Nachdem um uns etwas still geworden ist, möchte ich nun ein Lebenszeichen geben.
Wir haben in den letzten Monaten viel gearbeitet. Momentan beschäftigen wir uns mit folgende Themen:
-Gebärdensprache und hörgeschädigte Kinder
Problem: Gehörlose Kinder gibt es in der ursprünglichen Form kaum noch. Ärzte nehmen bei Kleinkindern das Wort „gehörlos“ so gut wie nicht mehr in den Mund. Das Kind ist hochgradig schwerhörig, resthörig oder hörgeschädigt. Mit dieser Definition wird der Weg dieses Kindes vorgezeichnet. Es durchläuft den Weg eines schwerhörigen Kindes. Sollten seine Hörfähigkeiten mit Hilfe der Hörgeräte nicht ausreichen, wird es mit einem CI versorgt. Zu einem Kind mit einem CI sagt kaum einer „es ist gehörlos“. Der Weg eines CI-Kindes ist in Deutschland mit dem eines schwerhörigen Kindes vergleichbar. Fazit: Gehörlose Kinder gibt es nicht oder sie sind nur eine Randerscheinung. Hörgeschädigte Kinder wachsen in der Regel ohne Gebärdensprache auf, da die Ärzte und Eltern das Erlernen der Gebärdensprache kategorisch ablehnen. Sie befürchten, mit dem Erlernen der Gebärdensprache würden diese Kinder die Motivation verlieren, die Lautsprache zu erlernen. Vielleicht sind für sie die Kinder mit Gebärdensprache nicht „normal“ und wünschenswert. Die hörgeschädigten Kinder verstehen sich nicht als gehörlos und können sich nur wenig damit identifizieren, da sie mit anderer Bezeichnung (schwerhörig, resthörig, hörgeschädigt) aufwachsen und immer über Hörreste verfügen. Daraus resultieren sich zwei große Problembereiche:
1. Kinder ohne Gebärdensprache haben in der Regel größere soziale und kommunikative Probleme.
2. Die Gebärdensprach- bzw. Gehörlosengemeinschaft ist in ihrer Existenz gefährdet, die für die psychische Stabilität gehörloser Menschen wichtig ist.
Wir arbeiten daran, die Ärzte, Eltern usw. zu überzeugen, dass hörgeschädigte Kinder die Gebärdensprache von Anfang an brauchen. Wir haben hier schon einiges zusammen getragen. In dieser Sache werdet ihr in der nächsten Zeit von uns was hören.
- Definition Gl
Wir diskutieren intern, die Bedeutung des Begriffes "gehörlos" zu erweitern. Der Grund ist, dass der klassische Gehörlose – vor dem Spracherwerb ertaubt und in der Gehörlosenschule groß geworden – es in Zukunft immer weniger geben wird. Viele hochgradig Schwerhörige und Resthörige benötigen weiterhin die Gebärdensprache und die Gehörlosengemeinschaft. Doch können sie sich mit dem heutigen Begriff „gehörlos“ nicht identifizieren. Sie fühlen sich nicht dazu gehörig und tun sich schwer, Zugang zur Gehörlosengemeinschaft zu finden. Von daher ist es an der Zeit, den Begriff „gehörlos“ eine weiter gefasste Definition zu geben.
Gehörlos sollen all die Menschen bezeichnet werden, die aufgrund ihrer Hörbehinderung vorwiegend in der Gebärdensprache kommunizieren und Teil der Gehörlosengemeinschaft sind. Dadurch wird deutlich, dass nicht nur die vor dem Spracherwerb ertaubten Menschen, sondern auch die hochgradig schwerhörigen die Gebärdensprache benötigen und Teil der Gehörlosengemeinschaft sein können. Nur so können sie auch Identifikationsfiguren für die jungen Hörbehinderten sein. Den Pädagogen und Ärzten wird dadurch deutlich gemacht, dass „gehörlos“ keine falsche Erziehung ist, sondern die bewusste Entscheidung für die Gebärdensprache als wichtiges Kommunikationsmittel und für die Gehörlosengemeinschaft. Mit der Gebärdensprache ist eine entspannte, vollständige Kommunikation möglich und mit der Gehörlosengemeinschaft gib es ein Ort, wo man Kräfte neu tanken kann, um in der von der Lautsprache dominierten Welt bestehen zu können.
