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 Was ist los mit DGB? „Gehörlose Menschen können nicht lesen!


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Was ist los mit DGB? „Gehörlose Menschen können nicht lesen!“

Die Geschäftsführung des DGB (Deutschen Gehörlosen-Bundes e.V.) hat am letzten Mittwoch einen Artikel „Gebärdensprache als Marktlücke“ aus dem Wirtschaftsteil der Zeitung „Hamburger Abendblatt“ stolz präsentiert durch Verteilen per Email an etliche Gehörlose (siehe auch im Internet: http://www.abendblatt.de/daten/2006/03/01/538679.html ). Aus diesem Artikel möchte ich zitieren: „Es ist nämlich ein weit verbreiteter Irrtum, dass gehörlose Menschen lesen können, so Raule.“ Der ist auch im Präsidium des DGB als Schatzmeister tätig.

Ist das eine gut überlegte und weit blickende Politik vom DGB?

Ich kann nur hoffen, der Staat wird dadurch nicht demotiviert, die Tafel 150 weiter zu bezuschussen …



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3 beschäftigte Mann bearbeiten den Film mit Gebärdensprache für Gehörlose für Informationen.
Es gibt Gehörlosen, die unter Niveau sind, können nicht alles verstehen, was im Internet draufstehen. Meistens sind Deutsch für uns Gehörlosen so schwer zu verstehen, was im Internet geschrieben sind.

Deswegen haben 3 Männer erfunden, dass ein Bild mit einem Person mitsamt Gebärdensprache auf Internet draufsetzt. Damit Gehörlosen dieses Bild mit Gebärdensprache schauen, was sie gebärden wie im Inhalt vom Internet. Gehörlosen können dies besser verstehen, als im Text.

Es ist doch kein Beleidigung für uns! Dies ist ja perfektes Hilfsmittel für uns Gehörlosen, im Internet zu verstehen.



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Die Taubstummenoberlehrerinnen sind verantwortlich! [british]
Was hatten sie getan?


BOOOOOOOOORN TOOOOOOOOO SIGN!!!!!!!!



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@Deaf_Twingirl,
nein, ich sagte es auch nicht, dass es eine Beleidigung ist. Ja, ich weiß, das Gebärdenwerk ist eine gute Sache. Aber in der Politik soll man gut balancieren können, denke ich.

@Gummikuh,
nicht nur die, sondern auch alle andere sind mitverantwortlich.



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Kultus- und Unterrichtsministerium hat vielen tauben Ohren!!!
Mit Königreich Bayern hätte es ganz anders ausgesehen!


BOOOOOOOOORN TOOOOOOOOO SIGN!!!!!!!!



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Dazu auch mein Bericht:

http://www.kestner.de/n/verschiedenes/p ... berlin.htm

Es nützt doch nicht es zu verharmlosen, die gl Kinder, die heute aus den Schulen gehen, können kaum lesen und schreiben. Lesen ja - verstehen nein. Da muss ich etwas ändern!
Gruß Karin



Zuletzt geändert von Karin am 06.03.2006, 13:39:20, insgesamt 1-mal geändert.

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Die amerikanische National Association of the Deaf sowie auch die Britische Deaf Association haben wirksam die Tatsache, dass die Leseverstaendnisfaehigkeit der tauben Erwachsenen sich durchschnittlich schlechter als die der hoerenden Viertklaessler vergleichen, benutzt, um Schulreformen in die Richtung von Bilingualismus durchzusetzen.

Es ist wichtig, immer wieder hinzuweisen, dass die jetztige Paedagogik mit tauben und schwerhoerigen Kindern allgemein versagt hat, uns vollsprachig auszubilden. Es soll nichts verschleiert werden.

Beachte den Sprachgebrauch von der unbestimmten Mehrzahlform in "Gehoerlose Menschen ..." Diese Sprachform bedeutet nicht "alle gehoerlose Menschen", sondern eher "ein grosser Teil der gehoerlosen Menschen", also "nicht alle".

Hans, keine Sorge, dass diese Information uns politisch nachteilig wird und das TV-Angebot weniger untertitelt wird. Das wird sowieso fuer die Spaetertaubten und Altersertaubten notwendig sein.

Die Staat bezuschusst Tafel 150? Ist das nicht von den RF-Anstalten selbst finanziert?


Hartmut



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@Grossmaul,
ja, leider sähe es so aus, dass ein Handeln im eigenen Interesse verdächtigt würde.
Lesefertigkeit? Und ab wann? Eine sehr gute Frage! Auch Hörende können im Lesen nicht alles verstehen.
Ich gebe gerne zu, dass ich „gebrochene DGS spreche“. Deshalb habe ich mich zur Teilnahme am Workshop von Endress angemeldet.
Einheitliche DGS war schon immer mein Traum. „Hauptbremser“ der geplanten Vereinheitlichung waren leider Gehörlose selbst.

@Gummikuh,
Gehörlosenförderer Ludwig I (bayerischer König) hatte „taube Ohren“ (war selbst wirklich auch schwerhörig!)

@Karin,
nein, ich wollte es gar nicht verharmlosen. Für Leseförderung habe ich lange und genug gekämpft. Vor allem für die Reform des Inhalts der Deutschstunde. Ich war leider ein Einzelkämpfer.

@Hartmut,
ich sehe es politisch in einigen anderen Bereichen leider doch nachteilig (mehr darüber später, denn es ist schon Mitternacht)



Mitglied



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@Hartmut:
Ich verstehe "gehörlose Menschen" in diesem Satz als "alle gehörlosen Menschen".
Egal ob unbestimmte Mehrzahlform "gehörlose Menschen" oder bestimmte Mehrzahlform "die gehörlosen Menschen".
Im (hörenden) Sprachverständnis versteht man Raule so, dass er alle Gehörlosen meint.

Anderes Beispiel: "Weiße Autos sieht man auf der Straße besser." Auch unbestimme Mehrzahlform und ich meine damit "alle weißen Autos".

Insofern keine Entschuldigung für Raule. Dieser Satz aus dem Abendblatt klingt krass, aber ich denke, er hat ihn allgemeiner gemeint.

Sorry, Hans und Hartmut, dass ich zur eigentlichen Diskussion nur eine Randbemerkung gemacht habe.



gehörlosenfreak
gehörlosenfreak



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@Hariboa
Bin voll deiner Meinung.

