GL-C@FE.de

Virtuelles Kommunikationsforum für Gebärdensprachnutzer
Aktuelle Zeit: 14.05.2024, 21:24:02





 "...und was ist Audismus nun wirklich?"


Gehe zu Seite 1, 2  Nächste
gehörlosenfreak
gehörlosenfreak



offline
(Frage von pyros in http://www.gl-cafe.de/viewtopic.php?p=973785#973785)

Hier kann man nun niederschreiben, was man nach den letzten Ereignisse
(KoFo, KuGG-Tagung etc.) mit Stand Juni 2007 nun über Audismus weiss.
Ich schreibe mal hier meine Meinung:

Audismus kann man parallel zu Rassismus (Hautfarbe), Sexismus
(Geschlecht) etc. verstanden werden, aber eben bezogen auf die Taubheit.
(http://de.wikipedia.org/wiki/Ismen)

Im Allgemeinen wird (immer noch) Hören und damit Sprechen als "einzige,
richtige Kommunikation" gesehen. Und wenn man das an taube Menschen
mit Druck ausübt ist es Audismus.

Audismus hat aber genauso wie die ähnliche Ismen-Begriffe gleicher
Definition (Dogmata) eine breite Streuung wann es zutrifft. Von bewussten
(absichtlichen), groben Audismus bis zu unbewussten, harmlose Audismus.
Letztere muss nicht heissen dass es sich um etwas schlechtes Handelt.
(Vergleiche mit Beispiel: Kellner gibt an einen tischpaar automatisch dem
Mann die Rechnung - weil im Regel der Mann Geld verdient und Frauen
hinterm Herd sind - also zwar ein Vorurteil, aber gesellschaftlich üblich die
eben noch existiert. Dasselbe gilt fürs Gaffen bei Unterhaltung von taube
Personen in Gebärdensprache.)

Audismus bezieht sich allein darauf, dass man die Menschen, die nicht
hören können nicht als "vollkommene (gesunde) Mensch" gesehen wird. Es
wird schon irgendwann gute und übersichtliche Beschreibung für Audismus
geben. Ich habe es im Gefühl, ich verstehe "Audismus" bin aber noch nicht
imstande es genau zu beschreiben. Vielleicht kann ich das einmal machen.
Da unterstütze ich Hartmut von Herzen gern :)

Dem "Audismus" skeptisch gegenüber zu stehen basiert auf die Gewohnheit
die man im Alltäglichen Leben erlebt: Kommunikationsbarrieren bei
Menschen mit denen man zusammen lebt. Daher ist es auch schwierig
etwas bei diese Menschen (hörenden) als Unterdrückung zu empfinden. Viel
leichter ist es auf die Hörstatus Taubheit zu schieben. Dabei kann
Vermeidung von audistische Handlungen für eine bessere Zusammenleben
fördern.

Wie ich immer schon der Meinung bin: Ich spreche gern, weil ich weiss,
dass ich auch für meine Taubheit und Gebärdensprache akzeptiert werde.
Wird auf mich Druck ausgeübt, würde ich es weniger wollen...

lg deafmax


---
Ich bin taub, ergo bin ich.



Spitzenmitglied
Benutzeravatar
offline
deafmax hat oben gut eingeleitet. Und ich möchte es nicht wiederholen. Wer weiß die Hartmut’s lange Definition von „Audismus“ auswendig? Ich leider nicht mehr. Habe auch nicht abgeschrieben oder fotografiert. Wäre sehr nett, wenn jemand diese Definition hier einfügen würde. Oder du, lieber Hartmut? Ich wäre sehr dankbar. Dann könnten wir vielleicht besser und treffender weiter diskutieren …
Oder wer weiß eine sehr kurze Definition von Audismus in nur EINEM Satz? Etwa wie: „Audismus ist Überwertung von Hörfähigkeit“ (von bengie, glaube ich, irgendwo hier in einem anderen Thread)


„Das Universum denkt mit der Hand.“ (Fise)



Apfelwein-Lady & GL-Kultur-Insider´09
Apfelwein-Lady & GL-Kultur-Insider´09
Benutzeravatar
offline
    Audismus ist eine Zusammenfassung von Einstellungen und Ansichten, in denen der Wert von Hoeren und Sprechen absolut oder zu hoch gestellt wird, woraus bewusste oder unbewusste Diskriminierungen in verschiedener Haerte in Form von Äusserungen, Taten, Benachteiligungen und Regelungen kommen, die zu tauben und schwerhoerigen Menschen gesagt oder an sie ausgeuebt werden oder gegen sie gerichtet sind. Er ist eine Form von Rassismus.


Das ist die Definition von Hartmut, die er beim Vortrag in Wiesbaden benutzt hat.

Diese Definition stellte er bereits im Januar 2007 bei [arrow] HIER KLICKEN auf


°°°°°°°



Spitzenmitglied



offline
Danke erdbebchen, dass du es eingefügt hast. Nachdem ich diese Definition
gesehen habe, habe ich Hartmut in Wiesbaden mein Feedback gegeben:

    Audismus ist eine Zusammenfassung von Einstellungen und Ansichten, in denen der Wert von Hoeren und Sprechen absolut oder zu hoch gestellt wird, woraus bewusste oder unbewusste Diskriminierungen in verschiedener Haerte in Form von Äusserungen, Taten, Benachteiligungen und Regelungen kommen KANN, die zu tauben und schwerhoerigen Menschen gesagt oder an sie ausgeuebt werden oder gegen sie gerichtet sind. Er ist eine Form von Rassismus.


Ich denke, es ist wichtig die Kann-Form einzufügen. Denn Diskriminierung
entsteht nicht sofort automatisch bei audistischer Einstellung oder Ansichten.
Audismus ist etwas, das einen Diskriminierungsfall passieren lassen kann,
(d.h. nicht muss).
Audismus ist so etwas wie Ursache und Wirkung eines Diskriminierungsfalles
gegenüber eines tauben bzw. gebärdensprachigen Menschen.
Gegen den Rest der Definition habe ich momentan nichts einzuwenden.


--
Wir sind die Mundfaulen. Na und? :D



Spitzenmitglied
Benutzeravatar
offline
Danke, erdbebchen und Lukbo. Ich würde diese Definition ziemlich kürzen:

„Audismus ist Einstellung oder Ansicht, in denen der Wert von Hören und Sprechen überhöht ist, woraus bewusste oder unbewusste Diskriminierungen von Hörgeschädigten in einer Form von Äußerungen oder Taten kommen können.“

Darin ist ja schon alles gesagt. Was meint ihr? (Sorry, ich bin auch nicht sicher in Deutsch. Über „Audismus“ (ohne Definition) schreibe ich später mehr.)


„Das Universum denkt mit der Hand.“ (Fise)



Spitzenmitglied
Benutzeravatar
offline
Wenn man es vereinfacht, kann man es auch
so schreiben:

Audismus ist die Einstellung oder Ansicht, wo auf
Hören und Sprechen viel Wert gelegt wird und wo
die Tauben durch unbewußte oder bewußte Meinungen
oder Taten diskrimniert werden. [schäm]

Die Frage ist, wo die Grenze zwischen Audismus
und Diskrimnierung dann ist?

Sorry, wenn ich mich damit irren sollte. [schäm]



Apfelwein-Lady & GL-Kultur-Insider´09
Apfelwein-Lady & GL-Kultur-Insider´09
Benutzeravatar
offline
Noch kürzer geht hier:

    Merkmale des Audismus

    - Höherbewertung des Hörens

    - Höherbewertung des Sprechens

    - Diskriminierung

    - *habvergessen* :D


°°°°°°°



Spitzenmitglied



offline
Aloha deafziege,
Zitat:
Die Frage ist, wo die Grenze zwischen Audismus
und Diskrimnierung dann ist?

hm, ich versuche es zu erklären:
Audismus ist bloss eine Einstellungs- oder Ansichtssache.
Diskriminierung ist ein Tat, wo jemand benachteiligt wird.

