@Hartmut, Deine Beiträge sind immer wieder ... erhellend in Bezug auf die Macht der Autosuggestion.
Es gibt in meinen Augen drei recht deutliche Hinweise auf den missionarischen Charakter Deiner Beiträge.
1.) Die inflationäre Verwendung des Wörtchens "wir" - ohne dass Du dazu in irgendeiner Art und Weise legitimiert wärst. Sprich doch mal für Dich selbst und verstecke Dich nicht hinter diesem "wir". Deine Argumente werden nicht besser, wenn Du meinst, sie mit "wir" unterstützen zu müssen.
2.) Dein doch extrem freier Umgang mit der Bedeutung der Worte und die nahezu willkürliche Uminterpretierung ihrer Bedeutung. Nein, sorry! Willkürlich ist das nicht. Innerhalb Deines ideologischen Systems ist das schon alles ziemlich logisch. Nur dass dieses ideologische System meines Erachtens auf tönernen Füßen steht.
3.) Deine Abneigung gegenüber Fakten und das Ausblenden und/oder Verdrehen derselben. Kleines Beispiel: Die Rechnung bzgl. der Kosten für das CI bzw. den Dolmetscher. In dem von mir zu Grunde gelegten Beispiel ging ich von einem ertaubten Erwachsenen aus - da ist nix mit zusätzlichen Dolmetscherkosten. Und die Kosten für die Reha wurden ebenfalls schon berücksichtigt. Selbst wenn man davon ausgeht, dass alle 4 Jahre eventuell noch eine stationäre Reha gemacht wird, kann man sich bei Dolmetscherkosten von 500 Euro pro Woche leicht überlegen, dass das immer noch günstiger ist. Gleiches gilt für die Batteriekosten, die wir auch noch dazu rechnen. Gehen wir davon aus, dass die Batterien (3 Stück pro CI) 3,5 Tage halten - macht pro Woche 6 Batterien a 1,50 Euro (was die teuerste Variante ist). Macht 6 x 1,50 Euro = 9 Euro pro Woche für Batterien! In Anbetracht der Tatsache, dass die Dolmetscherkosten für eine Woche bereits 500 Euro betragen besteht da eine Diskrepanz von 491 Euro pro Woche! Wie Du auf einen angeblich doppelt bis dreimal so hohen Betrag kommst ... erschließt sich nicht. Tue doch mal Butter bei die Fische und werde konkret.
Zweites Beispiel: Meine Ausführungen zum Vergleich zwischen Taubheit und Ebola hast Du immer noch nicht verstanden und verdrehst sie - nicht willkürlich, weil Deine Verdrehung schon in Dein System passt. Du übersiehst auch geflissentlich, dass ich immer die Meinung vertreten habe, dass man Kindern, wenn man ihnen ein CI implantiert (wobei ich da auch keinen Automatismus sehe) auch die Gebärdensprache anbieten sollte. Übersehen wird auch, dass dies inzwischen auch von der DCIG getan wird (z.B. Frau Jung in einem Experten-Chat im Hörwerk im Juni diesen Jahres). Stattdessen wird immer und immer wieder behauptet, dass angeblich propagiert werde, CI und Gebärdensprache schlössen einander aus. Nun, hier sähe ich jetzt doch gerne mal
aktuelle Belege, also Äußerungen, die nach 2005 getätigt wurden. Ich will nicht bestreiten, dass man Anfangs so argumentiert hat. Ich frage mich nur, ob so immer noch argumentiert wird - und zwar in nachvollziehbarer Art und Weise und nicht irgend etwas, was man mal irgendwo gehört hat. Ferner wüsste ich dann auch gerne, ob es Belege dafür gibt, dass diese Ansicht irgendwie eine Art "
common sense" unter den entsprechenden Wissenschaftlern ist. Ich habe bislang keine derartigen Hinweise gefunden, ohne nun die gesamte Literatur überblicken zu können.
Vermutlich willentlich hast Du auch folgende Äußerung mißverstanden:
Zitat:
Ich bin sicher, dass diese Debatte in 10, 15 Jahren für Kultur- und Technikhistoriker hoch interessant sein wird, um die diversen Prozesse, die bei der Akzeptanz einer Technologie eine Rolle spielen, zu analysieren.
