Trapattoni neuer Trainer des VfB Stuttgart
Stuttgart (dpa) - Der «Maestro» kehrt in die Fußball-Bundesliga zurück: Giovanni Trapattoni lässt im Herbst seiner Trainer-Karriere Frühlingsgefühle beim VfB Stuttgart aufkommen und die Schwaben auf neue Höhenflüge hoffen. Der 66-Jährige einigte sich auf einen Zweijahresvertrag.
«Guten Tag, ich schon wieder da», waren Trapattonis erste, von Gelächter begleiteten Worte bei seiner Vorstellung am Freitag in Stuttgart. «Das letzte Mal habe ich gesagt: Ich habe noch nicht fertig», sagte der Verfasser der berühmten «Was-erlauben-Strunz»-Rede in Anspielung auf seinen letzten Auftritt Anfang November. Im Herbst hatte er mit Benfica Lissabon im UEFA-Cup beim VfB verloren und hatte mit seinem Auftreten die Stuttgarter Verantwortlichen überzeugt.
Der Italiener wird Nachfolger von Matthias Sammer, den der Tabellenfünfte nach dem Verpassen der Champions League vor zwei Wochen beurlaubt hatte. «Ich denke, ich hoffe, ich glaube, Stuttgart muss in den UEFA-Cup. Champions League, warum nicht? Unser Ziel ist es, in die Spitze zu kommen», sagte Trapattoni. «Wir haben einen Trainer, der mit Leib und Seele sein Amt ausübt», erklärte VfB- Präsident Staudt erleichtert über das Ende wochenlanger Spekulationen.
Die Verpflichtung des mit 19 Titeln erfolgreichsten Vereinstrainers der Welt hing bis zuletzt am seidenen Faden. Bereits in der vergangenen Woche waren sich «Trap» und der VfB nach Staudts Aussagen weitgehend einig, doch dann legte Ehefrau Paola wegen Heimwehs ihr Veto ein. Trapattonis gesamte Überredungskunst schien notwendig zu sein, um seine Frau zum Umzug nach Stuttgart zu bewegen. «Natürlich habe ich ihr einen Ring geschenkt. Und den nächsten Urlaub gehen wir acht Tage auf eine einsame Insel», sagte Trapattoni schmunzelnd.
Finanziell waren sich beide Parteien schnell einig geworden. «Es hat mich sehr gefreut, dass er uns entgegen gekommen ist, weil er Lust hatte, nach Stuttgart zu kommen», sagte Staudt. Medien-Schätzungen gehen von knapp zwei Millionen Euro Jahressalär aus. Bis zuletzt war der Norweger Trond Sollied (FC Brügge) in der Hinterhand gehalten worden, falls der Coup mit Trapattoni doch noch gescheitert wäre. «Es war uns wichtig, dass wir eine Persönlichkeit finden und nicht irgendeine Person», sagte Staudt und setzte sich zugleich gegen aufkommende Kritik zur Wehr, die Vereinsverantwortlichen hätten zu lange für die Trainersuche benötigt. «Irgendeinen Trainer finde ich in fünf Minuten. Was mir stinkt, ist Kritik von Leuten, die in ihrem Leben noch nie eine Führungskraft gesucht haben und sich dann darüber lustig machen.»
Bis zum Stuttgarter Trainingsauftakt am 27. Juni muss Trapattoni zahlreiche Personalien entscheiden. Am dringlichsten ist der Verbleib von Mittelfeld-Regisseur Alexander Hleb. Medienberichten zufolge bietet Arsenal für den bis 2008 ohne Ausstiegsklausel an den VfB gebundenen Weißrussen etwa 15 Millionen Euro. «Ich habe kein offizielles Angebot auf dem Tisch», sagte Staudt hierzu. Trapattoni ließ durchblicken, dass er eher mit Hleb plant: «Ich wünsche, dass die Spieler beim Verein bleiben. Ich kenne alle Stuttgarter Spieler und es sind wichtige Spieler.» Wer den zu Schalke 04 abgewanderten Kevin Kuranyi ersetzen soll, ist ebenso noch offen wie die Co-Trainer-Frage. «Krassimir Balakows Vertrag läuft aus und er wird den Verein verlassen», sagte Staudt dazu.
Ob der VfB - wie unter Sammer bereits heftig kritisiert - eher defensiv spielen wird, ließ Trapattoni offen. «In Lissabon spielten wir mit vier Spitzen. Beim Fußball geht es um einen Ball und das Ziel ist, ihn zu haben.» Ein entscheidendes Argument für die Verpflichtung Trapattonis war der VfB-Wunsch, mehr den Nachwuchs in den Profibereich einzubinden. «Wir wollten einen klassischen Fußball- Lehrer, der auch die Jugend ausbildet», sagte Staudt.
Interviw mit Trapattoni
"Ich freue mich auf den VfB und Stuttgart"
Herr Trapattoni, herzlich willkommen in Stuttgart. Freuen Sie sich auf ihren neuen Job als VfB-Coach?
Giovanni Trapattoni: "Selbstverständlich freue ich mich auf die Aufgabe. Der VfB ist ein ambitionierter Verein und besitzt eine junge Mannschaft mit einer sehr großen Qualität. Hier in Stuttgart ist sicher einiges möglich."
