
ander total selbstverständlich wäre. Wir Gehörlosen leben auf der Erde zusammen mit allen Arten von
Menschen wie Biker, Hippie, Homosexuellen etc. - Wir laufen alltäglich nur aneinander vorbei.

Es ist normal, wenn ich nicht in deiner Welt, wo du, deine Freunde und deine Familie leben, auftauche.
Sowie du in meiner Welt!

Ich halte Hörenden nicht für Feinde, sondern nur für Fremde! Genauso sind Biker, Grufties usw. mit
ihre eigene Kultur für dich Fremde!

Eigentlich siehst du überall Trennlinien, nicht nur zwischen angebliche "HD-Welt" und "GL-Welt".

Sonst willkommen im Forum! =) Peace&Love..



Spitzenmitglied



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Hm, Bengie......

Wenn das so normal ist, mit welchem Recht verlangt Ihr dann, daß wir Hörenden diese Hörendenwelt auf Eure Bedürfnisse einstellen; Stichwort Barrierefreiheit ?

Wenn man Deinen Gedanken konsequent verfolgt, würde das doch heißen, unser Fernsehen gehört in unsere Hörendenwelt (Gebühren zahlt Ihr ja schon nicht), also warum sollen wir uns um Untertitel oder Dolmis scheren, denn die Gehörlosen haben ja eh ihre eigene Welt ? (Nur ein Beispiel.)



Spitzenmitglied



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Hallo Rainbow, darf ich dich mal fragen welche Schnittmenge du mit den Gehörlosen hast?
Wo liegt dein Interesse hier zu schreiben?
Viele Grüße
Karin



Mitglied



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@Zöpfchen

Gut, dass es wunderbare Eigenschaften wie Interesse, Neugier und Mut gibt, so dass Menschen aufeinander zu gehen können.

Ich habe viele verdammt nette Hörende kennengelernt. [wink] Einige davon sind meine Freunde. Aufgrund dieser positiven Erfahrungen werde ich immer noch weitere Hörende kennenlernen möchten. [smile]

@Maja
Zitat:
Jetzt ist die Frau die damals mit gebrochener Stimme zu mir "Hallo" gesagt hat, mir das liebste und ihre Stimme ist für mich normal und klar verständlich.

:) Ja, so ist es. Viele, die sich mit mir unterhalten haben, können nicht mehr verstehen, warum es am Anfang so schwierig war, mich zu verstehen. :D

Zitat:
Am meisten Unverständnis habe ich für die Hörenden Eltern die ein Gehörloses Kind aufgezogen haben, und nun nach 30 Jahren mich bewundern das ich die Sprache so schnell gelernt habe. Ich bin wütend, dass solche Eltern und Verwandten es nicht in 30 Jahren geschafft haben, sich mit ihren eigenen Kindern so auseinander zu setzen, um wenigstens die einfachsten Gebärden zu verstehen!

Tja, bei mir ist es leider auch so. Meine hd Freunde verstehen nicht, warum meine Eltern nicht gebärden können. Mir war das peinlich. Aber anderseits verstehe ich meine Eltern, dass sie mit mir nur gesprochen haben. Niemand hat ihnen was von der Gebärdensprache gesagt und sie empfohlen. Klar kennen sie diese Sprache, aber sie haben sich nicht damit beschäftigt. Nur Fingeralphabet können sie. So bin ich ohne Gebärdensprache aufgewachsen. Jetzt mit meinen Eltern in Gebärdensprache zu unterhalten funktioniert nicht, weil es eben mit der Lautsprache geht. Tja. Meine Mutti hat mal versucht, sie zu erlernen und sagte, dass sie sehr schwer ist.

Meine Meinung gleicht nicht der von Bengie. Ich sehe die Trennlinie nicht so hart wie er. Ich würde so sehen, jeder hat eine eigene Welt und kann sie vergrößern. Also kann man gleichzeitig ein Biker und Homosexueller sein, also in 2 Welten bewegen. Ein Gehörloser kann in einer Gebärdengemeinschaft und in einer Gemeinschaft für Juden sein. Deswegen ist für mich die Aussage, dass für Gehörlose alle Hörende ein Fremder ist, nicht richtig. Ein hörender Gebärdensprachler ist mit Sicherheit kein Fremder, nur um ein Beispiel zu zeigen.