@Hartmut,
neee, ich finde schon bedenklich wenn man sowas schreibt was HansB zitierte, denn es kann auch missinterpretiert werden und den "Gegner der Gehörlosenkultur" könnten fälschlicherweise diese Argumente nutzen.
Aber was mir noch erstaunt ist, dass kaum darüber gesprochen wird, dieses Thema hat gerade 9 Antworten. [crap]
Es mag schon stimmen, dass unter gehörlosen viele aber eben nicht alle gibt, die Schwierigkeiten mit dem Lesen&Schreiben haben.
Es ist ein weitverbreiter Irrtum dass Gehörlosen lesen können. Wenn die Gebärdenwerk so deppert daherschreibt, sollten sie auf ihrer Homepage nur Ton als Info für Hörende und rein GS-Videos ohne Texte gestalten. Dann wäre ihnen diese Blödsinn was sie äußerten gerecht [nonono]

Vergleiche mal www.oegsbarrierefrei.at
www.oegsbarrierefrei.at hat geschrieben:
Für viele gehörlose Menschen, die am besten in einer Gebärdensprache kommunizieren und Informationen verarbeiten, stellt die deutsche Schriftsprache eine Barriere dar.

Um Informationen auch für gehörlose UserInnen zugänglich zu machen, müssen Inhalte zweisprachig angeboten werden. Mittels einer Gebärdenspracheinblendung (also einer gebärdeten Übersetzung des deutschen Textes) ist dies ganz leicht möglich.

Diese Interpretation ist viel besser als diese von Gebärdenwerk.

deafmax


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Ich bin taub, ergo bin ich.



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@Hartmut
@Hariboa
@deafmax

Unter dem Raule’s Spruch verstehe und empfinde ich so, dass mindestens 80 Prozent oder sogar 90 Prozent der deutschen Gehörlosen nicht lesen können.

„Lesen“ bedeute nicht „Lesen können wie Entziffern einzelner Buchstaben“, sondern „Verstehen“ oder „Begreifen“ eines Textinhalts, meint der Raule.

In Deutschland solle es mehrere Millionen Analphabeten geben. Aber wir sparen den Spruch: „Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass hörende Menschen lesen können.“



gehörlosenfreak
gehörlosenfreak



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HansBusch hat geschrieben:
Unter dem Raule’s Spruch verstehe und empfinde ich so, dass mindestens 80 Prozent oder sogar 90 Prozent der deutschen Gehörlosen nicht lesen können.

[nono] Bei Zwiebelfisch wärest du angeprangert.
"Es ist ein weitverbreiter Irrtum, dass Gehörlosen lesen können". Da wird Gehörlosen im Plural ausgedrückt, ohne Nebenwörter und genau da meint man ALLE! Das war beim einem "Abendblatt" so, weiss ned mehr welche, weil diese Artikel gibts nicht mehr. Jedenfalls wenn man davon ausgeht dass andere Hintergrundinformation wissen, vor allem vor Journalisten, drückt man sich falsch aus.
80%-90% ist deine Definition, weil du Insider der Gehörlosenwelt wie ich bist. (...nehme ich an.) Aber in dem was dieser Raule äußerte ist diese "Hintergrundinformation" nicht zu erkennen!

Nur folgendes ist schon etwas besser:
Gebärdenwerk hat geschrieben:
Wer nicht hören kann, kann lesen? - Ein weit verbreiteter Irrtum. Er berücksichtigt nicht, dass die Sprachentwicklung gehörloser Menschen häufig von Anfang an gestört ist. So ergeben sich in der Regel aus der mangelnden Lautsprachkompetenz auch Probleme mit der Schriftsprache. Zeitungen, Internet, Informationsbroschüren etc. stellen viele gehörlose Menschen daher vor un­überwindbare Kommunikationsbar­rieren. Die DGS ist eine anerkannte eigenständige Sprache ge­hörloser Menschen. Sie dient der Kommunikation untereinander.

Quelle: http://www.rz.uni-karlsruhe.de/mmt/text.php?id=221

In dem Fall wird etwas später "viele gehörlose Menschen" erwähnt, genau damit meint man nicht ALLE und ist auch eigentlich richtig so ausgedrückt. Trotzdem finde ich den Wortwahl "weitverbreiter Irrtum" ziemlich dummer Wahl. Gescheit daherreden soll in dem Fall gut überlegt sein!

Zuletzt ist es ein Unterschied zu sagen, wenn einer NICHT lesen kann oder NICHT GUT lesen kann! ALLE Gehörlose können lesen, nur die Verständnis des Gelesenes variiert sich von schwere Verständnisproblem bis kein Problem, wo die Schwankungsbreite eher größer in der Bereich liegt, dass viele Gehörlose Schwierigkeiten beim Lesen haben.

Dass Lesen nichts mit Buchstaben erkennen zu tun hat ...entschuldige, neigst du zu Verar***ung? Natürlich hats mit dem Begreifen zu tun, mit diese Argumente wirst du die Kritiker eher noch mehr ärgern! Aber schon gut, ich geh davon aus dass du es nicht so meintest. Dass "Gehörlosen NICHT lesen können" ist und bleibt masslos übertrieben.

cudeafmax


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Wenn ich auch mal ein paar Worte sagen darf?

Journalisten schreiben nicht immer wortwörlich was man gesagt hat und Einfluss nehmen kann man nur selten. Da kann schnell durch das Weglassen eines Wortes viel passieren.

Dann noch was, gerade vor ein paar Tagen war ich auf einer Veranstaltung mit einem HNO Arzt, der meinte, man braucht keine Dolmis mehr, weil man ja jetzt Simultanmitschreibekräfte hat. .....

Dem wirkt ein solcher Artikel doch entgegen, auch wenn es unglücklich ausgedrückt war. Überlegt euch doch mal, was man in Internetseiten, die für Hörende zugänglich sind, sagen kann, um bekannt zu machen, dass GL eben Gebärdensprache brauchen, um ohne Barrieren besser zu verstehen.

Und noch ein kleiner Spruch von mir :-)
Wer viel tut, macht eben auch manchmal Fehler. Wer nichts tut, macht natürlich keine Fehler. ;-)
Positiv denken und etwas tun.

Viele Grüße
Karin



gehörlosenfreak
gehörlosenfreak



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@Karin, stimmt.
Wieder 'n gutes Argument.
Ich meine trotzdem hätte man die Artikel Richtigstellen können.

Zitat:
Dann noch was, gerade vor ein paar Tagen war ich auf einer Veranstaltung mit einem HNO Arzt, der meinte, man braucht keine Dolmis mehr, weil man ja jetzt Simultanmitschreibekräfte hat. .....

:D Alles klar. Schicksal ist es Mensch zu sein. [british]

cu deafmax


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@deafmax,
„…, dass Gehörlosen lesen können.“ gibt es im richtigen Deutsch nicht. „…, dass Gehörlose ...“, also ohne –n, wäre richtig. Entschuldige bitte meine ungefragte Korrektur!

Ich kann nur hoffen, dass andere Unbeteiligte auch so verstanden haben wie ich, dass etwa 80-90% der Gehörlosen nicht lesen können. Sonst werde ich in den Eintopf geworfen. Dann will ein Arzt sich mit mir nicht mehr schriftlich verständigen, sondern nur noch über meine Frau, was mir gestern passierte. Eine Schreibekraft wäre mir persönlich doch lieber.