Kann an Ihrer Freude auch der Umstand, dass der VfB in der kommenden Saison "nur" im UEFA-Cup und nicht in der Champions League spielt, nichts ändern?
Giovanni Trapattoni: "Der UEFA-Cup ist ein toller Wettbewerb. Das haben wir doch in der vergangenen Saison erlebt, als ich mit Benfica Lissabon im Gottlieb-Daimler-Stadion gespielt habe. Die Zuschauer haben ein super Spiel gesehen, das Stadion war voll und die Stimmung sehr gut. Natürlich ist die Champions League etwas ganz besonderes, aber man kann sich auch über den UEFA-Cup für das Besondere empfehlen."
Mit Kevin Kuranyi hat in der vergangenen Woche der beste Angreifer der abgelaufenen Saison Stuttgart den Rücken gekehrt. Wie bewerten Sie den Abgang des deutschen Nationalstürmers?
Giovanni Trapattoni: "Es ist sehr schade, dass Kevin Kuranyi im nächsten Jahr nicht mehr das VfB-Trikot tragen wird. Aber dies ist jetzt nicht mehr zu ändern. Wir werden auch ohne Kevin Kuranyi eine gute Mannschaft haben und erfolgreich Fußball spielen."
Wie wird der VfB im nächsten Jahr denn spielen?
Giovanni Trapattoni: "Ich weiß, auf was sie hinaus wollen. Trapattoni, der Defensivspezialist. Jetzt sage ich Ihnen mal etwas. In Italien hieß es immer, dass Arrigo Sacchi für Offensivfußball stehe und ich für Defensivfußball. Aber es gab kaum eine Saison, in der meine Mannschaften weniger Tore erzielt haben, als die Teams von Sacchi. In der vergangenen Saison hat in Portugal nur Sporting mehr Tore geschossen als mein Team von Benfica und wir sind Meister geworden. Für mich ist im Endeffekt das Wichtigste, dass meine Mannschaft erfolgreich spielt."
Wie lauten Ihre Ziele in der kommenden Saison?
Giovanni Trapattoni: "Der VfB verfügt über eine sehr gute Mannschaft, die wir bis zum Start sicher noch auf der ein oder anderen Position verstärken werden, um national und international eine gute Rolle spielen zu können. Auf jeden Fall brauchen wir noch einen Stürmer, nachdem Kevin Kuranyi den Verein verlassen hat. Wir werden eine Mannschaft haben, die mindestens so gut besetzt ist wie im Vorjahr und sich verbessern will. Wir streben einen Platz im internationalen Geschäft an, wollen in der Bundesliga vorne mitmischen und im UEFA-Cup sehr weit kommen."
Im Laufe ihrer Karriere haben Sie mit zahlreichen Weltklassespielern und Stars zusammen gearbeitet. Werden in Zukunft auch im VfB-Trikot große Namen auflaufen und was haben sie mit dem eigenen Nachwuchs des VfB vor?
Giovanni Trapattoni: "Wir brauchen erfahrene Kräfte, auch um junge Spieler zu führen bzw. sie in ihrer Entwicklung zu fördern. Der VfB verfügt über eine gewisse Anzahl solcher Führungsspieler. Zvonimir Soldo ist da ebenso zu nennen wie Markus Babbel, den ich aus meiner Münchner Zeit sehr gut kenne. Aber wir brauchen weitere Stützen für das Team und die jungen und bereits etablierten Spieler wie Hildebrand oder Hinkel müssen in diese Rolle weiter hineinwachsen. Deren Plätze werden dann wieder für Spieler wie Gomez oder Gentner frei."
Sie scheinen sich sehr gut beim VfB auszukennen. Immerhin sind Ihnen auch die Namen des Nachwuchses bekannt?
Giovanni Trapattoni: "Es wäre fahrlässig, sich nur auf die Spieler des Bundesligakaders zu konzentrieren. Der VfB hat Dutzende von Titeln im Nachwuchsbereich gewonnen, also muss es auch viele gute junge Spieler geben. Diese Talente müssen an höhere Aufgaben herangeführt werden. Ich will, dass die VfB-Talente in der kommenden Saison einen Weg gehen wie zum Beispiel Manuel Fernandes oder Joao Pereira bei Benfica. Diese jungen Spieler haben eine gute Entwicklung genommen und hatten ihren Anteil an unserem guten Abschneiden."
Sie haben Benfica vor ein paar Wochen verlassen, weil Sie sich nach Ihrer Familie und der italienischen Heimat gesehnt hatten. Nun liegt Stuttgart nicht in Italien.
Giovanni Trapattoni: "Das stimmt. Aber es ist eine äußert reizvolle Aufgabe, den VfB in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Deshalb habe ich mich gemeinsam mit meiner Frau für eine weitere Station im Ausland entschieden."
Auf was freuen Sie sich am meisten in Stuttgart?
Giovanni Trapattoni: "Auf den Fußball. Auf die Mannschaft des VfB, auf den Verein, die Fans und eine neue Herausforderung. Ich finde es großartig, im Jahr vor der WM in Deutschland bei einem Verein arbeiten zu können, der international spielt und große Ambitionen hat. Ich freue mich auf den VfB und Stuttgart."
Dank seine Frau darf Trapattoni beim VFB trainiert! Ich hoffe, dass VFB mit Trapattoni mehr Erfolg als Sammer und Magath haben wird.
|