@Rainbow
Ich kann deinen Gedankengang nicht nachvollziehen.



Spitzenmitglied



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yippiee:
Nun, Bengie hat doch geschrieben, es sei völlig normal, daß die Welten der Hörenden und der Gehörlosen voneinander getrennt sind und daß keiner in der Welt des jeweils anderen auftaucht, oder habe ich da etwas falsch verstanden ?
Ich habe lediglich gefragt, ob die Konsequenz aus so einer strikten Trennung bis hin zur Ablehnung der jeweils anderen nicht dann auch wäre, daß gegenseitig keine Rücksichten mehr genommen werden.

Das ist ja nicht meine Meinung; ich denke nicht, daß es so normal ist, daß von den Hörenden keiner in die Welt der Gehörlosen kommt (soviel ich das mitbekomme, trifft das ja auch gar nicht zu; es haben ja doch einige Hörende Kontakte zu Gehörlosen und umgekehrt, und verdammt nochmal, warum denn auch nicht ?).

Im Gegenteil finde ich es sehr gut und spannend, mal über den eigenen Tellerrand rauszuschauen und mir die Welt, die Ansichten, die Lebensumstände und Probleme von anderen Menschen, die anders leben als ich, anzusehen, nachzufragen und zu erfahren.

Damit wäre ich auch gleich bei Karins Frage, die, wenn mich nicht alles täuscht, mein Posting so verstanden hat, daß ich mich gegen Untertitel und Dolmis im Fernsehen ausspreche und den Gehörlosen ihre Rechte nicht gönne - richtig, Karin ? Falsch interpretiert, siehe oben. Es war lediglich eine (vielleicht sehr provokative) Fortspinnung von Bengies Gedanken, den ich damit einfach in seiner Absolutheit infrage stellen wollte.
Du bist doch auch nicht gehörlos, trotzdem tauchst Du in der Gehörlosenwelt auf - oder ?
Meine Schnittmenge - definiere Schnittmenge. Ich bin über meine Arbeit auf die Gehörlosen aufmerksam geworden, habe zwei DGS-Kurse gemacht und zu meinem Leidwesen mangels Kontakten fast alles wieder vergessen und habe hier - wo es dank Schriftsprache mit der Verständigung grundsätzlich funktioniert - eine Möglichkeit gefunden, mich trotzdem mit den Gehörlosen und ihrem Erleben zu beschäftigen, und das aus erster Hand. Darum schreibe ich hier. (Und natürlich, weil etliche hier sehr nett zu sein scheinen [wink] .)

Gruß
Rainbow


Edit:
Ich halte es im Gegenteil sogar für unabdingbar, sich auch mal in die Welt des anderen zu begeben.
Gäbe es sonst Dolmetscher oder Gehörlosenberater oder so etwas ? Und es wird doch niemand bestreiten wollen, daß es gut und wichtig ist, daß es solche Berufe gibt....



Spitzenmitglied



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    Wenn das so normal ist, mit welchem Recht verlangt Ihr dann, daß wir Hörenden diese Hörendenwelt auf Eure Bedürfnisse einstellen; Stichwort Barrierefreiheit ?
Wie soll ich das verstehen? Wie sieht eine Hörendewelt aus? Ich sehe, daß du die Ansicht hast, daß es nur zwei Welten gibt. Die Gehörlosen- und Hörendenwelt, nicht mehr!?

Ich versuche, meine Gedanken noch ausführlicher zu erklären. Rainbow, irgendeine alte Frau sitzt gegenüber dir in einem Strassenbahn. Sie fährt zurück zum Altenheim, wo sie lebt. Und du vielleicht zu einem Clubhaus. Zwischen euch gibt es zwei Welten. Ihr seid nicht in einer gleichen Welt. Eure Welten liegen weit auseinander. Es ist natürlich möglich, daß euren Welten sich annähern, wenn du Kontakt mit sie aufnimmst und mit sie unternimmst. Es gibt die Trennlinie, die zwischen dir und der alten Frau liegt. Sie geht auch weg, wenn du möchtest! =) Ich weiß nicht, wie ihr auf die "strikte" Trennung kommt. Die Leuten da draußen und ich leben eben in getrennten Welten. Was ist daran so schlimm oder so negativ? Warum müssen Menschen mit jeden anfangen? Wenn einer versucht, in andere, fremde Welt einzusteigen, ist es natürlich nicht leicht. Ich werde auch nicht so schnell ernst genommen, wenn ich plötzlich versuche, bei der Bikerwelt einzusteigen.

