GL-C@FE.de

Virtuelles Kommunikationsforum für Gebärdensprachnutzer
Aktuelle Zeit: 09.05.2025, 18:30:51





 [Diskussion] Was ist Audismus


Gehe zu Seite Vorherige  1, 2, 3, 4, 5, 6 ... 14  Nächste
gehörlosenfreak
gehörlosenfreak



offline
@Pyros
Zitat:
Aber irgendwie magst du es doch nicht, wenn es multi-kulti zugeht.
Damit meine ich, dass HD, SH und GL bunt gemixt an einem Tisch sitzen und reden.

Weiter oben hast du nämlich geschrieben:
bengie hat geschrieben:
Wenn ein Schwerhöriger, der keine Gebärdensprache beherrscht, sich zu uns setzt,
fühle ich mich dabei nicht wohl, wo er uns nicht mitverfolgen kann. Ich kann die Un-
terhaltung schlechter genießen.

Ich weiß nicht, was in Köpfen der Hörenden vorgeht,
wenn ein Gehörloser unter Hörenden steht.


bengie hat damit gemeint, dass ihn nicht angenehm wäre, wenn der sh, der nicht gs kann, zu der gruppe kommen würde und nichts versteht. Bei den Hörenden ist das anscheinend meistens egal ("der versteht eh nix" oder "es war schon immer so"), aber meistens auch nur deshalb weil die gl selber nicht die Mut nehmen immer zu fragen worum es geht. Man kann nicht verlangen dass die hds dann alle gs - und ich glaube bengie meint das auch nicht.
Es geht um die Akzeptanz in der Gruppe. Beispiel bei meiner Frau Arbeit gibts immer der eine oder andere, die meiner Frau dann dies und das machne weitergibt.
Tatsache ist dass es so nun mal die Welt der Gehörlosen ist, aber die meisten nehmen das nicht hin. Bengie hat für mich damit recht, wenn er meint er erspare sich diese Situation und braucht nicht dabei zu sein. In meiner Arbeitspausen sitze ich auch neben die anderen minimal von denen mitbekommend, dennoch käme ich nie auf die idee, dass gl sein deswegen scheisse ist [nerv]

Zum Leben braucht man Wasser und Brot, wenn man erwartet dass diese Wasser und Brot einem zum Mund "fliegt", ist nicht zum Leben geeignet. In grober und ähnliche Form denken die gl,sh indem sie glauben, sie hätten es besser, wären sie hörend.
Für mich ist die Frage vollig unwichtig, was hörende denken, GL sind eben so selten unter Fische wie Quastenflosser :) Es sind für mich die gl, von denen die initiative ausgehen muss. Und es liegt nun mal an der Menschheit kompliziert zu sein, sodass nicht immer alle Verständnis haben.

Audismus liegt für mich nur dann vor wenn es mutwillig eine Diskriminierung vorliegt, z.B. dass eine Schule meint GS behindere die Integration. Oder "Wer hört also ist er!" Oder "Wer gl ist zieht geistige Beeinträchtigungen im Leben mit!" udsoweiter.

lg deafmax


---
Ich bin taub, ergo bin ich.



Spitzenmitglied



offline
Den Hörenden ist das auch nicht egal, wenn sich jemand irgendwie nicht beteiligen kann.
Als ich in meinen Verein gekommen bin, lag es zwar nicht an einer Sprachbarriere, sondern daran, daß ich von klein auf sehr viel Ablehnung gewöhnt war und mich daher nicht getraut habe, mich auf Parties etc. zu den anderen dazuzustellen.
Sie haben mir eine ähnliche Rückmeldung gegeben wir bengie es über Leute tut, die nicht dgs-kompetent sind und in einer Gl-Runde dabeisitzen:
Es war ihnen unangenehm - nicht weil sie mich nicht dabeihaben wollten, sondern weil sie sich nicht amüsieren wollten, während einer im Abseits steht.

Ich schätze, da kommt es einfach auf die Persönlichkeit und die Gruppenstruktur an, nicht auf den Hörstatus.



gehörlosenfreak
gehörlosenfreak



offline
Zitat:
Ich schätze, da kommt es einfach auf die Persönlichkeit und die Gruppenstruktur an, nicht auf den Hörstatus.

[super]
Sag das laut ...und du wirst von Audismusverfechtern mit Tomaten beworfen :D

Aber auch die Einstellung spielt eine Rolle. Sowohl bei gl als auch hds. Es gibt gl, die nix tun wollen und erwarten dass hd alles richtig machen und umgekehrt gibts auch hd die denken gl sind nur ein lästiges anhängsel die nicht mithalten können. Die Ursache hat eine breites Feld.

lg deafmax


---
Ich bin taub, ergo bin ich.



Spitzenmitglied



offline
deafmax hat geschrieben:

Audismus liegt für mich nur dann vor wenn es mutwillig eine Diskriminierung vorliegt, z.B. dass eine Schule meint GS behindere die Integration. […]


Da stimme ich dir vollkommen zu! [super]

Ich kenne auch die Situation, die Rainbow beschrieb. Der/ die Neue wird am Arbeitsplatz,
im Verein oder als Nachbar zuerst vorsichtig beschnuppert.
Ob man miteinander klar kommt oder nicht, hängt mehr von der individuellen Einstellung der Personen ab, als vom Hörstatus.

Ich habe schon ein halbes Dutzende Sportarten trainiert. Und immer in Vereinen, wo es nur Hörende gab.
Ich kann mich aber an keine Ablehnung und Diskriminierung erinnern, nur weil ich nichts gehört habe.

Eher das Gegenteil. Ein Verein unterstützte mich darin, dass ich an einem Übungsleiterlehrgang teilnehmen konnte.
Später hatte ich auf einer Jugendfreizeit ein Dutzend quirlige (hörende) Teens zu betreuen.
Auch dabei war der Hörstatus eher unwichtig.


Pyros



Spitzenmitglied
Benutzeravatar
offline
@bengie,
immer noch nicht verstanden, worum es mir geht? Nochmals, aber diesmal ganz kurz: ich verwende „MEIN“ Wort „Hörendenwelt“ so, wie ich will. Du weißt dabei ganz sicher genau, was ich damit meine. Du kannst dieses Wort mit anderem flexiblen Wort etwa wie Gesellschaft, Lebensraum oder Gruppe usw. gerne vertauschen, wie du willst. Dabei bleibt der Inhalt bzw. das Gemeinte gleich. Jetzt verstanden? Bitte streite künftig nicht mehr kleinkariert! ;)

Ich sagte, ich lebe zum großen Teil in „meiner“ „großen“ Gehörlosenwelt. Und du meintest so sehr aggressiv, ich lebe in der Finsternis. [roll]

Ich nehme deine Worte gerne: „Ich bitte dich!“ Du kannst mir ruhig glauben, dass ich nie die Absicht gehabt habe, dich abzuwerten. Habe dich als Künstler sogar schon hochgeschraubt. Schon vergessen?

Mir ist aufgefallen, dass in allen deinen Postings du mal so und mal so gesagt hast. „Chamäleon“ ist dir erstaunlich doch genau zugeschnitten.

Nur noch eins muss ich ganz deutlich sagen, dass ich dabei bleibe, dass Hörende überall in verschiedenen Welten und auch in unserer Gehörlosenwelt bewegen können, wenn sie NUR wollen. Das ist ganz unumstritten. Okay, dass du es anders siehst. Ich lasse dich in Ruhe und muss nicht in deiner Illusion mitleben. Ich habe dich als Antiaudist und auch oft als Deafist wirklich manchmal bewundert. Ehrlich! Aber nun … hm …


„Das Universum denkt mit der Hand.“ (Fise)



Spitzenmitglied



offline
Habe ich mit dir etwa mit der Übernahme meiner Weltanschauung versucht? Natürlich ist es
für mich kein Problem, wenn du anders siehst. Meine Mutter sieht auch anders als ich - viel-
leicht gar ähnliches wie du. Ich habe mit den Grafiken (Danke noch mal für den Lob!) nur
gemacht, um dich zu zeigen, warum es meiner Ansicht nach (!!) keine Hörendenwelt gibt.

Ich habe das Wort Finsternis nur benutzt, wo du meinst, dass ich nur Träumerei betreibe
und eine Deafpride-Brille trage. Genau das empfinde ich die Abwertung meiner Weltan-
schauung.

Können Hörenden wirklich alles? Gucken wir irgendwann mal zusammen eine Casting-
Sendung "DSDS" an, wo talentfreien Hörenden von Juroren abserviert werden, wenn
sie mal in die Superstar-Welt reinkommen wollen.

Kommen wir zum Schluss: Ich lebe in meiner Illusion und du in deiner Finsternis. Dann
können wir damit aufhören, gell? =)



Spitzenmitglied
Benutzeravatar
offline
@bengie,
hier habe ich in den letzten vier (ja, SCHON VIER mal) Postings gesagt, dass es okay ist, was du mit dem Begriff „Hörendenwelt“ machst und ich mit meinem, was ich will. Wie oft soll ich noch wiederholen? Deine Weltanschauungen mit lieb gemeinten Graphiken (ja, sehr schöne Zeichnungen) über „Deine Hörendenwelt, die angeblich nicht existieren sollte“ habe ich wirklich schon GENUG „gehört“. Habe sie auch vier Mal akzeptiert. Aber das bedeutet nicht, dass ich dabei überzeugt sein muss. Habe vier Mal gesagt ähnlich wie „Jedem, das Seine.“, tja ...

