@Deafmax,
ich glaube nicht, dass die Teenager, die in fehlerhaftem Deutsch simsen, auch so sprechen. Das Tippen auf die Ziffern einer Handy ist zu muehsam, um die "unnoetigen" Partikeln alles mit dem Daumen mitzutippen. Daher das Auslassen.
@Hans Busch,
deine Sprachlogik erhellt und ist unschlagbar. Daher ist meine Verwendung von
"Ich bin deutsch" zu verstehen. Leider hat Pyros meinen Punkt nicht erfasst, dass das Wort, obwohl dessen Gebrauch in diesem Satz ungewohnt fuer Deutsch-Muttersprachler ist, aber syntaktisch dennoch grammatisch korrekt, eine ethnische Bedeutung hat, das im Satz
'Ich bin taub' zur Anwendung kommt. Auch leider hat der Yakker nicht verstanden, worum der Satz
'ich bin taub' unumstritten ist. Ralf Raule laesst ihn jedesmal gruessen, wenn er irgendwas zu einem Posting schreibt!
@Snowcat,
Zitat:
wer nicht sprechen kann, oder nur sehr schlecht -
Diese Gruppe werden Sprachbehindert, Sprachgestört, etc. genannt.
Naja, das ist ein Beispiel des sprachlichen Audismus im Deutschen. Das habe ich in Wiesbaden erwaehnt. Unaudistisch heisst es richtig: spr
echbehindert, spr
echgestört. Jedoch ist diese Bezeichnung noch falsch. Hinter diesen Begriffen steckt eine organische Stoerung ganz anderer Art als die Unfaehigkeit, eigenes Sprechen auditiv zu kontrollieren.
Es geht nicht um, wie wir genannt werden sollen, sondern in unserer Selbstbezeichnung und Benutzung von Woertern. Wie wir uns bezeichnen erfordert keine Buerokratie und hilft zu verstehen, was wir sind.
@bengie,
das ist nicht gebaerdensprachbehindert, sondern einfach gebaerdensprach-inkompetent oder gebaerdensprach-unwissend. Gebaerdenspr
echbehindert ist jemand, wer mit den Haenden und Fingern nicht gut bewegen kann. Gebaerdenspr
achbehindert ist jemand, wer wegen organischer Schaedigung im Gehirn die GS nicht gut lernen kann, also eine Art von Lernerschwerung. Aber dein Punkt ist gut, warum sollten uns "Sprachbehinderung" nachgesagt werden, auch wenn es nicht stimmt! Daher ist das Retort gut zu jemandem, der dieses Wort ueber uns benutzt "Sie sind auch sprachbehindert. Sie koennen nicht gebaerden."
@TW1, das ist ja gerade worauf Deafhood oder positives Taubsein hinarbeitet: Selbstbefreiung von internalisiertem Audismus, die uns von der kolonisierenden Gesellschaft eingegeben wird. Ein Teil des Anti-Audismus ist es auch, dass wir einige Woerter sprachlich korrekt benutzen sollen, wie ausgefuehrt in den obigen Beispielen von
'sprechbeh../sprachbeh.... Das Wort
'gehoerlos' gehoert auch dazu.
Das Ergebnis von Google Suchmaschine zeigt viel mehr Treffer von
taub in der Bedeutung von "kann nicht hoeren", als das Wort
'gehoerlos'. Damit hat bengie Recht. Der Gebrauch von
'gehoerlos' is ein Insider Wort bei uns, weniger ausserhalb.
@Don Quijote,
In anderen Sprachen ist das entsprechende Wort zu
taub auch mehrdeutig und negativ. Warum macht man sich zu viel Sorge ueber dieses deutsche Wort? Mit haeufigerem Gebrauch von uns wird die negativen Nebenbedeutungen allmaehlich verlieren, wie bereits mit dem englischen
'deaf' geschehen und auch anderswo.
@topic,
Die Erwaehnung des italienischen Fussballtrainers - ja er ist italienisch - zeigt klar, dass Probleme in Deutsch-Grammatik nicht das Problem von Intelligenz, Bildung usw. ist. Der Satz
"Ich habe fertig" kommt sogar aus gebildetem Mund! (Wenn Pyros den Italiener nicht beleidigen moechte und hier aufklaerend hineinspringt, warum tut er das Gegenteil einer tauben Person gegenueber!) Ein sehr gebildeter tauber Mensch wuerde auch diesen Satz sagen. Und die Lage tauber Menschen in der hoerenden Gesellschaft ist vergleichbarer mit denen, die Deutsch als Fremdsprache sprechen, als mit denen mit anderer koerperlichen Andersartigkeit bzw. Schaedigung.
Die Muenchener Fussballer, die den italienischen Wutausbruch nicht hoeren (wollten), sind nicht
'taub', sondern
'gehörlos', wie schon zweimal ausgefuehrt in der Muenchener "Sueddeutsche Zeitung" mit der Ueberschrift
"Dialog der Gehörlosen" (auch benutzt in einer Wiener Zeitung ueber die erfolglosen Verhandlungen zwischen Israel und PLO). Die Zeitung spricht von hoerenden Politikern, die einander vorbeireden. Auch im 18ten und 19ten Jahrhundert reden Prediger von den Gehoerlosen und zwar von denjenigen, die dem Wort Gottes "kein Gehoer schenken" wollten (so in einem Buch aus dem Jahr 1724). Erst im fruehen 19ten Jahrhundert wird das Wort in der Bedeutung "kann nicht hoeren, aber kann sprechen" umgemuenzt, also fuer die nach dem Spracherwerb Taubgewordenen und spaeter ausgeweitet fuer diejenigen, die durch intensivem Artikulationsunterricht sprechen gelernt haben. Die Taubstummenlehrer damals hatten uns erfolgreich mit der blinden Annahme von
'gehoerlos' "kolonisiert" mit dem Ausspruch "nicht mehr taubstumm, weil sprechen gelernt"!