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Virtuelles Kommunikationsforum für Gebärdensprachnutzer
Aktuelle Zeit: 23.05.2024, 08:25:56





 Gehörlosigkeit ist selbstverständlich. (?)


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gehörlosenfreak
gehörlosenfreak



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Hallo, in Bezug auf Limette's Verwunderung, meiner Ausdruck wegen, dass die Gehörlosen eigentlich im Leben es sehen, dass hörend zu sein, eigentlich im Ganzen leicher wäre, möchte ich fragen ob, ich mit dieser Meinung richtig liege?
Quelle: http://www.glcafe.de/viewtopic.php?p=885640#885640

Es ist ersichtlich (=klar), dass die Gehörlosigkeit ein "defekt" (Störung, Belastung) im Leben darstellt. Ständig, immerwährend Konfrontationen in der hörende Welt kommunikativ im Nachteil zu sein (= in hörende Welt nicht immer alles zu verstehen), ist die Gehörlosigkeit eigentlich ein Manko (=Mangel) im Leben normal zurechtzukommen.
Es erfordert viel Kraft, zu akzeptieren, dass man in TV ohne Untertitel ausgeschlossen ist, in Gruppengespräche Aussenseiter zu sein, bei Direktsgespräche kommunikativ unterlegen (weil Mundabelesen niemals 100%-ige Verständnis bietet) ist, nicht wahr?

Ich bin der Meinung, wenn man, diese "Mängel" als Teil des Lebens sieht, dass man gehörlos ist, wirkt es positiv aufs Handeln aus, andere Auswegen zu finden, oder an andere Dinge zu denken, die positiv sind (Dolmetscherinnen, Filme mit UT usw.). Das stärkt auch den Identität und Kraft, Gleichstellung zu verlangen, auf die Gehörlosen Recht haben, z.B. mehr Untertitel, mehr DolmetscherInnen. Auch wenn wir von dieser "Gleichstellung" weit entfernt sind.
Aber weil diese "Kampf" so schwer ist, ist es oft leichter, bei dem zu belassen wie es ist: Benachteiligtenausgleich, "Hörendsein ist besser"-Hoffnungen/Gedanke...

Entschuldige wenn ich eine Wunde zum brennen bringe, bitte trotzdem um Verständnis und Offenheit zu sagen/schreiben, wie man sich als Gehörloser fühlt.

:) lg deafmax


---
Ich bin taub, ergo bin ich.



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Bin grad von einem Vortrag von Patty Shores-Hermann aus der Schweiz (oder sollte man doch sagen Kanada gar Südafrika - woher auch immer, sie ist auf jeden Fall ein beeindruckendes Exemplar der Gattung Gehörlosen) zurückgekommmen. Obwohl das eigentliche Thema ´Welchen Stellenwert hat die Gebärdensprache im 21. Jahrhundert" war, hat sie dem Publikum recht viel über die Selbstfindung der Gehörlosen - exemplifiziert an ihrem eigenen Curriculum Vitae - mitgegeben, mir zumindest. Und da war unter anderem auch das Schlagwort "Stigma-Management" gefallen. Bedauerlicherweise ist sie trotz Nachfrage nicht näher darauf eingegangen, nur soviel:

Da man (immer noch) als Gehörloser schon gleich mit der Geburt damit stigmatisiert wird, dass man TAUB sei, muss man lernen ( oder gelehrt werden? ) damit umzugehen, bzw. die Brandmarkung zu managen.

Stigma-Management eben, vielleicht ein guter Ansatzpunkt zu deinem Topic?



gehörlosenfreak
gehörlosenfreak



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Zitat:
Da man (immer noch) als Gehörloser schon gleich mit der Geburt damit stigmatisiert wird, dass man TAUB sei, muss man lernen ( oder gelehrt werden? ) damit umzugehen, bzw. die Brandmarkung zu managen.

"Brandmarkung"? ... ich bin überfordert. Für mich ist Taubsein keine Brandmarkung, sondern - wenn auch schwerverständlich - eine selbstverständlichkeit.
... damit fühle ich mich alleine :(
Wünsche mir, es melden wer, die die Gehörlosigkeit als selbstverständlich sehen. Da kenne ich leider nur den gl-cafe User Hartmut. ...und Lukbo auch. bengie. Aber bei andern kann ich diesen Eindruck nicht entdecken [poke]

Dabei ist es wichtig zu bemerken: Gehörlosigkeit ist eindeutig ein "Defekt". Aber sich waschecht GL zu bezeichnen ist, dass dieser kein defekt ist, sondern ein Form des Lebens, das man so unterscheidet wie Vögel und Pinugine. (Vögel fliegen in der Luft - Hörende - Pinguine "fliegen" im Wasser - Gehörlose. Wobei diese "Fliegen" in unterschiedliche Welten leben).

Stigmata-Management? Was ist genau Stigmata? Stigmatisiert, Gehörlos zu sein? - Damit habe ich Probleme, zugegeben. Ich bin hörend geborden, ward durch Krankheit taub. Warum auch immer, aber es ist ein zeichen, in dieser Taubheit zu leben, ...das Geschenk. Als würde man mir die Weisheit geben "...Lebe damit glücklich!". Und ich nahm die Aufgabe als Weg an. Die war "steinig", aber jetzt... wenn ich stürbe, wäre mein letztes Wort: Ich habe erreicht was ich werden wollte: Zu Leben wie ein gehörloser Mensch leben kann.
Das Gefühl, dran zu denken ist für mich nahezu ein Droge, diese unbeschreibliches Gefühl, einer unkontrolliertes Ekstase gleich, ...schon wieder. ich weiss echt nicht weiter. Es ist schön.

deafmax


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Ich bin taub, ergo bin ich.



Spitzenmitglied



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Die Gehörlosigkeit ist für mich eine Selbstverständ-
lichkeit und gleichzeitig kein "Defekt".

Furzen und Rülpsen sind unhöflich. In Japan nicht.
Daher haben wir Recht zu einer anderen "Anschau-
ung" (mir fällt kein anderer Wort ein) des Gehörlo-
sen-seins.

Die schwarze Hautfarbe wird in manchen Ländern
wie Südafrika damals während der Zeit der Apart-
heid und in den Staaten heute (?) für Mangel gehal-
ten. Nicht umsonst hat Michael Jackson sich für ein
Leben als Weißer entschieden, denn alles wäre ein-
facher.

Die Schwarzen sollen sich ändern, nicht die Gesell-
schaft? Die Gehörlosen sollen sich ändern - mit CI
z.B., nicht die Gesellschaft?

Wir brauchen Typen wie Martin Luther King, der mal
"einen Traum" hatte, und Nelson Mandela.

Nelson Mandela hat in seinem Buch sogar zugegeben,
ganz von der Apartheid beeinflusst zu sein, als er sich
nicht gelassen reagiert hat, als er mitbekam, dass im
Flieger ein schwarzer Pilot saß. Als er sich an seiner
Ideologie (?) erinnert, dass Schwarze gleichwertig
sind wie Weiße, hat er sich beruhigt.

Schwarzen, Indianern, Gehörlosen usw. haben gleiche
Feinde - die arroganten Weißen, die glauben, über sie
zu stehen. Indianer sind so gut wie ausgestorben. Wir
sollen nicht die Nächsten sein.

...

Ich verstehe die Sache mit der Brandmarkung irgend-
wie:

Sehr viele Gehörlosen werden über ihre Gehörlosigkeit
angesprochen - von Eltern, Pädagogen usw. - Daher
werden sie stigmatisiert. Sie werden als Sorgenkinder
angesehen. Die "Sorgenkinder" nehmen das Fremdbild
über sich an und wachsen mit Gedanken auf, kein voll-
wertiger Mensch zu sein. Für sie ist die Gehörlosigkeit
keine Selbstverständlichkeit, weil Hörenden so denken.



gehörlosenfreak
gehörlosenfreak



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hi, bengie. Danke für deine Zeit dafür aufzubringen, deine Meinung zu schreiben. So läufts in der Welt. Alle sind geblendet und verwöhnt (wie von der Sonne - ohne Sonne geht nichts) mit der völligen Normalität: weisse hautfarbe, hörend. Warum nicht schwarz? warum nicht gehörlos? warum nicht chienese? ...
Einer der Gründe warum ich uns Individuum (=Einzelwesen) immer "MENSCHEN" mit Verachtung nenne...
[crap]
deafmax


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Ich bin taub, ergo bin ich.



Spitzenmitglied
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Warum hab ich nur gewusst, daß der das Thema in ein neues Thread reinbringt? :D

@deafmax,
mein Eindruck, die anderen machen den GL das Leben schwer.