Jawohl, Hörende können alles. Du sollst jetzt aufpassen, was ich damit meine. JA, ALLGEMEIN, NICHT in Einzelfällen. Bitte denke nicht schon wieder „kleinkariert“, danke. Entschuldige bitte meinen folgenden Zynismus, ja den ungewollten, als Beispiele: Ein beinamputierter Hörende kann bei Paralympics höher springen als gesunde Gehörlose bei Deaflympics. Und nur Hörende können Gebärdensprachdolmetscher werden.

Deswegen muss ich nicht weinen und auch nicht in der Finsternis leben, wie du behauptest.
Lieber lebe ich in der „realen Welt“ als in deiner Illusion. [neutral]

Wir wollen kleine gehörlose Kinder nicht in die Irre führen mit einer Illusion „Hörende seien schwerbehindert in unserer Gebärdensprache.“ Das wäre schlimmer als Deafismus. ;)


@Hartmut
@Voghel
Hallo? In Google „Antiaudismus“ und „Deafismus (Deafism)“ noch nicht gefunden? Ist schon egal. Es eilt ja auch nicht. Ich möchte nur eins sagen: Man soll nicht sagen: „Nein, es gibt solche Begriffe nicht im Umgang in der Hörendenwelt.“ Warum müssen wir Hörende immer fragen, ob wir Wörter erfinden dürfen? Mein ganzes Leben lang musste ich von uns, den Gehörlosen, leider immer wieder „hören“: „Hörender hat gesagt … Hörender hat gesagt … Hörender hat gesagt …“ Ich könnte diese Gehörlosen als Audisten bezeichnen … hm … [nerv]


„Das Universum denkt mit der Hand.“ (Fise)



Spitzenmitglied



offline
[ops] Bei dem Feedback habe ich den Eindruck, dass dir nicht klar war, wie
meine Weltanschauung aussieht. Wenn du auf solchen Sätzen wie "Deine
Gestaltung ist schön, aber ich brauche mehr verbale Erklärungen.
" ver-
zichten würdest, hätte ich vielleicht kapiert, dass du keine solche Diskus-
sion willst.

Ich bleibe dabei, dass Hörenden nicht alles können. Ich sagte nie, dass Ge-
hörlose allen können. Dabei hast du selber "kleinkariert" gedacht. Vielleicht
hast du dabei an erfolgreichen Menschen gedacht, ohne allgemein zu den-
ken, wie schlecht es den meisten Hörenden geht, die nicht alles erreichen
können, was sie wollen.

Wenn ich in der Deafismus-Illusion lebe, lebst du eben in der Audismus-
Finsternis. Ich halte meine Ansicht für realistisch. Und du denkst ebenso
über deine Ansicht.

Gute Nacht!



Spitzenmitglied



offline
Im Thread » Gebärdensprache & Kommunikation» "gl/sh in Bewerbungsschreiben angeben?" wurde "Audismus" off-topic diskutiert. Daraus kopiere ich die Off-Topik Antworten und stelle sie hier hinein. Hier kann das Thema besser weiter diskutiert werden.


*bengie*
18.01.07 - 12:59:38

Hans Busch, eheh.. wie würdest du "Deafismus" definieren? Hast
du wirklich den Eindruck, dass Antiaudisten danach streben, dass
die Taubheit und die Gebärdensprache über alles stehen?


*Hans Busch*
18.01.07 - 18:50:44

@bengie,
ich soll ?Deafismus? definieren? Ich dachte, du weißt schon alles???
Schon selbst mit deinem Wort ?Antiaudismus? hast du schon alles gesagt. Ja, richtig. Ganz einfach und kurz:
?Deafismus ist Antiaudismus.? oder Audismus ist Antideafismus. smile.gif

Und du fragst nach meinem Eindruck. Genau diesen Eindruck habe ich bei deinen allen Postings beim Thread ?Gehörlosigkeit ist
selbstverständlich?? bekommen. eyewink.gif

Ehrlich zugegeben denke ich, eine deafistische Bewerbung hat weniger
Erfolg in der Hörendenwelt und wäre aber wahrscheinlich sehr erfolgreich in der Gehörlosenwelt. eyewink.gif

Siehst du es aber anders?


*bengie*
18.01.07 - 19:10:30

Hans Busch,

Lach, ich dachte bei dem "Deafismus" wohl an eine Einstellung, dass das Gehörlos-sein besser sei als Hörend-sein. Du meinst wohl anders. Also die Einstellung, dass das Hören nicht über alles ist und Taub-sein genauso (nicht mehr, nicht weniger) super ist. - Die deafistische Bewegung kann bei Hörenden (für mich gibt es keine "Hörendenwelt") irgendwann mal erfolgreich sein..
Hoffen wir doch druff! =)


*Hartmut*
20.01.07 - 07:20:22

@bengie, Hans Busch,
meint ihr mit 'Deafismus' etwa "Deaf-Patriotismus"? Wird wirklich von uns allgemein patriotisch gedacht, dass "Gehoerlossein besser als Hoerendsein sei"? Ein einzelner mag das sagen. Aber in unserer Taubseinskultur? Also wage ich zu sagen, dass so was wie "Deafismus" oder "Deaf-Patriotismus" allgemein nicht bei uns gibt.

Ich sehe das mythische "Deaf-Patriotismus" nicht als "Gegenteil" von Audismus. Das Gegenteil ist die gesellschaftliche Relativierung des Wertes des Hoerens und des Sprechens, Annahme von Taubheit als Gutes (statt Defekt), als Selbstverstaendliches und als Beitrag zur menschlichen Vielfalt. Daraus resultieren dann ein menschenfreundlicheres, nichtaudistisches Verhalten gegenueber tauben Menschen mit dem Abbau von Kommunikationsbarrieren und anderen Formen von Benachteiligungen.

Das Wort 'Antiaudismus' benutzte ich ueberhaupt nicht. Ich kann mir den Sinn des Wortes nicht vorstellen. Niemand kommt auf 'Antirassismus', 'Antisexismus', 'Antiantisemitismus'. Nehme ich Rassismus als Beispiel: um das Wort geht es um das Problem wie gegen Rassismus voranzugehen sei zwecks dessen Verminderung oder Ausrottung. Das ist alles. In dem Begriff 'Rassismsus' drueckt schon aus, dass er nicht in einer humanen Gesellschaft geben darf.

Audismus ist kein "Hoer-Patriotismus". Es ist immerhin OK, dass Hoerende das Gehoer ueber alles lieben (und zwar fuer sich). Wir verstehen das und respektieren das. Audismus ist nur eine Zusammenfassung von gegen taube Menschen gerichtetem Verhalten in Einstellung, Wort und Tat, die diskriminierend sind. Deafmaxes "Jedem das Seine!" ist gerade das Motto. Hoerende lieben Sound, das ist OK. Aber bitte lass uns trotzdem taub zu sein!

Mich stoert die Wortneuschoepfungen des verdeutschten 'deaf', 'deafistisch'. Im Englischen gibt es so was ueberhaupt nicht, kein 'deafist' und kein 'deafistish'. Ich respektiere die englische Sprache und moechte nicht, dass mit diesen Verunstaltungen Schindluder mit dem englischen 'deaf' betriieben wird. Es gibt auch kein 'deafism' im Sinne von eurem "Deafismus" im Gebrauch bei den US tauben Leuten.

Hartmut


*Lukbo*
20.01.07 - 10:55:25

Aloha Hartmut,

tschuldige, wenn ich da einmische. Doch, ein paar Anti...ismen sind im deutschen Sprachgebrauch längst üblich.
http://de.wikipedia.org/wiki/Antirassismus
http://de.wikipedia.org/wiki/Antisemitismus


*bengie*
22.01.07 - 17:42:44

Hartmut, ich hoffe, dir ist der folgende Zitat noch bekannt smile.gif

"Meine hörende Frau und ich erziehen meinen hörenden Sohn
antiaudistisch,
aber unterdrücken seine Vorliebe zum Hören, Musizieren und Singen
nicht und
geben gern Geld für ein teures Musikinstrument für ihn aus."



*Hartmut*
22.01.07 - 19:27:04

@Bengie,
ja, Lukbo hat Recht, dass die Wortformen 'Anti...ismus' in deutscher Sprache geben. Ich nehme das zurueck. In Wikipedia wird, z.B. Antirassismus als Zusammenfassung von Massnahmen zur Verringerung von Rassismus definiert. 'Antisexismus' steht auch dort, aber noch nicht definiert. Nicht alle diskriminierende Ismen haben ihren Anti...ismus.

Es stoert mich nur, die Massnahmen zur Verringerung der diskriminierenden Verhaltensweisen mit einem Ismus zu benennen, wenn die diskriminierende Geisteshaltung nicht miteingeschlossen ist. Ein Ismus gerichtet gegen eine Menschengruppe ist fuer mich primaer die Geisteshaltung, aus der Diskriminierungen herleiten. In der Gruppe von Massnahmen zur Bekaempfung von Audismus schliessen keine Diskriminierungen gegen Hoerende ein.

