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Virtuelles Kommunikationsforum für Gebärdensprachnutzer
Aktuelle Zeit: 12.05.2024, 22:22:39





 gs vs ls


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was denkt ihr sind die vorteile der gebärdensprache gegenüber der lautsprache und was sind die nachteile?

oder umgekehrt

würde mich echt interessieren.

mir fallen vorteile ein wie:

- einfachere grammatik

- kein stottern möglich :D

- verständigung aus weiter entfernung oder wenn glas dazwischen

nachteil:

im dunkeln sinnlos


Für den Frieden kämpfen ist wie für die Jungfräulichkeit vögeln!



Apfelwein-Lady & GL-Kultur-Insider´09
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Nightcrawler hat geschrieben:
mir fallen vorteile ein wie:

- einfachere grammatik


Bist Du Dir ganz sicher? Warum ist die Grammatik einfacher? Wie kommst Du bloß darauf?

Ich gebe seit 10 Jahren Kurse in DGS und die meisten stöhnten über die Grammatikregeln der DGS.

Wie schaut die Grammatik aus bei Sätzen mit

W-Frage
Entscheidungsfragen
Topikalisierung
Fokus
Adjektiv
Adverb
Numerus
temporaler Aspekt
Komparativsätze
Vergleichssätze?
.
.
.

Weißt Du das?? [deal] [spannend]



Zitat:
- kein stottern möglich :D


Doch, es gibt sowas, ist sehr selten.


°°°°°°°



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ja wenn ich gestern meine (so die hand hinter zur schulter)

aber das verb hat keine gesonderte "vergangenheitsgebärde" oder irre ich mich?

gegangen ist soweit ich weiß die gleiche gebärde wie gehen (?!)

wie sieht stottern in gebärdensprache aus?


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gebrochenes gebärden is das was ich nur kann [lol]


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gehörlosenfreak
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einfache Grammatik? LOOOOL
Viele deafies kennen GS-grammatik nicht, sie gebärden "aus dem Bauch heraus", aber wenn man fragt, wie was warum so gebärden. bekommt man [hm] [surprised] [sorry] [bored] [unhappy] Gesichter...

Eigentlich sind vor und nachteile minimal. Eines ist sicher GS ist schöner, kunstvoller, anschaulicher als LS :) [stolz]

deafmax


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Ich bin taub, ergo bin ich.



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der witz is die meisten hörenden (auch ich bevor ich gs kannte) benutzen gs ohne es zu wissen....

komm, geh, hallo/tschüss, essen trinken, telefonieren....

euch fallen sicher noch mehr zeichen ein die fast jeder kennt....

gelle?!


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Nachteile - Vorteile?

Also erstmal die Vorteile der GS:
- leichteres verständigen der Gehörlosen untereinander
- überall unter gl anzuwenden
- kommunikationsaustausch

Nachteile der GS:
- nicht alle können es - zumindest nicht alle hd.

Lautsprache: [roll] ich laß die aus,
(klar verwende ich es auch, aber nur unter leuten die ich kenn...)

:D und daher werde ich die Vorteile/NAchteile in Schriftsprache nennen:

Vorteile - soweit man Schriftsprachkompetent ist!
- überall zu lesen
- überall zu verstehen
- man kann in ner Ecke sitzen und Bücher lesen
- auch unter hd anwenden möglich - z.b. email

Nachteile?
- keine

Deswegen brauch ich beides. Ohne die Schriftsprache oder ohne GS,
würd ich dann sagen, ich leb nicht mehr, [ops] :D

Und es ist ein Irrtum, wenn man sagt, GS ist vom Grammatik her
leichter, denn hab gebraucht, bis ich gebärden konnte wie ne gl, [roll]


****~cat



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was wären aus die vor und nachteile von gs? ich konnte meine ersten einfälle auch nur aus meiner sicht schildern.
rein anwendungstechnisch.
anders gesagt: warum ist es sinnvoll für hd gs zu lernen (von verständigung mit gl mal ganz abgesehen)
wo und unter welchen umständen wäre ne anwendung von gs sinnlos?

und warum wäre es für gl sinnvoll ls zu lernen? beziehungsweise wo seht ihr speziell vor und nachteile der ls?

Zum beispiel:

weite entfernung.... bringt ls gar nix, weil man als mensch dann nix mehr hört.
habs bei meiner freundin gesehen. die wohnt im 5. stock. ihre oma stand unten auf dem fußweg sie wollte mal kurz was sagen und beide haben nur "was?" oder "hä?" gemacht und ich stand da und mußte kichern.
aus dem grund is mir die frage eigentlich eingefallen...