Wenn du, Rainbow, Bikerin bist und dein Partner ein Rocker ist, seid ihr also nicht in einer gemeinsamen Welt, wenn ihr nicht gemeinsam ausgeht. Aber eure Welten sind gar nicht weit auseinander getrennt, sondern sind durch Partnerschaft fast verschmolzen, aber leicht getrennt bleiben.

Jeder Mensch hat eine eigene Welt, besser gesagt Umgebung (oder fällt euch besserer Begriff ein?). Du und ich sind hier. In einem Gehörlosenforum. Unsere Welten verbinden sich. Durch solche Verbindungen gibt es eine große Welt, die die Welten umschließt. Bei uns ist es die die Gehörlosenwelt.

Es gibt natürlich gehörlose Biker, gehörlose Punker, gehörlose Homosexuellen. Ich bin auch nicht einer Welt, z.B. die Gehörlosenwelt, fest verbunden. Ich bin in dieser Welt halt öfter zu sehen und bin auch sehr gern dort.



Spitzenmitglied



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Hi Rainbow, nee, ich habe ganz wertneutral gefragt ohne irgendwas zu interpretieren! Was allein eine Frage auslösen kann....!

Schnittmenge, überschneiden, der in diesem Fall - sagen wir - Kulturen :-)
Was arbeitest du?

Viele Grüße
Karin



Spitzenmitglied



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Hallo Karin,

eine Schnittmenge im mathematischen Sinne habe ich mit "den Gehörlosen" als Gesamtheit nicht, sondern - genau wie bei den Hörenden - wenn, dann mit einzelnen Menschen Gemeinsamkeiten.

Ich arbeite im Sozialamt; früher habe ich dort Betreutes Wohnen, Frauenhaus, Krankenhausfälle, Krankenhauszuzahlungen, Haushaltshilfen und Existenzgründungsdarlehen bearbeitet, heutzutage nur noch Krankenhausfälle und Bestattungskosten.

Hinzu kam und kommt die Ausgabe und Weiterleitung der Anträge auf Blinden- und Gehörlosengeld sowie Hilfe für hochgradig Sehbehinderte. Das ist so eingerichtet, damit die Leute, die Probleme mit dem Ausfüllen haben oder so was, nicht extra nach Münster zum Landschaftsverband müssen, der die Anträge dann entscheidet und ggfls. auch das Geld auszahlt, sondern vor Ort einen Ansprechpartner haben.



Spitzenmitglied



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Rainbow,
zu dem Ausdruck von "getrennte Welten" moechte ich sagen. Ich habe bengie als Insider verstanden, dass es sich nicht um eine physikalische Trennung handelt, sondern um eine Verschiedenheit, so gross, dass es sich trennend wirkt. In der Gebaerde wird es auch so gebaerdet, also figurativ ausgedrueckt. Man weiss auch, dass die "Grenze" der tauben Welt nicht klar und fest umrissen ist und auch nicht geschlossen ist. Es gibt verschiedenartige Uebergaenge zwischen den beiden Welten.

Taube Leute bezahlen auch Fernsehgebuehren. Nur das RF Teil nicht. Da haben wir das Recht ueber das visuelle Teil zu meckern. Es ist kein Fernsehen mehr, wenn man fuer eine lange Zeit wegschaut und das Fernsehen trotzdem versteht. Blinde bekommen vom Fernsehen mehr als wir sehend durchs Lippenlesen. Fuer das gute Geld bekommen wir noch Mist. Weiter: fuer Musik und fuer Hoerendfilme bekommt ihr oeffentliche Mittel, aber wir fuers Theater und Filme mit GS kein Pfennig!

Zyankali,
deine Geschichte ist sehr interessant. Es war einmal ein Hoerender in meiner Schule fuer eine kurze Zeit. Der war zu lernbehindert, um in einer hoerenden Schule durchzukommen. Er brauchte nur eine kleine Klasse und mehr individuelle Aufmerksamkeit als er in der Schule erhalten konnte. Er hatte etwas GS von uns gelernt und teilte uns manchmal mit, was er hoerte.

Wie habe die taube Mitschueler dich behandelt im Vergleich zu Hoerenden? Hattest du keine Beratung gehabt? Hatten nicht deine Eltern dir helfen koennen?