Viele der diskriminierenden Ismen werden mit '...feindlichkeit' umgeschrieben, z.B. Rassenfeindlichkeit, Fremdenfeindlichkeit usw. und das englische 'ableism' wird zu 'Behindertenfeindlichkeit' auf Deutsch. Dann kann 'Antiaudismus' mit "Hoerfeindlichkeit" wegen Vermeidung von Fremdwoertern umgeschrieben werden. Aber es ist gar keine Feindlichkeit gegen Hoerende und gegen alles Akustische im Audismus enthalten, [Nachtrag: wenn wir uns um die Verringerung von Audismus bemuehen].

Ich schrieb, dass ich 'Antiaudismus' nicht benutze. Das schliesst natuerlich nicht ein, dass ich das Adjektiv 'antiaudistisch' auch nicht benutze. Ich benutze das Wort 'Antisemitismus', weil die Geisteshaltung gegen die Juden der Hauptinhalt ist (Semitismus selbst ist kein diskriminierender Ismus). Es ist ein Ismus der Antisemiten (= Gegner, Feinde der Juden), nicht ein Ismus zur Bekaempfung von Semitismus. Daher schreibe ich oben, dass das Wort 'Antiantisemitismus' nicht gibt.

Hartmut


*Voghel*
22.01.07 - 23:51:21

Ich kenne das Wort Deafismus nicht. Es sieht wohl nach einer Reaktion gegenüber dem neuen Wort Audismus aus.

Der Begriff Audismus ist in Deutschland nicht mal alt, warum muss der Begriff schon so bekämpft werden? Erlauben wir uns doch etwas Gelassenheit und Ruhe! Die aufgeregte Diskussion wäre das Letzte, was wir brauchen. Die Radikaliserung ist auch nicht notwendig.

Die Taubheit und die Gebärdensprache sind ein Beitrag zur kulturellen Vielfalt, ohne diese wäre es ärmer. Genau das ist im Sinne der Deafhood/Taubsein a la Hartmut und Paddy!

Mit dem Begriff Antiaudismus wird der Eindruck erweckt, dass wir weiterhin kolonialisiert werden dürfen. Also von den Medizinern, die über unser Leben bestimmen können, als ob es nur ein Defekt wäre, das unbedingt zu verhindern gilt.. Nicht mit mir ;-)

Helmut


*Voghel*
23.01.07 - 08:45:57

Im letzten Posting im letzten Satz ist nicht Anitaudismus, sondern natürlich Deafismus gemeint.

Bin wohl auch etwas verwirrt, von den frei erfundenen Begriffen ;-)

Hier sind wohl Ursache und Wirkung verwechselt worden. Die Ursache ist die Ignorierung und Abwertung der Gebärdensprache als unsere Erstsprache.

Es ist eben das audistische System, das nach und nach offen gelegt werden soll und die Lebensqualität der gebärdenden Gehörlosen nicht beeinträchtigt werden darf.


*bengie*
24.01.07 - 00:33:46

Voghel, Antiaudismus heißt aber nicht die Ablehnung des Be-
griffes Audismus, sondern die Ablehnung der audistischen Ver-
haltensweisen, Denkweisen und Aktionen - also im positiven
Sinne! =)

Hartmut, gibt es inhaltlichen Unterschied zwischen dem Begriff
und dem Adjektiv?


Hartmut



Zuletzt geändert von Hartmut am 25.01.2007, 01:55:47, insgesamt 1-mal geändert.

Spitzenmitglied
Benutzeravatar
offline
TOPIC ON
@bengie,
Mir ist aufgefallen, dass nicht nur bei mir sondern auch bei anderen benützt du gerne immer wieder „Finsternis“ als deine Lieblingsangriffswaffe. Ich denke, du bist selber gerne in der Illusion-Finsternis. Dann eben gute Nacht!
TOPIC OFF


„Das Universum denkt mit der Hand.“ (Fise)



Spitzenmitglied



offline
*Aus der Illusion-Finsternis rausruck*

Pas du tout! Wie wär es mit der Angabe der Quelle mit Link? Das mit dem
Wort Finsternis mache ich - so viel ich mich erinnern kann - wirklich bei dir
zum ersten Mal. Aber ich lasse mich gern belehren, wenn du mir eine Be-
legung vorlegst =)

*zurück zur Illusion-Finsternis latschen*



Spitzenmitglied



offline
@bengie,
kleine Bedeutungsunterschiede bestehen zwischen dem Adjektiv 'antiaudistisch' und 'Antiaudismus'.

Das Adjektiv steht nie allein und wird zusammen mit Hauptwort oder als Adverb mit einem Zeitwort interpretiert: Person, Sprachgebrauch, Verhalten bzw. verhalten, handeln, benehmen, bestimmte Woerter gebrauchen, erziehen. Bedeutung ist, dass eine Verringerung von audistisches Verhalten und Denken im Spiel ist. Also "nicht wie ein Audist zu sein oder zu handeln".

Unter einem Ismus versteht man gewoehnlich den Komplex (= Zusammenfassung, Verknuepfung) von geistigen Einstellungen ueber etwas "wichtiges", nicht die Reihe von Diskriminierungen bzw. Massnahmen und Verhalten zur Verringerung/Vermeidung von Diskriminierungen. Aber manche Autoren gebrauchen '...ismus' in der Bedeutung von "Reihe von verschiedenen Diskriminierungen gegen eine Menschengruppe", was nicht in meiner Definition und der meisten anderen ist. Also 'Audismus' wird auch in der Bedeutung von "Dsikriminierungen gegen taube und schwerhoerige Menschen" verwendet und 'Antirassismus' "Massnahmen zur Bekaempfung von Rassismus". Ich merke in Wikipedia auch sparsame Verwendung von 'Anti...ismus' als Gegensatz von einem diskriminierenden Ismus. Unklarheiten bestehen noch dort.

Da das Wort 'Antiaudismus' neu ist und 'Audismus' bei vielen noch nicht vollkommen verstanden wird, ist es besser, mehr Zurueckhaltung mit Wortneuschoepfungen, besonders Substantivierungen, zu ueben. Du moechtest 'Antiaudismus' nur als "Massnahmen und Verhalten zur Verringerung von Audismus" verstehen. Das ist gut so. Aber das ist beladen mit Risiko, dass etwas anderes herauskommt und uns schadet, z.B. als diskriminierendes Gedankengut von uns gegen Hoerende. Wenn wir von Audismus sprechen, werden verschiedenen Massnahmen zur dessen Verringerung mitgedacht, aber nicht diskriminierende Gedanken gegen Hoerende oder dass Taubsein superior als Hoeren sei usw.


Hartmut



Spitzenmitglied



offline
@Hans Busch,
Google listet "Deafismus" nur GL-Cafe. Fuer das englische "deafism" gibt es 631 Treffer.

Ich schaute mal einige durch. Da sehe ich, dass das Wort in verschiedenen Bedeutungen verwendet wird. Ich sehe auch, dass Schindluder mit dem Wort betrieben wird, weil es emotionell ist. Wirklich schade! Verschiedene Bedeutungen, sogar gegensaetzlich, habe ich bisher gelistet:

1) taubtypische Fehler in Grammatik einer Lautsprache, sogar benutzt von deutschen und oesterreichischen Sprachwissenschaftlern. ich kenne das Wort nur in dieser und der 2. Bedeutung;
2) Verhalten typisch in der Taubseinskultur (negativ oder positiv dargestellt, je nach Autor);
3) Form von Rassismus gegen Hoerende, Schwerhoerige, Oralisten von tauben Personen;
4) Deaf-Patriotismus;
5) Audismus oder Rassismus gegen taube Personen.
6) Schimpfwort in Beziehung von Bedeutung 2 und 3;
7) vielleicht noch andere, ich stoppte bei 50ten.

Sogar das komische 'anti-deafism' als Synonym fuer 'audism' ist dort zu lesen. Hoffentlich nur einmal unter den 631 Zitaten.

Daher verstehst du, Hans, meine Zurueckhaltung im Gebrauch von 'Deafismus'. Wenn ich sage, dass ich das Wort nicht im Umgang mit Hoerenden gebrauche, sage ich einfach, dass ich Insiderwoerter nicht mit ihnen gebrauche, auch nicht in einem Aufklaerungsvortrag ueber Taubheit und Taubsein. Das Wort ist einfach zuuuu beladen, um von ihnen richtig verstanden zu werden. Wenn ich eine Wort-Neuschoepfung einbringe, ueberlege ich zehnmal, ob sie erstens sprachlich und semantisch gutgeformt und zweitens fuer eine Situation angebracht ist. Lieber bringe ich etwas Unbekanntes beschreibend hervor, als benennend. Manche Wortneuschoepfungen haetten besser nicht gemacht und anders formuliert worden, z.B. statt 'LBG' haette man besser 'gebaerdetes Deutsch' oder 'Gebaerdendeutsch' genommen.


