@Pyros, (Anerkennung fuer die diesmalige sachliche Replik!)
du geberauchst das Wort
'normalhoerend' aus Gewohnheit. Wieso ist das vollkommene Hoeren "normal", auch wenn 99.8% der Erdbevoelkerung hoerend sind? Warum
muss die Hoerfaehigkeit die Norm sein?
Versuche nicht festzunageln, dass die Woerter
'hoeren', 'sprechen' audistisch zu seien! Warum sollten wir alternatives deutsches Vokabular benutzen? Mein Punkt ueber "Sonderling" ist. dass wir nicht verstaerkt durch gesondertes Vokabular als solche darstellen wollen.
Ich sehe kein Problem mit
'hellhoerig'. Das Wort ist stets uebertragen in der Bedeutung von "aufmerksam werden". Etymologischer Ursprung macht das Wort nicht strikt, dass man mit den Ohren aufmerksam wird.
Jede Sprache, auch GS, befleissigt sich der Metaphers. Egal wie es sich tatsaechlich in Anatomie, Physik, Chemie oder Biologie verhaelt! Minderwertigkeit wird nicht erzeugt, wenn es metaphorisch gemeint ist.
Warum wird das Wort
'hoeren' bereits metaphorisch benutzt, obwohl "99.9 % fer Erdbevoelkerung" hoeren koennen (tatsaechlich ist es 99.8%)?
Wuerdest du das Wort
'Zuschauer' strikt benutzen, wenn du eine GSliche Aeusserung zuschaust? Du hast doch zugehoert, auch wenn mit den Augen?
Meine Deaf Pride braucht kein sonderliches Vokabular.
Tatsache ist, dass
'hoeren' bereits ein zweideutiges Wort ist, wie andere Verben
'sagen', 'sprechen' und 'gehen' auch sind. Dies besagt jedoch nicht, dass ich nur den Gebrauch von
'hoeren' befuerworte.
Die Anschauung von Lebensqualitaet ist stets subjektiv. Nichts "unbestreitbar", was mehr Lebensqualitaet darstellt. Allgemein zu sagen, dass Hoeren unbestreitbar mehr Lebensqualitaet darstellt, ist pur audistisch. Ich kann diese Aussage von dir respektieren, da du vormals hoernd warst und deine Taubheit als Verlust spuerst.
Dein
Zitat:
"hören: => zusehen, zuschauen, erfahren, mitbekommen, mitgeteilt bekommen, übermittelt bekommen,….
sprechen: => gebärden, mitteilen, übermitteln, ...
ist genau was ich meine und ich bin nicht abgeneigt, synonyme Woerter zu benutzen.
@Deafmax,
im Ausdruck "ich habe gehoert, ..." ist das Wort
'gehoert', ich wiederhole,
schon im Sinn von "vernehmen", also in uebertragener Bedeutung, auch benutzt von Hoerenden. Das moechtest du nicht wahr haben! Warum soll denn eine taube Person nicht das Wort auch in uebertragener Bedeutung benutzen, wenn sie auf Deutsch sagt (aber in GS ist es verwickelt, es haengt von einigen Faktoren in der GS ab)? Abhaengig von der Hoerfaehigkeit des Sprechers weiss man ja sofort, ob mit den Ohren oder Augen "gehoert" wird. Man wird dabei nicht versteift zu denken, dass es
nur mit den Ohren gehoert wird. Wo ist das Problem? Und ich sage, das ist gut so! Wir verstaerken dabei, dass Kommunikation auch tonlos mit Augen geschieht.
Dass der Ausdruck mit dem Gehoer zu tun hat, ist nur etymologisch, mehr nicht. So ist es leider in der deutschen Sprache, dass der genauere Ausdruck "Ich habe vernommen, ..." oder "man hat mir gesagt/erzaehlt, .." nicht so ueblich ist wie "ich habe gehoert, ...". Entgegen der Meinung von Pyros, dass das Wort
'hoeren', 'sprechen' audistisch seien, sind diese Woerter wegen dem tatsaechlichen uebertragenen Gebrauch nicht mehr audistisch und uns diskriminierend. Pyros ist ganz falsch, dass ich an diese Woerter haenge. Ich sage nur, dass sie nicht audistisch seien. Ich begruesse andere synonyme Redewendungen auch. Mein Hauptpunkt ist jedoch, dass Hoerende nicht mehr denken sollten, dass Kommunikation nur durchs Hoeren und Sprechen vonstatten geht. Dies geht besser, dass ihr gewohntes Vokabular oefter im erweiterten Sinn verwendet wird. Wenn nicht, dann wuerde ein von uns fuer den GS-gebrauchlichen gesondertes Vokabular uns verstaerkt als Sonderlinge darstellen. Beispiel
'Begebaerdung' statt
'Besprechung'.
Man ist "proud to be deaf" und dies braucht man nicht immer das Wort
'hoeren' zu vermeiden, wenn man auf Deutsch ausdrueckt.
Ich halte viele Vortraege ueber das Thema GS und Taubseinskultur. In den Vortraegen an Hoerenden gebrauche ich die Gebaerden HÖREN und SAGEN synonym zu ERFAHREN und GEBAERDEN auch in ASL. Kein Problem! Meine Dolmetscher uebersetzen sie problemlos buchstaeblich und die Ausdruecke werden im erweitertem Sinn verstanden. Es haengt ab was es am besten passt. Mir ist nie vorgekommen, dass es Hoerenden belustigend war, wenn ich auf Deutsch oder English solche "audistische" Woerter benutzte.