Hartmut



Spitzenmitglied



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Hartmut:
Ich hatte vom Lesen u.a. auch im Taubenschlag den Eindruck bekommen, bei Gehörlosigkeit hat man automatisch eine RF-Befreiung im Schwerbehindertenausweis. Es hat da öfter mal geheißen, Ihr wärt dann natürlich auch bereit, Gebühren zu zahlen, wenn Ihr mehr vom Fernsehen mitbekämt.

Und ich hoffe, Du siehst das nicht als kleinkariert an, aber ich habe gerade schon in einem anderen Thread die Verwendung des Wortes physikalisch von Dir gelesen (Konflikte müssen nicht immer physikalisch sein).
Kann es sein, daß Du hier physikalisch und physisch (= körperlich) verwechselst ?
Nicht böse gemeint, ich dachte nur, wenn mir sowas auffällt, korrigiere ich das einfach mal, wenn da scheinbar eine falsche Wortbedeutung mit einem Wort verbunden wird.

Gruß
Rainbow



Spitzenmitglied



offline
Rainbow,
ja du hast recht mit dem Wort 'physikalisch'. Ich meinte "physisch" oder "koerperlich". Danke!

Ich weiss nicht, ob RF Befreiung jetzt vollkommen ist. Zu meiner Zeit vor 1964 war es nur teilweise, nur das Radioteil war uns befreit.


Hartmut



Spitzenmitglied



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Ja, jetzt ist die RF Befreiung vollkommen. Und natürlich wäre ich bereit,
Gebühren zu zahlen, wenn im TV komplett (80% würde mir auch reichen)
untertitelt wird.



Neuling



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@bengie: Dir gebe ich gerne Recht.
Meine Meinung nach,würde ich mich auch gerne freuen,wenn im TV mehr Untertitelt wird.Weil zb.wenn die Hörenden alles verstehen können und lachen auch ab und zu mal,dann würden die Gl´s auch gerne wissen,worüber hast du gelacht?Das ist die erste Frage,wo dann leider kein Witz mehr ist,so habe ich Erfahren.Ich bin auch nur mit Hörenden aufgewachsen,bin selbst Schwerhörig und verstehe auch nicht alles und wird einem ärgerlich wenn man nicht alles versteht. [crap]



Neuling



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Hallo !

Ganz am Anfang wurde ja gefragt "Wie seid ihr in die Welt der Gehörlosen geraten?". Ich habe mir die ersten Mails durchgelesen, aber inzwischen haben so viele geschrieben, dass ich mir gar nicht sicher bin, ob sich jetzt noch jemand die aktuellen Antworten dazu durchliest. Ich werde trotzdem einfach mal meinen Senf dazu geben [wink] .

Ich bin hörend und habe mich vor kurzem hier eingeloggt.
Früher hatte ich keinen Kontakt zu Gehörlosen und auch ansonsten keine Ahnung von der Gl-Kultur oder von der Gebärdensprache. An einem Tag bin ich so durch das TV-programm geseppt. Irgendein Film fing gerade an. Ich habe ihn mir angeschaut. Es war der Film "Gottes vergessene Kinder". Als der Film zu Ende war, stand für mich fest, das ich auf jeden Fall die DGS erlernen werden!!
Ja, ich weiss, das sagen viele Hörende und lernen sie dann doch nicht. Ich habe sie gelernt - angefangen habe ich vor 6 Jahren.

Vorallem im Internet habe ich mich über die Gebärdensprache, Gl-Kultur, etc. informiert und festgestellt, das es so vieles gibt, was Hörende überhaupt nicht wissen (z.B. das es eine GL-Kultur gibt, und vieles, vieles mehr).
Da es zu dieser Zeit nur wenige DGS-Kurse gab und diese alle schon überfüllt waren, habe ich zuerst die LBG gelernt (1. & 2. Kurs). Als es wieder neue Kurse gab, habe ich zuerst bei der VHS und dann im GL-Zentrum die DGS-Kurse besucht (inzwischen 1. - 6. Kurs).
Inzwischen beherrsche ich die DGS ganz gut (natürlich nicht perfekt). Wenn die weiterführenden Kurse zustande kommen, werde ich auch weitere Kurse besuchen.