Hartmut



Spitzenmitglied
Benutzeravatar
offline
TOPIC ON
@bengie, guten Morgen, bist du nun wieder raus aus deiner Finsternis? Beweisen muss ich es dir und auch mir gar nicht, denn ich möchte dich nicht „belehren“ (wie du meinst). Meine Erinnerung reicht mir vollkommen. Du kannst dir ja selbst gut helfen mit einer gl-cafe-Suchmaschine. Darin und der Administration bist du ja ein Profi, oder? ;) Bitte nicht herum schwindeln, indem du einige Postings vielleicht löschen mögest. Gott sei dank, dass meine Demenz noch nicht soweit ist. Freue dich mit mir! :)
TOPIC OFF

@Hartmut,
ich ersticke mich hier durch die tägliche Invasion neuer Wörter, meistens durch Werbungen, Teenager, Wissenschaftler usw. und auch vom bürgerlichen Stammtisch. Jeder darf ein neues Wort (Schlagwort oder Zauberwort) erfinden. Jede Sprache ist KEIN Eigentum einzelner. Ob ein frei erfundenes Wort in der Verbreitung einen Erfolg hat und am Schluss in den Duden aufgenommen wird, ist eine andere Frage. Bei Antiaudismus und Deafismus werden wir weiter sehen. Lass diese beide im Umgang doch laufen! Ich wollte Audismus mit Deafismus (von mir frei erfunden??? Deafism gibt es schon) antworten. Und dazu hat bengie Antiaudismus eingefügt und hat ihn auch schon definiert. Diese Definition gefällt mir auch. (siehe oben und auch in einem anderen Thread). Deafismus (habe oben auch schon erklärt) kann vielleicht ein bisschen negativ sein wegen dem möglichen Fanatismus. Aber dafür haben wir ja schon ein ganz positives Wort „Deafhood“ oder „Deaf-Patriotismus“ (wie du vorgeschlagen hast?). :) Aber wenn der Audismus mal sehr unverschämt ist, setze ich den Deafismus gerne ein. Es kommt ja darauf an. ;)
Ich liebe das letzte und laut gebrüllte Wort im Braveheart –Film „FREIHEIT“. Für alle, auch bei den Wortschöpfungen. :)


„Das Universum denkt mit der Hand.“ (Fise)



Spitzenmitglied



offline
@Hans Busch,
FREIHEIT fuer Woerter neu zu schoepfen hier und Zurueckhaltung und Vorsicht mit neuen Wortkreationen dort, das ist die Frage!

Meine Erfahrung sagt mir, besser die zweite, weil das Wort politisch geladen ist! Was mit 'deafism' geschah, wird auch mit 'Deafismus' geschehen. Warum muss unbedingt ein neues Wort erkoren werden?! 'Deafismus' in deinem Sinne von Deaf-Patriotismus ist nicht viel anders als "selbstbewusst taub zu sein". Also besser benutze diesen Ausdruck als das Wort mit 'ismus'! Kein diskriminierndes Denken gegen eine Gruppe wird damit angesagt. Ich glaube, das moechtest du auch kundtun.


Hartmut



Spitzenmitglied



offline
Hans Busch hat geschrieben:

Ich liebe das letzte und laut gebrüllte Wort im Braveheart –Film „FREIHEIT“. Für alle, auch bei den Wortschöpfungen. smile.gif



Ganz meiner Meinung. [super]

Also ich schlage deshalb Anti-Gaudismus vor.

Spezifiziert für-

Leut, die einem die Freud am Spaß verderben.[cry]

Eben Typen, die meinen,

desmoi möchte i koa Gaudi net habn!


Pyros



Mitglied



offline
Danke, Hartmut!

Mit Deinem Posting vom 26.1.2007 um 5:24 Uhr hast Du einen meiner Hauptkritikpunkte an der "policitical correctness" wieder einmal bestätigt: Alles, auch die persönliche Freiheit, sich so auszudrücken, wie man kann und möchte, wird einem politischen Ziel untergeordnet. Nicht mehr der Einzelne ist wichtig, sondern das Kollektiv .... schöne neue Welt!

Pnin



Spitzenmitglied



offline
@Pnin,
Appell an Political Correctness im Gebrauch der diskriminierenden Woerter und an Vorsicht und bedachtsame Zurueckhaltung neuerfundener Woerter ist nicht gleich kollektiver Zwang oder Unterordnung! Du uebertreibst, wenn du das mit Kommunismus vergleichst.

Wer mal die Auswuechse von Ausdruecken wegen falsch verstandener Political Correctness kritisieren will, soll daher auch die Mahnung zur Zurueckhaltung und Bedachtsamkeit in der Schoepfung von problematischen Vokabeln beherzigen und ihn nicht ungerechtfertigt als "Freiheitseinschraenkung" verdammen.

Was willst du damit hinaus?


Hartmut



Mitglied



offline
@Hartmut: Gegenfrage: Auf was möchtest Du hinaus? Ich muß gestehen, dass ich Probleme habe, Deinen Beitrag zu verstehen - auf Grund grammatikalischer Fehler! Mir ist z.B. unklar, was Du mit "falsch verstandener politischer Korrektheit" meinst! Oder beanspruchst Du für Dich jetzt auch noch die Deutungshoheit, was "PC" sei?

Aber um es - noch einmal! - klar zu formulieren: Ich lasse mir und anderen nicht vorschreiben, wie man zu sprechen oder schreiben habe. Dass Worte unterschiedliche Konnotationen haben, jeder unter einem Wort etwas, aber niemand etwas genaues verstehen mag, diese Erkenntnis ist nun wahrlich nicht neu. Vielleicht liegt gerade eine Stärke menschlicher Alltagssprache darin begründet, dass sie von einer gewissen Ungenauigkeit, Unschärfe ist, gerade im Vergleich zu anderen "exakten" Sprachen, wie die der Mathematik. Warum Ihr diese Stärke austreiben, indem man bestimmte Worte verbietet? Welchen Sinn und Zweck soll es haben? Glaubt wirklich jemand hier, man könnte auf diese Weise etwas ändern?

Pnin



Spitzenmitglied



offline
Aloha smirnov,

zu deiner Frage am 19.01.07 (09:38:10)
    Wäre es Audismus wenn angenommen: Am Arbeitsplatz bevorzugt der Abteilungsleiter den guthörenden Person als der anderen Person aufgrund der Gehörlos- oder Schwerhörigkeit. z.B. Der normalhörende bekommt schwierigere / herausfordernde Projekt-arbeiten als der gehörlose?

kannst du neue Beispielsituationen am Arbeitsplatz (zwar hat es mit
Audismus nicht zu tun, man kann es aber auf Gehörlose übertragen)
nachlesen, und welche Auswirkungen das österr. BGStG hat:

Zwei Klagen nach dem Behinderteneinstellungsgesetz (BGStG)
Zwei neue Fälle bei den Arbeitsgerichten anhängig
http://www.bizeps.or.at/news.php?nr=7515


--
Wir sind die Mundfaulen. Na und? :D



Mitglied



offline
@Lubko und smirnnov

In Deutschland sind es oft so in solchen Fällen, aber ich finde es gut, daß was im Bericht steht, das ist sehr mutig von den beiden. Denn es kann auch passieren, wenn aus dem Wiener Bericht neu kommen und die haben Erfolg mit dem Gericht, das könnte/werden reichlich in Deutschland viel passieren.



Neuling



offline
meine Augen brennen vom Lesen, also, es wurde reichlich über verschiedenen Auslegen eines Wortes "Audismus" geschrieben.
Also, das Wort ist neu und mich würde eher interessieren, ob wir nicht alle schon einmal versucht haben, den Audismus durchzubrechen?
Wenn der Audismus in unserer Gl-Welt so prägend ist, wie geht Ihr damit um oder habt Ihr so bestimmten Taktiken, um das überbewerteten Hören und Sprechen zu relativieren?
Jeder kennt diese Situation, wo man sich sagt: Hm, schade, ich kann das nicht, weil ich taub bin!"
Hoppla, der Audismus wohnt in uns...mehr oder weniger unbewusst.
Gerade in meinem Job muss ich täglich gegen Audismus agieren und forcieren und auch gleichzeitig ein Mensch mit Stärken und Schwächen bleiben.
Ein Satz kann soviel in uns auslösen zum Beispiel dieser Satz:
"Oh, sie sprechen gut, ich dachte, Sie seien gehörlos!"

Wenn mir das eine Person sagt, die überhaupt nicht mit der GL-Welt zu tun hat, reagiere meistens mit einem kurzen Satz "Danke, aber dafür verstehe ich Sie nicht viel". Meistens ist es dann auch gut und fertig ist der Dialog.
Ist das Audismus, die ich gerade unterstützt habe?

Was ist aber dann, wenn ich Eltern gehörloser Kinder begegne, die noch instabil und verunsichert sind, was aus ihren Kinder werden soll.
Was soll ich einer Mutter sagen, die genau denselben Satz benutzt?

Die Gefahr ist da einfach größer, daß ich sofort als Aushängeschild benutzt werden könnte, nach dem Motto: Schaut, diese gl Person kann sogar sprechen! Alles klar, unser Kind soll aural-oral erzogen werden!!!
In dieser Situation leuchtet in meinem Kopp Alarm, hoppla, Vorsicht, Audismus!!
Ärmel hochgekrempelt und gegen den klebrigen Audismus bekämpfen!

In meiner Familie dagegen ist die Position einzelner so fest gefahren, daß ein innerer Kampf gegen Audismus manchmal wie ein Tropfen auf dem heissen Stein ist. Ich kenne meine Familie so und es bleibt auch so, auch wenn meine Eltern noch so tolerant sind und wohlwollend mein Leben als taube Person verfolgen.
Aber nein, da wird mir Audismus vorgeworfen, wenn meine hörende, gebärdensprachkompetente Freunde meine Familie kennengelernt hat.
Ist das falsch, was ich tue?
Ist es falsch, auch mal gut sein zu lassen, weil es Dinge in der Familie gibt, die wichtiger sind als ständig hinaus zu schreien: Ihr seid Audisten!!!