Ganz streng genommen kann „Gehörlose können nicht lesen“ bedeuten, dass nur, ja mindestens, zwei Gehörlose nicht lesen können oder sogar alle. So sehr praktisch ist das Deutsch nicht.

Nein, bestimmt nicht, in diesem Fall wollte ich euch gar nicht verar…

Lieben Dank für den „Zwiebelfisch“. Habe „vollinteressiert“ gelesen.

@Karin,
ja, ich versuche, etwas zu tun trotz eventueller Fehler …



gehörlosenfreak
gehörlosenfreak



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hansBusch hat geschrieben:
Lieben Dank für den „Zwiebelfisch“. Habe „vollinteressiert“ gelesen.

der ist klasse, nicht? :D
Fehler passieren. Bei mir ists auch nicht ausgenommen.
Wie sagenhafte Forrest Gump sagte: "Scheisse passiert!"
Auch bei Gehörlosen [british]
cudeafmax


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Neuling



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WARNUNG......mache auch ZENSIERT

Womit die Admin mein hartes Kritik in mein ein posting zensiert.......Beende mein Geduld und holt langsam paar internet-Seele ab.....

Ursprung http://www.glcafe.de/viewtopic.php?p=933465#933465



Zuletzt geändert von Sensemann am 25.02.2007, 06:06:22, insgesamt 1-mal geändert.

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@deafmax,
jawohl, der ist klasse.
Habe das Wort „vollinteressiert“ vorsichtshalber mit Anführungszeichen benützt. Denn ich bin nicht sicher, ob dieses Wort es auch unter Hörenden gibt. Ich gebärde unter Gehörlosen oft „…voll Interesse lesen“ und als andere Beispiele „voll-taub“ und „stink-voll“. Habe manchmal versucht, Gebärdbegriffe einzudeutschen. Ohne Anführungszeichen würde ich beim Zwiebelfisch landen? [british]

@Sensemann,
ja, jeder darf für sich eine Werbung machen. Aber auf Kosten anderer? … hm …

@all,
nun wieder zurück zum Thema …
Ist der unglückliche Raule’s Spruch für uns, die Gehörlosen, gesellschaftlich, politisch und wirtschaftlich eher nützlich oder schädlich?



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Hat einer von euch vielleicht die Artikel noch auf dem PC?
Die Artikel-Seite von der Abendblatt-Zeitung, ich kann es nicht mehr lesen.



Neuling



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WARNUNG......mache auch ZENSIERT

Womit die Admin mein hartes Kritik in mein ein posting zensiert.......Beende mein Geduld und holt langsam paar internet-Seele ab.....

Ursprung http://www.glcafe.de/viewtopic.php?p=933465#933465



Zuletzt geändert von Sensemann am 25.02.2007, 06:06:42, insgesamt 1-mal geändert.

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Habe den Artikel dank Hariboa.

Auf mich wirkt der Artikel eher wie ein Eigenwerbung.
Dass es eine Marktlücke ist, das haben wir den Leuten von der Bildungsinstitution zu verdanken. Aber nicht nur denen. Es liegt auch an die Entwicklung der Gehörlose und die Erziehung der Verantwortlichen. Bis es weg vom Tisch ist, das dauert noch. Daher ist die Marktlücke gerechtfertigt.

Wie Hans Busch schon zitierte, meinte der Raule das Begreifen der Textinhalt. Und eben nicht die Entzifferung. Das ist eine gefährliche Aussage wegen der zwei Unterschiede.
Man hätte in diesem Fall eine Formulierung wie etwa, dass es Gehörlose gibt, die Probleme haben, den Inhalt beim lesen vollständig verstehen zu können, machen können. Anstatt zu behaupten, dass Gehörlose nicht lesen können, eine solche Formulierung, da geht man zu weit.

Also beim nächsten Mal eine anständigere Formulierung, um Ausweichungen und Missverständnisse zu vermeiden.
Und ich hoffe, das Gebärdenwerk findet mehr Resonanz, damit die benachteiligten Gehörlose mehr von der Welt mitkriegen.

Hier ist nun die Artikel.
____________________

Gebärdensprache als Marktlücke

Idee: Drei Unternehmensgründer erleichtern Gehörlosen das Leben.
Hamburger übersetzen Texte im Internet. Mit Erfolg. 2006 soll erstmals Gewinn erzielt werden.

Von Sophie Laufer

Spezialisten für Gebärdensprache: Thimo Kleyboldt, Knut Weinmeister
und Ralph Raule (von links). Foto: Andreas Laible

Hamburg -

Barrieren überwinden, das ist ihr Ziel. Barrieren, mit denen gehörlose
Menschen zu kämpfen haben. Deshalb haben ein Diplom-Pädagoge, ein
Behindertenpädagoge und ein Diplom-Kaufmann zusammen das Unternehmen
Gebärdenwerk gegründet. Thimo Kleyboldt (36), Knut Weinmeister (32)
und Ralph Raule (39) sind selbst hörgeschädigt. "Mit unseren
Erfahrungen wollen wir anderen Gehörlosen das Leben erleichtern", sagt
Ralph Raule. "Und in eine Marktlücke stoßen."

Seit der Gründung 2003 konnte das Unternehmen jedes Jahr einen neuen
Umsatzrekord aufstellen. So lag der Erlös der drei Gründer im
vergangenen Jahr bei 150 000 Euro. Für 2006 peilt die Firma sogar
einen dreistelligen Umsatzzuwachs an. "Und zum ersten Mal wollen wir
dann auch einen deutlichen Gewinn erzielen." Bisher hätten die
Investitionen in die Ausrüstung des Unternehmens alle Überschüsse
verschlungen.

Das Gebärdenwerk übersetzt schriftliche Texte aller Art in die
deutsche Gebärdensprache. Mit Hilfe von kleinen Filmen werden so die
Zeilen auch für Gehörlose verständlich. "Es ist nämlich ein weit
verbreiteter Irrtum, dass gehörlose Menschen lesen können", so Raule.
Deren Sprachentwicklung sei oftmals von Anfang an gestört. So würden
sich aus Problemen mit der Lautsprache auch Probleme mit der
Schriftsprache ergeben. "Denn diese Schrift ist nicht Bestandteil
ihrer Sprache und den Betroffenen damit oftmals fremd", sagt der
Unternehmer. Deshalb würden viele weder Zeitungen noch
Informationsbroschüren oder das Internet lesen können. "Das wollen wir
mit unseren Filmen ändern."

Gegründet haben die drei ihr Unternehmen nachdem die Bundesregierung
2002 das Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) erließ, in dem auch
die Gebärdensprache als eigenständige Sprache anerkannt wurde. Das
Gesetz verpflichtet öffentliche Informationsanbieter wie Ämter und
Behörden zu barrierefreier Kommunikation. "Dazu gehört auch die
Möglichkeit, beispielsweise eine Interne-Seite problemlos zu lesen",
so Matthias Röwer, Büroleiter des Senatskoordinators für die
Gleichstellung behinderter Menschen.