Wo habe ich da etwas von Audismus geschrieben? Die Bemerkung war völlig allgemein gedacht. Ich gehe davon aus, dass sich in den nächsten 10 bis 15 Jahren ein Konsens über das CI bilden wird - wie immer der auch aussehen mag. Man wird dann die Debatten die derzeit laufen analysieren im Hinblick darauf, welche Prozesse, Interessen etc. pp. eine Rolle spielen, um die Akzeptanz einer Technologie zu bewirken.
Aber kommen wir doch mal "back to the roots" und fragen, was eigentlich gegen das CI spricht. Verkürzt sind dies im wesentlichen drei Argumente die immer gebracht werden. Zum einen das Risiko und der ungewisse Erfolg des CIs. Diese können aber nur im Einzelfall diskutiert werden. Bedingt durch den medizinisch-technischen Fortschritt muss auch konstatiert werden, dass das Risiko geringer geworden ist und die Erfolgsaussichten besser. Nichts desto trotz ist es meines Erachtens immer geboten, dass tauben Kindern auch die Gebärdensprache angeboten wird (Hierbei möchte ich aber doch noch mal auf meine bereits mehrfach und bislang unbeantwortete Frage hinweisen, was nämlich die Gl-Gemeinschaft tut, um den Weg "Gebärdensprache" wirklich sinnvoll gehen zu können? Gibt es Konzepte und Möglichkeiten, Eltern gehörloser Kinder oder auch spätertaubten Erwachsenen die Gebärdensprache beizubringen?). Außerdem ist meines Erachtens zwingend zu beachten, dass immer nur Einelfallentscheidungen gefällt werden können.
Kommen wir zum dritten Argument, dem Kultur-Argument, das sich in verschiedenen Gewänder kleidet, letztlich aber immer auf einen Nenner gebracht werden kann: Gegen das CI spricht, dass dann eine Kultur ausstürbe. Mal abgesehen davon, dass dies weder zu belegen ist, noch ein realistisches Szenario ist, ist es ein unstatthaftes Argument, weil man nicht über das Schicksal eines einzelnen, individuellen Menschen entscheiden kann, in dem man auf die Interessen einer Gruppe verweist. Aus diesem Grunde, komme ich zu der Aussagen, die Audismus-Theoretiker sähen nur ihre Theorien, nicht aber den einzelnen Menschen dahinter. Es ist ja schon bezeichnend, dass die zwei wesentlichen Argumente, die man eventuell gegen das CI haben könnte hier so gut wie nie genannt werden.
Interessant ist noch Hartmuts letzte Frage, weil sie - mal wieder - deutlich zeigt, wes Geistes Kind er ist. Er fragt:
Zitat:
Pnin, ehrlich, möchtest du, dass die Taubheit weiter in der Menschheit existiere und glaubst du ersnstlich, dass sie zur menschlichen Vielfalt beitrage und zu erhalten sei?
Was will der "Denker" uns damit sagen. Ganz ehrlich, ich weiß es nicht! Ich war bislang immer davon ausgegangen, dass es besser ist, etwas zu können, als etwas nicht zu können! Ist jemand stolz darauf, kein Spanisch, Türkisch oder Finnisch zu können?
Mich würde auch interessieren, was für Konsequenzen Hartmut daraus zieht, wenn jemand ernstlich sagte, Taubheit sei es wert, erhalten zu bleiben? Wollen wir demnächst Quoten einführen und die gehörlosen Kinder abzählen: du bekommst ein CI - du, du und du "darfst" taub bleiben - du bekommst ein CI - du, du und du darfst taub bleiben ....????? Es ist wieder ein Beispiel dafür, dass Hartmut et al. die Interessen der "Gehörlosengemeinschaft" als solche, als Gruppe, höher bewerten als die Interessen des einzelnen Kindes.
Um es ehrlich zu sein: Nein, ich möchte nicht, dass Taubheit um ihrer selbst Willen weiter existiert. Sie existiert und es ist jedem selbst überlassen, welchen Weg er benutzt, damit zu leben - aber bitte: Stülpt Eure (Hartmut und sein obskures Wir) Ansicht über das Leben nicht anderen über. Genau das geschieht hier nämlich!
Pnin