Ich denke, da hat jeder so seine eigene Strategie...
Audismus im täglichen Leben zulassen und dagegen zu halten!


take it easy, be cool



Spitzenmitglied



offline
Ist die Tatsache, dass ihr (wir) hier zur Diskussion,
gegenüber den GL/SH mit durchnschnittlicher oder
schlechter Schriftsprachkompetenz, "gehobeneres" Deutsch
verwenden, nicht auch Audismus? [roll]



MR.MOKONA ? u n v e r k ä u f l i c h!!



Spitzenmitglied



offline
Eine Bekannte von mir erwähnte mir damals, was für ihr ziemlich irreführend finde. Sie meinte, egal wie sie liest oder ausspricht, diesen Begriff Audismus klingt für sie Autismus am ähnlichsten, wenn man sich so anhört.


"Denk ich an Deutschland in der Nacht......." (H. Heine)



Spitzenmitglied



offline
CrAzY_AnGeL, denke ich nicht, denn der Begriff
bezieht sich nur auf Hören und Sprechen.

Tiger Woods, na und? Mutter und Butter klingen
auch ähnlich! =)



Spitzenmitglied



offline
Butter-Mutter, das ist der bekannteste GL-Beispiel, die man nur vom Lippen abliest. Für die Hörenden nicht so dramatisches.

Audismus-Autismus ist speziell für die Legastheniker oder Aphasie-Betroffene "gefährlich". =0)


"Denk ich an Deutschland in der Nacht......." (H. Heine)



gehörlosenfreak
gehörlosenfreak



offline
Bezieht sich aufs Posting von Voghel:
http://www.gl-cafe.de/viewtopic.php?p=1043753#1043753

Vorab: Der Organisator der Misswahl'07 ist hörend und kann anscheinend nicht gebärden. Er organisiert schon (angeblich) alle Misswahlen in seinem Land.

Ihm wird Audismus vorgeworfen. Die Frage ist: Was hat er angestellt bzw. was hat er für eine Einstellung?

Wenn er aus beruflichen Gründen keine Zeit hat GS-Kurse zu besuchen, dann ist er nicht audistisch. Es gibt aber auch Menschen die keinen Feingefühl haben für optischen Ausdrücke - solche Typen kenne ich - und würden sich mit Gebärdensprache echt schwer tun. Zu zwingen dass er GS können sollte wäre nicht ok.

Aber wenn er denkt die GS sei eine minderwertige Sprache und nicht der gesprochene Sprache gleichbedeutend dann wäre er audistisch. Aber hat er auch wirklich diese Einstellung? Weiss man das ganz sicher?
Wer keine GS kann heisst noch lange nicht dass er audistisch ist. Man müsste näher erörtern warum das so ist.
Ich stelle also keine audistisches Verhalten seinerseits bei den Misswahlen'07 fest! Bei den Misswahlen'07 war ja DolmetscherIn dabei.

Ich bin gegen eine Radikalisierung des Wortes "Audismus", weil der ist für mich eine notwendige Begriff um Diskriminierungen an Gehörlosen zu vermeiden. Die Anwendung des Begriffes sollte aber eindeutig und klar sein. "Er kann nicht GS? Audist!" würde bedeuten 8Mrd menschen abzüglich die ganz kleinen Anteil an GS-Kompetenten diskriminieren diese Gruppe. [roll]

deafmax


---
Ich bin taub, ergo bin ich.



Rote Karte!
Rote Karte!



offline
Deafmax,

schönes Tooorrr, "- ... gegen eine Radikalisierung des Wortes "Audismus" -"

und auf deine schöne Steilvorlage [lach]

ein weiteres Tooorrr " ... und nicht vorschnell anwenden ... " :D

yakamoz



Mitglied



offline
interessante Bericht
Audismus in der Firma

http://www.youtube.com/watch?v=n4KA3anNiq8



Rote Karte!
Rote Karte!



offline
berenice,
deafmax besteht über den Begriff "Audismus" darauf:
"Die Anwendung des Begriffes sollte aber eindeutig und klar sein."

Mit seiner Aufassung steht er nicht allein auf weiter Flur.

Du kannst dir ausdenken, neben den bekannten Diskrimi-Schriftwerken kommen dann

zusätzlich einige Bände "Audismus, wehrt Euch"
auch noch dazu und plus mehrseitigen Leitfaden zur Anwendung für die Bereiche:

Familie / Arbeit-Beruf / Verkehr / Schule / Ärzte / Behörden / in Geschäften /
Veranstaltungen / hd Freunde / Deafys / ...

Detailierte Details und haarkleine Erläuterungen sind zu machen.
Fehler machen und sich dabei ins Abseits bringen ist zu groß.

Wie und wann müssen die Deafys sich laut bemerkbar machen,
wenn sie glauben dass Audismus WIRKLICH vorgelegen hat?

-
Wer Angst hat vor Animositäten, Ressentiments, Feindschaften, Intrigen, infamen Attacken,
der soll Apotheker werden sagte TV-Buchkritiker.

-



Mitglied



offline
Hej,

sehr gut daß deafmax dieses Thread über Audimus nach vorne geholt hat. Ich hatte es noch nicht gelesen bzw. übersehen.

Die genaue Erklärung ,"Was ist Audismus?" findet ihr beim Posting von Hartmut. Ich stimme dem 100% zu. Ich habe Hartmut auch bei einem Vortrag erlebt und konnte kurz mit ihm sprechen. Ich bin sehr begeistert über seine Kraft und seinen Ausdruck. Was er sagt, finde ich logisch und richtig. Bei ihm fühlt man echte Gl Solidarität.

Leider finden das viele Gl offenbar nicht, was mich erstaunt und betrübt. Sehr schade, daß einige (oder viele?) Gl hier in Deutschland keinen Durchblick haben und nicht verstehen worum es geht bei der Diskussion um Audismus.

Den Vergleich von Taubheit mit AIDS, Ebola,etc..von Pnin weise ich aufs Schärfste zurück. Was soll das? Warum werde ich mit meiner Taubheit so dargestellt als wäre ich schwer krank, bzw. dem Tode nahe ? Dieses faule Argument , beides wäre natürlich, ergo sollte man beides heilen, ist menschenverachtend. Aber was rege ich mich auf, die Diskussion ist alt.Im übrigen wird es nur Haarspalterei um Begriffe gewesen sein,ohne zu begreifen, was man eigentlich ausdrückt.

Gebärdensprache ist ein kultureller Ausdruck der Menschheit, sie ist eine Bereicherung auch für Hörende. Sie muß unbedingt bewahrt und gepflegt werden. Dazu gehören vor allem Gl-Schulen, GS-Kurse sowie auch das erkennen und gegensteuern audistischen Verhaltens.

Unbewußt, also ohne böse Absicht, verhalten sich viele Hd audistisch. Ich verweise auf das Beispiel mit der Familie, alle hd ein Gl fühlt sich ausgeschlossen von der Unterhaltung am Esstisch. Indem Gl erkennt: "meine Eltern, Kinder, Geschwister,etc... verhalten sich irgendwie audistisch" kann er darauf hinweisen wie ausgeschlossen er sich fühlt.
Dann kann die Familie Möglichkeiten überlegen, GS erlernen, einer übernimmt das "Protokoll schreiben" oder anderes. Das Familienleben bekommt neue Impulse.

Es ist natürlich so, daß Gl auch auf die Idee kommen sich bei der Familie zu beschweren, und auf Rücksichtnahme bitten, auch ohne "Anprangerung" der Verwandten als audistisch. Es ist aber so daß viele Gl denken,"das ist eben so, muß ich aushalten.." oder "daran kann ich nix ändern!"oder "So sind Hd eben".
Wenn man sich bewußt macht: was ist audistisches Verhalten ? Wie äußert es sich? kann man besser reagieren da man sich im Recht weiß.



gehörlosenfreak
gehörlosenfreak



offline
@berenice,

Pnins Argumente muss man auch verstehen, auch wenn ich es für möglich halte ihn nicht richtig verstanden zu haben. Nehmen wir an, spätertaubten, ertauben viel später und haben zuvor gehört. Es ist einfach nicht so selbstverständlich vom immerhören in die immerstille zu übergehen. Für mich ist es nachvollziehbar, dass in diesem Fall bei den Menschen in der Natur liegt das Hören wieder zurück haben zu wollen. Viel schwerer ist das Abfinden damit dass man nicht mehr hören kann. Pnins Argumente treffen bei Erstere durchaus. Solche Menschen haben völlig anderen Sicht.
Das zweite was ich noch hinweisen wollte ist das Aufwachsen der Gehörlosen in der hörende Umgebung/Umfeld? Da ist man ständig damit konfrontiert dass man hinterher hinkt bis zur aussenseitersein. Verständlich dabei auch, dass die GL dann nicht so selbstverständlich sagen, ich bin taub und das Taubsein-Leben damit ist so einfach/normal wie Hörende in einem hörenden Leben.
Wenn man die gehörlosengesellschaft genau anschaut, leben sie meistens von ihrer Begünstigungen bzw. dass sie daraus das Beste machen. Und die Befürworter der Audisums sind Menschen die genau das NICHT wollen. Was ist die Folge? Unvermeidlich Konfronatationen.