Die Ausrichtung ihrer Firma auf die Übersetzung von Texten kam für die
drei hingegen eher überraschend. "Wir wollten eigentlich ein
Unternehmen gründen, das Lernmaterialien für die Gebärdensprache
entwickelt und auflegt", sagt der Diplom-Kaufmann Raule. "Doch das
neue Gesetz hat uns andere Wege eröffnet und diese Möglichkeit konnten
wir einfach nicht ignorieren."

Denn jetzt müßten alle Ämter und Behörden Schritt für Schritt ihre
Internet-Seiten umgestalten. "Das ist ein riesiger Markt", sagt der
Unternehmer. Allein der Landtag von Nordrhein-Westfalen habe eine
Homepage, die 18 000 Seiten umfasse. Eine Filmminute kostet beim
Gebärdenwerk zwischen 100 und 200 Euro. Eine DIN-A4-Seite ergibt rund
vier Filmminuten.

Mittlerweile beginnen bereits die ersten Unternehmen, ihre
Internet-Seiten für Gehörlose umzugestalten. "Sie erkennen, daß sie
auch die behinderten Menschen nicht ignorieren sollten", sagt Röwer.
"Denn sie stellen eine große Zahl von Kunden." So sieht Röwer viel
Arbeit auf die drei Unternehmer zukommen. "Firmen wie das Gebärdenwerk
werden in den nächsten Jahren zunehmend gebraucht", sagt er.

Bereits jetzt gibt es immer mehr neue Aufträge für das Unternehmen.
"Die Arbeit nimmt Dimensionen an, die wir mit unserer Mannschaft von
fünf festen Mitarbeitern fast nicht mehr bewältigen können", so Raule.
Denn das Gebärdenwerk ist nach eigenen Angaben bundesweit der einzige
größere Anbieter solcher Übersetzungsfilme. Deshalb müssen Kleyboldt,
Weinmeister und Raule neue Mitarbeiter einstellen. "Wir sind permanent
auf der Suche. Doch in unserer Branche ist es schwer, qualifiziertes
Personal zu finden." Schließlich müßten die Bewerber Deutsch und die
Gebärdensprache fehlerfrei beherrschen. Dafür wollen die drei jetzt
auch gehörlose Menschen ausbilden.

erschienen am 1. März 2006



gehörlosenfreak
gehörlosenfreak



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@JunMisugi
Zitat:
Wie Hans Busch schon zitierte, meinte der Raule das Begreifen der Textinhalt. Und eben nicht die Entzifferung.

Entschuldige?
Zitat:
Text: "HALLO"
A: Was steht da?
GL: "H ... A ... L ... L ... O"
A: "Gut, und was bedeutet das?"
GL: "Weiss ich nicht."

Meinst du und HansBusch das? [nerv]
Ich finde es schon ein Unterschied wenn man sagt, "Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass gehörlose Menschen lesen können" und dass bei Gehörlosen leicht vorkommt dass sie z.B. bei Titel "Vereitelte Mordanschlag" darunter verstehen dass ein Mord passiert ist, weil Mord ihnen vertraut ist und dagegen Vereitelung bzw. Anschlag eher nicht.
Aber ich möchte an Karins Hinweis halten. Fehler passieren. Was die Gebärdenwerk macht ist gut und notwendig, auch wenn ihr Werbung etwas teilweise unglücklich nach Aussen ging.

@HansBusch, vor allem Insidern und kompetente gl Personen in der Schriftsprache werden über diese Aussage verärgert sein, aber sonst andererseits könnte durch Mitleid, weil Gehörlosen ja nicht lesen können, Zustimmung für die Gebärdenvideos gewonnen werden. bitteschön.

deafmax


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Zuletzt geändert von deafmax am 10.04.2006, 13:07:33, insgesamt 1-mal geändert.

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jo kann man wirklich laut sagen nach dem ich den Satz: "Es ist nämlich ein weit verbreiteter Irrtum, daß gehörlose Menschen lesen können"

gelesen haben im Hamburger Abendblatt habe ich sofort reagiert und einen Bericht auf deaf-deaf.de geschrieben:

http://www.deaf-deaf.de/articles/49/1/G ... icht-lesen

Dann den Hamburger Abendblatt eine Email geschrieben und siehe an binnen 24 Stunden später wurde der Artikel gelöscht.

siehe selbst:

http://www.deaf-deaf.de/articles/56/1/H ... aerdenwerk

Error 404 der alte Artikel

http://www.abendblatt.de/daten/2006/03/01/538679.html

hätte das Gebärdenwerk über Raule zitiert das gehörlose und hochgradig schwerhörige Menschen zwar lesen können aber nicht immer ganz den Sinn des Inhalt verstehen wäre es oki aber net auf diese Art die eigentliche Zielgruppe für die man produziert noch bloss stellen nur um durch falsche Interprätion falsche Tatsachen zuerzielen um hier den einen oder einen Kunden der auf diese Publikation reinfällt zugewinnen und damit Profit zuschlagen ......



gehörlosenfreak
gehörlosenfreak



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Zwischendurch:
Ich finds interessant, dass die Medien bei Richtigstellung von Webpublikationen einfach löschen anstatt zu korrigieren. Ich habe auch mal bei einer Onlineausgabe höflich darauf hingewiesen, dass es nicht "Taubstumm" heissen soll sondern "Gehörlos", indem man einen Namen zitierte, der gehörlos war. Nachher ist dort nur der Name gestanden.
Ist wohl zu anstrengend, etwas zu korrigiern [nerv]
cu deafmax


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Ich bin taub, ergo bin ich.



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kann man net so sehen ... anstrengend :D

Ich habe ja selbst über 2 Jahre das gl-sh.de als Betreiber geleitet und weiss am besten in solch einen Konflikt ist am besten im Zweifel für Beklagten :D

Das bedeutet anderswertig interpretiert um nicht noch mehr Zündstoff zu bieten und damit das Risiko zur exkalieren der Emotionen beizutragen und damit einen Rechtstreit aus den Weg zu gehen wird hier die Löschung mit den schweigen der Lämmer bevorzugt so handhaben es eigentlich alle grösseren Seiten die mal in irgendwelche Schwulitäten kommen :D



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@deafmax: Ja, das habe ich gemeint. Ob der Hans Busch dies auch meinte, da musst du ihn selber fragen. [smile]

Lesen bedeutet für mich, den Wort entziffern zu können.
Ist doch dasselbe wie beim schreiben. Wenn du nicht schreiben kannst, dann liegt es daran, dass du die Buchstaben nicht beherrschen kannst.
Nun, wenn du nicht lesen kannst, dann heisst es, du weisst nicht, was A oder Z ist.

