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 In Anlehnung an Jane Fernandes: Wer ist wirklich taub genug?


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Durch den Spiegel-Artikel hier: http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,445693,00.html
sieht man einmal mehr wieder, was das tatsächliche Problem der Gehörlosenwelt ist.

Anscheinend wird man in der Gehörlosenwelt nur akzeptiert und beliebt, wenn man einen gl-freundlichen Background vorweisen kann, sprich: Gebärdensprache von klein auf, soziales Netzwerk in der Gehörlosenwelt und vollständige GL-Identität.

Dabei hat KING Jordan recht mit seiner Meinung:"Wir scheinen vergessen zu haben, dass uns mehr vereint als uns trennt".

Der Punkt ist einfach, daß jeder, der "hörgeschädigt" ist (dies mal deutlich in Klammern) grundsätzlich die gleichen Probleme kennt und sie lösen möchte. Probleme werden aber nicht durch Grabenkämpfe in einer Gemeinschaft gelöst, sondern gemeinsam mit der Gemeinschaft.

Dazu muß in der Gehörlosenwelt endlich klar werden, daß alle "Hörgeschädigten" es verdient haben gleichermassen akzeptiert zu werden, egal welchen Background sie haben. Wenn man es mal ganz ehrlich betrachtet: Es scheint ein latenter "Rassismus" vorhanden zu sein.

Und sowas hat noch nie irgendeiner Kultur gut getan.

Hätten die Studenten von Gallaudet den MUT gehabt zu sagen: "Ok, Dr. Fernandes war nicht unsere Wunschkandidatin, aber sie kann von uns lernen und wir von ihr", dann wäre dies ein sehr deutliches Signal für ALLE "Hörgeschädigten" in dieser Welt gewesen, einander zu akzeptieren und nicht mehr auf den Background zu schauen.

Wie ist denn eure Meinung dazu?


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gehörlosenfreak
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Zitat:
Wer ist wirklich taub genug?

ICH! :D - zweifellos.

Aber ansonsten bin ich flexibel. Jeder soll sich unter sein Haut wohl fühlen. Ich unterhalte mich gerne mit jeden (GL, SH, CI, ATGS usw.), wurscht ob GS oder LS. Ausgrenzungen bringen nichts.
Ich kann von den genannten Voraussetzungen nichts abgewinnen. Dafür bin ich zu tolerant.

Zitat:
Hätten die Studenten von Gallaudet den MUT gehabt zu sagen: "Ok, Dr. Fernandes war nicht unsere Wunschkandidatin, aber sie kann von uns lernen und wir von ihr", dann wäre dies ein sehr deutliches Signal für ALLE "Hörgeschädigten" in dieser Welt gewesen, einander zu akzeptieren und nicht mehr auf den Background zu schauen.

Damit bin ich ganz einer Meinung!

lg deafmax


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Ich bin taub, ergo bin ich.



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Das hat andere Thema schon geposting oder ?


Seit 2008 betriebe ich als Obmann Deaf Modell Racing Club in alle Hobby Rc Modell Crawler 1:10 von Axial , MST und usw.. http://www.dmrc-nofear.eu



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AFRICAN_EYES

Anscheinend hast du anderes Thread nicht gelesen. Protest an Gallaudet hat nicht mit "Wer ist taub genug" zu tun, sondern es hing mit Wahlprocess zusammen, die nicht Schritt fuer Schritt eingehalten wurde. Wer hat gesagt, dass JF ist nicht taub genug? King Jordan und seine Medienmaschine selbst.



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deafmax hat geschrieben:
ICH! :D - zweifellos.

Für mich hört sich das eher nach zu taub,
so dass es als taubstumm gelten könnte... [british]



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Die Entscheidung , dass Jane Fernandes letztendlich abgelehnt wurde, kann verschiedene Gründe haben.... "not enough Deaf" oder die" langjährige Tisch-Nachbarin" von King Jordan könnten zwei Punkte sein, die in der Deaf-Community der USA nicht gern gesehen wird.

Eigentlich sollte man die Bewertung der vielen gl Studenten respektieren, die schlechte Erfahrungen mit JF gemacht haben. Basta.
Der aufwendige Protest hat Erfolg. Basta.