Die Idee "Audismus" kommt aus Amerika. Und da ist der Leben völlig anders. So kann man Audismus nicht in der deutschsprachigen Raum verbreiten. Ich bin ein befürworter dieses Begriffes, aber bin mir mit der Definitionen immer noch nicht sicher um es für ALLE anzuwenden. Mit diesem Begriff muss auch viel mit der Richtung das mit Thema "Deafhood" arbeiten. Ich bin der böse bub im Gl-Cafe weil ich ein vehementer Gegner der Begriff "SCHWERbehindertenausweis" bin und wurde schon öfters angeprangert. Daraus habe ich gelernt, dass es nicht so einfach ist sowas zu ändern. Es existieren immer noch vielzuviele Faktoren die man auslöschen oder verbessern muss - sowohl bei "Hörenden" als auch bei Gehörlosen. "Audismus" ist da nur am Rande.

zum Zitat
Zitat:
Unbewußt, also ohne böse Absicht, verhalten sich viele Hd audistisch.
ist genau das was derzeit sehr sensibel ist. Ich finde auch dass es audistisch ist, aber in welchem Sinne?
Stell dir vor es Essen am Tisch 9 Schwarzer und ein Weisser sitzt auch dabei. Ist das rassistisch? Natürlich nicht. Weil sie kommunizieren können. Wäre es dann rassistisch, wenn man vom Weißen vorher verlangt schwarz anzumalen? (Im Sinne das der GL sprechen lernen muss um zu integrieren? Ja? Nein?)
Also welche Status hat Audismus, wenn es NUR der Kommunikation betrifft?
Szenario: Fussballspielen, alles läuft prima, man ist eingespieltes Team.
Dann macht einer ein Fehler und versucht es dem Gl zu erklären, der es aber nicht versteht. Welche Situation ist das jetzt? Audismus im Spiel? Nein? Ja?

Also einfach ist es wirklich nicht.

Und was hartmuts postings betrifft: In gebärdensprachlicher Ausführung seiner Erklärung stimme ich ihm auch 100% zu, aber was er manchmal argumentiert bzw. definiert ist mir einiges zu radikal. Eben zu amerikanisch.

lg deafmax


---
Ich bin taub, ergo bin ich.



Rote Karte!
Rote Karte!



offline
berenice,
na, du bist ihm total blind gefolgt, [roll] ,diesem,
ein Audismus-Ideologe aus Amerika, der sieht und fühlt überall Audismus!
Ein Deafhood-Missionar.

Es hat aber gezeigt, Audismus artet zu penetranter
Wachsamkeit, immerwährende Kampfbereitschaft,
nie nachlassendes Mißtrauen und Verfolgungsmanie aus.
Das macht alle verrückt und das will Niemand.

berenice,
der Verband Deutscher Gehörlosen Bund ist der Ansprechpartner
für die öffentliche uns soziale Belange und ... und ...
der Gehörlosen und
nicht so ein Audismus-Ideologe aus Amerika!

berenice,
du fühlst dich wie ein(e) elitäre(r) Taubie.
Dagegen habe ich nichts, kannst austoben. :D

Die wenigen elitären und privilegierten Deafys wollen über die
nicht hörenden Menschen bestimmen was gut für sie ist.

Das kann niemals gut ausgehen.
-



Mitglied



offline
@deafmax

zu radikal?
ja. hättest du nicht gern bei uns ähnliche Situation wie in den USA...?

Thema Pnin: eine Ertaubung ist meiner Meinung nach kein Grund,sich so auszudrücken. Er wird ja wohl noch im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte sein.

Gl Fußballspieler: ich habe nicht genau verstanden wie du es meinst. Audistisches Verhalten sehe ich da nicht. Es ist an sich ja nicht audistisch, wenn Hd keine GS beherrschen.
Schwarz oder Weiß sein ist an sich nicht rassistisch. Nur Äußerungen oder Verhaltensweisen können rassistisch sein. Ja, von dem Weißen zu verlangen, sich schwarz anzumalen wäre rassistisch. Ebenso ist es lupenrein audistisch, Gl zum Sprechen zu zwingen (was ohnehin zum Scheitern verurteilt wäre )

Zitat: "Das zweite was ich noch hinweisen wollte ist das Aufwachsen der Gehörlosen in der hörende Umgebung/Umfeld? Da ist man ständig damit konfrontiert dass man hinterher hinkt bis zur aussenseitersein...."

Wir werden ja durch die hd Umwelt behindert, die sich audistisch verhält. Bsp. viele Gl würden gerne im Büro arbeiten. Häufig gibt es Ablehnung, wg. telefonieren.
Audismus muß aufgedeckt werden, um die Situation der Gl zu verbessern.

Schwerbehindertenausweis find ich auch blöd, obwohl ich mich über die Freifahrt freue. Warum können wir nicht einen Ausweis haben "sprachliche Minderheit" und wir haben weiterhin Freifahrt zur Sprachpflege, da Gl weit verstreut wohnen...und Freifahrt auch für hd Gebärdensprachler.

grüße berenice



Mitglied



offline
@ yakamoz,

hä ? Wieso soll ich denn elitär sein, weißt du denn was ich verdiene ??

yakamoz,
Blind hätte ich Hartmut kaum folgen können, denn dann sähe ich ja nicht wie er gebärdet.

yakamoz,
übertreibe mal meine Rolle nicht, habe null Einfluß, tobe mich nur im Forum aus wie du richtig gesagt hast.



Spitzenmitglied



offline
Berenice hat geschrieben:

Wenn man sich bewußt macht: was ist audistisches Verhalten ? Wie äußert es sich? kann man besser reagieren da man sich im Recht weiß.


@berenice,

woher weißt du, dass du im Recht bist? Liegt hierzu eine Entscheidung des BVG vor?

Sich einzubilden, Recht zu haben, wird von anderen Menschen womöglich
schnell als Rechthaberei empfunden.

Dann wird die Kluft zwischen den GL und den "bösen Audisten" noch größer.
Hier ist sachliche Aufklärung gefragt.
Beschimpfungen und utopische Forderungen bewirken nichts Positives.


Pyros



Rote Karte!
Rote Karte!



offline
berenice,
hä, wie du einem Taubie (nicht Deafy!) wie ich groß und schön weismachen willst. [schmunzel]
[smile] und yakamoz hat es gern gelesen (zugehört). [smile]

Lies bitte noch einmal die "Deafmax-Postings" genau durch, er hat es sehr gut erklärt.

Audismus hinter jeder Ecke wittern, wie die Deafys es auf die Fahnen geschrieben haben,
so leidenschaftlich verbissen verfolgen,
und das soll der richtige Weg sein die Probleme zu lösen?
Das glaubst du doch selbst nicht.

Es fehlt noch, ein paar hochbezahlte Stellen "Beauftragter zum Schutz der Deafys vor Audismus"
bei der Regierung. :D Mit Staatshilfe durchsetzen ggf. mit Strafandrohung.

Du kannst dann überall nur mit Dolmi ausgehen, der Dolmi räumt für dich
alle Hindernisse weg und die hd Person ist sehr erleichtert,
ist einer möglichen drohenden Diskrimi-Beschwerde
wegen Audismus enttronnen.

Sollte Audismus ins Gesetz kommen, werden ALLE nicht hörende Menschen NUR mit
Dolmis zu den Stellen gehen dürfen oder sie müssen mit Unterschrift
bestätigen eine Absicherung für die Hd "alles komplett verstanden, Ok."

Die Angst von Hd gegenüber Deafys und Taubies wird größer und größer.

Das alles bloss nur, weil aus einem Studierzimmer in Amerika
die radikalste fixe Idee ausgebrütet wurde und sie wird hier bei uns
als "Jahrhundert-Erleuchtung" verkauft. :D
-



Spitzenmitglied



offline
Zum Kunstwort Audismus mal was grundsätzliches:
Es ist immer besser FÜR etwas Gutes arbeiten, nicht
gegen etwas vermeintlich Schlechtes.
Es bringt nichts, unwissende oder auch unvernünftige Hörende
zu "Audisten" ernennen und bekämpfen.
Andere angreifen erzeugt unweigerlich Widerstand, nicht verständnis!
Also, besser ist es, unwissende Hörende überzeugen, das Gl
Gebärdensprache brauchen und nicht einfach nur mit Lippenlesen
und "guter Lautsprache" in die hörende Welt integriert werden können.



Mitglied



offline
Bin gerne bereit, hier sachliche Aufklärung zu leisten. Es gibt bislang einen Artikel über meinen Vortrag bei einem Kofo über Taubsein und Audismus, und einen Bericht von mir über die Wiesbadner Kulturkonferenz (www.kugg.de). So könnt ihr bitte in Ruhe lesen und nachdenken.

Ich bin der Meinung, dass die Diskussionen um Audismus wertvoll sein können. Wir sollen bloss in der Lage sein, die Unschärfen und Missverständnisse auszuräumen. Es geht überhaupt nicht um die neue Kluft zu den hörenden Mitmenschen, wir müssen halt ruhig Blut haben.