Ich glaube, die Gehörlosen hierzulande können den Wort vereiteln schon entziffern.
Aber was es bedeutet, nicht viele. Und somit ist der Inhalt nicht verstanden worden.

Zitat:
Man hätte in diesem Fall eine Formulierung wie etwa, dass es Gehörlose gibt, die Probleme haben, den Inhalt beim lesen vollständig verstehen zu können, machen können.

Dies ist treffend zu deinem Zitat:
Ich finde es schon ein Unterschied wenn man sagt, "Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass gehörlose Menschen lesen können" und dass bei Gehörlosen leicht vorkommt dass sie z.B. bei Titel "Vereitelte Mordanschlag" darunter verstehen dass ein Mord passiert ist, weil Mord ihnen vertraut ist und dagegen Vereitelung bzw. Anschlag eher nicht.

Ja, Fehlern zu machen ist menschlich. Dafür sind wir ja da, um es zu korrigieren. [smile]



gehörlosenfreak
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@sabba
Hm, Löschung vs Bekanntheit... I denke kleine Korrektur ist Entgegenkommender. Aber Löschung... naja, ok, bittschön.

@JunMisugi,
schon möglich dass die GL "vereiteln" verstehen, aber würde am ehesten "vereiteln" in Verbindung setzen. "vereiteln" und "eitel sein" ist ja verschieden. Hab damit nur Beispiel gezeigt.

"Lesen bedeutet für mich, den Wort entziffern zu können." Aha.
"Nun, wenn du nicht lesen kannst, dann heisst es, du weisst nicht, was A oder Z ist." Hmm...
"Es ist nämlich ein weit verbreiteter Irrtum, daß gehörlose Menschen lesen können" ...so jetzt versteh i gar nix mehr. Egal, ich zähle auch dazu, dass ich irrtümlicherweise lesen kann. Ich wähle die Definition, dass "Lesen" im Zusammenhang mit "Begreifen" steht [grazy]

Für mich ist das Thema abgehackt. Und ich geselle mich zum zusammen-verrückt-sein :D

lg deafmax


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Spitzenmitglied



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Ich glaube da war das Wort "vereinzelt" gemeint ;-)

Liebe Grüße
Karin



Mitglied



offline
@deafmax: Willkommen im Club der Verrückten. Dafür liebe ich dich. :D
Für mich ist das Thema auch abgehackt, da du es abgehackt hast. :D



Spitzenmitglied



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Deafmax,
du musst dir auch bedenken, dass das Wort "gehoerlos" trotz Duden noch komisch bei den Leuten, die taeglich mit der Sprache arbeiten, wie den Zeitungsleuten, wirkt. Das Wort ist wirklich schlecht geformt und fuehlt sich wie von aussen "aufgehalst" (siehe, 'gesichtslos' bedeutet nicht "blind"; 'geruchslos' nicht "unfaehig des Riechens usw.). Diese Schreiberkerle ziehen daher vor, das person-beschreibende Eigenschaftswort einfach zu loeschen.

Es entwickelt sich unter den Journalisten ein Bewusstsein, nicht rassistisch zu sein durch unnoetige Angabe von einem persoenlichen Merkmal, z.B. "Schwarzer Mann des Raubes verdaechtigt". Politisch korrekt wuerde es heissen: "Mann des Raubes verdaechtigt". Gleicherweise moechten sie nicht schreiben "Tauber Mann im Unfall verwickelt". In den USA hat sich diese Regel zumeistens schon etabliert.


Hartmut



Zuletzt geändert von Hartmut am 13.04.2006, 11:03:58, insgesamt 1-mal geändert.

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@Hartmut,
oh, ja, ein starkes Stück „political correct“. In den USA schrieb man anfangs „Negros“ und später ein anständigeres Wort „Blacks“ und heute schreibt man nur noch ein politisch korrektes Wort „Afroamericans“. Aber ich finde dieses Wort leider trotzdem immer noch diskriminierend. Eines Tages werden Männer bei „Mann des Raubes verdächtigt“ als diskriminierend fühlen und neutrales Wort „Mensch“ oder „Person“ verlangen. Schon beim Unterschied zwischen „Mensch“ und „Tier“ wird die liebe Hündin Bessy bissig und verlangt „Lebewesen“. Tja, die Leute spinnen immer mehr. Schon okay, Spass beiseite.

Statt „Gelähmte“ oder „Körperbehinderte“ soll man bei „political correct“ nur noch „Körperlich Herausgeforderte“ schreiben? Und statt „Blinde“ nur noch „Visuell Herausgeforderte“??? Und wie soll es bei „Gehörlose“ aussehen???

Ja, sehr interessant, gute Idee mit „political correct“. In unserem Fall sollten wir, die Gehörlosen (entschuldige bitte dieses Wort), einen „Taubensturm“ auf das Raule’s Gebärdenwerk arrangieren und Umformulierung von „… Irrtum, dass gehörlose Menschen …“ zu „… Irrtum, dass alle Menschen …“ (egal ob gehörlos oder hörend oder beides) fordern???

Lieber Hartmut, dir und deiner Familie wünsche ich friedliche Feiertage!
Zu Andersgläubigen sage ich lieber nicht „Frohe Ostern“, sonst wäre ich politisch unkorrekt?

@Bessy,
danke für deine Satire oder deinen Aprilscherz! Sie habe ich, auch wenn sie ein Stich ins Bienennest sein könnte, genossen. Ja, ich lese alle Satiren gerne. Sie sollen der Öffentlichkeit nur einen nützlichen Denkanstoss geben und nicht eine einzelne Person direkt verletzen, gell?

@deafmax,
danke für deine Bereicherung! Habe gerade im Duden nachgeschaut, was „Zickenfehde“ genau bedeutet. Du siehst, ich liebe meinen alten Duden Band 10 sehr. [smile]



gehörlosenfreak
gehörlosenfreak



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Hartmut,
ich finde schon dass du recht hast. Menschen = Menschen, aber manchmal ist es auch eine "Ehre" anzugeben um welche Menschen es sich handelt. Die geschätzte Damen wollen auch alle ihrer Titeln mit feminium angeredet werden: Maga Gescheitbin, Drin Femininze...
Dabei ist unglücklicherweise die Artikelauswahl der Worte so zugeordnet, bin dabei jedoch nicht sicher ob das Geschlecht der Worte auch wirklich mit dem Geschlecht zu tun hat (z.B. Der "Doktor" - war früher Doktor nur männlich? Die Mutter - homesexuelle Menschen wünschten sich dann auch "Der Mutter"...)
Also political correctness bringt auch nicht immer Zufriedenheit bei allen. Aber ich muss zugeben, dass es ein gutes Argument ist aber gewöhnungsbedürftig. Wenn einer heute sagt "der Mann hat..." denkt keiner sich dabei was, nur "dieser Lebewesen". Aber wenn sie erfahren dass dieser Mann taub ist, malen sie sich alle mögliche negatives aus ("Weil ja taub entwickelt der so" usw.). Etwas anders siehts bei "Tauber Mann hat..." aus, heutzutage wohl noch besser "Gehörloser Mann hat...".
Glaube ich. :D
Jedenfalls bin ich positiver eingestellt, nachdem dieser online Zeitschrift das Wort "Taubstumm" aus dem Bericht entfernt hat. "Gehörlos" wäre trotzdem ein guter Alternative als eine Nichterwähnung.