Ich versuche es mit Opfer-Täter Beispiel:
Wenn Audismus vorliegt, kann das Opfer den Täter nicht vor Gericht
zitieren.
Man kann einen Täter nicht verklagen, nur weil dieser etwas gesagt hat,
z.B. "Taube Menschen können nicht fahren"

Bei Diskriminierungsvorfall kann das Opfer den Täter vor Gericht zitieren.
Da kann eine Behörde belangt werden, wenn sie z.B. den Führerschein an
taube Menschen nicht vergibt, nur wegen der Einstellung vorhin (siehe
Audismus).

Die Behörde verhält sich deswegen so, weil sie eine audistische Einstellung hat.

Das ist ein wesentlicher Unterschied, glaube ich.


--
Wir sind die Mundfaulen. Na und? :D



Zuletzt geändert von Lukbo am 04.06.2007, 15:04:48, insgesamt 2-mal geändert.

Spitzenmitglied
Benutzeravatar
offline
@deafziege11,
wieso roter Kopf?
Dein „… wo auf Hören und Sprechen viel Wert gelegt wird …“ gefällt mir besser. Dank dir werde ich „meine“ Definition noch ändern bzw. kürzen. :)

@erdbebchen,
Diskriminierende Höherbewertung des Hörens und des Sprechens. ;)


„Das Universum denkt mit der Hand.“ (Fise)



Spitzenmitglied
Benutzeravatar
offline
@ Hans Busch:
[schäm] doppelt.. danke fürs Kompliment! [wink]

Diskriminierende Höherbewertung des Hörens und des Sprechens
ist viel zu kurz geschrieben.. man weiss nicht, worauf du damit
hinaus willst! :D

@ Lukbo:
Die Grenze ist schwer erkennbar.. denn manche GL
fühlen sich dadurch auch beleidigt oder anerkannt.
Oder siehst du es anders? [roll]



Spitzenmitglied



offline
Aloha deafziege,

in beiden Fällen (Audismus und Diskriminierung) kann JEDER Gehörlose
beleidigt, verletzt oder nicht anerkannt werden.

Nehmen wir mal ein Beispiel mit Sexismus, wo die Grenze liegt.

Denkt ein Mann z.B. "Frauen können nicht fahren" (= Sexismus, aber keine
Diskriminierung) wird dieser vor Gericht verklagt? Nein, nicht möglich!

Wenn ein Mann z.B. ein Fahrschul-Leiter, an eine Frau das Führerschein nicht
vergibt, weil er eine negative Einstellung gegenüber Frauen hat (= Diskriminierung
mit Sexismus Hintergrund), kann dieser vor Gericht verklagt werden? Ja,
möglich, weil der Fahrschul-Leiter keine objektive Begründung vorweisen kann!

Ich werde mal eine Juristin fragen, wie sie das sieht. ;)


--
Wir sind die Mundfaulen. Na und? :D



Spitzenmitglied
Benutzeravatar
offline
Man sagt:
Das ist ein umfangreiches komplexes Thema, das 1 Jahr braucht, um das
ganze Inhalt über Deafhood, Audismus etc. an Leuten zu übermitteln.

Daher kann u.a. ich sowieso gar nicht alles schreiben. Nur soviel und ich soweit es verstand (hoffentlich richtig!):

In Kugg drehte sich kurz gesagt vor allem um eins:
Welche Äusserung, und was ist ab wann überbewertung bzw. Audismus?

Beispiele:
Sprechen ist wichtiger als GS, also ist z.b. Sprechen und Hören das einzige
wahre und es nix besseres gibt -> Überbewertung des Hörens = > Audismus

Audismus ist z.b. auch: gl die schlecht sprechen, automatisch z.b. auch
schlecht schreiben können oder werden.

Es gibt bestimmt noch ganz viele andere Beispiele.

Und vereinfacht könnt man wirklich auch sagen: Audismus = Höherbewertung des Hörens.
Irgendeine kurze Erklärung muss es für Aussenstehende auch geben,
die das Wort nicht kennen, oder?

Und ich möchte noch hinzufügen:
Diejenige die -zuwenig- über GL wissen, können dann nichts dafür, und
haben oft ein falsches Weltbild. -> Da ist dann Aufklärungsarbeit notwendig.

Ich würde da nicht vorurteilen und diese Leute gleich als Audisten abstempeln.



Zuletzt geändert von snowcat am 04.06.2007, 16:17:40, insgesamt 1-mal geändert.

Spitzenmitglied



offline
Aloha Limette,

wenn jemand als Baby auf die Welt kommt, hat es keine Vorurteile, es ist
sozusagen "rein".
Erst durch die Gesellschaft kann der Heranwachsende Vorurteile von anderen
als sein eigen annehmen, z.B. denkt die Gesellschaft der älteren Generation,
taube Menschen können nicht fahren, und wenn die nachfolgende
Generation diese Denkweise unreflektiert aufnimmt => Audismus
verteilt sich innerhalb der Gesellschaft. Dieser Jüngere ist sozusagen
vorurteilsbehaftet informiert oder negativ/in die falsche Richtung aufgeklärt
worden.

Was wir dann mit Deafhood machen, ist so etwas wie eine positive
Aufklärungsarbeit. Daher denke ich schon, dass Audismus (in
verschiedenen Graden von harmlos, unbewusst bis bewusst) in jedem
vorhanden sein kann, bewusst oder unbewusst.

Ich gebe auch zu, audistische Einstellung früher gehabt zu haben, nur
habe mich erst in letzter Zeit wieder dekolonialisiert. :D

Aloha deafziege,

der Jurist hat auf meine Anfrage bestätigt, es stimmt was ich mit den
Beispielen erklärt habe! [stolz] Meine Frage war etwa so:


    Denkt ein Mann z.B. "Frauen können nicht fahren" (= Sexismus, aber keine
    Diskriminierung) wird dieser vor Gericht verklagt? Nein, nicht möglich!

    Wenn ein Mann z.B. ein Fahrschul-Leiter, an eine Frau das Führerschein nicht
    vergibt, weil er eine negative Einstellung gegenüber Frauen hat (= Diskriminierung
    mit Sexismus Hintergrund), kann dieser vor Gericht verklagt werden? Ja,
    möglich, weil der Fahrschul-Leiter keine objektive Begründung vorweisen kann!

Hier die Antwort:

    -ismus-Bezeichnungen (Rassismus, Sexismus) werden sehr unterschiedlich
    gebraucht:

      * moralischer -ismus (kann auch in reinen Vorurteilen und
      Stereotypen bestehen, also ohne konkrete Auswirkung auf eine
      Person oder eine Gruppe)
      * im Sinne von Diskriminierung durch eine Einzelperson oder Gruppe,
      * im Sinn von struktureller Diskriminierung (also wenn die
      Diskriminierung nicht konkret durch eine Person ausgeübt wird,
      sondern sich zB aus Gesetzen oder ähnlichem ergibt).

    Diskriminierung liegt dagegen vor - ich halte mich an die Definitionen,
    die das Gleichbehandlungsgesetz oder das Behindertengleichstellungspaket
    verwenden, wenn

      * eine Person auf Grund des Geschlechts, der Herkunft,... in einer
      vergleichbaren Situation eine weniger günstige Behandlung erfährt,
      als eine andere Person erfährt, erfahren hat oder erfahren würde
      (unmittelbare Diskriminierung) oder
      * dem Anschein nach neutrale Vorschriften, Kriterien oder Verfahren
      Menschen, die einem bestimmten Geschlecht angehören oder eine
      bestimmte ethnische Zugehörigkeit,... besitzen, gegenüber anderen
      Menschenin besonderer Weise benachteiligen können, es sei denn,
      die betreffenden Vorschriften, Kriterien oder Verfahren sind durch
      ein rechtmäßiges Ziel sachlich gerechtfertigt... (mittelbare
      Diskriminierung).