Die gl Studenten haben das Ziel erreicht. Basta.

Es sei erstaunlich, wie schnell King Jordan mit seinem Vorschlag um seine Nachfolge glatt daneben gelegen hätte.

Au Revoir


Raus aus dem Schattendasein - Chancen suchen und sie nutzen !



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Es wäre aber trotzdem ein wichtiges Signal gewesen, wie hier aus dem meisten Antworten deutlich herauszulesen ist.

In der Gehörlosengemeinschaften gibt es Grabenkämpfe. Ist das fördernswert?

Der Protest der Studenten hat der Gehörlosengemeinschaft weltweit mehr geschadet als genützt - so sehe ich das.


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Quiz-Millionär´09
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@African Eyes

wenn man den Spiegelbericht in Betracht nimmt, dann sieht es tatsächlich so aus, dass es der Gehörlosen-Uni mehr geschadet als genützt hat.

Der Deutsche Gehörlosenbund schreibt auf seiner Homepage:

Als gehörlos werden Personen bezeichnet, die hörgeschädigt sind und vorwiegend in Gebärdensprache kommunizieren. Wegen der Hörschädigung können sie nur bedingt auf natürlichem Wege sprechen lernen. Für Außenstehende kann ihre Sprechweise daher oft fremd klingen und kann schwer zu verstehen sein.

Bei der Hörschädigung wird nach dem Grad des Hörverlustes unterschieden:

* Taubheit: Der Hörverlust beträgt im Bereich zwischen 125 und 250 Hz mehr als 60 dB sowie mehr als 100 dB im übrigen Frequenzbereich.

* hochgradige Schwerhörigkeit: Dieser Grad der Behinderung liegt vor, wenn der mittlere Hörverlust zwischen 70 und 100 dB beträgt. Bei Hörverlusten zwischen 85 und 100 dB spricht man auch von „Resthörigkeit“ oder „an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit“.

* mittelgradige Schwerhörigkeit: In diesem Fall bewegt sich der Hörverlust zwischen 40 bis 70 dB. Hier ist die Möglichkeit zur Sprachaufnahme über das Ohr noch vorhanden, doch treten bei der Teilnahme an Gesprächen je nach Höhe des Hörverlustes Verständnisprobleme auf, die auch von modernen Hörgeräten nicht vollständig behoben werden können.

* leichtgradige Schwerhörigkeit: Der Hörverlust im besseren Ohr beträgt im Hauptsprachbereich durchgehend 25 bis 40 dB. Die betroffene Person hat immer noch genug Hörvermögen, um Sprache über das Ohr aufzunehmen und einer normalen Unterhaltung bezogen auf das Verständnis zu folgen.

Gehörlose Menschen sind in der Regel hochgradig schwerhörig oder taub. Wegen der starken Hörschädigung können sie nur bedingt auf natürlichem Wege sprechen lernen. Für Außenstehende kann ihre Sprechweise daher oft fremd klingen und schwer zu verstehen sein.

Das sogenannte „Mundablesen" führt häufig zu Missverständnissen, denn nur etwa 30% kann abgesehen, aber 70% muss erraten werden.

Untereinander verständigen sich Gehörlose in der Regel in der Deutschen Gebärdensprache, einem visuellen Sprachsystem mit eigener Grammatik. Die Gebärdensprache ermöglicht Gehörlosen eine entspannte und verlässliche Kommunikation. Diese Sprache ist aber noch mehr: Sie bildet die Grundlage einer eigenen Sprachgemeinschaft und Kultur, zu der sich auch Hörende, die die Gebärdensprache beherrschen, zugehörig fühlen. Der Deutsche Gehörlosen-Bund und seine Mitgliedsorganisationen verstehen sich auch als ein Forum für diese Gebärdensprachgemeinschaft.


Aber was sind die Leute, die einen Hörverlust von mehr als 100 DB haben und denoch vorwiegend in der Lautsprache kommunizieren? Sind sie gehörlos?