HansBusch,
Dein Hang zur Ironie :D Ich glaube Hartmut bezieht sich auf meine Angaben mit dem Online-Zeitschrift, der das Wort taubstumm schlicht ersatzlos entfernte.
Zitat:
Umformulierung von „… Irrtum, dass gehörlose Menschen …“ zu „… Irrtum, dass alle Menschen …“ (egal ob gehörlos oder hörend oder beides) fordern???
:D
Übrigens "Frohe Ostern" ist nicht ohne Schadensfreude: Jesus starb... [betezumhimmel] [spannend]

[NACHTRAG]Übrigens funktioniert "politisches Korrektheit" in Deutschland nicht: Der Ausweis von Gehörlosen heisst immer noch SCHWERbehindertenausweis.[/NACHTRAG]

@Bessy, is ned so schlimm.
Manche Satire ist so ernst, dass man nicht draufkommt dass es sich um eine Satire handelt. Ich jedenfalls bin drauf reingefallen *guckindieluft* :D
Offiziell hat sich dieser Raule oder die "Erfindern" dieser Weitverbreiter-Irrtum-dass-GL-lesen-können Zitat gar nichts berichtigt. Man wartet anscheinend nur drauf, dass Gras darüber wächst. [roll]

lg deafmax


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Ich bin taub, ergo bin ich.



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@deafmax,
erwähne doch nicht jedesmal extra "schwer" ... [roll]

Tatsache ist, wir deutschen haben diesen Zusatzbemerkung und
können nichts dafür, oder sollen wir das Schwerbehindertenausweis
deiner Meinung nach abgeben??!?

Sag nicht, DU würdest deinen "Leicht"behindertenausweis abgeben?

Zum wesentlichen ist das hier nicht das Thema ....

@Hartmut
zum x-ten male, ich als in Deutschland lebende empfinde vom
Sprachgebrauch das Wort Gehörlose um einiges besser als Taube!
Und genauso wie ich sehen es mehrere hd!

Taube = können auch Vögel oder taube (=gefühllose) Beine
gemeint sein ...

BTW:
Ins Taubenschlag haben sich auch schon Vögelliebhaber verirrt...

Lim


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@Lim
:D [sorry]
Naja, ich neige dazu meine Gleichgesinnten nicht als schwerbehinderten zu bezeichnen. Warum denn auch, "Behindertenausweis" reicht doch.
Was bitte unterscheidet ein Behinderte von einem Schwerbehinderten? n u r weil Gehörlose ein defekte Öhrchen haben sind sie gleichtzusetzen mit schwer körperbehinderte, die an Rollstuhl "gefesselt" und kaum beweglich sind? gar geistig schwerbehinderte? Diese Menschen sind _behindert_, nichts weiter.
Wasser ist auch nicht schwerfeucht, schwerflüssig, schwernass...
Geschätzte Lim, nein, so nicht. Solange ich lebe, prangere ich das an! das "schwerbehindertenausweis" ist absolut NICHT notwendig! Leichtbehindert ist genauso unsinnig! Es gibt Behinderte oder nicht Behinderte. PUNKT. Diese Einzeln zu kategorisieren wie resthörig, antaubheitgrenzendblablabla, hochgradigschwerhöre, halbvollrestviertelhörig usw. ist genauso behämmert!

Stimmt, passt nicht zum Thema. Für mich aber ist nachvollziehbar, dass durch diese Bezeichnung Gehörlose zu passivdenkern neigen, entstehen Menschen wie die Raule oder Erfinder dieser Weitverbreiter-Irrtum-dass-GL-lesen-können Zitat! Du zählst auch zu diese "Opfern" - Zitat: "Hörende haben es besser".
Nimm mein letzte Ausfall nicht zu persönlich. Es ist nur so, dass ich alleine mit dieser Meinung stehe [roll]
Verflucht sei diese "Schwerbehindertenausweis"-Erfinder!

deafmax


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Ich bin taub, ergo bin ich.



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@deafmax,
nein, ich geb diesen Ausweis nicht ab, nur weil die "zusatz"-bemerkung
drin steht. Und soll ich mich nur deswegen aufregen, es gibt andere
Sachen, wo man sich besser aufregen tut ....

und was dein Zitat betrifft:
Zitat:
neigen, entstehen Menschen wie die Raule oder Erfinder dieser Weitverbreiter-Irrtum-dass-GL-lesen-können Zitat! Du zählst auch zu diese "Opfern" - Zitat: "Hörende haben es besser".


ach ... wie kann man sich nur irren....
Soviel Zeit hab ich nicht, deinen Zitat jetzt widerzusprechen ....

Sagen wir mal kurz, ich selbst komm damit klar, daß ich nix hör.

Solange man nicht mitten in einem 4-400-köpfigen Betriebsversammlung
ohne einen GSD steckt. Oder willst du mir jetzt da auch noch sagen, die
HD haben da nicht besser? Klar, man kann in die Luft schauen, und träumen,
aber was ist wenn grad ein wichtiges Thema angesetzt wird, wo du nix
mitbekommst, und keiner was dazu sagen will?

Ich würde die 2 Sachen trennen, GL Welt, wo man unter ihresgleichen ist,
wo die hd auch nicht besser haben als die gl, und hd Welt ... wo man in
anderer Welt ist, und wo man dann manchmal echt einen GSD benötigt.


****~cat



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@Lim,
bei mir gehts nicht ums Abgeben der Ausweisse, sondern um eine begrüßenswerte Änderung. Aber da wird man sagen: kostet nur Geld. Die Behindertenausweisse in Österreich haben früher auch eine rote Farbe gehabt, andere Kennzeichnungen, die nicht mehr verwendet wurde. Z.B. Einzug bei Pensionisierung usw. Derselbe könnte man beim Schwerbehindertenausweis machen. Gibts bei euch überhaupt eine "normale" Behindertenausweis? Gar Leichtbehindertenausweis? Ist mir nicht bekannt. Und wenn, was unterscheidet Schwerbehindertenausweis von dem "normale" Behindertenausweis.

Zitat:
ach ... wie kann man sich nur irren....