    Konkret auf Dein Beispiel: Ja, Du hast völlig Recht!
    Im ersten Beispiel liegt zwar ein sexistisches Vorurteil vor, das ist
    aber nicht rechtswidrig und zieht keine Rechtsfolgen nach sich.
    Das zweite Beispiel ist unmittelbare Diskriminierung aufgrund des
    Geschlechts, weil der Frau ja nur aufgrund ihres Geschlechts der
    Führerschein verweigert wird.
    Es handelt sich dabei um Diskriminierung beim Zugang zu Gütern und
    Dienstleistungen. Nach dem Gleichbehandlungsgesetz und dem
    Behindertengleichstellungsgesetz ist das zurzeit nur verboten, wenn die
    Diskriminierung aufgrund der ethnischen Herkunft oder einer Behinderung
    passiert. Diskriminierungen aufgrund des Geschlechts beim Zugang zu
    Gütern und Dienstleistungen sind derzeit nicht verboten - es gibt aber
    eine EU-Richtlinie, die Österreich dazu verpflichtet, auch dieses
    Verhalten zu verbieten und mit entsprechenden Rechtsfolgen
    (Schadenersatz) auszustatten.


--
Wir sind die Mundfaulen. Na und? :D



Spitzenmitglied



offline
Hallo Lukbo,

der Jurist bringt es auf den Punkt!

Irgendwelche Ismen (Audismus) ohne konkrete Auswirkung
auf eine Person sind Vorurteile und nicht rechtswidrig.
Klagen kann man dagegen nicht.

Gegen Diskriminierungen nach der oben genannten Definition
kann man rechtlich vorgehen.

Das ist der Unterschied!


Pyros



Neuling



offline
Hans:

Letztes Jahr gab es dieses Vlog über Audismus.

http://web.mac.com/annemariebaer/iWeb/M ... ismus.html

Wie siehst Du es jetzt? Paßt es zu Deiner Definition?

Marduk



gehörlosenfreak
gehörlosenfreak



offline
@Pyros
Zitat:
Irgendwelche Ismen (Audismus) ohne konkrete Auswirkung
auf eine Person sind Vorurteile und nicht rechtswidrig.

Man muss nicht unbedingt klagen, aber man kann durch Aufklärungsarbeit gegen solche Handlungen oder Denken die dann zu Diskriminierungen führen könnte.
Beispiel neulich hatte eine Bank in Österreich kubanische Kunden gekündigt, weil diese Bank von einer amerikanische Großbank gekauft wurde und dieser an die Regel gebunden war, keine Geschäfte mit kubanische Nationalitätsangehörige zu machen. Die kubanische Kunden erwägten Klagen, weil sie wegen Tatbestand der Bank diskriminiert wurden, jedoch die Medien wettern mit Rassismus gegen die Bank. Letztere führte zur Empörung der Bevölkerung und wirkte sich nachteilig für die Bank aus.

Ähnliche (auch medienwirksame) Aufklärung über Audismus können ebenso wirkung tragen. Allerdings Klagen wegen "audistische Diskriminierung" ist möglich: Ich zum Beispiel wurde damals von einem Direktor in einer Tischlerei-Fachschule die Aufnahme verwehrt, weil er sagte, er könne nicht verantworten dass mir aufgrund meiner Taubheit in der Werkstätte etwas passieren kann und ebenso könne er nicht dafür Sorge tragen, dass ich aufgrund meiner Taubheit in der Unterricht zurechtkäme. Wäre das heute passiert, hätte ich bei einer Klage wegen audistische Diskriminierung durchaus Chancen.

@Marduk, diese VLOG ist klasse!

lg deafmax


---
Ich bin taub, ergo bin ich.



Neuling



offline
Nun ja, da kommt man ja dem gemeinsamen Nenner näher.

*Lukbo

Dein Vergleich von Sexismus und Audismus muss ich nur gratulieren. Denn dies ist eine Möglichkeit Audismus juristisch einzuordnen. Die andere frage ist ob es die Mehrheit der Gesellschaft es annimmt?

Diskriminierung und Audismus sind miteinander Gleichzusetzen.

Diskriminierung ist allgemein und besagt

"Da wird ein Bürger in einer besonderen Form benachteiligt".

Audismus ist sachlich und erklärt

"Es wird ein Bürger aufgrund seines schlechten Hören benachteiligt"

Da in der Gesellschaft Diskriminierung sehr empfindlich anzusehen ist, sollte Audismus uns eine Basis ermöglichen auf unsere Probleme hinzuweisen.

Warum ist Diskriminierung ein Wort das nicht gerne gehört wird. Beispiel AGG "Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz", normal sollte das Gesetz "Anti-Diskriminierungsgesetz" heissen.

Nun zur Definition "Audismus"

Man sollte unterscheiden zwischen "persönlichen" und "gesellschaftlichen" Audismus.

Persönlich: Schlecht Hörender Mensch wird aufgrund seiner Situation von Angehörigen, Kollegen, Chefs, gegenüber seinen Mitmenschen benachteiligt. z.B. Kollegengespräch und Gls wird ausgegrenzt.

Gesellschaftlichen: Benachteiligung die von Verkäufern, Ämtern, Schulen, Dienstleistungsbranche (Pizza, Asia etc.) ausgehen. z.B. Warteschlange, aufgrund der akustischen Aufrufen ist der GLs benachteiligt.

Was sind die Unterschiede

Persönlich: Abwohl die Eltern, Geschwister, Kollegen, Chefs jahrelang Kontak zu dem Gls haben, passiert es im Alltag immer wieder, dass es zu Situationen kommt wo der Gls auf sich aufmerksam machen muss. Immer wieder und das sein ganzes Leben lang

Gesellschaftlich: Verkäufer, Sachbearbeiter, Lehrer, Boten werden von anderen geschult oder ausgebildet. Die Ausbildung lehrt nur die Grundlage eines "normalen (Geschäfts-)Ablauf". Wie man mit Sondersituationen z.B. Gls oder Blinden umgeht, dass kommt von der Allgemeinwissen. Einfluss auf das Allgemeinwissen haben die Pflichtschuljahre, Familie und insbesondere die Gesellschaft. Die Gesellschaft wird von der Mehrheit Beeinflusst.

Fazit:

Auch wenn wir sagen, wir machen Öffentlichkeitsarbeit. Doch muss man ehrlich mit sich sein. Es reicht nicht, denn die Mehrheit der Gesellschaft kennt den Umgang mit Gehörlosen nicht und auch weiss auch nicht was wir brauchen.
Audismus hat einen Nebeneffekt, es spiegelt die Gesellschaft über das Wissen über Gehörlose und die Abhängigkeit von Gehörlose von der hörenden Gesellschaft.

fan



Spitzenmitglied
Benutzeravatar
offline
@Lukbo,
[lach] Sicher, ein Baby ist "rein".
Aber die Gesellschaft von heut weiß immer noch viel, viel zu wenig über GL.

Als eine Nachbarin mal bei mir klingelte, die plapperte gleich drauflos.
Hab ihr gesagt "ich hör nichts" die - achso, ach taubstumm. Dann einige
Sekunden später, aber äh, Sie können doch sprechen. Die war verwirrt ...

Das zeigt nur, die hatte ein falsches Weltbild, wie die meisten.
Sollte ich die Nachbarin gleich als Audist abstemplen?

Andererseits weiß ich wirklich nicht, wie man solch Leute benennt,
die nicht verstehen können wie GL Autofahren können/dürfen. [roll]
So ein Fall hatte ich vor 2 Monate. Hab nicht viel dazu gesagt,
nur, daß ich schon seit etwa mehr als 10 Jahren den FS hab.
Denn hatte kein Lust auf eine längere Diskussion.