Der neue Gehörlosenbegriff kann die Tür für die jungen hörbehinderten Menschen öffnen, die Gebärdensprache zu erlernen und Teil der Gehörlosengemeinschaft zu sein.
- Kulturtage in Köln
Wir sind schon am Organisieren für die Kulturtage. Termin ist vom 21. bis 23. August 2008. Ihr könnt das schon mal notieren. Programm ist in Arbeit, Veranstaltungsräume gefunden, Finanzierung wird geklärt.
- Gl am Arbeitsplatz
Die Anforderungen am Arbeitsplatz ist in den letzten Jahrzehnte enorm gestiegen. Man erwartet von den Arbeitnehmern immer größere Flexibilität und mehr Können. Die gl Menschen haben zusehend immer schwerer, einen Arbeitsplatz zu bekommen oder zu behalten, weil die Kommunikation ein wichtiger Faktor am Arbeitsplatz ist. Wir wollen schauen, welche Hilfsmittel Gl am Arbeitsplatz brauchen, um den Anforderungen des Arbeitgebers gerecht zu werden. Die Gl, die Integrationsämter, die Arbeitgeber wissen nur wenig über technische Möglichkeiten. Wir arbeiten an einem Projekt, um Lösungen aufzuzeigen.
- SGB IX
Seit 2002 gibt es mit den Änderungen des SGB I und SGB X das Recht der Hörbehinderten auf Kommunikation in Gebärdensprache mit den Sozialleistungsträgern (Krankenkassen, Arbeitsagenturen, Sozialämter usw.) und bei Ausführungen der Sozialleistungen (Arztbehandlungen, Krankenhaus, Kuren, Umschulungen usw.). doch nur wenige Gl nehmen dieses Recht in Anspruch, weil nur wenige von ihren Rechten wissen oder die Leistungsträger davon nichts wissen und den Gl das Leben schwer machen. Hier wollen wir ein Ratgeber veröffentlichen, in dem die Rechte genau beschrieben stehen. So können sowohl Gl als auch die Leistungsträger (Krankenkassen Arbeitsagenturen usw.) nachlesen, wann sie einen dolmetscher in Anspruch nehmen können und wie der Ablauf ist.
- Barrierefreies Internet und Fernsehen
Wir arbeiten daran, dass das Fernsehen mehr Untertitelung und Gebärdensprache anbeitet. Und die Internetseiten sollen auch vermehrt in Gebärdensprache zu lesen sein. Auch unsere eigene Homepage wollen wir in DGS anbieten. Doch fehlt es uns an technischen Möglichkeiten, die wir versuchen, zu bekommen.
- Gütesiegel
Auch arbeiten wir daran, einen Gütesiegel für Einrichtungen, die für gl Menschen eine Diesntleistung anbieten, zu entwickeln. Damit will der DGB Einrichtungen auszeichnen, die vorbildich für gl Menschen sind.
Das sind im Moment einige unsere Arbeitsschwerpunkte. Wir sind 3 Mitarbeiter, die neben diesen Schwerpunkten auch die Verwaltungsarbeiten machen müssen, Anfragen beantworten, Seminare organiseren, Finazierung sicherstellen, Zeitschrift herausgeben usw.
Rundschreiben
Wir geben ein Rundschrieben heraus, in dem über unsere Arbeit genau geschrieben wird. Wer interessiert ist, das Rundschreiben zu bekommen, kann förderndes Mitglied des DGB werden. Fördermitglieder bekommen immer unser Rundschreiben und unterstützen dabei auch unsere Arbeit. Wer möchte, kann sich
http://www.gehoerlosen-bund.de/download ... person.pdf herunter laden und an uns schicken. Wäre schön, wenn ihr auch in Euer Familie und Bekanntenkreis für uns werben könnt. Je mehr unsere Arbeit unterstützen, umso mehr können wir auch leisten und umsetzen. Ich möchte in Zukunft nicht 3, sondern 100 Mitarbeiter haben. Nur so kann der DGB vernünftig arbeiten.
Gruß
Thomas