Bisher galten Mediziner in Bezug auf die Gebärdensprache als unbelehrbare Betonköpfe. Das soll nun anders werden. Das zumindest fordert Prof. Pagel, stellv. Direktor des Instituts für Physiologie der Universität zu Lübeck. http://www.physio.uni-luebeck.de/index. ... /pagel.htm
Was er in seinem Aufsatz "Historische Anmerkungen zur Kultur und Kommunikation Gehörloser" schreibt, ist für einen Mediziner wirklich revolutionär, und wir können ihn nur bejubeln. Wenn seine Ausführungen dazu beitragen, seine Kollegen von der starren Anti-Gebärden-Haltung abzubringen, dann ist das sicher ein gewaltiger Fortschritt.
Die Zusammenfassung seines Artikels: Die Unterdrückung der natürlichen Kommunikation Gehörloser mittels der Gebärdensprache hat jahrtausendelange Tradition. Der Grund hierfür ist letztlich in einem einzigen historischen Irrtum zu suchen: In dem Begriff ‘Wort’ wird bisher im Allgemeinen lediglich das ‘gesprochene Wort’ impliziert. Wird hingegen nach Noam Chomsky Sprache als ‘Korrespondenz zwischen Signalen und Bedeutung’ definiert und somit das ‘gebärdete Wort’ mit einbezogen, lösen sich die meisten Widersprüche auf.
Hier ist eine Korrektur in unseren Köpfen erforderlich. Ein erster wichtiger Schritt, um die Gebärdensprache in angemessener Form zu propagieren, wäre, sie in das Curriculum für Humanmediziner zu verankern. Die von Emotionen geprägte Diskussion um die Cochlea-Implantate könnte dann eher auf einer sachlichen Grundlage geführt werden.
Ich wurde bereits 2 x in einer hörende Berufsschule eingeladen, um einen Referat in die gehörlosen Kultur und deren Gebärdensprache zu halten.
Von den angehenden Arzthelfer/innen wurde das Thema sehr interessiert aufgenommen und haben mir Fragen in den Bauch gelöchert. Dabei hat mir der Lehrer auch erzählt, dass sie im Moment das Buch "Jenseits der Stille" durchnehmen und ob dieses auch der Tatsachen entspricht und was ich von dem Buch halte etc.
Ich fand es toll, dass eine hörende Berufsschule das Thema "Gehörlosigkeit" aufgefangen hat.