Ist vielleicht schon unbewusste Audismus, oder die hatte einfach nur
bedenken, daß man als GL das Martinshorn nicht mitkriegt - so hat
die es auch gesagt. [neutral]

edit,
ansonsten hast da bestimmt schon recht, audismus steckt sicher in
vielen, von harmlos bis ... [neutral]



Spitzenmitglied



offline
Aloha Limette,

gutes Beispiel mit der Nachbarin! Ich würde sie nicht gleich als Audist
abstempeln, aber die Fragestellung bleibt noch offen (die Meinungen
darüber können auseinander gehen)

Meine persönliche Meinung: auch taube Menschen selber können sich
unbewusst "audistisch" verhalten, das überträgt sich auf Hörende. Die
können dann Hintergedanken haben oder sich eben äussern, oh "der/sie
kann sprechen".

Was meinen die anderen darüber? [neutral]

Zu deinem anderen Beispiel: wenn jemand nicht versteht wie taube
Menschen autofahren können/dürfen, aber Hörende schon, dann ist das
für mich eine audistische Einstellung/Ansicht. Diese kann bloss harmlos sein.
Kritisch wird erst, wenn dir deswegen ein Führerschein verwehrt wird.
Damals haben viele um ihr Führerschein kämpfen müssen. Die ältere
Generation hat die Rechte für die heutige Generation erkämpft. Früher
war die audistische Einstellung schlimmer, heute würde ich es eher
harmlos nennen, da relativ weniger Einzelfälle.


--
Wir sind die Mundfaulen. Na und? :D



gehörlosenfreak
gehörlosenfreak



offline
@Lim,
nimms doch nicht so tragisch. Ich habe in Frankfurt einen gerade läufiges Baby gesehen, die noch recht wackelig auf den Beinen war. Die stand vor einer schwarzen Frau, schaute wackelig hinauf. Das Baby war vergangenen Monaten in einer Welt voller Weißen und ist nun maßlos überrascht, dass es auch andersfarbige gibt.
Dasselbe gilt auch für Erwachsene. Für mich ist es harmlose Audismus. Audismus besteht bereits, wenn man eine Denkweise hat, dass es NUR hörende gibt. Aber das ist keineswegs negativ, hat Hartmut auch gesagt.
Ich habe Hartmut auch voll so verstanden, dass Audismus auch kein Diskriminierung sein muss, sondern definiert nur eine typische Handlung. Also versuche mal Audismus auch von friedlicher Seite zu sehen. Ich bin ebenfalls rassistisch, wenn ich eine Schwarze lange beäuge, aber das heisst nicht dass ich feindlich gesinnt bin.

"Harmlose" oder gesellschaftlich "unbewusst übliches" Ismus ist für mich auch:
http://de.wikipedia.org/wiki/Alltagsrassismus
http://de.wikipedia.org/wiki/Wei%C3%9Fsein
http://de.wikipedia.org/wiki/Othering (Der ist in der Entwicklung ähnlich Audismus, weil in Wikipedia steht "Eine zufriedenstellende deutsche Übersetzung existiert bislang nicht." :) )

Zitat:
Aber die Gesellschaft von heut weiß immer noch viel, viel zu wenig über GL.
Es ist durchaus möglich dass die taube Menschen von der Radikalisierung abwenden müssen, z.B. das "Gegen-CI"-Denken, oder allgemein die defensive Einstellung aufgrund schlechte Erziehungserfahrung. Friedliche Emanzipation ist bei Taubsein angesagt, dieses Gefühl habe ich beim KuGG-Tagung bekommen!

:) Bleib Locker, Lim.
lg deafmax


---
Ich bin taub, ergo bin ich.



Spitzenmitglied



offline
Aloha deafmax,

interessanter Einwurf, dann ein anderes Beispiel:

ein taubes Kind oder hörendes CODA-Kind ist aufgewachsen mit tauben
Eltern, und hat - mal angenommen 3 Jahre lang - noch nie zuvor Kontakt mit
hörenden Menschen gehabt und ist dann verwundert wenn es im Kindergarten
erstmals hörende Kinder sieht, die nicht gebärden sondern quatschen.

Welches -ismus ist es dann? Exotismus? Möglich.

Danke für die Links, die sind wirklich gut.


--
Wir sind die Mundfaulen. Na und? :D



Mitglied



offline
Der Begriff AUDISMUS ist von Hörenden für Hörende erdacht worden - im Gegensatz zum Begriff DEAFHOOD ( vom gl Paddy Ladd für unsere Belange eingeführt) - und wird bei uns auch in größerem Umfang zur Differenzierung von Verhaltensweisen gebraucht. Das Beispiel von Jane Fernandes`Verhalten ( nicht ihre Fähigkeiten) hat dazu geführt, dass dem Begriff plötzlich eine größere Rolle zugedacht wurde ( "NOT DEAF ENOUGH")....hm es handelt sich um einen Prozeß innerhalb eines längeren Zeitraumes , dass am Ende mit einem negativen Beigeschmack zum Vorschein kommt.
Wir können eine eigene Definition aufstellen, die Dank DEAFMAX und LUKBO übersichtlich und beispielhaft dargelegt wurde. Aber auch Hartmut hat großartige Vorarbeiten geleistet zum Verständnis dieses Begriffes.
Was mir aufgefallen ist : dieser Begriff braucht einen großen Spielraum , um eine endgültige Definition aufzustellen. Oder brauchen wir diesen begriff überhaupt ?
AU REVOIR


Raus aus dem Schattendasein - Chancen suchen und sie nutzen !



gehörlosenfreak
gehörlosenfreak



offline
@Lukbo,
das mit dem CODA wäre gegenteiliges Ismus zu Audismus,
allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass die taube Eltern dem CODA die hörende Welt vorenthalten. Das CODA-Kind müsste, wissen dass es die hörende Welt gibt.
HD Eltern mit taube Kinder dagegen versuchen die taube Welt vor dem Kind zu verstecken und es "hörgerichtet" zu erziehen. Deshalb finde ich das Beispiel mit CODA in unserer Gesellschaft schlecht.
Eine bewusste unterdrückung ist negative Audismus, eine unbewusste Handlung dagegen eine neutrale Audismus. Ich bin dieser Ansicht, weil ich nicht will, dass man Audismus nur verteufelt!

lg dmx


---
Ich bin taub, ergo bin ich.



gehörlosenfreak
gehörlosenfreak



offline
Noch einen wichtigen Ansatz:
AvignonMan schreibt
Zitat:
"Wir können eine eigene Definition aufstellen"


Dieses "Wir" ist als Emanzipation einer kollektiven Gesellschaft zu verstehen, wo Menschen nicht hören, Menschen die Gebärden, Menschen die Lebensweise ohne bis ein bisschen Hören haben und nicht wie manchmal hier kritisiert mit "wir Gehörlosen - ihr Hörenden" im Sinne der Abgrenzungen.
Es ist eine kollektive Identifizierung von einer Volksgruppe, zu dem auch die Hörenden gehören die mit taube Menschen zusammenleben, -arbeiten usw.
Das ist für mich wichtig geworden zu betonen.
(AvignonMan, ich hoffe, du bist damit einverstanden, dass ich es hervorgehoben habe)

@AvignonMan, ich verstehe nicht ganz, wes du mit dem letzten Absatz meinst:
Zitat:
Was mir aufgefallen ist: dieser Begriff braucht einen großen Spielraum, um eine endgültige Definition aufzustellen. Oder brauchen wir diesen Begriff überhaupt ?

Ansonsten freut mich wenn du positiver Ansicht von der Diskussion hier bist :)

lg deafmax


---
Ich bin taub, ergo bin ich.



Spitzenmitglied



offline
Aloha AvignonMan,
Zitat:
Der Begriff AUDISMUS ist von Hörenden für Hörende erdacht worden

nee, Hartmut hat beim Vortrag gebärdet, AUDISMUS ist von TOM HUMPHRIES
(spätertaubt), war Student in Gallaudet Universität glaube ich, zum ersten
Mal erdacht worden. Nicht von einem Hörenden, oder was meinst du damit?

P.S. Andererseits hat es laut Hartmut früher schon mal ähnliche Vorstellungen
gegeben, das habe ich auf Notiz festgehalten. deafmax, kannst du mal bitte
nachschauen um was es sich handelt?