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gehörlosenfreak
gehörlosenfreak



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Zitat:
Lautsprache ist schwierig vom Mund abzulesen,
wenn sie zu schnell und schlampig ausgeführt wird. (ohne Hörvermögen)

hehe, wenn ich dran denke, wie mancheiner hier in der Arbeit etwas verzweifelt ist mit der Werkstättenleiter. Der redet in so einem unverständlichen Dialekt, dass man mir sagt, ich habe es gut, ihn NICHT zu verstehen, da ihn zu verstehen hohe Konzentration erfordert :D
lautsprache ist also bei HDs auch manchmal anstrengend, nicht nur für gl :)
deafmax


---
Ich bin taub, ergo bin ich.



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hihi

ein wahres wort gelassen ausgesprochen.

so schlampig wie meine sprache zum bespiel. hab auch schonmal aus geigel bei meinem kumpel ein falsches mundbild benutzt. die reaktion war lustig.

mit gs kann man auch beim kauen reden fällt mir grad ein :D

nur blöd mitten im satz von ls zu gs zu wechseln und wieder zurück stell ich mir vor :D


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@grossmaul,
musst ja nicht unbedingt meinem Beispiel zustimmen ;)

Ich jedenfalls bin dieser Meinung. Mag sein, nicht alle GL beherrschen
die GS einwandfrei, aber verstanden wird diese jedoch unter gl.

Kannst ja der nightcrawler zuliebe auch neue Vor-Nachteile auftippen.
Nur zu, der freut sich bestimmt, :D


****~cat



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Nightcrawler meinte mit Lautsprache bzw. LS ganz allgemein, nicht nur die gesprochene Form von Deutsch, sondern auch in Schrift. Es ist nur ein Vergleichen zwischen DGS und Deutsch, oder zwischen ASL und Englisch, LSF und Franzoesisch uw.

Vorteile und Nachteile:
LS hat eine etablierte Schriftform.
GS wird jetzt noch nur "muendlich" oder von Angesicht zu Angesicht gesprochen, leider nicht schriftlich.
Eine LS hat "Geschichte". Man weiss ziemlich genau, wie Deutsch vor 1000 Jahren oder vorher aussehen.
LS hat eine Tradition von Literatur.
Geschichten erzaehlt in GS damals sind verschwunden.

Ein Teil der GS Grammatik, besonders die Grammatik des Raumes, gewisse Bewegungsmodifikationen in Verben (Wiederholung, Groesse, Intensitaet der Bewegungen), Gesichtsmimik, Benutzung der Klassifikatoren sind praktisch gleich in allen GSen. Daher koennen taube Reisenden ziemlich leicht "international" kommunizieren mit Hilfe der bildhaften und mime-aehnlichen Gebaerden.

Die Bewegungsablaeufe und Lokalbeschreibungen koennen kompakter und genauer mit wenigen Gebaerden dargestellt werden. Gefuehle werden ganauer und sehr differenziert ausgedrueckt durch Gesichtsmimik.

Das "Stottern" in GS ist anders als in LS. Schwierigkeiten in Wortfindung, oder sich gut auszudruecken werden auch in GS gemacht. Das ist wohl was Grossmaul gemeint hat. Das ist anders als das FFFFFFater oder MMMMMutter oder Schschschscheisse. So was aehnliches habe ich nie in Gebaerden gesehen. Ich kenne Hoerende, die muendlich stottern, aber nicht in GS. Aber wenn sie gleichzeitig sprechen, stottert der Mund und die Haende warten (bleiben still), bis das Sottern vorueber ist.

Aphasische Erscheinungen nach einem Hirnschlag in der linken Gehirnhaelfte gibt es auch bei Gebaerdenden. Schizophrenische Gebaerdenausfuehrung kann man erkenen.

Wer Nervenstoerung hat, wie wer an Parkinson Syndrom leidet oder einfach aus Altersschwaeche, zittert heftig beim Gebaerden.


Hartmut






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Hartmut hat geschrieben:
Eine LS hat "Geschichte". Man weiss ziemlich genau, wie Deutsch vor 1000 Jahren oder vorher aussehen.
LS hat eine Tradition von Literatur.
Geschichten erzaehlt in GS damals sind verschwunden.


moment, die Geschichte der Gehörlosen gibt es immernoch die sind ca. von 1000 nach Christus bis jetzt archiviert...

die Geschichte-Homepage habe ich mal gelesen und vergessen wo... aber ich versuche das zu finden...