Im Gegensatz zu anderen Hörenden fällt mir das Erlernen der DGS sehr leicht. Vereinzelt habe ich auch die Möglichkeit Gebärden im Beruf zu benutzen (ich arbeite im Kitabereich).

Als ich den Film "Gottes vergessene Kinder" gesehen habe, hatte ich das Gefühl, als wenn mich die Gebärdensprache und alles was damit zu tun hat, magisch anzieht - wie ein Magnet. Das hat sich bis heute nicht verändert! Ich bin oft beim Gebärdenklatsch (Berlin, Cafe Toronto) und auch bei anderen Veranstaltungen (z.B. Deaffilmfestival), aber es ist leider extrem schwierig längerfristigen Kontakt zu Gehörlosen zu erhalten.

So viel zu meinem Senf [wink]
Bin auf Euren gespannt.

Gruß
Cat-81



Zuletzt geändert von Cat-81 am 31.03.2007, 18:24:00, insgesamt 1-mal geändert.

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soooo erstmal möchte ich mich vorstellen. bin hd,männlich und komme aus taucha bei leipzig und 27 jahre alt.

habe irgendwann im jahr 2000 im schwimmbad nen shkumpel kennengelernt, von dem ich erst dachte er kann nur net gut sprechen, bis ich gesehen hatte dass seine mutter ihm zeichen gemacht hatte. [ops] <<so doof hatte ich geschaut, wusste net dass es GS gibt. und da am anderen tag sein gl kumpel da war aber mein sh kumpel net, konnte ich mit gl net kommunizieren. hatte nur die gebärde licht richtig deuten können weil sie offensichtlich war.
seitdem hab ich mich mit GS auseinandersetzen wollen (abgesehen kann ich mich schriftlich besser ausdrücken als mündlich) mit mäßigem erfolg. das buch was ich hab is net gut aber fingeralphabet kann ich auswendig (wenigstens was :D ) naja und praxis mit meinem kumpel fehlt. ich verstehe GS schlecht so schnell soviele infos und er will ja sprechen lernen .
auch meine ex (auch sh) damals wolt mir nix beibringen sie sagte: [finger] <<<das da reicht
tolle wurst dacht ich
bin über wikipedia auf viselles denken. de gestoßen und auf taubenschlag und von dort hierher.

soviel dazu bin auf antworten gespannt :D


Für den Frieden kämpfen ist wie für die Jungfräulichkeit vögeln!



Neuling



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Hallo! :D

http://www.gl-cafe.de/viewtopic.php?t=20217
CrAzY_AnGeL hat geschrieben:
wie seid ihr in die welt der gehörlosen geraten ? *neugierig* [roll] habt ihr davor etwas gehört ?? wie ist unser "ruf" ??


Ich bin „hörend“ aufgewachsen…meint: der Schall wird von den Hörnerven korrekt ans Gehirn geschickt. Dort allerdings? Nun, seehr oft während der Kindheit und auch bis heute ist es so, dass ich „Bahnhof“ verstehe. Inzwischen gibt es Diagnose „Zentrale Hörverarbeitungsstörungen“. Wirkung ist ungefähr wie schwerhörig, aber Hörgeräte bringen da nichts. Nur Hörtraining, wenn man will.
Meine Seh-Verarbeitung ist ähnlich..auch da gibt es Verarbeitungsstörungen…und im Tasten, Schmecken, Riechen auch. Alles wird zuviel ans Gehirn geschickt und kann dort nicht richtig verarbeitet werden.

Seit Jahr 2000 gibt es in Deutschland für Betroffene wie mich eine Diagnose: Asperger-Autismus.

Ich bringe jetzt also erstmal meine Seh-Verarbeitung (visuell) in Ordnung. Dabei hilft mir das Training der DGS ganz prima.
Ich konnte ja auch Kontakte zu anderen Menschen nie aushalten. Also konnte ich keine Freundschaften bauen. DGS lernen hilft mir nun auch, Sozial-Regeln zu üben und Freundschaften in der GL-Welt zu bauen.

Als Kind hatte ich einen Lebensbericht gelesen über Helen Keller (taubblind). Da war von so vielen Grenzen die Rede, wie ich sie ja auch im Alltag erlebte. Ich sah zwar, aber erkannte vieles nicht. Ich hörte zwar, aber verstand so wenig. Mein Tasten ergab so wenig Sinn in meinem Denken. Als Helen Keller ein Kind war, dachten die Leute, sie würde (weil nun taubblind) immer ein Leben als Schwachsinnige führen müssen. Aber stimmte nicht. Anne Sullivan kam dazu, war ihre Lehrerin. Helen Keller konnte studieren.