Viele Firmen halten alle 1-2 Tage ein Meeting ab, und da muss man
hören können, da wird besprochen, welche Änderung heute dran sind,
und welche morgen, Dolmi zu bestellen für morgen, unmöglich.

Bei der Stadt auf öffentlichen Dienstbasis läuft es anders als in Firmen
einer z.b. Entwicklungsabteilung mit einem Meeting nach der anderen.

Da kommt der Gedanke ganz schnell auf, einiges ist doch leichter im
Leben als Hörender, man braucht kein Dolmi, man kann das Meeting
mühelos mitverfolgen. Dagegen kann kein so selbstbewussten GL sagen,
gl sei noch soo selbstverständlich, man bekommt überall was mit. [nerv]

Das ist der Punkt, wo GL dann auch mal sagen, als hörender man in
bestimmten Situation leichter hat.

Es gibt hörende, die zuwenig über GL wissen, und so auch viel lieber
Telefonanrufe machen, ich bekam eine Email, ich solle ja doch meine
Mutter Bescheid geben, daß sie ihr zurückanrufen soll, [umfall-female]
Krass, wie es da zugehen kann, daher verlang ich mehr Information
über GL. Tja, das Hören ist für hd so selbstverständlich wie die Fische
im Wasser atmen.

Dagegen wenn man sich auf GL-Welt bewegt, ist man dann unter
ihresgleichen, man bekommt alles mit, was man will, die Gespräche
sind zu verfolgen, GSF, DeGeTh, Ratskellar haben die für ihre Augen usw.
Da ist es selbstverständlich wenn man gl ist. Soweit man GS-kompetent ist.

Also, mit unter 1 % an denen die GL sind, sind wir Exoten. [wink]
Nur in ganz bestimmten Situation sag ich, daß es besser wär, wenn es
z.b. 20% GL gäbe, :D Da weiß man halt, in Firma gäbe sicher einer, der
auch GS kann, und ich somit kein Dolmi brauch, [tongue] und der
Gegenüber dann nicht einen telefonische Anruf meiner Mutter verlangt ;)
weil es eben informiert sind, GL sind in Lage zu denken, die Mail selbst
zu beantworten, [shrug]

Trotz einiger Sachen komm ich als GL zurecht. Obwohl wenig UT gibt,
Radio hören nicht möglich ist, hören des Tatü nicht geht, ebenfalls nicht
telefonieren kann etc. usw. und vermisse das alles auch gar nicht .... [shrug]

Wohlgemerkt, deafmax - zur Erinnerung:
Ich sag nicht, als Hörende hat man -überall- leichter - sondern ich schrieb
nur in -bestimmten- Situationen, ok? Und ich denk, so denken viele GL auch.
Die ansonsten gut klarkommen, und GS-komptent sind.


tschuldige, lang geworden, ging nicht kürzer, [sorry]
Lim


****~cat



Neuling



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@ Bengie und deafmax und Lim

ich hab im Stillen eure hoch-interessanten postings verfolgen können- ihr gehört zu den zahlreichen Deafies , mit einem gehörigen Selbstbewußtsein, so dass ich beruhigt in die Zukunft schauen kann.

Ich entstamme einer Wiener Schule .. habe in Camberg als Direktor versucht, trotz aller Widerstände, eine private Schule für gl SchülerInnen aufzubauen...hm der Anfang war toll - viel Zustimmung von Seiten der Eltern - der Unterricht mit Gebärdensprache brachte zeitweise Erfolg ...
naja.. studiert mal in die Geschichte.

So selbstverständlich sei es meines Erachtens nicht, sich als Gehörloser zu behaupten bzw. zu fühlen..hm
Bengie hat sehr überzeugend dargestellt .. Deafmax kämpft und schliesst sich an , Limette will den Balanceakt wagen zwischen den beiden Welten...ich denke, solche kämpferischen Deafies finde ich selten.

Aber : woher habt ihr dieses Selbstwertgefühl erworben ? Waren gehörlose Personen eure Vorbilder ? Oder hat die Solidar-Gemeinschaft euch beflügelt, z.B. mit der Anerkennung der Gebärdensprache, was waren die Gründe, die euch bewegt haben, sich mit dem Stigma "Gehörlosigkeit - ja und ?" auseinanderzusetzen...hm?

Klar ist: wenn wir in unserer Gemeinschaft Hörende als Gäste einladen, z.B. zu einem Vortrag beim KOFO , da fallen die Schranken. Hörende fühlen sich behindert in dieser Welt, wenn auch für etwa zwei Stunden.
Dolmis regeln die sprachliche Überbrückung..am Ende fährt der Hörende als Lernender nach Hause. Wir dagegen erleben manchmal eine Stärkung unseres Selbstbewußtseins...

Wenn wir den ersten Schritt gegenüber der hörenden Welt unternehmen, etwas arrangieren und unsere Chancen umsetzen, dann können wir gebärden " Gehörlosigkeit ist eine Selbstverständlichkeit... ! " Bengie ist nah dran...
Jeder von uns muesste individuell das Beste aus den Möglichkeiten herausholen..um sowohl in der Hörenden Welt als auch in der Gebärdensprach-Gemeinschaft zu behaupten. Sind wir eine Solidaritätsgemeinschaft ? Siehe Diskussionen um die Rolle der CI-TrägerInnen in unserer Gemeinschaft..hm Da möchte ich fragen , ob wir gestärkt aus den Diskussionen herausgekommen sind ....hm

Bengies Argument ...Gehörlosigkeit ist..... kein Defekt ..sondern identifiziert sich mit dem Status einer Minderheitsgruppe, finde ich super. (Frei interpretiert aus seinem Meinungsbild...) Schon allein wegen der politisch anerkannten Gebärdensprache sollten wir mit dem Begriff DEAF PRIDE anfreunden.

he, bin begeistert von der Enztwicklung der Diskussionen...

Gruss aus Camberg



Spitzenmitglied



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Hugo v. Schuetz, vielen Dank für nette Worte!

Zu deiner Frage:

Woher ich dieses Selbstwertgefühl erworben habe?

Das habe ich meinen Eltern und meinem Lebensweg
(mit viel Glück) zu verdanken. Meine Eltern haben mir
nie vermittelt, dass die Gehörlosigkeit ein Problem ist.
Sie haben mich als ein vollwertiger und normaler Men-
sch erzogen.

Auch wenn ich in einer lautsprachlichen Klasse auf meiner
ehemaligen Schule in Frankfurt war, hatte ich nie das schu-
lische Problem. Ich gehörte immer zu den Besten der Klasse,
auch wenn ich dem Unterricht nicht besonders gut wegen des
Oralismus mitverfolgen kann und schlecht an der Diskussion
teilnehmen konnte. Trotzdem war meine Gehörlosigkeit nie
das Problem, weil ich halt gute Noten bekam. Anderen können
viel besser hören und sprechen. Trotzdem war ich besser. Da-
rum bekam ich nie das Gefühl, dass ich mit meiner Gehörlosig-
keit so gut wie nichts erreichen kann.

Meine Mutter wuchs in einer hörenden Kernfamilie auf und er-
reichte in ihrem Leben viel mehr als ihre hörende Geschwister.
Sie machte als Einzige den Realschulabschluss und hat als Ein-
zige ein Haus gekauft, auch wenn sie als Gehörlose allein in
ihrer Familie stand. Darum kann ich die Gehörlosigkeit sehr
schlecht mit der Erfolglosigkeit verbinden.

Mir ist aber viele Geschichten bekannt, wo Gehörlosen in ihren
Familien viel schlechter dran sind als ihre hörenden Familien-
mitglieder.

Ich sehe aber die Möglichkeit, im Leben genauso oder viel
mehr erreichen zu können wie bzw. als Hörenden, weil ich
so aufwuchs.

Ein "persönlicher" Beitrag von Hugo von Schütz ;) Dabei
musst du aus Respekt vor ihm darauf beachten, dass
er im Grab sich nicht umdreht, was du hier veran-
staltet hast.



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@deafmax,

hoffentlich sieht man mich hier nicht als einen Eindringling an.
Denn es ist mir schier unverständlich wie man die Gehörlosigkeit
in Verbindung mit Selbstverständlichkeit bringen kann. Bei nur 1
Promille der Bevölkerung kann sicherlich nicht davon ausgegangen,
werden, dass es selbstverständlich ist, wenn man nichts hören kann.
Oder hast du damit etwas anderes gemeint?

Natürlich bin ich absolut deiner Meinung, dass es am besten für einen
ist, sich selbst zu akzeptieren, wie man ist. Das gilt nicht nur für
den ´defekten` Ohr, sondern genauso für das Aussehen, den Intellekt,
die Fähigkeiten, die einem gegeben sind. Damit geht man viel leichter
durch das Leben. Man kann sich sicherlich schon ab und zu fragen, warum
ausgerechnet ich, was wäre wenn... nur wenn man sie nicht zu Lebensfragen
werden lässt.

