Hallo Megi!
Ich hab mal ne Verständnisfrage - irgendwie hab ich die Vermutung, dass ein Missverständnis besteht.
Du hattest ja nichts zu Deiner DGS-Kompetenz geschrieben.
Ich ahne hier mal, dass Du ein "Nur-Lautsprachler" ohne DGS-Kompetenz bist. Stimmt?
Wenn das so ist, aber eventuell noch andere lautsprachliche Fremdsprachen kannst, dann hast Du eine "Wort-für-Wort-für-Wort-Vorstellung"....als allgemeingültige Vorstellung, die man so für alle "Fremdsprachen" übernehmen könnte. In dieser Vorstellung gibt es eine Grammatik-Schnur, auf der die Worte nacheinaner aufgestapelt werden. Im Gehirn werden diese befädelten Worte-Perlenschnüre dann nacheinander bearbeitet.
Bei Gebärdensprachen passiert nun aber bezüglich Vokabeln und Grammatik ein bisschen was anderes, als das sonst bei Lautsprachen der Fall ist. Was?
Gebärdensprachlern nehmen nicht nur EINE solche Gebärden-Grammatik-Perlen-Schnur wahr. Sondern es werden mehrere solcher Sprachinhalte parallel wahrgenommen und alle miteinander verknüpft. Es entsteht eine Art "Gebärden-Perlen-NETZ"!!!
Details dazu:
- Es gibt "normale Vokabeln", wie Du sie aus jeder Dir bekannten Lautsprache sonst auch kennst. Das sind so Vokabeln wie Mama, Papa, Montag, blau, Winter, gestern.
- Es gibt Vokabeln, die werden weitgehend nur per Mimik ausgedrückt...meint "adverbiale Mimik".
- Es gibt Vokabeln, die werden im Gebärdenraum dekliniert ausgeführt. Bei den Lautsprachen werden die Verben in den Endungen intensiv gebeugt....und es gibt meistens sehr komplizierte Fälle, um Zeitangaben und Beziehungen der handelnden Personen und bearbeiteten Gegenstände zu kennzeichnen. Bei der DGS dagegen wird halt der Gebärdenraum genutzt, um die Gebärdengrammtik auszuführen, der Gebärdenraum ist dreidimensional. Um den Gebärdenraum nutzen zu können, braucht man ein ausgeprägt entwickeltes Körperschema.
- Es gibt Vokabeln, die heissen "Klassifikatoren". Damit wird definiert, in welcher Weise eine Person, ein Tier oder ein Gegenstand sich im Gebärdenraum bewegt oder bewegt wird. Es wird mittels Klassifikator präzise angezeigt, welche Qualität diese Personen, Tiere oder Gegenstände haben.
Im Gebärdengespräch ist es typisch, dass am Anfang der Situationsbeschreibung eine "Situtations-Gebärde" gemacht wird...der Rest passiert über Klassifikator.
Darum würde ein GL (so vermute ich das) auch bei medizinischer Top-Bildung nicht mit Vokabeln wie "Aphasie" um sich werfen. Sondern was? Es würde mittels Klassifikator und viel Mimik das beschrieben werden, was "Aphasie" inhaltlich bedeutet....Eventuell würde am Schluss das Wort "Aphasie" per Fingeralphabet angezeigt. Aber zuerst mal muss die Bedeutung dieses Faktes klar sein.
lg von biene63