Ich hab vor ein paar Jahren das Buch von Emanuelle Laborit gelesen „Der Schrei der Möwe“. Sie spricht von der Glaswand, die sie von den Hörenden trennt. Genauso ging mir das auch. Alle Autisten erleben im Alltag ständig etwas, dass sie GLASWAND nennen. Wir sind dann von der Kommunikation mit Anderen (Hörenden, gl/sh egal) abgeschnitten. (diese „Glaswand“ ist nicht real da, sondern fühlt sich nur so an. Man könnte auch „Plastiktüte über die Haut gezogen“ sagen…oder „Aquarium“).

Und hihi…“reale Glaswand“ ist nun etwas, dass GL / Gebärdensprecher kaum von der Kommunikation abhält. Das zu sehen und selbst mitmachen zu können, ist für mich eine groooosse Erleichterung. Ganz grosse Freude! :D

Nächster Grund: Mein jüngerer Sohn ist schwerhörig. Ihm möchte ich Angebot geben, sich für Lautsprache oder Gebärdensprache nach Gelegenheit zu entscheiden. Im Alltag ist es einfach klasse, wenn wir das Hören einfach abschalten können. In der SBahn oder im Schwimmbad oder im Restaurant. Überall wo es chaotisch-laut ist für Lautsprache können wir gebärden. Leider will mein Sohn derzeit nicht gebärden. Er will hören können…und „ganz normal“ sein (nicht schwerhörig). Er ist ja auch Asperger-Autist wie ich. Es wird noch Zeit brauchen, bis er da klarkommt.

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Rainbow hat geschrieben:
Übrigens hatte man mir vorher sogar eher geraten, NICHT mitzuschreiben, sondern einfach hinzusehen, weil es vor allem wichtig wäre, ein Gefühl für die Gebärdenspra-che zu bekommen. Insofern war ich etwas erstaunt, hier Nayumas Schilderungen aus ihrem DGS-Kurs zu lesen....


Mein erster DGS-Lehrer war Gunter Trube (damals noch Puttrich-Reignard). Er hatte sich auch lustig gemacht, über meine Notizen. Da ich nahezu alles autodidaktisch lerne, ist mir egal, was ein Lehrer mir sagt. Ich musste es ja immer selbst schaffen, mir den Lernstoff zu erarbeiten. Irgendwie hat das Gunter nach ner Weile auch verstanden. Heute ist er der bisher einzige Lehrer, von dem ich nun direkt lernen kann. Ich bin sehr froh, dass ich von Gunter lernen darf! :D

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Rainbow hat geschrieben:
Nur mußte ich mir erstmal, wenn ich die Gebärde gesehen habe, eine Umschreibung dafür ausdenken, die dann zu Papier bringen, und bis ich damit fertig war, war der Dozent schon weitergegangen und ich hatte einiges verpaßt. Zum Teil hat er dann die Gebärde in der nächsten Stunde auch anders gezeigt, als ich es mir notiert hatte ....also es ist schon leichter, wenn ein Wort einfach nur mit einem anderen Wort übersetzt wird und man das dann lernen muß.

Hmm, Gunter hatte uns zwar gleich in DGS1 gesagt, dass es in der DGS keine „Hochsprache“ gibt, sondern nur Dialekte (ca 50). Aber was das wirklich bedeutet, hat man als „Nur-Lautsprachler“ ja keine Ahnung von!

Wenn man DGS lernt, ist glaub eine der ganz grossen Hürden, dass ja nicht nur eine neue „Sprache“ erlernt werden soll (analog zu Laut-Fremdsprache), sondern dass ein ganz neues Gebiet im Gehirn nun zuständig sein soll, um Sprache zu verarbeiten….und das auch noch in ziemlich hohem Tempo! Die Nervenzellen müssen da also erstmal ne Weile wachsen, um dann ihre Aufgaben leisten zu können.