Es ist sinnvoll, dass ihr euch im vorneherein nicht dagegen sperrt. Manchmal glaube ich, dass ihr den Teufel ein bisschen zu viel an die Wand gemalt habt und somit mit den Bedenken übertrieben habt. Es ist jeder/m überlassen, wie man vom Begriff Audismus halten kann. Man kann Hartmut davon nicht verantwortlich machen. Es ist ein blanker Unsinn, dass der Begriff von ihm in seinem Studierzimmer erfunden worden sein sollte. Der Begriff wurde in Amerika schon 1975 vorgeschlagen, aber die Tauben in den USA haben sich damals zurückhaltend geäußert. Genauso ist es bei Hartmut geschehen, er konnte sich später mit diesem Begriff anfreunden und auch danach Forschungen anstellen. Heute ist es in USA allgemein akzeptiert. Es gibt darüber ein Interview mit Hartmut in der jüngsten Zeichen-Ausgabe, wo er ausführlich darüber dargelegt hat.

Es ist eine offene Kommunikation notwendig. Das Risiko dürfen wir bloss nicht so überbewerten, sondern auch die Chance sehen. Wir müssen zu unserem Taubsein mehr wissen und daraus gestärkt hervorgehen. Nur muss man sich einander vertrauen können. Wenn man dauernd Angst vor der Radikalisierung bzw. Missverständnissen hat, kommt man nicht weiter, weil man darin das Gute nicht sehen kann. Durch konstruktive Diskussionsbeiträge können wir weiter kommen.

Wir alle wissen genau, dass wir die gleichen Ziele verfolgen, nämlich das Beste für unsere tauben Mitmenschen. Das ist sowieso im Sinne von Hartmut. Wenn einige meinen, dass das Wort „Diskriminierungen“ erst mal ausreichen, ist es für mich kein Problem. In Österreich habt ihr auch viel getan, mit Diskriminierungsberichten und Diskriminierungsbeauftragten. Ihr könnt auch mal darüber schreiben, was ihr erreicht habt und könntet. Ist es deswegen der Grund, warum es dir, Yakamoz, erst mal ausreichen sollte?

Ich bin der gleichen Meinung, dass die Radikalisierung des Begriffs uns schaden wird, weil man leichter zu Pauschalisierungsvorwürfen kommt, worüber ich auch in meinen letzten Postings klargestellt habe. Ich stimme dem Yakomaoz zu, dass es nicht alles ausarten sollte und nicht überall misstrauisch beäugt werden sollte.

Es soll schließlich ein gemeinsames Engagement zwischen sensibilisierten Hörenden und Tauben für die Ungleichbehandlungen gegenüber den Tauben geben! Wir sind doch im Zeitalter der Barrierefreiheit und Gleichstellungsgesetze! Dort wird eben formuliert: bestehende Benachteiligungen abzubauen, Verbot zu den Ungleichbehandlungen, Chancengleichheit schaffen, Voraussetzungen für gleichberechtigte Teilhabe am Leben in der Gesellschaft schaffen usw. Darin ist schon die Zielrichtung klar! Der Audismus ist also m. E. im allgmeinen Interesse, bloss müssen wir nicht radikalisieren oder schlechtreden, das müssen wir hinkommen!

@Deafmax, danke für dein Wort als "Geschworener", es wäre gut, wenn du das auch im betreffendem Thread ansetzt, vielleicht kommt es noch zu Diskussionen. Ich habe die Gründe genug erläutert, man soll erst in sich selber hineinversetzen können, ob man genauso gehandelt hat, wie der Cheforganisator. Bei mir ist es ein klares Nein, da würde ich niemals ausarten lassen. Deswegen meine Postings zu diesem Thema!



Spitzenmitglied



offline
Lieber Voghel,

Zitat:
„Der Audismus ist also m. E. im allgmeinen Interesse, bloss müssen wir nicht radikalisieren oder schlechtreden, das müssen wir hinkommen!“


Das kann man so interpretieren, dass du den Audismus befürwortest!
Damit wandelst du dich vom Paulus zum Saulus! [ops]
Ein eher seltener Weg.

Ich denke, die gehörlosen bzw. tauben Leser hier brauchen keine amerikanischen Begriffe und Vorbilder,
um selbstbewusster und kritischer durchs Leben zu gehen.
Stimmungsmacher aus dem Westen sind überflüssig.

Wie in Amerika in fast allen Bereichen manipuliert wird,
zeigt der dieser Spiegel-Artikel über den letzten PISA-Test an Schulen:

http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/0,1518,520806,00.html

Da wird u.a. geschrieben:

„Nach SPIEGEL-Informationen erhielten amerikanische Schüler
im vergangenen Jahr bis zu 50 Dollar pro Kopf,
wenn sie die Pisa-Fragebögen ausfüllten.“
[…]
„Die Wissenschaftler des Pisa-Konsortiums,
das für den Ablauf der Tests in Deutschland verantwortlich ist,
zeigten sich entsetzt.“

Das ist nichts Neues für die Leser hier.
Amerikanische Manipulation haben sie erst vor eine paar Monaten direkt im Forum hier erlebt.


Ich werde als tauber Mensch im Berufsleben fast täglich mehr oder weniger deshalb benachteiligt,
weil ich nicht telefonieren kann.

Soll ich nun alle Kollegen und Vorgesetzten als Audisten anprangern?
Ich kann mich durchaus meiner Haut wehren und habe eine scharfe Zunge, wenn es darauf ankommt.
Man muss aber auch einsehen, wenn es besser ist, einmal nichts zu sagen.

Es würde mir in keiner Weise im Beruf weiter helfen, immer mit dem AGG (Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz)
unter dem Arm herum zu laufen und allen Leuten ihre sogar unbewussten,
diskriminierenden Handlungsweisen unter die Nase zu reiben.
Nur Dialog statt Konfrontation bringt weiter.

Das Kampfwort Audismus ist für einen offenen Dialog zwischen GL und HD jedoch weniger geeignet.
Die Situation hier ist anders als im Galli-Ghetto.

Es ist fast schon auffällig in diesem Forum, dass hauptsächlich Lehrer und sonstige semiprofessionelle GL,
bei denen sich auch beruflich alles um die Taubheit dreht,
die Vordenker beim audistischen Verhalten von Hörenden sein wollen.

Vom realen Berufsalltag der GL, wo jene in Firmen, Behörden und Verwaltungen unmittelbar mit hörenden Kollegen
zusammen arbeiten müssen, habe diese Audismus-Vordenker jedoch wenig Ahnung.


Pyros



Spitzenmitglied
Benutzeravatar
offline
Zitat:
Vom realen Berufsalltag der GL, wo jene in Firmen, Behörden und Verwaltungen unmittelbar mit hörenden Kollegen
zusammen arbeiten müssen, habe diese Audismus-Vordenker jedoch wenig Ahnung.


Ich seh`s ähnlich.

Man sollte durchsetzen, die GL nicht wie 2. Klasse zu behandeln, Geduld haben,
Wissen wie man mit GL umgeht etc. Oder daß Hören oft zu überbewertet wird.
Dafür wäre Audismus sicher in manchen Sachen sinnvoll.

Aber immer mehr wird es gesagt, u.a. Telefon ist audistisch. Damit ist
noch keine hier weitergekommen. Das wird so auch nix.

Es wird hier die Realität mit Wunschvorstellungen vermischt. ;)


****~cat



Spitzenmitglied



offline
Aloha Pyros,

Zitat:
Nur Dialog statt Konfrontation bringt weiter.


Ich sehe es dagegen nüchterner, da ich regelmässig über Berichte von
tauben Arbeitnehmern mit ihren Problemen am Arbeitsplatz erfahre.

Manche von ihnen sind durchaus nicht auf den Schnabel gefallen, sondern
können sich auch mündlich und schriftlich gut ausdrücken. Trotzdem
werden sie gemobbt.

Unter Hinweis des Arbeitgebers werden auch solche Jobsuchende darauf
hingewiesen, dass sie nicht arbeiten kommen können weil sie nicht
telefonieren können. Ich kenne einige, die haben über 100 Jobansuchen
vergeblich verschickt.

Wenn man bereits inmitten der Arbeit ist, soll man als ersten Schritt einen
Dialog mit dem Arbeitgeber, Kollegen und Betriebsrat suchen. Erst wenn
danach lange keine Lösung zustande kommt und man weiter diskriminiert
wird dann hat man die Möglichkeit Konfrontation unter Hilfe eines
ausserbetrieblichen Arbeitnehmervertreters zu suchen und ihnen Gesetze
(bzgl. Gleichstellung, UN-Konvention usw.) unter die Nase zu reiben.

Viele von den tauben Arbeitnehmer und Arbeitsuchende aber wissen nicht,
dass sie Unterstützung einholen können. Ich habe umgefragt, "weisst du
was Betriebsrat/Arbeitkammer (auf Österreich bezogen) ist?" nee, keine
Ahnung. Das nützen viele Arbeitgeber aus.

Der Wettbewerb um das Job ist für alle härter und weniger sozial geworden.

Wie Limette schon meint, es ist in manchen Sachen sicher sinnvoll über
Maßnahmen zur Eindämmung des Audismus (Abbau der Diskriminierung
bzw. Vorurteile in den Köpfen) zu diskutieren.