Alles andere betrachte ich als eine Verdrängung. Wenn man sich ein-
redet, dass Gehörlosigkeit etwas Tolles ist, die Hörenden etwas ver-
passen würden, eben weil sie hören können. Es gibt sogar Gehörlose,
die das Taubsein an sich regelrecht verherrlichen. Das ist mir absurd
und kommt mir einem Selbstbetrug gleich.

Um ein glückliches Leben als Gehörloser führen zu können, reicht es
vollkommmen aus, wenn man sich soweit akzeptieren kann und versucht
das Beste aus einem zu machen. Das müssen Hörende und alle andere
Behinderten auch; darin sind wir alle gleich.



Spitzenmitglied



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.impellere, die Gehörlosigkeit allein mag vielleicht gar nicht toll sein,
wenn man daran denkt, mit Hörenden zu leben. Da ist man hilflos,
isoliert usw.

Aber durch die Gehörlosigkeit landet man bei einer Gehörlosen- oder
Gebärdensprachgemeinschaft und erlernt die Gebärdensprache als Erst-
oder Zweitsprache. Die Gebärdensprache allein darf ein Grund sein, dass
Hörenden was verpassen haben ;o) ABER: Ich denke nicht, dass Hörenden
wirklich was verpassen haben. Ich verpasse mit dem Hören eben auch
nicht.

Man soll die Gehörlosigkeit nicht unbedingt mit medizinischer Sicht be-
achten. Die Gehörlosigkeit wird viel zu schlecht bewertet, sowie auch
andere Eigenschaften. Die weiße Hautfarbe wird bevorzugt. Sowie
auch die blonde Haarfarbe in der Hitlerzeit. Als blonder und wei-
ßer Mensch kann man das Leben in Deutschland vor dem Zwei-
ten Weltkrieg am besten meistern.

Es stimmt, dass Gehörlosen sich aufgrund ihrer Gehörlosigkeit mehr
bemühen müssen, um irgendwas zu erreichen. In der Berufswelt zum
Beispiel. Es muss aber nicht sein, dass es an die Gehörlosigkeit liegt.
Mit dem Hören hätte man leichter, blabla.. Die Gesellschaft könnte
anders aussehen, wo Gehörlosen ohne Barrieren leben können.

Ein Beispiel: Eine Kampflesbe hat es schwer in ihrem Leben, weil
sie von ihrer Mutter abgelehnt wurde. Ihr wurde sogar eine Therapie
empfohlen. Sie konnte nicht mit ihrer wundervollen Freundin heiraten.
Auch kein Kind kriegen. Am Ende springt sie aus einem Hochhaus.

Ist ihre Homosexualität, die manchmal wie Gehörlosigkeit für Krank-
heit gehalten wird, das Problem oder die Gesellschaft, in der sie
lebt?

Zur Aussage über 1 Promille der Bevölkerung:

Dass es auf der Erde nur zwei Welten (Gehörlosen- und Hörendenwelt)
gibt, stimmt nicht. Unsere Erde hat bestimmt Millionen oder Milliarden
von Gemeinschaften. Eine davon ist unsere Gemeinschaft. Es gibt
KEINE Gemeinschaft, die mehr als 3 oder 5 Promille der Bevöl-
kerung hat.

Schon gewusst, dass hier in Deutschland ca. 14 Millionen Schwer-
hörigen leben?



Neuling



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@ bengie

Was ihr da veranstaltet, hätte ich gern miterleben dürfen...
ich wäre aus dem Grab auferstanden - und zwar aus dem Grunde, um eine private Schule zu gründen. Meine vermögende Familie und das Herzogtum Nassau würde meine pädagogische Idee in allen Belangen unterstützen. Heute stehe ich als Statue und beobachte mit Genuß im glC@fe, wie positiv sich die Einstellung der heutigen GL-Generation zur der eigenen "Gehörlosigkeit" entwickelt - Einige meinen , "Gehörlosigkeit, na und " - "Akzeptanz meiner eigenen Gehörlosigkeit" - "Ich finde es toll, gehörlos zu sein" - "ich bin stolz, als Gehörloser in D zu leben" usw..
Kleine Unterschiede sind gut, weil sie ( .impellere, deafmax, bengie) differenziert denken können ( die Kirche würde meine Ansätze nie glauben) . Ich glaube, auf heutigen staatlichen Schulen würden sie total verkümmern, find echt schade. Diese Hochbegabten... haben es nicht verdient, in Förderzentren "Hören" wertvolle Lernzeiten zu vergammeln.

ich versuche, die Presse einzuschalten.. was ich im früheren Leben getan habe.



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C@fie oder C@fegirl war meine Musterschülerin in der Schule in Camberg - sie ist heute Admin hier im GL-C@fe.de und führt ausgezeichnet Regie. Dank meiner Statue erlebe ich - zwar etwas steif und unbeweglich - ein bisschen, mit Wehmut, die selbstbewußte Gehörlosengemeinschaft. Ich würde mich gern lebend in die heutige Zeit versetzen lassen - aber hilft mir?
C@fie kann euch über mein Wirken als Direktor der Privatschule in Camberg viel erzählen, wenn es gewünscht wird. Es gibt sogar eine Videokassette - unter dem Titel " Auftritt Direktor von Schütz" - witzig was ?
Vielleicht kann C@fie mehr dazu schreiben, ob Gehörlosigkeit eine Selbstverständlichkeit im Sinne von Bengie ist ?

ich muss zurück ins meinen Sarg.....


Raus aus dem Schattendasein - Chancen suchen und sie nutzen !



Spitzenmitglied



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Da hast du ganz vergessen, dich als "AvignonMan" auszulog-
gen und dich wieder als "Hugo v. Schuetz" einzuloggen! :D

Oder steckt die Seele von Freiherr von Schütz im Körper von
AvignonMan?



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Ich bitte um Entschuldigung... habe mich entschlossen, nur noch unter AvignonMan meinen Namen zu führen... ich mag das Wechselspiel nicht. Warum: ich habe eine zeitlang passiv unter Hugo von Schuetz nur über den Zaun geschaut - und dabei vergessen, dass ich dort registriert bin. Wegen der Server-Umstellung bin ich auf diese Gedanken gekommen. War einfach zu bequem, meine Passwörter ständig zu erneuern oder zu behalten.
Schön , dass ihr jetzt Bescheid wisst.

AvignonMan gefällt mir am besten... enchante..?

Au revoir


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@ lieber Bengie
Habe sozusagen eine Seelenverwandschaft mit dem Hugo, stimmt, .. wow. dass glaubst du nicht....hm Dieser großartige Direktor hat am exakt gleichen Tag Geburtstag wie ich.
C@fie würde vielleicht mehr erzählen, nein, schreiben.


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:D


@bengie,

zweifelsohne verpasst ein jeder etwas, denn man wird nie in allen
erdenklichen Gemeinschaften verkehren, nie an allen Aktivitäten
teilnehmen können. Ein Hörender verpasst daher genauso viel wie
ein Gehörloser auch. Darin sind wir uns sicherlich einig, denke ich.

Bei Gehörlosen kann man allerdings diese Eigenart beobachten,
dass sie das Bedürfnis haben, die Hörenden darauf aufmerksam machen
zu müssen, dass sie etwas verpassen, sei es die wunderschöne Gebärden-
sprache, das recht beeindruckende Theaterfestival neulich, kurzum unsere
ganze Welt der Gehörlosen.

Somit entsteht bei mir der Eindruck, das Hinausposaunen von deafpride ist
ein Akt der Verzweiflung, ein Bemühen, sich einzureden, es ist toll, nichts
hören zu können.

Eine Kampflesbe stellt sich schließlich nicht auf ein Podest und ruft
hinaus in die Welt der überwiegenden Heterosexuellen, dass sie alle
etwas verpassen würden.

Sicherlich ist es falsch sich vorzustellen, alles wäre leichter, wenn man
nur hören könnte; ein Irrtum, kann ich nur bestätigen.


Ich habe nicht behauptet, dass es nur zwei ´Welten´ gibt auf unserem
Planeten. Die kleinste Einheit der Gemeinschaften ist sicherlich die der
Ehe, und die größte wohl die der Menschen. Von daher ist meiner Meinung
nach nichts selbstverständlich, gerade weil es unzählige Arten von
Gemeinschaften gibt, und man sich sogar in mehreren von ihnen bewegen
kann.



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@ .imperelle
ich habe das Gefühl, du schreibst als Hörender... oder ? Habe ich etwas übersehen ?