--
Wir sind die Mundfaulen. Na und? :D



Mitglied
Benutzeravatar
offline
Ich hingegen würde eine ständige Präzenz der Gehörlosen in der alltäglichen Gesellschaft begrüßen. Ein geeinigtes Medium sind, neben dem internet, natürlich die filmischen Medien.

Hier scheitert aber das Projekt eigentlich meistens an dem Kostenfaktor, da hierbei für das PR Geld ausgegeben wird, ohne einen "Gewinn" zu erwarten. Anderseits sichert eine solche Präsenz eben den ersten Schritt, um sich in der Gesellschaft zu festigen können, sich im Bewusstsein zu verackern lassen. Die Problematik ist nur es möglichst interessant zu gestalten, die Menschheit ist leider durch die dauerhafte Anwendung der filmischen Medien leider soweit mehr oder minder gewöhnt, so dass ihre Erinnerung an die Nachrichten davon abhängt, wie oft und lange über diese berichtet wird.

Übriges... wie wäre es eigentlich mit einer poltischen Partei der Tauben?



gehörlosenfreak
gehörlosenfreak



offline
@Lukbo, meinst
Phonozentrismus und Logozentrismus (Jacques Derrida, 1930-2004)?
Oder Hörfetischmus, Absolutismus?

@Maximius,
deswegen wurde beim Vortrag der Vlog besonders hervorgehoben. Diese werden von taube Menschen selbst gemacht. Diese ist auch eine Art von PR und kann in der deutschsprachige Raum nur dann etabilieren wenn wir uns als Einheit sehen im Sinne des Taubseins.
Damit wäre bei der "finanzielle Problem" schon viel geholfen. Denn mit der Verbreitung findet auch Stärke und Unterstützung statt die wiederum positive Effekten für die Umsetzung erzeugen (Beispiel ist eine Gruppe nicht einig, keine Förderung/Subvention, aber wenn die Gruppe einig sind und starke Befürwortern haben, hat man es leichter Förderung/Subvention zu bekommen o.ä.)

Lg deafmax


---
Ich bin taub, ergo bin ich.



Spitzenmitglied



offline
Aloha deafmax,

danke genau das ist gemeint und das lese ich auch zum ersten Mal:
Zitat:
Phonozentrismus und Logozentrismus (Jacques Derrida, 1930-2004)


--
Wir sind die Mundfaulen. Na und? :D



Spitzenmitglied
Benutzeravatar
offline
Aloha Lukbo,
„… hörendes CODA-Kind ist aufgewachsen mit tauben Eltern, …“ [ops] Drin ist soviel „Virus“ (Doppelt). Alle fünf deutschen Wörter (hörendes, Kind, aufgewachsen, taub, Eltern) sind überflüssig, denn die Abkürzung CODA „child/ren of deaf adults“ besagt schon alles. Auch selbst das erste Wort „hörendes“ ist überflüssig, denn CODA ist für eine Selbsthilfegruppe Hörender von gehörlosen Eltern schon „besetzt“.
Lieber Lukbo, SORRY, meine Einmischung!
Nun eine Frage zum Topic: Ist diese Einmischung audistisch???
(Eine ähnliche Frage wie bei einem anderen Thread „Audismus-Fallbeschreibungen/Erfahrungen/Lösungen“)

@all,
man könnte die Kompetenz(?) oder die Kapazität(?) von „Audismus“ erweitern bis in unsere eigene Welt. Ja, unter uns, den Tauben, herrscht auch Audismus von verschiedener Härte. ;)


„Das Universum denkt mit der Hand.“ (Fise)



Spitzenmitglied



offline
Aloha Hans Busch,

du hast völlig recht, ich hab aus Fauxpax den Mund (oder doch die Hände?) zu voll genommen. [lach]
Audistisch hin und her, diesen Akt der Einmischung begrüße ich sogar! ;)


--
Wir sind die Mundfaulen. Na und? :D



Mitglied
Benutzeravatar
offline
Diese Art der "Einmischung", Hans Busch, hat rein gar nichts mit "Einmischung" zu tun, Wortmeldungen Sinn und Zweck von Diskussionen. Davon leben Forendiskussionen, solang es nicht einspurig läuft, von Wortmeldungen, Agrumenten gescheiten Schreibern und gescheiterten, aber klugen, Falschaussagen. ;)

Vblogs wären unter anderem tatsächich ein geeinigtes Medium um eine dauerhafte Präsenz in der Gesellschaft aufzuzeigen, ohne dass der Kostenfaktor überstrapziert wird. Nur Befürchte ich, dass durch die andauerende Nachrichtenflut es entweder untergehen könnte oder nach einem Zeitraum in Vergessenheit gerät.

Allerdings hätte ich in diesem Gebiet auch bereits eigene Gedanken gemacht, wie wäre es, wenn beispielsweise der Webseite von der Süddeutschen Zeitung angeboten wird, im Rahmen eines Pilotprojektes die darin gestellten Nachrichten in der Gebärdensprache zu übersetzen (Dazu eine kleine Kamera/Gebärde neben dem Nachrichtentext/Bild).

Nachteil ist aber, dass wie es bei solchen Nachrichten üblich ist, eine andauerende Nachrichtenflut herrschert. Wenn man die Webseite einen längeren Zeitraum über beobachtet, kann man fortlaufende Änderungen in der Struktur der Nachrichten und deren Inhalten (Verbesserungen/Ergänzungen/Änderungen) feststellen. Dolmetscher hätten also eine Dauerbeschäftigung, allerdings - keine Bange - keine 24 Stunden. Bei Nachrichten herrschert eine seklektive Auswahl, was dazu führt dass nur interessante Nachrichten auf die Webseite kommen (sonst wäre würden die Nachrichten eines Tages mehr als eine Bücherrei füllen).



Spitzenmitglied
Benutzeravatar
offline
Jaja, das sollte keine Einmischung gewesen sein? Dann bin ich ein bisschen wieder beruhigt.

Ob wir den Begriff „Audismus“ brauchen? [ops] Dann bräuchten wir auch keine „Deafhood“. ;) Überall herrschen immer „zwei Pole“.
(Ist „Deafhood“ in unserem Deutsch weiblich, wie etwa bei „…heit“? Wer kann mir helfen?)

„Not deaf enough“ [ops]
I’m deaf and dumb enough! [stolz] Daher „Taubstummsein“ ;)

Hartmut hat ein Gebärdenzeichen für „Audismus“ vorgeschlagen im Zusammenhang mit negativem „Think Hearing“. [ops] Das wäre sehr diskriminierend für brave und unschuldige Hörende, die sich für uns engagieren. Dafür besser und treffender „Audistic Think“. ;)


„Das Universum denkt mit der Hand.“ (Fise)



gehörlosenfreak
gehörlosenfreak



offline
@HansBusch, vorsicht bitte mit Neudefinitionen und Wortdekorierungen, die
verwirren nur noch mehr.

Warum denkst du dass die "Think Hearing"-Definition für die Gebärde
"Audismus" negativ ist?!
Es leben 99,9% Menschen mit Hören und 0,1% taube Menschen, daher ist
es klar, dass die Gesellschaft "hörgerichtet" denkt und handelt.
An sich ist das kein Problem. Problematisch wird nur, wenn man denkt,
"nur" das Hören ist der Weg zum Leben (Wer hören kann, kann denken.
Wer hören kann, kann bilden. usw.).
Ziel fürs Hinweisen von Audismus ist, dass man nicht ans Hören denkt,
sondern an Kommunikation, wurscht wie. Eine positive Reaktion bei
plötzliche Konfrontation wäre zum Beispiel: Sofortige Griff zur Papier und
Stift.
Und nicht gaffen oder Annahme sein, ohje, man muss sich mit einem
dummen auseinandersetzen, weil ohne Hören man nicht bilden kann.