[nerv] Rest in deinem Posting trifft durchaus zu. Ich erwarte nicht dass du auf meine Meinung umschlägst und dasselbe belasse ich es bei umgekehrt. Manche Dinge gehen eben nicht, aber das hat mit "besser" Leben nix zu tun. Das mit der "Trennung" ist schwierig. Ich unterscheide vom Mensch her die Gehörlosen und Hörenden nicht. Es ist nur ihr Umgang, ihr Umfeld, ihr "Kultur" - auch wenn diese immer wieder angeprangert wird (Aussonderung, Abkapselung, blabla). Ok, ich lasse es dieses Mal lieber. Es ist mir zu Schade, mit einem guten Postler wie dich darüber zu "streiten".

Bleiben wir beim Thema. Gibts übrigens eine Statement von Raule oder Erfinder dieser Weitverbreiter-Irrtum-dass-GL-lesen-können Zitat? (Nicht wie bessy es satirisch wiedergab)? Oder lassen wir/sie Gras über die Sache wachsen?

deafmax


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@deafmax,

Zu dem Raule Zitat, tja.... mir wäre auch eine andere Formulierung lieber.


****~cat



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Ich kann gerade nicht alles durchlesen, aber meine
spontane Antwort ist, dass es durchaus Leute gibt, die
nicht lesen können.

Lesefähigkeit = Einen geschriebenen Text zu lesen und den
Inhalt anschließend zu verstehen.

Man muss unterscheiden zwischen dem normalen "lesen"
und dem "lesen verstehen".

Es sind aber nicht alle, aber es gibt schon einige.



MR.MOKONA ? u n v e r k ä u f l i c h!!



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Political correctness hin, politische Korrektheiten her.
Nix dergleichen, denn der Link gibts immer noch:
http://www.abendblatt.de/daten/2006/03/01/538679.html (Stand 25.4.06)
Wie es eh und jeh strahlt! [roll]

@CA
naja, du hast recht, aber der Zitat "Es ist nämlich ein weit verbreiteter Irrtum, daß gehörlose Menschen lesen können" trifft deine Meinung nicht. Dieser Zitat meint, dass sich alle irren, die glauben, gehörlose Menschen können lesen... Ich bin ein gehörloser Mensch, lese und schreibe, die ich scheinbar irrtümlicherweise nicht können sollte.

deafmax


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@CrazyAngel,
es stimmt durchaus, aber wenn man diesen Zitat hier liest:

Zitat:
„Es ist nämlich ein weit verbreiteter Irrtum, dass gehörlose Menschen lesen können, so Raule.“


erweckt das einen anderen Eindruck, nämlich, daß KEINE GL lesen können.

Eine andere Formulierung wäre in diesem Fall also wünschenswert...


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Wisst ihr was, das folgende pdf regt mich viel mehr auf.

http://www.dcig.de/images/OffenerBrief_ ... _04-06.pdf

Gruß Karin



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@Karin,
jaja, "die mit dem CI" ... ich finde aus Kostengründen dass CI-lern sicher noch langer und harter Weg haben werden, weil Kosten immer zunehmend ein Problem wird.
Aber Raule ist gehörlos bzw. Gebärdenwerk wird von Gehörlosen betrieben und zeugt Gebärdenvideos. Dabei ist es genauso arg. Ich versteh wirklich nicht warum sie es nicht berichtigen oder Erklärung abgeben. Denn über das Sinn den Gl-Lesen-Weitverbreiten-Irrtum-Zitat bzw. was die damit genau meinen wollten bleibt Spekulationen.

lg deafmax


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@deafmax,
ja, ich fände es auch sehr nett, wenn Herr Raule uns hier erklären würde.



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Hans Busch hat geschrieben:
@deafmax,
ja, ich fände es auch sehr nett, wenn Herr Raule uns hier erklären würde.


Wozu? Du als Gehörloser wirst das eh nicht lesen können!

BildBildBildBild



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stimmt, die Formulierung ist anders.Mh, dann würd ich
mal gerne wissen, ob er es wirklich so gemeint hat. [roll]



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@LB,
das macht mir gar nicht aus, dass ich nicht lesen können sollte, wie du meinst.
Der liebe Raule wird hier Gebärdenvideo ganz tüchtig hinein bauen. Beeile dich, Gebärden LESEN zu lernen!



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Hans Busch,
Mit deiner Ironie über das übertiebene PC teile ich. PC Behandlung bestimmter Begriffe ist notwendig, um eine freundlichere Einstellung gegenüber der Benachteiligten zu fördern. Es erfordert gutes Urteilsvermögen, was gut und was übertrieben ist. Die Umschreibung mit ’-herausgefordert’ ist natürlich lächerlich, auch in den USA mit dem Wort ’challenged’. Aber mein Punkt im obigen Posting betrifft das Auslassen des person-bezogenen Attributs wegen PC, wie im Beispiel das Attribut ’schwarz’ in einer Überschrift.

@Deafmax,
negative Assoziationen von ’taubstumm’ kann sogar auf das Ersatzwort übertragen werden, besonders wenn etwas Negatives berichtet wird. Daher lieber ohne Erwähnung.

Bin neugierig, ob wirklich ’der Mutter’ von einigen Homosexuellen gebraucht wird. Ich habe einmal die Benutzung von ’die Doktor’ für eine Ärztin gesehen, auch ’die Frau Doktor’. In der deutschen Sprache wird ja noch um geschlechtsneutrale Änderungen gerungen.

@Hariboa,
Raule meint mit ’Gehörlose’ doch nicht alle taube Menschen. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass Leute mit Lebenserfahrung so interpretieren würden. Lebenserfahrung zwingt einem zu verstehen, dass es immer Unterschiede innerhalb einer Bevölkerungsgruppe gibt. Die sprichwörtliche “Ausnahmen” lehren schon, dass “alle” nicht interpretiert werden kann. Die unbestimmte Mehrzahlform beschreibt nur was im Allgemeinen ist, was in einer Gruppe vorherrscht, oder was dort Tendenz ist. Sie betrifft eine offene Menge von mindestens zwei bis “alle” und “alle” ist immer selten. Ob alle oder nicht alle, hängt ab von Fall zu Fall was gesagt wird, je nach Lebenserfahrung. Wenn “alle” zutrifft, wird gewöhnlich extra ’alle’ geschrieben. Aber leider gibt es ja einige, die extrem in etwas hineininterpretieren.

@Limette,
Man könne schliesslich nicht immer politisch inopportune (= unpassende) Wörter gedankenlos nachplappern, weil es amtlich so heisst. Wie wäre es nur das Wort ’Behindertenausweis’ zu benutzen, egal dass auf deinem Lappen ’Schwer…’ in Fettdruck steht.