An dir entdecke ich plötzlich keinerlei Ermutigendes, um die Situation Gehörloser wie Bengie und meiner Wenigkeit zu verstehen bzw. zu stärken. Ich bin gehörlos, stocktaub ohne Hörgerät. So stehts in meinen Akten.

Deine zweite und dritte Passage an @bengie finde ich echt nicht in Ordnung. So etwas hätte ich von dir nicht erwartet. Es ist völliger Schwachsinn , so etwas zu schreiben, dass wir von Deafpride hinausposaunieren als ein Akt der Verzweiflung, nur deswegen, weil das Erfolgserlebnis DeGeTh 06 als eine Art Aufmunterung sei.
Und der Vergleich mit einer Kampflesbe sehe ich als eine Art Diskriminierung sowohl für die Gehörlosengemeinschaft als auch für die Lesbengemeinschaft.
Biste von allen guten Geistern verlassen ?


ou est la sortie?


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@AvignonMan,

zur Klarstellung, ich bin genauso stocktaub wie viele hier auch.
Und ich unterstütze den Kampf der Gehörlosen um die Anerkennung
unserer als gleichwertige Mitglieder der Gesellschaft mit vollem Herzen.

Nur bin ich es manchmal leid, immer wieder auf besessene Gehörlose
zu treffen, die tatsächlich meinen, es ist ein Glück als taubes Wesen
auf die Welt gekommen zu sein. Sicher, es bereichert die Gesellschaft,
dass es Behinderte gibt wie uns. Unser Vermögen zu leben und zu
denken wie viele Nichtbehinderte macht ihnen hoffentlich darauf
aufmerksam, dass sich ein Streben nach dem perfekten Mensch nicht
lohnt. Nur kann ich mich mit dem deafpride-Kult nicht identifizieren, pardon.
Zwar verstehe ich es irgendwie, es ist ein ganz normaler Verlauf des Kampfes
einer Minderheitengruppe um Anerkennung, aber manchmal soll man sich
mäßigen und den deafpride-Brille absetzen können.

Das war jetzt nicht so böse gemeint, wie es vielleicht klingt.

Bonne nuit!
[smile]


Edit:
Das mit der Kampflesbe, ich habe nur das Beispiel von bengie aufgegriffen
(ohne jeglichen Hintergedanke)



Spitzenmitglied



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.impellere, vielleicht haste eene Sonnenbrille druff und siehste alles so tragisch und dunkel ;) Nee, natürlich verstehe ich dich, dass du kaum mit den Gedanken anfangen kannst, dass die Gehörlosigkeit weder Behinderung noch "Defekt" ist. Ich weiß selbst, dass meine Gedanken HEUTE der Vorstellung der Gesellschaft und den Schemata der gesamten Menschheit nicht entspricht. ABER ich denke und fühle wirklich genauso, was ich hier schrieb. Ich bin nicht verrückt und habe nicht die rosarote Brille bei mir. Ich weiss, was anderen denken. Ich habe hier bereits erklärt, warum ich die Gehörlosigkeit nicht für ein Problem halte. Nichts mit Verdrängung oder sonst was. Du siehst so, vielleicht weil du mal unter der Gehörlosigkeit gelitten hast?

Trotzdem darf ich doch einen Traum haben, sowie ihn Martin Luther King hatte? Mandela hat für Rechte der Schwarzen in seinem ganzen Leben gekämpft. Vielleicht werden deine gehörlose Enkeln oder gar Ur-Enkeln genauso wie ich denken? Vielleicht wird hier die Gehörlosigkeit als Nichtbehinderung in der fernen Zukunft anerkannt? (Heute schon eingeführt bei einem Entwicklungsland Urganda oder so) - In Neuseeland steht die Gebärdensprache an der GLEICHEN Stelle wie Englische und Maori. Anders als überall auf der Erde, wo die GS NUR anerkannt ist.

AvignonMan, willkommen auf der Erde :)



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@ bengie

die Heftigkeit mit einer einschlägig bekannten Person nimmt in meinem Pm zu.... Imperella hat eindeutig gegen die Rassismus-Regeln im GL-C@fe verstossen ( Gehörlose, Lesben) verstossen, so dass eine nächtliche Konseqenz meinerseits erfolgen musste. Bin hart im Nehmen... wir müssen auf der Hut sein...hm C@fie ist bereits informiert...

ich bin wieder auf der Erde, mit neuen Motivationen...unangenehme Klötze am Bein musste ich abschütteln...hm

Habe zufällig Herbstferien und meine Camberger Schule muss renoviert werden...hihi
Aber: im Hinblick auf die Zukunft gibt es Ideen: Privatschule..für unsere GL- Schulpflichtigen. wir brauchen Lobby...Stimmts ??

Bonne nuit


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@bengie,
oh nein, nach den Äußerungen von AvignonMan zu schließen,
habe ich mich äußerst unverständlich ausgedrückt, war gar
nicht meine Absicht und bedauere ich.

Ok, ich setze wohl besser meine Sonnenbrille ab und versuche alles
ins rechte Licht zu rücken [wink]

Diese ganze Diskussion darum, ob Gehörlosigkeit gleich
Behinderung bedeutet war hier gar nicht Thema, oder?
Deine Einstellung dazu ist sicherlich hier im Caf jedem
bekannt. Zwar ordne ich uns Gehörlose unter ´Behinderten`
ein, aber das ist gar nicht abwertend gemeint, sondern
dient nur einer Klassifikation. Ohne jegliche Bewertung.
Und so habe ich das in meinen Posts vorher auch gemeint,
mir war gar nicht so bewußt, dass ich uns als Behinderte
bezeichnet habe, ist mir jetzt aufgefallen, und dass das
missverständlich wirken könnte. Schade drum.

Jeder soll ein Traum haben, das ist wirklich wunderbar,
und ich wünschte mir, meine Kinder würden auch Träume
haben, für die sie sich auch einsetzen. Deswegen
erkläre ich dich doch nicht für verrückt.

Es ist nur so, dass ich uns Gehörlose als ganz normale
Menschen wie alle andere auch ansehe, und daher auch
kein Aufersehen (wie z.b. stolz sein) darum mache.
Bei anderen Minderheiten, wie z.b. Blinden oder Rollstuhlfahrern,
habe ich diesen pride-Kult nicht mitbekommen, das scheint nur bei
Gehörlosen so zu sein, oder irre ich mich?



Spitzenmitglied



offline
AvignonMan, sie, die Unschuldige, hat "Kampflesbe", den Wort ich zuerst erwähnt habe,
aus meinem Posting übergenommen. Von mir aus kannst du über mich bei C@fi beschwer-
den =)

.impellere, nein, ich meinte, dass alles, was heute nur noch ein "Traum" ist, die Realität
in der fernen Zukunft ist, wo deine Nachkommen bereits auf der Erde sind. Später wird es
den Menschen völlig klar sein, dass Gehörlosen gar keine Behinderten sind.

Gehörlosen distanzieren sich mit eigene Olympiade, eigene Kultur usw. schon seit Jahren
von anderen Behinderten.

Ich meine auch, dass wir hier nicht diskutieren sollen, ob wir Behinderten sind, denn hier
geht es um was anders =)

Je ne veux pas faire nuit blanche [british] Bonne nuit à tous!



Spitzenmitglied
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offline
@AvignonMan,
du könntest deinen Antrag bei Mods gerne wieder zurückziehen.
„.impellere“ hat in jedem Punkt doch recht. Der Traum ist ja auch sehr schön. Aber die pure Wahrheit, die 100-prozentige Realität und die Freiheit von der Illusion sind mir lieber. :)

Außerdem soll man nicht fragen, ob der/die hörend ist wegen seinem/ihrem guten Deutsch. Sonst könntest du uns einen Eindruck machen, dass die Dummen nur Gehörlose wären … hm … Gehörlose dürfen ja auch gutes Deutsch schreiben können.

Alle sind willkommen auf der Erde. Auch ich bin da auf der Erde. Ich frage niemanden, ob ich hier willkommen bin. Denn die Erde gehört allen gleich oder niemandem. :)



Spitzenmitglied



offline
@impellere, du schriebst
Zitat:
Bei anderen Minderheiten, wie z.b. Blinden oder Rollstuhlfahrern,
habe ich diesen pride-Kult nicht mitbekommen, das scheint nur bei
Gehörlosen so zu sein, oder irre ich mich?