Frage nicht: warum etwas NICHT geht - sondern: Was kann ich tun, DAMIT es geht!
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gehörlosenfreak
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Als ich den Bericht von Christian Vogler gelesen habe, dachte ich, spinnen die Amis? Ich wäre der Ansicht nach nicht taub genug, weil ich in einer hörende Familie aufgewachsen bin und ca. bis zum 20 Lebensjahr eher "oralorientiert" war. Ich wäre voll als "nicht taub genug" abgestempelt. Da gibts etliche Leuten die mir einfallen, die mir ähnlich sind, aber meiner meinung nach ziemlich weit "taub" fortschritten sind.

Ich habe einige male "taub genug" erwähnt, aber jetzt bin ich damit vorsichtiger, wenn man Bezug auf die Gallaudetgate nimmt... [ops]
Zwar gibts GL die mit ihrem Lebenseinstellung das Leben selber schwer machen, aber fördernd soll man immer bleiben (ironisch darf man auch sein :D) und nicht mit Machtausübungen. Vielleicht ist MACHT HABEN in Amerika üblich.

@Summer, egal ob das Thema alt ist, ich habe im Bericht von Christian Vogler ("das Zeichen") doch entnehmen können, dass Dr. Fernandes "nicht taub genug sei" einer der Gründen war. Es geht nicht darum ob sie 100% taub ist oder nicht, sondern dass sie oral aufgewachsen ist (?), eine Elternteil hörend hatte. Oder so. War einer der Gründe. (Weitere waren Rassismus, ASL-kompetenz/Kommunikationsprobleme mit Organe auf der Gallaudet, Verwaltungsorganisatorische Gründen des Gallaudet)

@Lieblings,
ich denke daher, dass Gebärdensprachkompetenz eine bessere Bezeichnung ist als die lange Skala an "Hörge(/be)schädigung" [roll]
Besser wäre: Ich bin GSler und gl / GSer und CI-Träger / Nicht GSLer und an Taubheit grenzend hochgradig Schwerhör(n)ig etc.

lg deafmax


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Ich bin taub, ergo bin ich.



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Aloha deafmax,

ich glaube nicht an Machtausübung durch Studenten. In den USA ist das
individuelle Bewusstsein grösser als in Europa, z.B. muss jeder für sich
selbst um Sozialversicherung kümmern usw. In Europa umgekehrt ist das
kollektive Bewusstsein grösser, z.B. Solidarität in der Sozialversicherung.
Jedes System hat ihre Vor- und Nachteile.

Meine Schlußfolgerung ist, dass Gallaudet-Studenten aus verschiedenen
Gruppen z.B. aus verschiedenen Rassen nicht gelernt haben eine Einheit
zu bilden. So viele zersplitterte Gruppen führen zwangsläufig zu
verschiedenen Meinungen und interne Konflikte. Daher die
"verschiedene Gründe".


--
Wir sind die Mundfaulen. Na und? :D



gehörlosenfreak
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@Luk,

Wenn der Protest aus mehrere Gründen entstanden ist (Die einen wollen aufgrund der Rasse einen Schwarzen Leiter, den anderen ist die Fernandes die gehörlosenkultur zu wenig vertraut, den anderen wiederum wäre ein GS-Kompetenter lieber (den die andersfarbigen nicht wollen) etc) ist daher schwierig einen gemeinsamen Lösung zu finden. Kommt es zu einer konfrontation entscheidet die Machtverhältnisse. Ich bin ähnlicher Meinung wie African Eyes in ihrem letzten Absatz erster Posting.
Aber ich bin skeptisch dass sowas in amerika überhaupt möglich ist... Bei ihrem "Demokratie" bin ich mir nicht mehr sicher.

Bei den Palästinensern ist es ähnlich? Dort konkurrieren sich Fatah mit Hamas und andere Untergruppen. Warum wohl, weil die einen glauben besser als die andere zu sein.

deafmax


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Quiz-Millionär´09
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@deafmax

ich habe auch den Bericht von Vogler gelesen und fand es interessant, wie vielfältig der Hintergrund zu dem Streit über Fernandes war.

Ich denke, dass der Begriff "Gehörlos" in der nächsten Zeit neu definiert wird, wie du es schon geschrieben hast, ist der Begriff "Gebärdensrpachler bzw. gebärdensprachig" besser darauf einzuordnen. Ich selbst habe erst vor drei Jahren angefangen die Gebärdensprache zu lernen und würde mich gerne als "gehörlos" bezeichnen, aber dafür bin ich noch zu "frisch".