Die nächste, aber parallele Hürde beim DGS lernen ist glaub ich, die Toleranz wegen der Dialekte aufzubauen. Ich glaub jeder Lautsprachler aus fremden Landen würde eine absolute Krise kriegen, wenn er 50 deutsche (Lautsprach-)Dialekte mehr oder weniger parallel lernen sollte! Stellt Euch mal einen russischen oder spanischen Lautsprachler vor, der keine deutsche Hochsprache lernt..sondern Bayrisch, daneben Sächsisch, daneben friesisches Platt, daneben Hessisch, daneben Berlinerisch….usw. Das dauert unglaublich lange, bis man da den Durchblick kriegt! In den Kursen ist es jedenfalls so, dass jeder neue DGS-Dozent mit grösster Selbstverständlichkeit seinen EIGENEN Dialekt mit einbringt…und erwartet, dass wir Kursteilnehmer das nun verstehen. Wir Kursteilnehmer haben zuvor meist bei verschiedenen Dozenten Unterricht gehabt, kennen darum ganz verschiedene Dialekt-Gebärden. Das dauert lange, bis da eine Kommunikation möglich ist.

Die nächste Hürde beim DGS lernen (Problem derzeit geringer werdend): Man bekommt gesagt, es gäbe keine Schriftsprache in der DGS. Stimmt ja auch. Aber sonstiges Material um zuhause lernen zu können?....Lautsprachler sind vom Lernen anderer Fremdsprachen gewohnt, dass sie Arbeitsmaterial mit nachhause nehmen können…und dieses ist dann zuverlässig!

Die nächste Super-RIESEN-Hürde: Da hat zum Beispiel ein Lautsprachler bisher tapfer die Kurse DGS 1-3 durchgestanden…..hat sich viele der Gebärden-Vokabeln eingeprägt und denkt, er könne nun „gebärden“…Ergebnis: Irrtum!...grins
Wenn man viel Glück hat, gerät man in einen Gebärden-Stammtisch. (hier Erlebnisberichte von vielen Malen Teilnahme in Berlin-Friedrichstrasse, Cafe Hands Up und Cafe Persil, sowie Crellestrasse Cafe Toronto). Aber da sind dann meist die Hörenden unter sich. GL, die dazu kommen? Nun, da gibt es dann meist die „übliche“ Trennung. Die Hörenden, die schon etwas besser gebärden können, die werden als „Hilfs-Dolmetscher“ rangezogen. [roll]

Man braucht als Hörender da also viel Geduld, um die eigene Gebärdenkompetenz auszubauen. Ich hab einen Tread gebaut in GL-Kultur. Titel: „Gebärdenkompetente Hörende in der GL-Kultur: Regeln was?“
Link zum Tread: http://www.gl-cafe.de/viewtopic.php?t=33371

Bitte schaut mal, ob Ihr was dazu schreiben könnt. Wäre toll!
Es könnte den jetzigen DGS-Anfängern gewaltig helfen, einen Einstieg in die GL-Kultur zu finden, wenn die gewünschten Regeln im Umgang mit Hörenden da klarer wären. Was meint Ihr? [wink]


Lg von biene63



Spitzenmitglied



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Biene63,
dein Deutsch ist hervorragend trotz deinem Asperger Syndrom und deiner Hoerverarbeitungsstoerung!

Eine Frage apropos deines Lernens von DGS-Zeichen: Machtest du oft am Anfang die Bewegungen spiegelverkehrt und dein Lehrer musste dir immer wieder eine Gebaerde vormachen, bis du endlich die Bewegung und Handkonfiguration richtig zusammen bekommst?

Zweite Frage: wie ist dein Gebaerden jetzt nach vielen Kursen und Begegnungen mit tauben Gebaerdlern?


Hartmut



Neuling



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Hallo Hartmut!

Hartmut hat geschrieben:
Biene63,
dein Deutsch ist hervorragend trotz deinem Asperger Syndrom und deiner Hoerverarbeitungsstoerung!

Danke. freu :D

Hartmut hat geschrieben:
Eine Frage apropos deines Lernens von DGS-Zeichen: Machtest du oft am Anfang die Bewegungen spiegelverkehrt und dein Lehrer musste dir immer wieder eine Gebaerde vormachen, bis du endlich die Bewegung und Handkonfiguration richtig zusammen bekommst?

Ja total! [confused]
Aber diese Antwort ist noch viel weitreichender, als Du vermutlich erfragt hattest. Was meine ich?