Ja, du irrst dich. Du bist zu sehr in deinem Defektdenken verhaftet und kannst uns nur mit anderen koerperlich Geschaedigten vergleichen. Andere Minderheiten, wie die Schwarzen in den USA, die sprachlichen Minderheiten in Spanien und Frankreich, und die Homosexuellen, betreiben diese "pride-Kult" auch. Dieses Pride-Treiben kommt nur bei den unterdrueckten Minderheiten vor, so auch bei tauben Menschen. Die Blinden und Rollifahrern wurden nicht unterdrueckt und daher brauchten sie das nicht, weil gegen sie nicht stigmatisiert werden.

Taubheit ist normal, ist genauso gesund wie hoerend, ist nichts Verwerfliches, bereichert die Menschheit und erhellt die Humanitaet. Aber missionarisch gehen wir nicht mit diesen Aussagen vor, weil wir wissen, dass das Leben in Taubsein nicht das einzige Seligmachende sei. Es ist nur eines der vielen Lebensentwuerfe fuer die Menschheit. Aber, ich wage zu sagen, es ist sicherlich das beste fuer taube Menschen.

Daher: "Ich bin taub, aber nicht meine Ohren."

@Deafmax,
Stigma und Stigmata sind verschiedene Begriffe. Die Kanada-Schweizer Patty Shores-Herman bezieht das 'Stigma' in der englischen Bedeutung auf das "gesellschaftliche Brandmal". Und 'Stigmata' bedeutet die Wundmale, z.B. an den Haenden und Fuessen bei manchen Heiligen. Stigma ist nichts anderes als die gesellschaftlichen negativen Einstellungen und Vorurteilen gegen eine bestimmte Gruppe wegen einer koerperlichen Eigenschaft.


Hartmut



Spitzenmitglied
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offline
@Hartmut,

die Postings von impellere sind von den Usern hier leider falsch interpretiert.

Nochmals ganz kurz gefasst: was impellere wirklich stört, sei das Taubsein was ganz Besonders. Und Hörende sollten was verpassen. So sähe es aus, dass Taube gar nicht verpassen. Und das Taubensein sei nicht defekt, usw.

Solche Selbstverdrängung und Lebenslüge halte ich nicht viel und mache nicht mit.

Das Pride-Treiben gibt es überall. Auch in der Mehrheit! Ja, auch unter eingebildeten „Normalen“.

Wir können unser Pride ja auch vernünftig und mäßig treiben. Ein „cooler“ Rollstuhlfahrer sagt nicht, Rollstuhl sei was Besonders und wir, die Läufer, würden was viel verpassen.



Spitzenmitglied



offline
Hans Busch, ich glaube nicht, dass alle Gehörlosen mit
der Pride-Denkweise denken, dass Hörenden die Gehör-
losigkeit verpassen haben, sondern die Gebärdenspra-
che.

Ob ich höre oder nicht, hat mich so gut wie nie interes-
siert. Mir gefällt aber, wie ich lebe. Ich freue mich auch,
dass ich taub auf der Welt gekommen war. Ich glaube
aufgrund meiner Familie sogar nicht, dass ich als Hö-
rende ein besseres Leben hätte. Möglich noch viel
schlechter! Du hast eben andere Perspektive auf-
grund deiner erfolgreichen Familie.

Ich kenne bisher zwei Ertaubten, die gegenüber ihrer
Ertaubung dankbar sind. Sie wurden erst viel später
- vielleicht mit 20 - ertaubt. Sie haben keine CIs und
leben als Gehörlose.

Hartmut, Homosexuellen werden aber nicht wegen
ihrer körperlichen Eigenschaft diskriminiert, sondern
wegen ihrer sexuellen Eigenschaft.



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Bengie, stimmt, Homosexualitaet ist an sich keine koerperliche Eigenschaft. Verzeihe mir diese kleine Ungenauigkeit. SMILE.

In meinem Posting oben zeige ich nur an, dass die Pride-Bewegung als ein Phaenomenon der Reaktion zur Unterdrueckung zu verstehen sei. Das erklaert auch, warum die Blinden und Rollifahrer eine solche Bewegung nicht haben.

Hans Busch, denkst du, dass was Deafmax und ich ueber das Taubsein sagen, eine "Selbstverdrängung und Lebenslüge" sei?

Nichts Verherrlichendes steht in den Aussagen. Wer hat sowas gesagt? Imprellere sollte doch Beispiele darueber aufzeigen, um ihre Behauptung zu belegen, Auch wird nicht gesagt, dass Hoerende was verpasst haben. Wir bekraeftigen unser Taubsein nur und dies ist notwendig im Angesicht, was zu oft minderwertig ueber Taubheit, unser "Schicksal" und unsere Lebensqualitaet geredet wird. In der Gesellschaft, besonders in Deutschland, gilt noch, dass Taubheit zu vermeiden sei.

Taubsein selbst ist kein Defekt. Es heisst bloss ein Leben mit Taubheit und was alles aus dem taub zu sein herausspringt. Der Begriff 'Taubsein' entspricht dem englischen Neuwort von Paddy Ladd 'deafhood' oder dem niederlaendischen 'doofheid' von Tijeling.


Hartmut



Zuletzt geändert von Hartmut am 30.10.2006, 01:58:36, insgesamt 1-mal geändert.

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@ Hans Busch

ich stimme dir zu, dass es zu Interpretations -Unterschiede mit" . im " gekommen sein könnte. Will auch nicht weiter eingehen auf die von mir erhobenen Vorwürfe wegen der zwei Passagen.
Bengie konnte die Sache entschärfen...hm

Dann bliebe noch die eine Sache , z.B. " als Akt der Verzweiflung"... - hm
da fehlt mir der Verstand.

Auf jeden Fall versuche ich, durch Argumente anderer meine eigenen Argumente zu überprüfen. Schriftsprache auszudrücken ist nicht das Gleiche wie der Ausdruck in DGS. Da kann es passieren. dass ich möglicherweise unangemessen reagiert habe..stimmt?
Normalerweise müsste ich meine französische Lebensart in Einklang bringen mit unangenehmen Beiträge. Werde ernsthaft üben...hm

Wir sollten versuchen, unsere "Gehörlosigkeit" aus eigener Perspektive zu sehen und nicht zu sehr aus der Perspektive der Hörenden - es gibt unterschiedliche Sichtweise.

In einen Topf zu werfen mit anderen "Behinderten" sollten wir meiden - und auch meiden, wie "schwer" wir es haben , in der Mehrheitsgesellschaft der Hörenden zu behaupten.

Bonne nuit


Raus aus dem Schattendasein - Chancen suchen und sie nutzen !



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@bengie,
meinst du, Gehörlose verpassen nichts? Schön, dass du nicht neugierig bist. Und ich habe aber leider „eine lange Nase“ … das muss überhaupt nicht bedeuten, dass ich jammerlich bin. Wir haben gar nicht auf möglich gehörlosen Nachwuchs verzichtet. Das sagt schon so was. Ich will nicht daran denken, dass du gerade geborenen Babys die Gehörlosigkeit unbedingt wünschen würdest. Ich sehe auch nicht, dass mein Leben nicht unbedingt schlechter würde, wenn ich hörend wäre. Ich überlasse das Leben dem Zufall. Möglich, dass ich eine andere Perspektive habe, aber bestimmt nicht wegen „meiner angeblich erfolgreichen Familie“. (kannste deine Worten sparen).
Du meinst, Hörende verpassen Gebärdensprache. Ich kenne sehr viele hörenden Gebärdensprachler … Nur Hörende können GS-Dolmetscher werden … hm …
Für dich gilt die Gehörlosigkeit noch als Selbstverständlichkeit, denn du lebst bis jetzt noch in der „verschonten Zone“. Ich bin draußen in der harten Praxis und kenne das reale Leben besser.
Du kennst nur zwei Ertaubten … und ich kenne viele CI-Träger, die dankbar sind …

@Hartmut,
vor einundeinhalber Stunde sagte ich in einem anderen Thread (siehe http://www.glcafe.de/viewtopic.php?p=886585#886585 ) dem lieben Grossmaul auch über „Deafhood“. Bin auch deafpride. :)



Neuling



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Sorry,ich weiß nicht was Pride,bzw. Deafpride bedeutet, [schäm]
Könnt ihr es mir erklären? [please]



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@Selena,
das ist etwa wie „Ich bin stolz auf mein Taubsein“. Ist auch „Selbstbewusstsein“. Lässt sich auf ein Wort in unserem Deutsch schlecht übersetzen. Taubseinstolz? … hm …



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„Pride“ allein? Siehe hier:
http://dict.leo.org/ende?lp=ende&lang=d ... &relink=on



gehörlosenfreak
gehörlosenfreak



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Huch, ich dachte nicht dass diese Thema solchen Interesse auslöst, recht fleissig hat man hier geschrieben.