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gebärdensprache hat es denk ich schon immer gegeben...

ich denke unsere vorfahren haben sich erst durch zeichen verständigt bevor es zur richtigen lautsprache kam....


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@Fressbazille,
Weisst du irgendeine Geschichte, die in GS von tauben Personen damals erzaehlt wurde? Weisst du, was die Gebaerden damals sind? Das ist was ich von sprachlicher Geschichte meine. Man weiss z.B. nur sehr wenig von der Indianischen Gebaerdensprache und anderen Gebaerdensprachen. Man hat nur Vokabeln von einigen Indianischen GS. Man weiss nicht wie ihre GS-Grammatik aussehen. Werden Raumpunkte und Klassifikatoren grammatisch benutzt usw.?

@Nightcrawler,
ja man vermutet, dass die Menschheit vorher gebaerdert bevor sie spricht. Aber das ist noch eine Vermutung, nicht Gewissheit. Keine Dokumente. Die frueheste Erwaehnung ist im Alten Testament und Neuen Testament (Zacharias) und bei Plato. Und spaeter bei St. Augustinus und Leonardo da Vinci. Sie beschrieben keine Gebaerden.


Hartmut



Zuletzt geändert von Hartmut am 02.06.2006, 08:25:17, insgesamt 1-mal geändert.




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man hat nicht nur die Vokabeln von Indiander, sondern auch die Gebärden und Gestiken...

damals in der Indianderzeit gab die Regeln der Klassfaktionen nicht...man erfand damals einfach so...

die Regeln sind erst in Hamburg im Jahr 1995 erfunden durch GL-Professor...von sign language insitut...



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und wie erklärt ihr euch dass manche allgemeine gebärden (zum beispiel die die ich schon nannte) in vielen gs ähnlich sind, und selbst von hörenden benutzt werden?


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@Fressbazille,
'Vokabeln' bedeutet nur "Woerter" oder "Wortschatz", d.h. fuer eine GS, alle Gebaerden und Gestiken in der GS werden zusammengefasst.

Klassifikatoren wurden nicht von den Hamburger Professoren erfunden und in die DGS eingefuehrt. Klassifikatoren haben schon immer in allen GS der tauben Menschen gegeben. Nur die linguistische Bezeichnung 'Klassifikator' als Bezeichnung des Phaenonemens in der GS wurde eingefuehrt. Einige Lautsprachen, vor allem die der amerikanischen Indianer und deren in Suedpazifik und Afrika haben Klassifikatoren in ihren Sprachen. Deutsch und Englisch haben solche Strukturen nicht. GSen sind deren Sprachen als "aehnlich" angegeben worden. Also diese Sprachen und GSen gehoeren zur gleichen Typologie, was dem Gebrauch der Klassifikatoren angeht.

Was ich vorhin zu sagen versuchte, weiss die Wissenschaft nicht, ob die Klassifikatoren und Raumgrammatik auch in der GS der nordamerikanischen Indiandern gebraucht wurden.

@nightcrawler
viele bildhafte Gebaerden sind gleich in GSen, z.B. die Gebaerden fuer Essen, Trinken, Schlafen, Autofahren, Haus usw. Einige Gesten der Hoerenden, wie die fuer "tadeln", "gut", "komm her!" usw. werden in die GS der tauben Menschen uebernommen. So wird es erwartet, dass manche Gemeinsamkeiten zwischen der Gestik der Hoerenden und der Gebaerden in der GS der tauben Menschen und auch zwischen vershiedenen GSen der tauben Menschen geben.

Aber wenn z.B. zwei untereinander in ASL unterhalten, koennen taube Deutsche sie nicht verstehen. Ich erinnere mich, dass ich als Nordbayer die Unterhaltung zweier Berliner gar nicht verstehen konnte, aber ich mit den Berlinern prima verstaendigen konnte. Die Berliner konnten uns sprachlich sehr gut anpassen. Die GS ist ja so ein plastisches Ding!


Hartmut



Neuling



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Ja und?

Der lautsprachliche Bayer versteht den lautsprachlichen Berliner doch eh auch ned, aber der lautsprachliche Berliner vielleicht den lautsprachlichen Bayer.

Und trotzdem sind beide in der Lage sich lautsprachlich so anzupassen, dass beide sich trotz ihres Dialektes sich verstehen.

Lautsprache ist ja auch so ein plastisches Ding!




 gs vs ls





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