Dein Denkweise ist zu sehr aufs Hören-Nichthören ausgerichtet. Ich bin
bestrebt niemanden auszugrenzen, auch nicht die Hörenden.
Ein Vergleich (vorsicht SEHR extrem): Mann unterscheidet sich von Frau,
punkt. Man lebt (noch) in einer Welt, dass Männer aus Frauen Männer
machen wollen. Im Sinne der Hörstatus. - Sowas ist unvorstellbar aber ist
vergleichbar mit der derzeitige Situation von "hörgerichtetes" denken. Man
will aus Taube Menschen hörende (richtig, in ordnung sein, kein defekte)
Menschen machen. Darum geht es beim Audismus und nichts anders.
Nicht gegen Hören, nicht gegen Hörende!

lg deafmax


---
Ich bin taub, ergo bin ich.



Spitzenmitglied
Benutzeravatar
offline
Lukbo hat geschrieben:
Meine persönliche Meinung: auch taube Menschen selber können sich
unbewusst "audistisch" verhalten, das überträgt sich auf Hörende.


Ja, gl können auch unbewusst audistisch oder bewusst audistisch verhalten.
Zu dem Schluß kam ich auch erst seit gestern. [neutral]


Lukbo hat geschrieben:
Die können dann Hintergedanken haben oder sich eben äussern,
oh "der/sie kann sprechen".


Alles möglich.
Aber sollte ich die Tür einfach zuknallen, nur weil ich nichts verstanden hab?
Oder sagen "ich höre nichts?"
Oder eben mal was zum kritzeln holen?

[confused]

Da hat man die Qual der Wahl... :) Was wäre die beste Weg?

Meist handel ich so - Bestellung oder kurz was sagen, da red ich.
Wenn`s zu kompliziert wird, vor allem bei Fremden, dann schreib ich,
dann hab ich die Antwort wenigstens auch schriftlich.


@deafmax,
Ok, danke für den Hinweis mit -> solange kein typische Handlung ergibt,
muss Audismus dann nicht immer eine Diskrimierung sein .
Deinen Link muss ich erstmal durchlesen, später.



Spitzenmitglied
Benutzeravatar
offline
@deafmax,
nein, das denke ich nicht so, sondern taube Amis und amerikanische Dolmetscher selbst. Sie benützen „Think Hearing“ als Schimpfwort an Deafies. Das ist leider negativ. Ich habe es in Amerika „auf Haut“ erlebt. (Sorry, mein schlechtes Deutsch!) Was ich sehe, ist hier nicht richtig. Ja, schon okay, dass 99,9 % der Weltbevölkerung hörend ist. Ich will aber audistische und nichtaudistische Hörende NICHT in den Eintopf von intoleranten Hörenden werfen, gell? Daher ist „Audistic Think“ treffend. Habe ich mich trotzdem nicht deutlich genug ausgedrückt?


„Das Universum denkt mit der Hand.“ (Fise)



Spitzenmitglied



offline
Aloha OverTop,

nun komme ich erst jetzt dazu, dir zu antworten (auch höflichkeitshalber ;) )

Zitat:
Dein Vergleich von Sexismus und Audismus muss ich nur gratulieren.
Denn dies ist eine Möglichkeit Audismus juristisch einzuordnen. Die andere
frage ist ob es die Mehrheit der Gesellschaft es annimmt?

Danke für die Blumen. Es ist mir ein Anliegen, über Audismus mit der
Gesellschaft und auch den Juristen zu diskutieren. Alleine darüber in
Deutschland oder Österreich zu diskutieren wird zuwenig sein, weil die
nationale Gesetzgebung den EU-Richtlinien folgen muss.
D.h. auf EU-Ebene muss die EUD auch aktiv werden, nehme ich an.
Zitat:
Diskriminierung und Audismus sind miteinander Gleichzusetzen.

Dieser Meinung bin ich so ganz nicht. Deine Formulierung kann besagen,
dass Diskriminierung und Audismus synonym austauschbar sind (gleiche
Bedeutung). Wenn du aber Audismus erfährst, MUSS NICHT automatisch
ein Diskriminierungsfall eintreten. Das meint der Jurist im Sexismus-
Beispiel genauso.

Wenn man bei uns Diskriminierung und Audismus gleichsetzen würde,
dann würde man argumentieren, wozu sollen wir Audismus einführen?
"Diskriminierung" wäre dann genug. So argumentiert man auch in UK,
wo man Audismus für unnötig hält. Ich glaube, man hat dort die genaue
Bedeutung von Audismus nicht richtig verstanden.

Deshalb meint Paddy Ladd, dass Deutschland das erste Land in Europa ist,
wo das Thema Audismus erstmals aufgegriffen und diskutiert wird. Dazu
kann ich nur gratulieren! ;)
Zitat:
Man sollte unterscheiden zwischen "persönlichen" und "gesellschaftlichen" Audismus.

Beim Vortrag hat man auch "materiellen" Audismus erwähnt, z.B. Wirtschaft,
Untertitel, Telefon, usw.


--
Wir sind die Mundfaulen. Na und? :D



Spitzenmitglied
Benutzeravatar
offline
Aloha Lukbo,
ja, genau, „der materielle Audismus“.
Dank deafziege11 habe ich „meine“ Definition inzwischen wieder gekürzt bzw. vereinfacht.

„Audismus ist Einstellung oder Ansicht, wo auf Hören und Sprechen viel Wert gelegt wird, woraus bewusste oder unbewusste Diskriminierungen von Hörgeschädigten in einer Form von Äußerungen oder Taten kommen können.“

Ist der materielle Audismus auch drin? Ich denke, das Wort „Taten“ besagt dies auch. Oder?


„Das Universum denkt mit der Hand.“ (Fise)



Neuling



offline
Hans Busch: Ich bin aus verschiedenen Gründen gegen den Begriff "Hörgeschädigte" und wir sollten nicht dem "Mainstream" folgen es zu benutzen. Es ist schon genug, dass fast überall Schulen mit Schwerpunkt Hören eingerichtet/bennent werden. Wo sind denn offiziell "Schulen mit Schwerpunkt Gebärden"? Das sollte Euch bewußt sein und hier ziemlich viel verschlafen ist.

Vor kurzem hat die NAD ("US DGB") vor der kanadische Botschaft protestiert, da in Kanada man zwischen CI oder Gebärdensprache entscheiden soll.

Marduk



Spitzenmitglied



offline
Hallo Marduk, hast du dazu einen Link oder sowas?
Kann man das irgendwo nachlesen?
Danke für einen Tipp
Karin



Spitzenmitglied



offline
Aloha Marduk,

mich würde diese News aus USA und Kanada auch interessieren. ;)


--
Wir sind die Mundfaulen. Na und? :D



Spitzenmitglied
Benutzeravatar
offline
@Marduk,
ich wollte versuchen, eine Definition von „Audismus“ so kurz wie möglich schreiben. Okay, dass du gegen „Hörgeschädigte“ bist. Aber hast du eine andere Idee für einen „Eintopf“ (Oberbegriff) für Taube, Gehörlose, Schwerhörige, CI-Träger usw. parat?


„Das Universum denkt mit der Hand.“ (Fise)



Neuling



offline
Hier der Link:

http://www.medicalnewstoday.com/medical ... &nfid=crss

Hans Busch:

Es ist ein Fehler zu versuchen all die Gruppen in einem zu "stopfen", da hier unterschiedliche Selbstbilder vorhanden sind, die nicht miteinander vereinbar sind. Für Schwerhörige ist das Sprechen zentraler als die Gebärdensprache für Gehörlose/Taube. Dasselbe gilt für die Ertaubten.
Wir dürfen nicht den Fehler machen unsere Position abzuschwächen wie auch unser Profil verschwimmt rüberzugeben wie es momentan auf der politische Ebene läuft. Nur dank des sog. Begriffs Hörgeschädigte sind Schulen mit historischen Namen in Schulen mit Schwerpunkt Hören umgewandelt und damit die Deaf History Spuren löschen. Das Ergebnis ist schon in Leipzig gemacht, wo dort der Gehörlosenverband in Hörgeschädigtenverband Leipzig umgewandelt wurde durch die Lobby aus hörenden Personen. Hier gilt es aufzuwachen.