@Hugo v. Schutz
Zu der Frage, ob es Vorbilder gäbe, die einen dazu führt, "taubsein" zu lieben. Ich kann mich nur an die "Gemeinschaft" erinnern, (welches für mich der Stein des Anstoss war) die ich während der Weltkongress 1995 beim Jugendcamp erlebt habe. Da spielte nicht nur die Gehörlosen eine rolle, sondern die Gebärdensprache, die Kultur, die Lebensweise.
Später mit der Zeit und Beobachtungen in meinem Alltag, kam ich auf Dinge die ich nicht gesehen hätte, wäre ich hörend. Irgendwann auch kam diese unbeschreibliches Gefühl wenn ich im Bewusstsein bin, dass ich in der Stille lebe, die ich manchmal habe. Da es sich um etwas abstraktes handelt, kann ich diese Grund nur für mich behalten.
Da ist auch noch das Leben. Ich erlebe Hürden, ich erlebe Barrikaden, ich erlebe schönes und dass als Gehörloser. Meiner Sicht nach hat es wenig mit dem Gehörlossein zu tun, vielmehr die Verbindung als Gehörloser und dem Leben die man durchlebt. Es mag sein, wenn ich in "falscher" Gesellschaft landen würde, das Pech habe nur unhöfliche/uneinsichtige/ungeduldige Menschen um mich zu haben, glaube ich auch nicht dass ich dieses Leben so toll fände.
Doch spielt es vor allem die eigene Handlungen und Lebenseinstellung eine Rolle. Dass es positiv sein kann gibts viele Gründe, aber ich nenne mal nur einen: Bei einer Situation wie Lim schrieb, Sitzung bei Hörende ohne DolmetscherIn, denke ich, es ist halt das Ergebnis, das es zustandekam. Ich werde dann nachher um schriftliche Notizen bitten, wenn es um Dinge handelt, für diese ich auch beteiligt bin. Wenn es klappt, klappts eben. Wäre ich hörend, hätte ich auch Probleme: zeitliche Probleme, Hemmungen, Irrtümer&Fehler, Kommunikationsschwierigkeiten etc. Wo ist da dann der Unterschied, dass ich diese "Probleme" habe, weil ich nicht hören kann?

@.impellere, Zu der Frage, dass es eine Verdrängung sei oder Selbstbetrug, wenn man die Gehörlosigkeit nicht als Behinderung oder Defekt sieht. Lieber .impellere, wer betrügt sich selbst nicht? Abertausende Menschen machen sich Makeups, Schönheitskorrekturen obwohl sie gut genug aussehen, Lügen&Betrügen mehr oder weniger in der Wirtschaft -und überall- um besser da zu stehen, ...
Desweiteren ist deine Ansicht medizinischer Hinsicht richtig, dran liegt nichts falsches. Aber für das "Selbstbildnis"? "Ich bin wer, der ein Defekt hat." Diese könnte auch leicht missbraucht werden, für dinge wo man versuchen sollte durchzukommen, kann man leicht denken "ich habe da das defekt, also kann ich es nicht, muss ich nicht usw." Ich bin der Meinung, dass man an sich glauben soll, was man ist und nicht an sich etwas defekt bezeichnen, für diese man nichts kann.
Ausserdem habe ich schon oft geschrieben: Was ist "defekt" wenn man die Funktion, wenn es nicht defekt ist, nicht kennt? Ich kenne beispielerweise das Hören realistisch gesehen nicht, warum soll es besser sein, als das wenn es bei mir "in Ordnung" wäre?

@Hans Busch
Menschen wie bengie und ich kennen "Ich bin draußen in der harten Praxis und kenne das reale Leben besser." genauso wie du. Frage ist nur wie du das Leben gibst und nimmst. Darin liegt der Unterschied, ...nicht wie gut wir hören.

@hartmut,
ja Stigma und Stigmata sind unterschiedliche Bedeutungen, danke für die Erklärung. Im Sinne habe ich den Stigma auch gemeint, dennoch ändert sich nichts dran, was ich dafür empfinde - wie ich geschrieben habe.

@Selena
auf der Suche nach der Definition in google mit "deaf pride" kam ein Treffer zu KuGG heraus die trefflich abgegrenzt ist:
und dadurch bekommen wir mehr "Deaf Pride", also das Gefühl, dass wir uns nicht verstecken müssen, sondern ganz viele Stärken haben. ...

lg deafmax


---
Ich bin taub, ergo bin ich.



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AvignonMan sagte schon, dass er die Rolle „Hugo von Schuetz“ nicht mehr spielen möchte, was ich begrüße, auch wenn er mit ihm seelenverwandt sei. Wenn ich jemanden ehre, würde ich nicht in seine Personlichkeit einschlüpfen und auch nicht seinen Namen missbrauchen. Harlan Lane schrieb, viele Hörende hätten den Gehörlosen ihre Geschichte gestohlen. Aber er selber schrieb über Laurent Clerc in einer Ich-Form!!!! Welch ein Widerspruch!…hm … Gut, dass der AvignonMan ausstieg. Wer Hugo von Schuetz ansprechen möchte, soll sich an AvignonMan wenden. Sonst bekäme der alte AvignonMan wegen dem nervösen Wechselspiel Anfall oder würde schizophren. Habe schon Sorge um seine Gesundheit. [british]



gehörlosenfreak
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@Hans Busch,
ich bezog mich nur auf den Posting unter dem von derjenige geschrieben worden ist. Wenn dann von AvignonMan etwas entsprechend erwähnt wird, beziehe ich mich dann entsprechend darauf.

Es ist übrigens schwierig, wenn man den Identität wechselt, denn da stellt man leicht den Vertrauen in Zweifel. (Aber ich gehe nicht so weit wie du ;) )
Menschen die von sich etwas denken, dass an sich das natürlichste der Welt ist, es sei Homosexualität, Religionsglauben, Gehörlosigkeit, usw. werden immer gleich so kritisch angesprochen und es geht soweit, dass mancheiner in dem Fall wie hier mit Identitätspielerei das Thema ausnutzen, um darüber lustig zu machen [roll]

deafmax


---
Ich bin taub, ergo bin ich.



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@deafmax,
ich habe dich gar nicht angesprochen wie schon seit einer Woche, weil ich dich wegen deiner Parteilichkeit nicht mag, die alle deine Meinungen unglaubwürdig macht. In meinem letzten Posting habe ich AvignonMan indirekt gelobt und nächste (unbekannte) Poster angesprochen.



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@AvignonMan,
eine Frage vorweg, wo kann ich in Geschichte studieren, was es mit Hugo v. Schuetz auf sich hat?

Ok, nun, es waren keine GL, die ich als Vorbild hatte. Warum ich heut
so denk, wie schon oben beschrieben, müsste ich etwas weiter ausholen.
hab nicht so unbedingt lust drauf es hier im Forum niederzuschreiben. [sorry]


.impellere,
Da denk ich ähnlich.

denn gerade wo wir nur 1 von 1 promille die GL sind, ist es nicht so
unbedingt selbstverständlich gl zu sein, solang wir nicht unter gl sind.


Aber: Jedem das seine ;)


****~cat



Apfelwein-Lady & GL-Kultur-Insider´09
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@Limette

bitte schön=> http://www.kugg.de/history/in_schuetz.htm

[wink]


°°°°°°°



Zuletzt geändert von erdbebchen am 30.10.2006, 15:30:15, insgesamt 1-mal geändert.

gehörlosenfreak
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@Hans Busch,
ich weiss nicht was du mit Parteilichkeit meinst.
Ansonsten ist es nun mal bei den Menschen so, dass die Sache durch nachtragende Trotztigkeit nicht leichter wird. Gibt man nicht die Chance auf Verbesserung, kann man nichts machen.

@Lim, @.impellere
deafmax hat geschrieben:
Ich bin der Meinung, wenn man, diese "Mängel" als Teil des Lebens sieht, dass man gehörlos ist, wirkt es positiv aufs Handeln aus, andere Auswegen zu finden, oder an andere Dinge zu denken, die positiv sind (Dolmetscherinnen, Filme mit UT usw.).

Ist für euch diese Sichtweise und "gehörlos=selbstverständlich" zwei verschiedene Sache?
Könnt Ihr mit dieser Sichtweise anfreunden? Oder ist es eine Lösung wenn es mal biogentechnisch möglich ist, mit medizinische Kapseln o.dgl. nach paar Monaten wieder voll zu hören? Ganz im Sinne, mechanische Lösung zu haben, um kapputen Knie funktionstüchtig zu machen?

Wenn das zuträfe, dann bin ich also sowas wie "nicht normal"...

[shrug]

deafmax


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Ich bin taub, ergo bin ich.



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@erdbebchen,
danke für den Link, lese ich später noch.