Denkste nicht, dass ich nicht über den Vogel Taube und die Unempfindlichkeitsbedeutung des Wortes ’taub’ gedacht habe. Das Wort ist mehrdeutig, wie andere Wörter auch, und wird im Zusammenhang richtig erlesen. ’Taube Menschen’ bedeutet klar nichthörende Menschen und taube Mine, taube Nuss, taube Haut usw. können klar nicht hörunfähige Nuss, Mine, Haut bedeuten. Ein Hörender wird auch taube Nuss genannt, nicht weil er nicht hören kann. Vorurteile werden gegen taube Menschen geäussert und in keinem kommt der Ausdruck ’taube Nuss’ vor. Oben habe ich nur erläutert, warum das Wort ‘gehörlos’ noch nicht Fuss im allgemeinen Sprachgebrauch fassen konnte, trotz dessen Gebrauch seit 175 Jahren von uns und von unseren Lehrern, die das Wort wegen Oralismus geschaffen hatten. Das gleiche Wort wird auch von Zeitungsleuten negativ angewandt wie im Ausdruck “Dialog der Gehörlosen” (= aneinander vorbeireden; gehörlos = nicht Gehör schenkend, ohne Gehör zuhören).

@alle,
Raules Zitat ist bedenklich, weniger wegen "Gehörlose", sondern wegen "können nicht lesen". Das verneinende Verb 'nicht lesen' wird gewöhnlich als "überhaupt nicht lesen" verstanden. Daher entspricht Deafmaxes Zusatz von 'gut' vor 'lesen' dem Sachverhalt richtiger.


Hartmut



Zuletzt geändert von Hartmut am 05.02.2008, 18:34:08, insgesamt 1-mal geändert.

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@Hartmut,
Wenn einer sagt Behindertenausweis, super.
Nur blöd ist, daß man sich von anderen Länder wie von Deafmax
solche Diskrimierungen über SBA gefallen lassen muss.
Denn was können wir GL hier in DL für die Bürokratie? Eben, nichts.
und zu ändern ist es auch nicht - Einfach - schlicht - Behindertenausweis
gibt es derzeit noch nicht - frag mich aber nicht wieso!

Und - es hat meinerseits NIX mit nachplappern zu tun! Soll ich mich
nur wegen das Wort "SBA" mir das Leben schwer machen?

BTW:
Taube Nuss hat nichts mit taube ohren zu tun, taube nuss ist schlichtweg total abwertig gemeint - aus Wikipedia. http://de.wikipedia.org/wiki/Taube_Nuss

Zitat:
Eine taube Nuss ist eine saloppe umgangssprachliche abwertende deutsche Redensart und ist ein Synonym für einen Versager oder Nichtskönner, aber auch ein diskriminierender Begriff für einen schwerhörigen Menschen


Daher wäre ich mit "Taube" vorsichtig! Eben aus vielen Gründen.

Lim


****~cat



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Limette,
du hast meine Punkte nicht begriffen. Stimmt, du kannst die Buerokratie nicht aendern. Aber einen stillen Widerstand durch Nichtbenutzung der inopportune Woerter kannst du doch leisten und langsam wird das zum Erfolg fuehren, wenn es bestaendig gefuehrt wird. Du klingst resigniert. Wie kannst du dir das Leben wegen des Nicht-Aussprechens von SBA schwer machen? Du hast deinen SBA und spricht nur von BA! Was ist so schwer dran?

Deafmax meint wirklich, dass er Diskriminierungen nicht gefallen lassen wuerde, seien sie in Tat oder in Worten.

Dass taube Nuss nichts mit Ohren zu tun hat und leicht so verstanden wird, ist gerade mein Hauptpunkt! Wir taube Menschen werden kaum mit 'taube Nuss' wegen Hoerunfaehigkeit beleidigt. Darob! Danke fuer die Erwaehnuung von Wikipedia. Ein jeder kann in Wikipedia schreiben. Daher muessen Artikel in Wikipedia mit Vorsicht aufgenommen werden. Behauptungen werden dort von Laien ohne Beleg aufgestellt.


Hartmut



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Was soll ich da denn nicht begriffen haben? [nerv]

Hartmut hat geschrieben:
Man könne schliesslich nicht immer politisch inopportune Wörter gedankenlos nachplappern, weil es amtlich so heisst. Wie wäre es nur das Wort ’Behindertenausweis’ zu benutzen, egal dass auf deinem Lappen ’Schwer…’ in Fettdruck steht.


Habe ich natürlich kapiert. Sonst noch was?



Und ich denke eher: du hast mein Geschreibsel nicht verstanden... [roll]

Limette hat geschrieben:
Wenn einer sagt Behindertenausweis, super.


Was heißt das für dich? - Super- welche Bedeutung hat das für dich?



Hartmut hat geschrieben:
Deafmax meint wirklich, dass er Diskriminierungen nicht gefallen lassen wuerde, seien sie in Tat oder in Worten.


Dein Antwort dazu passt überhaupt nicht! Denn du hast mein Zeilen hier komplett missverstanden und verdreht.

Mein Zeilen lautete:
Zitat:
Nur blöd ist, daß man sich von anderen Länder wie von Deafmax
solche Diskrimierungen über SBA gefallen lassen muss.


Deafmax ist österreicher, und total glücklich kein Deutscher zu sein, und
gab zu verstehen, er würde sterben, wegen der Schwer - er wiederholte
das zum x-tenmale-... [nonono]
Dabei ist noch keiner daran gestorben. [roll]


Weil nachtrag daher: Edit:

Hartmut hat geschrieben:
Wie kannst du dir das Leben wegen des Nicht-Aussprechens von SBA schwer machen? Du hast deinen SBA und spricht nur von BA! Was ist so schwer dran?


[nerv] Hier verdrehst du meine Zeilen komplett.
Meine Zitat war:

Limette hat geschrieben:
Und - es hat meinerseits NIX mit nachplappern zu tun! Soll ich mich nur wegen das Wort "SBA" mir das Leben schwer machen?


Damit ist gemeint, daß ich nicht immer alles nachplappere, wie du
anscheinend meint. Und warum soll ich da immer ärgern, wenn die SBA
sagen, oder schreiben, etwas anders schreiben, worauf die Behörden
dann nicht wissen was ich dann damit meine.

Ein einfaches Beispiel, was ich damit meine, ok: - > z.b. an GEZ Zentrale
schreibe -> ich schicke die Behindertenausweis zu, und lege dann einfach
so eine Kopie von SBA liegt bei, ohne Erklärung. Es könnte sein, die sind
vewirrt, und wollen es genauer haben, sonst muss ich die Gebühr noch
rückerstatten, oder nochmal genauer erklären, bzw. schreiben, daher
nein danke. Die Zeit kann man anders nutzen. Und da meinte ich damit,
warum unnötig schwer machen und einen anderen Ausdruck verwenden,
als die es gewohnt sind?

Und warum bist du dir sicher, daß Taube Nuss nie diskrimierend gemeint
sein soll und Wikipedia da schlechter in Umgangsprache sein soll als du?


****~cat




 Was ist los mit DGB? „Gehörlose Menschen können nicht lesen!





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