Die Frage ist erlaubt, warum wir bislang keine Schule (Ausnahme: Freiherr-von-Schütz-Schule) mit dem Namen eines gehörlosen Vorbilds wie Laurent Clerc Schule in Deutschland haben. Solange dies nicht der Fall ist, besteht ein instutioneller Audismus.



gehörlosenfreak
gehörlosenfreak



offline
Zitat:
Es ist ein Fehler zu versuchen all die Gruppen in einem zu "stopfen",
Absolut meiner Meinung. Die taube Gemeinschaft muss nicht gezwungemassen aus taube Personen - tp, sh, ci, hd oder was auch immer sein. Die Gemeinschaft ist da ein Boot in dem jeder einsteigen und dazugehören kann. Wenn ein sh gs-kompetent ist und gerne spricht kann er auch ein tauber Person sein im sinne der Identität. Oder auch nicht.
So denke ich.

deafmax


---
Ich bin taub, ergo bin ich.



Spitzenmitglied
Benutzeravatar
offline
@Marduk
@deafmax

„Audismus ist Einstellung oder Ansicht, wo auf Hören und Sprechen viel Wert gelegt wird, woraus bewusste oder unbewusste Diskriminierungen von Tauben in einer Form von Äußerungen oder Taten kommen können.“

Diese Definition ist wieder erneut gekürzt. „Tauben“ statt „Hörgeschädigten“. Das Wort „Tauben“ beinhaltet schon alles, wie deafmax eben gepostet hat. Seid ihr beide nun zufrieden? Dass „die Tauben“ für die hörende Gesellschaft immer noch verwirrend sind, ist eben nicht unser Problem.


„Das Universum denkt mit der Hand.“ (Fise)



Spitzenmitglied



offline
Versuche, meine lange und wortreiche Definition von Audismus zu kuerzen, ohne etwas deren Inhalt zu verlieren, zu Ehren. Hans Busches und deafzieges Versuche sind recht gut, fast genau. Nur zwei Punkte:

Ein Ismus ist eine Zusammenfassung, Verkettung oder ein System von Aeusserungen, [Nachsatz, add:] Verhalten, Taten, Benachteiligungen usw. Bildlich ausgedrueckt, es muss eine Gebaeude von Diskriminierungen mit Etagen und Zimmern und Verbindungen zwischen den Zimmern usw. sein. Sie muessen in mehr als zwei Lebensbereichen vorkommen. Wieviel Lebensbereiche mindestens, um sich als ein Ismus zu etablieren, ueberlasse ich der Forschung.
Die "Diskriminierungen" sind nicht "von" sondern gerichtet "gegen" die taube und schwerhoerige Bevoelkerungsgruppe.

Apropos des Wortes 'Diskriminierung': frueher galt das Wort nur fuer Aeusserungen. Jetzt schliesst es benachteiligende Taten ein.

Ueber andere muss ich noch aeussern. Eines muss ich sagen, die Diskussion hier ist wirklich sehr gut, bestueckt mit ausgezeichneten Ueberlegungen und konstruktiven Beitraegen.

Lukbo, zu deiner Korrektur, dem Zusatz von 'kann' stimme ich vollauf zu.

Meine beiden Augen moechten noch mehr "shuteye" haben. So viel Jetlag habe ich selten erlebt. Grund vor allem, ich muss noch viel Schlaf aufholen.

Deafmaxes Ausfluege ins Wikipedia in die anderen Bereiche von Ismus sind notwendig! Andere Ismen haben ihre eigene langjaehrige Forschung schon hinter sich. Also die Deaf Studies wird sich mit diesem Thema lange beschaeftigen! Audismus-Forschung wird ein Unterteil der Deaf Studies werden.

[Nachtrag: Hinfuegung von "Verhalten" in der Definition scheint notwendig zu sein. Die obige Aufzaehlung umfasst dies nicht.]


Hartmut



Zuletzt geändert von Hartmut am 10.06.2007, 16:15:49, insgesamt 1-mal geändert.

Spitzenmitglied
Benutzeravatar
offline
@Hartmut,
unser Deutsch ist leider zu kompliziert, um einwandfrei und garantiert verstanden zu werden. „Erziehung von Kindern“, „Erziehung von Lehrern“ und „Erziehung von Erwachsenen“??? Man müsste es immer im Zusammenhang vom ganzen Text verstehen können. Um „Täter“ und „Opfer“ voneinander ganz deutlich unterscheiden zu können, müsste man am besten „des/der“ (Wesenfall) und „durch“ verwenden. „Erziehung der Kinder“ und „Erziehung durch Lehrer“.
„Diskriminierung gegen Taube“ ist schon richtig und ganz sicher unmissverständlich. Aber „unbewusste Diskriminierung gegen Taube“? …hm … eine Geschmacksache. In diesem Fall benütze ich doch lieber „von“ … hm …(okay, ich werde nachfragen)

Grossmaul wartet auf einen Startschuss!


„Das Universum denkt mit der Hand.“ (Fise)



Spitzenmitglied



offline
@AvignonMan,
warum wir den Begriff "Audsimus" noetig haben. Leider habe ich die Begruendung in meinem Vortrag uebersprungen. Ich habe zehn Begruendungen dafuer. Nur eines habe ich angezeigt. Man braucht einfach einen Begriff, der ein Komplex von Diskriminierungen auf Basis des Hoerunvermoegens zusammenfasst, damit die Hoerenden leichter sensibilisiert werden koennen.

Hast du gerade die Augen zugeblickt, als ich von Tom Humphries sprach?

@Lukbo,
Diskriminierung ist juristisch gesehen ein Tatbestand, worauf geklagt werden kann. Aber Diskriminierung ist weitumfassender: Benachteiligungen, Zuruecksetzungen und was noch. Sie umfasst einst nur Aeusserungen, jetzt schliesst sie Taten ein. Gibt es dazu diskriminierende Gedanken und Einstellungen? Z.B. Vorurteile? Juristisch ist notwendigerweise beschraenkt auf, was der Richter per Gesetz urteilen kann.

Zur Klaerung: Einstellung kann persoenlich oder gesellschaftlich durch Sozialisation konstruiert werden.

In einem Forum, weiss nicht mehr in welchem, wollte ein GS-Enthusiast unter dem Decknamen "Kleiner Rabe" nichts von einem "neuen" Ismus wie Audismus wissen. Er moechte nur von Diskriminierungen statt von einem Ismus wissen. Er ahnte nicht, wie die Diskriminierungen zu einem System verkettet sind, was zur Bezeichnung von Ismus gerechtfertigt.

@Hans Busch, die Praeposition 'von' drueckt auch Ursacher oder Quelle eines Tates aus, waehrend der Wesfall 'des/der' schwaecher so ausdrueckt (Nach Bestian Schick ist dir der Genitiv schon tot! :-)). Deiner Formulierung "Diskriminierungen von Tauben" nach sind die tauben Personen die Ursacher.

Ich habe lange das 'taube und schwerhoerige Personen' als "Oberbegriff" genommen, da kein einziges nicht-audistisches Wort in deutscher Sprache zur Verfuegung steht. Sie umfasst auch Ertaubte und CI-Traeger. Andere Sprachen, auch Deutsch, haben aehnliche Konstruktionen mit "und", um alle Instanzen zusammenzufassen. Also keine Sorge, wenn kein ein-wortiger Oberbegriff zu finden ist.

@Grossmaul, das mit Wikipedia. Ganz langsam! Man moechte nicht in die eigenen Fuessens chiessen. Es erfordert noch einige Ueberlegungen und Literaturforschung.