Bei Betroffenen von ADS und (Asperger-)Autismus ist eines der typischen Zeichen die dauerhafte körperliche Ungeschicklichkeit (Dyspraxie).
Fällt mir ausgesprochen schwer, Bewegungen zu lernen…also korrekt abzuspeichern, zu erinnern und dann gezielt abzurufen. ABER: Die DGS hat mir nun meine Bewegungen per Gebärden-Vokabeln getauft. Ich kann die Vokabeln nach Handform/ Handstellung sortiert gut erinnern. Auch „Nicht-Gebärden“ kann ich auf diese Weise zunehmend erinnern. Früher war das unmöglich.

In meinem Kopf ist für den Gebärdenraum das Bewusstsein eines dreimensionalen Koordinaten-Systems entstanden. Da hinein kann ich die Gebärden-Vokabeln nun gut verorten...die Bewegungsausführung nach Richtung und Tempo auch gut erinnern.


Hartmut hat geschrieben:
Zweite Frage: wie ist dein Gebaerden jetzt nach vielen Kursen und Begegnungen mit tauben Gebaerdlern?

Hörende geben mir oft als Reaktion, ich würde beim Gebärden „sehr sicher“ wirken.
Es gibt GL, die mich ebenfalls für gl halten, weil ich ziemlich ausgeprägte Mimik habe.
Mein Wissen wegen Gebärden-Vokabeln ist recht umfangreich. Denn Vokabeln zu lernen fällt mir sehr leicht, bei allen Sprachen.

Sehr viel schwieriger ist es immer noch hier:

- Fingeralphabet ablesen. Da mach ich den gleichen Lese-Lern-Prozess durch wie als Klein-bzw Schulkind. Üblicherweise hol ich mir aus den Texten die Buchstaben aus allen Zeilen zusammen, bis der Text einen Sinn ergibt, der zum Titel passt. Das klappt beim FA-Absehen aber nicht…..hmmm

- Rollenwechsel erkennen…also die handelnden Personen aufgrund der Änderung der Körperhaltung erkennen-zuordnen. Noch schwerer ist für mich die Eigenproduktion von Rollenwechsel. Wenn nur zwei Rollen zu wechseln sind, geht es inzwischen manchmal…aber arg langsam. Mehr Rollen sind noch nicht machbar. Sehr problematisch ist die Koordination von Diagonalen im Raum und die Beibehaltung von festem Index (die verschieb ich gern mal mitten im Gebärdensatz).

- Oberproblematisch: den Blickkontakt mit dem anderen Gebärdensprecher beibehalten, wähend ich grad gebärde. Das ist mir derzeit noch unmöglich! Ich kann sehr gut dem anderen Gebärdensprecher jetzt ins Gesicht schauen, auch in die Augen….halt solange der grad aktiv ist. Aber beim Selbst gebärden? Hmm. Da gibt es eine analoge Stelle zu meiner Lautsprachlichkeit früher. Was meine ich? Früher musste ich mir für „spontane“ lautsprachliche Sätze in meinem Kopf ne Art Textband aufbauen und beschriften. Von diesem inneren Band hab ich dann abgelesen. Sowas mach ich nun analog beim Gebärden. Da hab ich mir einen Gebärdenraum gebaut…und mach mir ne Art Real-Video. Dieses Real-Video in meinem Kopf kopiere ich und bring den Sinn nach aussen.

- Nochmal schwieriger wird es, wenn ich in ner gemischten Situation bin, also „Nur-Lautsprachler“ und Gebärdensprachler gemeinsam am Gespräch beteiligt. Leider ist es so, dass mein Gehirn der Lautsprache derzeit noch den Vorrang gibt, obwohl mir das Verstehen schwer fällt. Aber in Reims hab ich beim Clin d´Oeil mal geschafft, ca für 5 Minuten „zu dolmetschen“. Zwar in ner Art LBG. Aber dann gleich von Lautsprache Englisch rüber in die deutsche Gebärde.

- Seeehr schwierig ist es, anderen GL erklären zu wollen, was los ist bei mir. Das hab ich eigentlich aufgegeben, da was verständlich zu machen. Die meisten Hörenden kapieren ja auch nicht, wie Sinnesverarbeitung abläuft. Und verstehen darum nicht, wie da wohl irgendwelche Problematik sein mag. Ich hab noch nicht die GS-Kompetenz um angemessen erklären zu können, was los ist bei mir. Ist dann also viel Rätselraten im Kontakt!

Herzliche Grüsse von biene63




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