Es wird interessant sein, wie sich das alles entwickelt. Ich denke aber, dass man sich nicht anecken sollte, es wäre schon krass, wenn deafmax, auch wenn ich ihn nicht kenne kann ich mir denoch vorstellen, dass er "gehörlos" bzw. gebärdensprachig ist, in Amerika als nicht taub genug abgestempelt wird. Wenn man die anderen ausgrenzt, dann läuft man in die Gefahr selbst ausgegrenzt zu werden. In Bezug auf die Gallaudet University, es sollte demnächst entschieden werden, ob die Universität den Status einer Universität beibehalten kann, oder es ist in den letzten Tagen schon entschieden worden?


Frage nicht: warum etwas NICHT geht - sondern: Was kann ich tun, DAMIT es geht!
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gehörlosenfreak
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Zitat:
Wenn man die anderen ausgrenzt, dann läuft man in die Gefahr selbst ausgegrenzt zu werden.
Das ist treffend richtig.
Wie ich den Vogler verstanden habe, dürfte die Frage bereits gefallen sein, dass Gallaudet eine Universität ist. Im "Anhang" seiner Bericht wurde zitiert dass Gallaudet den Status behalten darf. Es geht nur mehr um die offizielle Stellungsnahme für MSA. (Siehe http://www.gl-cafe.de/viewtopic.php?t=32813&start=100)

Die Frage ob man die GL im allgemeinen GSLer bezeichnen darf wird noch lange zu diskutieren sein. Denn es wird auch GL geben die lieber nach ihrem GL bezeichnet werden wollen, als dass sie GS kompetent sind. Denn oft heisst es [GL-Kultur = GS] Im Juni guck i den Deafhood-Vortag zum ersten mal und da werden ich sehen inwieweit der Spielraum ist.

Was meiner Person betrifft, glaube ich auch dass ich für die Amis ned "taub genug" bin, wenn es um die Kriterium dafür geht (GL-Kultur von klein auf, GSkompetent von klein auf, mind. 2 Generationen GL Eltern oder so). Aber vom Lebenseinstellung bin ich nicht überzeugt dass bei "taub genug" GLs nach dem beschriebene Kriteriums gibt, die auch wirklich "taub genug" sind.
Z.B. Hartmut meint "gehört zu haben" sei "etwas, was Informationen wahrnimmt", ich bin allerdings dagegen. (Dürfte aber sprachbedingt sein, denn in Ami sagt man "listen" was mit "hear" wenig zu tun hat. Hier hat alles mit gehört mit hören zu tun.)
Oder dass studierende GLs komplimentieren, wenn ich gebärdenoraliere dass ich Intelligenz besäße, nur weil sie mir von den Lippen ablesen (und die gebärdene Hände wohl nebensächlich sehen) [nerv]

lg deafmax


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Hab grad was geniales zu Aug bekommen ( Gruß an den Verfasser ;) )

Treffen sich zwei Rollstuhlfahrer, sagt der ohne Beine zum
Querschnittgelähmten, dass er nicht fußbehindert genug ist.

:D

Allerdings nette Sippe, wenn man sich in diesem Sinne verhält... [shrug]
Ich bleib beim Motto: kritisch sein ja, ausgrenzen nein!

deafmax


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Ich bin totaltaub (mit anderem Wort: „deafmax“) und aber in die hörende Familie geboren. Man versuchte, mich zum Hearing-Think zu erziehen, was aber gescheitert ist. Und ein anderer Hörende ist in die gehörlose Familie geboren und zum Deaf-Think erzogen, was doch geklappt sei. Wer ist also tauber? … hm …

SPAM ON
Ein an einem Arm amputierter Gehörlose ist „nicht taub genug“, weil er nicht „vollsprachig“ ist.
(Sorry, dieser geschmacklose Witz.“)
SPAM OFF


„Das Universum denkt mit der Hand.“ (Fise)



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Galgenhumor kann helfen sachen zu verstähen


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*Des Menschen Wille ist sein Himmelreich*




 In Anlehnung an Jane Fernandes: Wer ist wirklich taub genug?





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