@alle und auch OverTop,
in meinen Vortraegen habe ich ca. 20 Lebensbereiche aufgelistet, wo Audismus vorherrscht. Sie koennen in Gruppen aufgeteilt werden. Es sind verschiedene Aufteilungen moeglich. Was die beste Aufteilung sein wuerde, ueberlasse ich der Audismus-Forschung. Graham Turner aus Grossbritannien diskutierte "institutionellen" Audismus, was die meisten in meiner Liste umfasst. Ich vermute, er denkt nur an diese und nicht an unbewusste Manifestationen (= Erscheinungen) von Audismus. H.D. Baumann aus den USA in einem anderen Artikel spricht von "metaphysischem Audismus". Dies ist was "Einstellungen" und "Denken" umfasst.

@Limette,
dein Beispiel des plappernden Nachbarn und der voreiligen Meinung, dass das Schlechtsprechen eine mangelhafte Kompetenz von Deutsch anzeigt, verdient ein eigenes Thread zur Diskussion. Ich konnte dies als Vorfall zur Diskussion im Workshop in Wiesbaden sehr gut gebrauchen. Was du darueber sagst, wird leider oft gedacht. Schlechtsprechen ist gleich mangelhafter Deutschkompetenz. Aber wenn du gut sprichst, glaubt der Plappernder nicht, dass er nicht verstanden wird. Das ist was audistisch macht. (Das "Abstempeln" ist nur eine Attituede. Ich stempele ihn nicht ab, weiss aber, das Verhalten ist audistisch.) Ihm muss klar gemacht werden, dass er nicht verstanden wird. Als Loesung denke ich an kein anderes als ein Block und Stift unter die Nase zu schieben mit der hartnaeckigen Bitte, aufzuschreiben was er geplappert hat.

Erfahrung unsererseits zeigt, man spricht lieber nicht, um nicht verwirrend zu wirken. Das Aufschreiben von einem Hoerenden kommt williger vonstatten, als wenn man sich als "gehoerlos" oder "entstummte Taubstumme" praesentiert.

Wie man "Audismus" an Aussenstehende kurz erklaert: "Form von Rassismus gerichtet gegen taube und schwerhoerige Menschen, basiert auf hoehere Bewertung des Hoerens und Sprechens" oder "ein System von Vorurteilen, Meinungen, Diskriminierungen, gegen taube und schwerhoerige Menschen auf Basis der Hoeherwertung des Hoerens und Sprechens".

@alle,
wichtig zu merken ist dass Audismus eine vernetzte Einstellung ist und dass Diskriminierungen darauf folgen. Das sit worin sie sich unterscheiden.

Zur Minderung des Audismus gehoeren verschiedene Massnahmen: Schlagfertigkeit, Oeffentlichkeitsarbeit, [Nachtrag:] Dialog mit bestimmten Gruppen von Hoerenden ueber ihre audistischen Verhalten, organisierte Kampagnen, Gesetzgebung, gerechte Umverteilung der oeffentlichen Gelder (Steuern, Spenden, Stiftungen, Angeboten der oeffentlichen Institutionen wie Fernsehen, Universitaeten, Telefongesellschften usw.). Gerecht wuerde es sein, wenn wenigstens 0,2 % der BIP an uns fuer verschiedene Aufgaben abgezweigt wird.

@Hns Busch,
die ASL-Gebaerde THINK-HEARING ist gerichtet nur gegen taube Oralisten, nicht gegen Hoerende. Die "braven und unschuldigen Hoerenden, die sich fuer uns engagieren" bekommen ein anderes ASL-Gebaerdenzeichen THINK-DEAF, die Gebaerde DEAF, ausgefuehrt auf dem Stirn; dieses Ehrenzeichen aber bekommen nur wenige solche Engagierte. Was wolltest du mit dem "Audistic Think" sagen? Die Gebaerde THINK-HEARING zeigt klar an, dass viel Audistisches verinnerlichert wurde. Bin wirklich ueberrascht, als du dachtest, dass meine Gebaerde fuer "Audsimsus" mit dieser Gebaerde im Zusammenhang steht. Wieso?

Ja Deafhood ist weiblich, wird mit 'die' geschrieben. Es gibt aehnliche Faelle im Deutschen wo Fremdwoerter das Geschlecht wegen der verdeutschten Endung erhalten.

@Deafmax,
mir ist kein Fall vorgekommen, wo taube Eltern hoerenden Kindern die hoerende Welt vorenthalten, wie im Gegensatz hoerende Eltern tauben Kindern die taube Welt. Dies ist ein Instanz wo kein umgekehrter Audismus bei uns vorherrscht hat. Wie im Vortrag gesagt, brauchen wir kein Ismus-Wort dafuer erfinden, weil es nicht gibt. Ich begegnete Faelle, wo CODAs die Lautsprache relativ spaet lernten oder ueberrascht waren, dass die Nachbarkinder nicht gebaerden konnten. Das ist gar keine Vorenthaltung der hoerenden Welt. (Lukbo, keine Ismus-Bezeichnung noetig dafuer. Nicht jedes Phaenomenon bedurft eine Ismus-Bezeichnung).


Hartmut



Zuletzt geändert von Hartmut am 10.06.2007, 01:52:16, insgesamt 2-mal geändert.

Spitzenmitglied



offline
Hallo Ismus-Apostel Hartmut,

Zitat:

Deiner Formulierung "Diskriminierungen von Tauben" nach sind die tauben Personen die Ursacher.



Da liegst du wieder mal gewaltig daneben! Die Formulierung von Hans Busch ist durchaus richtig.

Dagegen ist deine Formulierung:
Zitat:

„ Nach Bestian Schick ist dir der Genitiv schon tot!“


-schwer verdauliches Deutsch!

Und das ist nicht die einzige Stilblüte in deinem Epistel.

Zitat:

Erfahrung unsererseits zeigt, man spricht lieber nicht, um nicht verwirrend zu wirken. Das Aufschreiben von einem Hoerenden kommt williger vonstatten, als wenn man als "gehoerlos" oder "entstummte Taubstumme" praesentiert..



Einfacher gesagt:

"Stellt dich lieber gleich doof und taubstumm,
dann sprechen die Leute dich erst gar nicht an und schreiben sofort."

Deinen Vorstellungen nach verhalten sich damit emanzipierte und entkolonialisierte Taube absolut richtig!

Zitat:

Gerecht wuerde es sein, wenn wenigstens 0,2 % der BIP an uns fuer verschiedene Aufgaben abgezweigt wird.“



Richte diese Forderung doch gleich an das Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Wilhelmstraße 49, 10117 Berlin.

Die Antwort darauf würde ich gern lesen!


Pyros



Spitzenmitglied



offline
Pyros,
deine Posting ist wieder unkonstruktiv. Dir fehlt wohl die Sprache, konstruktiver und sachlich zu schreiben!?


Hartmut



Spitzenmitglied
Benutzeravatar
offline
@Hartmut,
Du kannst ja nen neuen Thread aufmachen ....

Gut sprechen - das ist hier eigentlich nicht das Thema. Wie schon gesagt:
Einfache Dinge z.b. Cola, Kaffee etc. zu bestellen, da red ich, da werd ich auch gleich verstanden. [shrug]
Sonst schreib ich meist - wenn das komplizierter wird.

Weil ich kaum Logopäde im gegensatz zu anderen gl hatte (ich war denen zu lebhaft, 1h rumsitzen konnte ich
-früher- gar nicht, und mir war das zu langweilig), daher merkt man schon sofort, daß ich nicht perfekt sprech.

Sagen kann ich nur:
Einige verstehen mich sofort, andere nicht - das ist von Fall zu Fall verschieden.
Andere sagen, wenn man meine Stimme gewöhnt ist, dann versteht man mich problemlos.

Bei meisten hd gibt kaum Probleme, wenn ich sage, daß die aufschreiben
soll und ich nichts verstanden hab. Ich hab damit selten schlechte Erfahrung gemacht.




 "...und was ist Audismus nun wirklich?"





Suche nach:
Gehe zu:  




Kontakt: info(at)gl-cafe.de

Powered by phpBB © 2000, 2002, 2005, 2007 phpBB Group
Deutsche Übersetzung durch phpBB.de