****~cat



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@ Lim
gute Idee von Erdbebchen und zusätzlich kann man beim Signum Verlag eine Videokassette /CD (?) zum Thema "Aufritt Direktor von Schütz" .zur Geschichte des gehörlosen Schulgründers und - direktors von Camberg.

War schon lange her.. 1994 /95 haben wir diesen Film aufführen können. Siehe auch Doku...in Sehen statt Hören.


Nicht aufgeben, Lim..hm wir sollten unsere Grundwerte hart erarbeiten und durch diese, manchmal überspitzen, Diskussionen das Gefühl bekommen: wir sind auf dem richtigen Weg. Es dauert noch....
Es gibt ein sehr breites Spektrum von "Hörschädigungen" in unserer Minorität - aber es fehlen die Grundwerte , an denen wir uns richten können.

Au revoir


Raus aus dem Schattendasein - Chancen suchen und sie nutzen !



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@AvignonMan,
so, nur weil ich nicht weiter aushol, und meine Lebensgeschicht nicht
reinschreiben will, ist deiner Sicht nach schon aufgeben [ugone2far]

ich denk nicht dran das hier niederzuschreiben und basta. [idiot]

@deafmax,
lach, ich glaub schon daß du normal bist :D

aber stell dir vor, du arbeitest in einer Entwicklungsabteilung, wie willst
du da noch andere Lösung, Ausweg finden, das Meeting ist kurzfristig
angesetzt, und das fast jeden Tag... aber zum verstehen brauchst du GSD.

Es liegt ganz bestimmt an der Einstellung, wo man gerade ist im Leben.

nun muss ich aufhören.

tschö, lim


****~cat



gehörlosenfreak
gehörlosenfreak



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Lim hat geschrieben:
Es liegt ganz bestimmt an der Einstellung, wo man gerade ist im Leben.

Stimme zu.

AvignonMan hat geschrieben:
Es gibt ein sehr breites Spektrum von "Hörschädigungen" in unserer Minorität - aber es fehlen die Grundwerte , an denen wir uns richten können.

Gerade das ist schwierig, weil das vom Leben im Alltag abhängt und wie wir den Alltag eines Gehörlosen kennen ist eigentlich schwierig einen positiven Grundwert festzulegen. Und ich versuche auf diese hinzuweisen.
Doch wie du richtig schreibst "...es dauert noch". Dennoch wird in Industriestaaten die gehörlose Gemeinschaft immer kleiner, wenn wir die Gehörlosigkeit als defekt definieren.
Hans Busch kennt ja "viele" Menschen mit CI, die glücklich sind zu hören. Und das wollen die Gehörlosen auch. Nein Gehörlosigkeit kann/muss/will nicht eine selbstverständlichkeit sein.

"Jedem das Seine" stimmt mir in dem Fall traurig.

deafmax


---
Ich bin taub, ergo bin ich.



Spitzenmitglied



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Seit ich in den USA einen Monat lang war, habe ich nach Rückkehr in Europa
fast täglich tausende Gedanken gehabt...

Ich bemerke in letzter Zeit wie die Gebärdensprache ein immer besseres
Image bekommt, es werden immer mehr Kurse von Hörenden besucht.

Nur das Image für die Taubheit/das Taubsein ist hierzulande nach wie vor
noch immer überwiegend negativ. Da denke ich vor allem an Eltern mit
einem gl Kind und von Jugendberatungsstellen einseitig informiert werden.

Für mich schaut in Zukunft eher düster aus, dass immer mehr Menschen die
Gebärdensprache beherrschen werden, dagegen die stoned deafies auf
biologische Weise abnehmen werden.
Wenn ich erfahre, dass immer mehr voll taube Kinder gebärden "ich will
hören", dann kriege ich Gänsehaut. Kann aber auch sein, dass unter "hören"
anders gemeint ist wie "verstehen", "aufnehmen" usw. In diesem Fall ist es
für mich begrüßenswert wenn gl Kinder ihren Willen aufbringen. Aber
"hören wollen", obwohl z.B. kein Hörnerv mehr vorhanden ist, jagt mir
Schauder über den Rücken.


--
Wir sind die Mundfaulen. Na und? :D



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@Lukbo,
ein hörendes Kleinkind sagt zu seinen gehörlosen Eltern, es möchte gerne ertaubt werden, um mit ihnen solidarisch zu sein. Das ist wirklich lieb und süß von ihm. Aber wenn ein Kind, das noch geschäftsunfähig ist, im Ernst eine operative Ertaubung verlangt …. hm … WARUM NICHT, die Gehörlosigkeit ist doch selbstverständlich, oder? Bekommt man nicht Gänsehaut? …hm …



Spitzenmitglied



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Hans Busch, doch, ich bin ein sehr neugieriger Mensch. Ich probierte im künstlerischen
Bereich einfach vieles aus: Poesie, Video, Theater, Travestie-Show, Malerei, Webdesign
und und.. Und ich möchte auch durch vielen Ländern reisen! Ich werde nie satt!

Es muss nicht gleich heißen, dass ich nicht neugierig bin, wenn ich das Hören nicht erle-
ben will. Mir ist das Fliegen eher lieber, wenn ich den Wahl hätte ;o)

Mir ist ja egal, wie meine Nachkommen sind. Ob sie gehörlos oder hörend sind, ist nicht
meine Aufgabe.

Der Argument, dass ich noch in einer verschonten Zone lebe, nervt mich. Ich werde mich
nie für ein audistischer Beruf entscheiden und werde in meiner "verschonten Zone" ewig
leben!

Ertaubten, die zur großen Überraschung ihre Hörvermögen verlieren, können sehr de-
pressiv sein. Natürlich sind sie der neumodischen Technologie dankbar, wenn sie mit
dem CI wieder hören können. Es ist natürlich normal, wenn sie so leben wollen wie
bisher. Aber ich rede von Menschen, die plötzlich ertaubt wurden und trotzdem
dankbar fühlen. Das brauchst du gar nicht verharmlosen.

...

Limette, in Deutschland gibt es ca. 14 Millionen Hörgeschädigte, wie ich hier bereits ge-
schrieben habe. Menschen, die völlig taub sind, gehören zur 1 Promille der Bevölkerung.
Aber nicht gesamten Hörgeschädigten. Daher dürfen wir davon ausgehen, dass das Hör-
schaden eine Selbstverständlichkeit ist?! Hier die Quelle:
    Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass es in der Bundesrepublik
    Deutschland ca. 14 Millionen Hörbehinderte gibt (davon rd. 2,5 Mio
    Hörgeräteträger), ist der Mitgliederstand des DSB relativ gering.
    Dies hat zwei Hauptgründe: zum einen bekennen sich sehr viele
    Menschen nicht zu ihrer Hörbehinderung, scheuen sich oft auch,
    eine Hörhilfe zu tragen, und zum anderen, weil die Bedeutung
    des Deutschen Schwerhörigenbundes und seiner Ortsvereine
    unterschätzt wird.



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@bengie,
nehmen wir uns jetzt mal deafmax als ein Beispiel der Pride-Denkweise,
bis vor kurzem stand noch in seiner Signatur:

"Es ist ein Privileg, gehörlos zu sein!"

Oh, ein Vorrecht unsererseits also, das Hörende nicht haben
(als ob wir jemals die Freiheit hatten uns für das Nichtshören zu entscheiden)
Er spielt damit auf das Gehörlosensein als Ganzes an und nicht auf die Gebärdensprache,
nicht wahr, bengie ;)


Du bist also der Ansicht, wir Gehörlosen würden uns von den anderen
Behindertengruppen distanzieren, weil wir uns eben nicht als Behinderte
ansehen sondern lediglich als eine Minderheitengruppe und hast auch ein
paar nette Beispiele aufgeführt:

Deaflympics, warum bloß haben wir eine eigene Olympiade und nehmen
nicht an den Paralympics teil
(eigentlich könnten wir sogar ganz normal an den Olympischen Spielen
teilnehmen, physisch gesehen stehen wir den Hörenden eigentlich in nichts
nach - und das tun schließlich andere Minderheitengruppen auch, oder?
Nur haben wir wohl nicht den nötigen Ehrgeiz, um ihre Standards zu erreichen,
Terrence Parkin und einige wenige sind die ganz großen Ausnahmen.)

bestimmt nicht, weil wir uns nicht als Behinderte ansehen,
sondern weil wir sonst kommunikativ im Nachteil wären und
ständig hinterher laufen würden. Das ist nun mal eine Tatsache.

Es ist eben einfacher für einen, alleine in einem Raum als alleine
in der Masse zu sein, denn da wird man sich der Einsamkeit bzw.
der Abgeschlossenheit eher bewusst. Das gilt genauso für Einzelpersonen
wie für Gruppen. Tja.