--
Wir sind die Mundfaulen. Na und? :D



Spitzenmitglied



offline
@Lukbo,

ich stimme deinen Ausführungen im Großen und Ganzen voll zu!

Nur das Kampfwort "Audismus" hat bei mir inzwischen einen äußerst negativen Beigeschmack.
Ich sage lieber Diskriminierung.
Darauf bezieht sich ja auch das AGG.
Die UN-Konvention ist im Berufsalltag für alle Beteiligten noch weit weg.
Zuerst muss das nationale Recht des AGG einmal umgesetzt werden.

Die Unwissenheit der tauben ArbeitnehmerInnen zu ihren Rechten am Arbeitsplatz ist schon äußerst bedenklich.

Aber welche Institution klärt sie darüber auf?
Hier sind eigentlich die Landesverbände und der DGB gefragt.

Andererseits gibt es z.B. im Baugewerbe bei ausländischen hörenden Bauarbeitern
immer wieder Lohndumping und keinerlei soziale Absicherung.
Auch das ist eine Diskriminierung.

Beiden Gruppen gemeinsam ist,
dass sie sich schlecht wehren können.


Pyros



Spitzenmitglied
Benutzeravatar
offline
Lukbo,
ich meinte eher das Wort Audismus (Audio = Hören), es wird so nix.

Wir kommen nicht unbedingt gut weiter.
Da ich in hd Umfeld aufgewachsen bin, weiß ich, kein hd wird das verstehen. [neutral]
Wäre sicher nicht gerade positiv, wenn wir gl denen das Wort "Audismus" an den Kopf schmeißen würden.

Es scheint auch nicht klar zu sein, - WAS ist Audismus - in ein paar Sätzen,
ohne extra einen Vortrag besuchen zu müssen? [roll]

Die hd brauchen das Hören wie die Luft zum Atmen, die kennen es nicht anders [sorry]

Gerade auch eine ältere Verwandte von mir kann nicht begreifen, daß ich FS hab.
Das alles nur wegen Martinshorn, Gehupe etc. Ist sie deswegen audistisch?
Ich mach ihr keinen Vorwurf, denn die meint nicht bös, weil die kennt es nicht anders.

Finde man sollte bewusste Diskrimierung und unbewusste Diskrimerung trennen.
Bei unbewusste Diskrimierung kann Aufklärungsarbeit weiterhelfen.

Es wäre besser zu sagen, wir sind das gl-sein gewöhnt, wir kennen es
nicht anders. Man sollte uns auch akzeptieren - so wie wir sind. usw.

Alles andere wäre Diskrimierung, ich würde mich damit begnügen. Ist halt meine Meinung.


****~cat



Spitzenmitglied



offline
Ich verstehe einfach nicht, was an dem Audismusbegriff schlecht sein soll.
Damals konnte auch kein weißer Mensch den Rassismusbegriff begrüssen,
sowie auch kein Mann den Sexismusbegriff. Ums Ziel der Gleichberechti-
gung zu erreichen, brauchen wir den Audismusbegriff!

Das Hauptproblem bei der Diskussion zum Audismus überall ist das Ver-
stehen der Definition des Audismusbegriffes!

Nächste Woche wird Dirksen Bauman, der Hörende (!), uns Frontrunners
über Audismus unterrichten. Darauf bin ich gespannt, mehr über den Be-
griff von einem Hörende zu erfahren!



Spitzenmitglied
Benutzeravatar
offline
Ich würde mich fragen:

Glaubt man im Ernst, die 99,9% hd würden sich abplagen nachzuforschen,
WAS bedeutet Audismus, ohne daß es in paar Sätze erklärt werden kann???

Für eine kleine Randgruppe gehörloser?

Auch hab ich mich schon mit ein paar gl (die auch schon auf Audismus Vortrag waren) unterhaltet,
die Sache mit Audismus ist ihnen zu verschwommen, die Denkweise zu radikal und amerikanisch.

Aber: Jedem das seine :)

schönen Sonntag noch ...
lim


****~cat



Rote Karte!
Rote Karte!



offline
Dein Satz, bengie,
"Das Hauptproblem bei der Diskussion zum Audismus überall ist das Ver-
stehen der Definition des Audismusbegriffes!"
aha, [smile]
Du schlauer Bursch, [smile]
Du aber hast gar nichts erklärt, überhaupt nichts.
Der Trick ist typisch von den Nichterklärern. [smile]

Und wer ist Dirksen Baumann? den kennen 99,9% Taubies nicht,
und die Frontrunners, das sind eine kleine elitäre und erlauchte Deafy-Adel? :D

Also, dieser Vortrag ist nicht für wichtige Personen wie
Arbeitgeber, Behörden, sonstige Befehlshabern, Ärzte, Betriebsräte, Funktionären und ... ,
sondern // Ironie // für den erlauchten Kreis verwöhnter Deafys? :D

Das Übliche als Beispiel:
Bei Firma, eine Betriebsversammlung, die Kollegen besprechen
vorher über Dinge - und müssen dabei die Betriebsvereinbarungen auffrisch-lesen - ,
im Kopf haben sie es nicht abgspeichert, das tun sie auch nicht.

Für die Taubies:
Sie müssen bei Probleme mit hd Personen den Leitfaden zum Audismus mit Beispielen
immer sofort griffbereit dabei haben.
Dieser Leitfaden-Text muss so formuliert werden, daß ihn der Taubie problemlos versteht,
d.h. auch die Beispiele die besser nicht als Audismus gesagt sein sollten.
-
schönen Restsonntag / ykmz



Spitzenmitglied



offline
yakamoz, fühlst du dich etwa angesprochen? :D Was erwartest
du von mir? Der Satz, den du zitiert hast, von mir sagt nur mal
über meine Feststellung aus. Ein guter Beispiel fürs Missverste-
hen vom Audismusbegriff ist: http://www.audismus.de/ - Im Vi-
deo wurde über Audismus fast alles falsch dargestellt.

Dass der Telefon audistisch sein soll, ist auch ein Missverständ-
nis!

Es gibt eine Seite über Dirksen Bauman, der bei der Gallaudet
Universität als Professor tätig ist. Mit solcher Hinweise über ihn
möchte ich den skeptischen User hier nur sagen, dass nicht nur
Tauben hinter dem Audismusbegriff stehen!

...

Limette, 90% der Hörenden wissen bestimmt noch nicht, dass
die Gebärdensprache eine Sprache mit festgelegter Grammatik
ist. Müssen wir deswegen auf solcher Status unserer Gebärden-
sprache verzichten?

Dass die Gebärdensprache eine Sprache ist, war den meisten
vor vielen Jahrzehnten bestimmt auch zu radikal und viel zu
amerikanisch!

...

Wenn der Audismusbegriff inakzeptabel ist, müssen Rassismus-
und Sexismusbegriffe genauso inakzeptabel sein!



Rote Karte!
Rote Karte!



offline
bengie,
so schon besser, [smile]
warum nicht gleich gemacht?
schreibst Du, wird mehr als Nichterklärung erwartet. [smile]

Nur Video, ist für die Gebärdler, aber andere und ich sind Lesende Taubies.
Noch warten bis "Text kommt noch" , ach so.
Muss doch klappen Video-DGS zu verschriftlichen?

Den Dirksen Baumann, den kennen hier nur ein paar Deafys wie Du.
Das sagt gar nichts, ein hd. Unbekannter ist er hier.
Auf Englisch serviert, die User lesen kein solch FachEnglisch! [ops] [evil]
Doch eine kleine aber feine Deafy-Gemeinde unter sich.

Die Tauben? da denke ich immer an die grauen gurrenden Vögel. [confused]
---
bengie, zur Gebärdensprache,
da muss du dich und deine Freunde an die eigene Nase fassen. :D

Du hast keine Probleme in der Arbeitswelt, ein Glückspilz
aus einer beschützten Arbeitsstelle hat immer gut Ratschläge auszugeben. [smile]

Kapitalismus-Sozialismus-Kommunismus sind selbst schwere Begriffe.
Lieber bleibe ich begriffsstutzig als mit "ismus" die hd Leute abzuschrecken. :D
-



Spitzenmitglied



offline
hi bengie,

ich verstehe nicht, warum man den Audismusbegriff überhaupt braucht!

Da AGG kennt ihn auch nicht. Dort ist nur die Rede von Diskriminierung.
Das reicht m. E. vollkommen aus. Kein Anwalt und kein Richter werden bei einem
Verfahren etwas mit dem Begriff Audismus anfangen können,
wenn eine Kläger sich darauf beruft.

Die Begriffe Audismus, Sexismus und Rassismus vergleichend
in einem Satz zu nennen,
offenbart eine gewisse Unzulänglichkeit im Umgang
mit der Deutschen Sprache.

Mich würde interessieren, was ein Galli-Professor zum Audismus
im Hinblick auf das AGG sagt.
Das kann er wahrscheinlich gar nicht, weil er keine Ahnung vom AGG hat.

Wir in Deutschland können aber nur auf Basis des AGG etwas erreichen.
Deshalb kann uns hier der Galli-Export Audism nicht weiter helfen.


Pyros




 [Diskussion] Was ist Audismus





Suche nach:
Gehe zu:  
cron




Kontakt: info(at)gl-cafe.de

Powered by phpBB © 2000, 2002, 2005, 2007 phpBB Group
Deutsche Übersetzung durch phpBB.de