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 Begabungsförderung bei schwerhörigen und gehörlosen Kindern


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ich habe hier eine sehr interessante Diplomarbeit gefunden, die ich selbst noch nicht ganz durchgelesen habe. Ich würde mich freuen, wenn ihr es euch mal anseht, und eure Meunung dazu hier reinschreibt:

Begabungsförderung bei schwerhörigen und gehörlosen Kindern

hier kurzes Lesebeispiel:

5.2.1) Fördermöglichkeiten im Alltag

Wenn bei einem Kind eine Hörbehinderung diagnostiziert wird, sind die Eltern oft sehr geschockt. Wichtig ist aber, dass sie auch nach der Diagnose instinktiv mit dem Kind sprechen und nicht damit aufhören. Bei Kindern, die unter normalen auditiven Bedingungen die Lautsprache erlernen, warten die Mütter und Väter oft sehnsüchtigst und manchmal auch ungeduldig auf die ersten Wörter. Bei einem hörbehinderten Kind kann diese Phase wesentlich länger dauern, zumal ja auch der Zeitpunkt entscheidend ist, wann es seine Hörgeräte bekommt, da erst ab hier das eigentliche Höralter beginnt. Grundsätzlich sollte gelten: Sprache anbieten, aber nicht fordern (vgl. Batliner 2001, S. 69f.).

Besonders wichtig ist es, dass Eltern nicht übertrieben laut und langsam sprechen, da dies nicht dem natürlichen Sprachfluss entspricht. Die Stimme klingt nicht mehr natürlich, die Sprachmelodie, die Betonung und der Rhythmus werden dadurch erheblich verändert. Auch das Ablesen von den Lippen wird dadurch nicht vereinfacht. Überzeugend sollte auch die Tatsache sein, dass außerhalb des Elternhauses mit den Kindern später niemals so gesprochen wird (vgl. Batliner 2001, S. 70f.).

Mütter und Väter können auf jeden Fall auch mit der Stimme variieren, einmal ein wenig lauter und dann wieder leiser werden. Die Melodie und die Betonung im Satz werden deutlicher, wenn der Tonumfang zwei Oktaven beträgt. Zudem sollte die Lautsprache zusätzlich durch Mimik und Körpersprache unterstützt werden. Das im Punkt 4.4.1.3 angesprochene ,,corrective feedback" mit all den Erweiterungsmöglichkeiten soll auch beim hörbehinderten Kind zum Tragen kommen. Z. B. das zeigt Kind auf ein Spielzeug, das es haben möchte, aber nicht erreichen kann, da es zu hoch oben liegt. Der Vater/die Mutter wird ihm/ihr das Spielzeug sicher geben, die Situation aber nicht unkommentiert lassen und sagen: ,,Den Bagger möchtest du haben? Den Bagger, der neben den Büchern steht?" So wird die Situation verbal unterstützt. Wenn Eltern mit ihren Kindern spielen, so sollte dies in Räumen geschehen, wo keine störenden Nebengeräusche zu hören sind (z. B. der Geschirrspüler in der Küche). Während des Spiels sollte wieder viel gesprochen werden. Wenn bereits kleine Dialoge geführt werden können, wäre es gut, wenn Gesprächspausen eingeführt, sowie Zeit für Überlegungen gegeben werden. Diese Entlastungen sollten stets berücksichtigt werden (vgl. Batliner 2001, S. 73).

Es hat auch keinen Sinn, das eigene sprachliche Niveau ganz dem Kind anzupassen, d. h. man sollte z. B. nicht alles Runde gleich als ,,Ball" benennen, sondern die korrekten Bezeichnungen für Kugel, Rad etc. verwenden. Das Kind wird davon sprachlich sicher profitieren (vgl. Batliner 2001, S. 74). Es hat auch keinen Sinn, den Kindern einen gewissen Grundwortschatz wie Auto, Baum etc. künstlich anzutrainieren, indem wir diese Wörter stets in das Spiel einfließen lassen und verkrampft darauf warten, bis es diese nachspricht (vgl. Batliner 2001, S. 78). Das heißt aber nicht, dass wir bestimmte Wörter in Alltagssituationen nicht wiederholen sollen, sie müssen aber der Situation entsprechen und nicht künstlich angepasst sein. Viele Kinder helfen gerne bei Haushaltstätigkeiten mit, hier könnten Wiederholungen durchaus einfließen. Hörerziehung beinhaltet nicht nur Sprache, sondern auch Geräusche (z. B.: Was passiert, wenn die Hausglocke ertönt?) (vgl. Batliner 2001, S. 77)

Viele Eltern sind nicht erfreut, wenn Kinder aus dem Kindergarten oder der Schule Schimpfwörter mit nach Hause bringen. So paradox es auch klingen mag: Für ein hörgeschädigtes Kind ist dies als absoluter Erfolg zu werten, da es wieder Lautsprache über den natürlichen Hörweg gelernt hat und das ist bei Hörerziehung das höchste Kriterium (vgl. Batliner 2001, S. 79f).



Spitzenmitglied



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@Maja, Autor und Titel der Diplomarbeit bitte!

Deinen Auszug scheint der Autor monolingual orientiert zu sein und dementsprechend gestaltet er seine Empfehlungen auf nur LS. Die Empfehlungen fuer interaktive Gespraechsfuehrung lehnt sich stark an Groht's "Natural Language" und and Van Uden's "Reflektierte Muttersprach-Methode" an. Sie koennen ebensogut in GS erfolgen. Der Erzoralist Van Uden sagte in einer Tagung, dass seine Methode auch in Gebaerden gemacht werden kann. Dies ist erfolgversprechender. Wenn die Eltern die GS noch lernen muessten, soll man taube Erwachsene in die Sprachfoerderung einspannen. Eltern und aeltere Geschwister sollen durch ein Immersion-Ferien-Programm von mindestens einen Monat lang die noetigen umgangssprachlichen Faehigkeit in GS erwerben. Die Mittel dafuer soll oeffentlich gefoerdert werden.

Ich bin gespannt, was du weiteres in der Diplomarbeit herausfindest.


Hartmut




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