@hans,
ich denke nicht, dass AvignonMan den Schluß, ich sei hörend,
wegen meinem Deutsch geschlossen hat, sondern alleine wegen meiner
Einstellung zu der ganzen Gehörlosengeschichte, die er aus
meinen Postings herauslesen zu glaubt. ;)


@deafmax,
dein Posting gefällt mir. Die ganze Masse betrügt sich selbst. :)
Doch warum sollen wir Gehörlose es ihr gleich tun?
Wäre nicht die Selbsterkenntnis und das zu-sich-selbst-stehen besser,
wo man dann gelassen sagen kann: Ja, ich habe zwar einen Defekt,
aber damit kann ich leben und zwar wundervoll.
Dann liegt auch eines Tages nicht die ganze Welt in Scherben,
weil man sich ja auch nichts aufgebaut hat - ein Luftschloß zum Beispiel.

Ich bleibe dabei, wir Gehörlose haben einen Defekt,
denn unsere Ohren funktionieren nicht so, wie sie sollten.
Und das ist der wichtigste Unterschied zu all den anderen Minderheiten,
von denen hier so oft die Rede ist, wie z.b. Schwarze, Indianer, etc.
Sie haben alle keinen Defekt, denn sie sind so komplett von der Natur ausgestattet,
wie sie euch erscheinen und erscheinen sollten.
(Eine Ausnahme würden z.b. die Albinos bilden)

Das Hauptproblem ist wohl, dass die meisten den Begriff "Defekt"
mit etwas Negativem verbinden, ein Weniger an etwas, einen Schaden
und damit gleich eine negative Lebenseinstellung.
Doch das muss dem wirklich nicht so sein, ich seh keinen Widerspruch darin
zu sagen: Ja, ich habe einen Defekt, doch mir geht es prima.


Nun zurück:
Gemessen an Quantität ist Gehörlosigkeit tatsächlich keine Selbstverständlichkeit;
(bengie, wenn es Hörschädigung überhaupt ist, dann wäre es eine andere Geschichte,
nur glaub ich nicht, dass es das ist, was deafmax meint und erreichen will mit seinem Topic)

doch bevor wir dieses Topic zerreden, was meinst du nochmal genau mit ´Selbstverständlichkeit`?
Im Grunde genommen heißt das ja, etwas was so logisch und natürlich ist,
dass man es nicht zu erklären und begründen braucht.
Und damit bringst du unsere Gehörlosigkeit in Zusammenhang?



gehörlosenfreak
gehörlosenfreak



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@.impellere

Zitat:
nehmen wir uns jetzt mal deafmax als ein Beispiel der Pride-Denkweise,
bis vor kurzem stand noch in seiner Signatur:

"Es ist ein Privileg, gehörlos zu sein!"

Oh, ein Vorrecht unsererseits also, das Hörende nicht haben
(als ob wir jemals die Freiheit hatten uns für das Nichtshören zu entscheiden)
Er spielt damit auf das Gehörlosensein als Ganzes an und nicht auf die Gebärdensprache,
...

Ich habe es herausgenommen, weil ich damit niemandem was suggestieren will. Jeder soll fühlen wie sie wohl fühlen. Für mich ist es privileg, gehörlos zu sein und verstehen muss das niemand. Mehr hab ich nicht mehr zu sagen.
Tatsache ist, wir sind auf dem weg zum Schrumpfung und Menschen die denken, dass Gehörlosigkeit ein defekt ist, fühlen sich anscheinend dadurch wohler unter Haut, "weil die andere sich diese leidtragendes Leben ersparen können. [roll]
Alles worüber ich glücklich bin und wofür ich dankbar bin, ist mein Leben. Wurscht welche Höhen oder Tiefen, es gehört dazu. Was anderes würde ich mich nicht wünschen, auch nicht "warum nicht für kurze zeit" und alle möglichen "waswärewenns".

Zudem ist gehörlos für mich ein Begriff, dass auch andere Dinge die dazugehören ein Begriff dafür ist: gehörlos sein, Lebensweise, Kultur, Gebärdensprache.

Zitat:
Ich bleibe dabei, wir Gehörlose haben einen Defekt,
denn unsere Ohren funktionieren nicht so, wie sie sollten.

Schmunzel. Weisst du übrigens, dass wir im Hirn manche Funktionen gar nicht nutzen, auch wenn diese minimal ist? Okay, ich will dir das nicht in Abrede stellen, ich wähle lieber ein anderen Lebensphilosophie.

Zitat:
doch bevor wir dieses Topic zerreden, was meinst du nochmal genau mit ´Selbstverständlichkeit`?

Alles im Leben. Das Leben mit dem Nichthören. Die Gemeinschaft der Gehörlosen zu erleben. Mit all den "Probleme" und auch wunderbare Dinge, die nur Gehörlosen können.

Und ganz am Rande zu erwähnen: Wieso glaubst du dass nur "wir" uns von den "Behinderten" unterscheiden wollen? Es gibt auch Menschen mit andere Behinderungen die sich nicht behindert bezeichnen werden wollen. Aber gerade das ist für dich unverständlich, ...weiss ich.

deafmax


---
Ich bin taub, ergo bin ich.



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schon klar, bin wohl eher ne die leise sagt, als hörende hat man leichter, [tongue]
ich mein aber - in bestimmten - Situation hat man als hd leichter, und dabei bleibe ich.

So, eins muss schon klar sein, es ist individuell, wie man gerade im Leben steht,

damit will ich sagen, es kommt ganz darauf an, wo man steht, welchen Beruf
man aussübt, je höher der Karriereleiter-Ziel ist desto eher muss man hören.

Hierzulande ist es einfach noch nicht so wie in den USA, wo man
anscheinend bei jeder Gelegenheit einen Dolmi holen kann.

Hier dauert es min. 3 Wochen bis zu 3 monate, bis man was buchen
kann, je nachdem wie groß die Nachfrage ist.

Und gerade wo ich arbeite, ist ein Meeting immer kurzfristig angesetzt.
Dolmi - kann man vergessen.

Und ich merk manchmal, daß bei einigen gl, manchmal nur um Job
geht, wo die da dann sagen, daß man als hd es leichter hat, vor allem
aber dann wenn diese Gl arbeitslos ist.
Lim


****~cat



Zuletzt geändert von snowcat am 31.10.2006, 05:13:00, insgesamt 1-mal geändert.

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@all,
beim Vortrag bei WFD hörte ich, dass in den USA für GL alle beruflichen Türen offen seien. Da fragte einer, ob dort auch ein Berufspilot eines großen Passagiersflugzeuges für GL möglich wäre. „Ja, das ist möglich, dieser Weg sei SELBSTVERSTÄNDLICH offen, aber GL wollen das nicht“ war die Antwort.

Bei einer anderen Vortragsveranstaltung sagte man stolz, dass GL keine Behinderte seien, sondern GANZ gleich wie andere Kulturminderheiten auch, wie zum Beispiel Schwarzen, Gelben (sorry, meine politische Unkorrektheit) oder Italiener in den New Yorker Vierteln.

Diese beiden naiven Beispiele sind ja der viel zu hoch geschraubte Deafpride. Zum ersten Beispiel will ich nicht kommentieren. Jeder, das Seine, ob er das glauben kann. Und zum zweiten möchte ich realitätsbezogen doch sagen, dass andere hörende Kulturminderheiten kein Problem mit der Mehrheitssprache haben. Aber die GL? Tja … sorry, ich habe echt Schwierigkeit mit dieser Träumerei … schön, dass andere dies nicht haben sollten …


@bengie,
ich hätte bestimmt kein Problem, alles zurückzuweisen. Aber mit deiner Naivität habe ich sowieso keine Lust. Du hast ja angefangen, gezielt meine Person anzugreifen. Dein Groll (siehe auch in einem anderen alten Thread) wegen mir als angeblicher „Möchtegernhörende“, das auch genauso SELBSTVERSTÄDLICH wäre, passt überhaupt nicht zum Buddhismus.

Ich könnte auch sagen, ich brauche das Hören gar nicht und wolle das auch gar nicht. Was ich hätte, verpasst ihr alle. Mit diesen Worten könnte ich mich für die Presse interessant, somit berühmt und bei GL beliebig machen. Aber ich brauche das für meine Karriere (ich nehme deine Worte gerne) nicht. Lieber bleibe ich bei meiner Wahrheit oder auf der festen Erde.

Aber vom ganzen Herzen, ehrlich gesagt, gönne ich dir doch eine weitere „verschonte Zone“ nach der Schule, wie zum Beispiel beim Deutschen Gehörlosen-Theater. [stolz] :)




 Gehörlosigkeit ist selbstverständlich. (?)





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