Die fetten Jahre sind lange vorbei
In Manchester steht das Old Trafford Stadion. Es firmiert unter dem Namen "Theatre of Dreams", und Träume haben sich für United in den 90ern auch erfüllt. Unter der Regie von Alex Ferguson fuhren die "Red Devils" fünf Meistertitel, vier Cupsiege und zwei Europacup-Triumphe ein. Die von dem Schotten aufgebaute Mannschaft glänzte mit einem an Perfektion grenzenden 4-4-2-System, in dem die Flankenmaschinen Beckham und Giggs sowie Mittelfeldchef Keane – alle drei "Erfindungen" Fergusons – die Hauptprotaganisten waren. Der Champions League-Sieg 1999 markiert aber den Wendepunkt in der großen Ära. Zuerst ging die Vorherrschaft auf der Insel verloren, nun blamierte sich ManU im Europacup. Als Gruppenvierte verpassten die Engländer in der Champions League zum ersten Mal seit elf Jahren die k.o.-Runde.
United hat Ferguson viel zu verdanken, doch jetzt ist es auch an ihm gescheitert. An seiner Starrköpfigkeit und seinem Konservativismus. Der Fußball und seine Akteure haben sich in den vergangenen Jahren weiterentwickelt, der Traditionalist Ferguson aber ist stehen geblieben. Sein einst so erfolgreiches Konzept scheint nicht mehr zu greifen. Die große Elf der 90er-Jahre hat er selbst geformt. Er hat aus durchschnittlichen Spielern gute gemacht und aus den Guten die Besten. Doch die heutige Generation lässt sich nicht mehr so formen und verbiegen, wie sich das der einstige Erfolgstrainer wünscht.
David Beckham als schillerndstes "Opfer"
Ein gutes Beispiel dafür ist David Beckham, Fergusons früheres Liebkind. Dessen Wandlung vom Vorstadtjungen zum schönen Sigismund hat ihm der Schotte nie verziehen. Die einst so innige Beziehung kühlte nach dem Champions League-Sieg zusehends ab, bis Ferguson Beckham 2003 regelrecht aus dem Verein mobbte. Er ließ ihn bei entscheidenden Spielen auf der Bank schmoren und verletzte ihn sogar einmal, als er bei einem seiner berüchtigten Wutanfälle einen Schuh durch die Kabine schoss – genau auf Beckhams makellose Stirn.
Ferguson wollte eigentlich mit 60 Jahren Schluss machen, ist mit knapp 64 aber immer noch im Amt. Und nun, da die Erfolge ausbleiben, die Kritik an seiner Person deftig wird, will er, der Sturschädel, erst recht bleiben.
Von den neuen Eigentümern Uniteds, der US-amerikanischen Glazer-Familie, hat Ferguson offenbar wenig zu befürchten. Bei Personalentscheidungen hielten sich die Neo-Besitzer bisher betont zurück. Allerdings hat Trikotsponsor Vodafone den Vertrag mit ManU gekündigt, und auch Ausrüster Nike denkt über einen Ausstieg nach, sollten die Erfolge ausbleiben. Mittelfristig wird das bei einem Klub wie Manchester nicht der Fall sein, es werden auch wieder bessere Zeiten kommen. Die fetten Jahre aber sind vorbei. Mit der Entlassung des Kapitäns Roy Keane im November hat United den ersten Schritt in Richtung Zukunft gesetzt, Ferguson könnte der nächste sein.
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