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 Fühlst du dich behindert??


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Hiho Descartes! Willkommen hier :D

Wenn du diesen ganzen Thread liest und meine zahlreichen
Postings berücksichtigst, wirst du vielleicht erkennen, daß
ich immer wieder schön genervt bin, wenn andere absurde
Ansichten haben und ich immer wieder auf die (wie du es
schon schön sagtest) Objektivität des Wortes 'Behinderung'
hinweisen muss. Und einen Schuss Humor könnte man doch
sicher vertragen, gerade bei diesem Thema ;)



Spitzenmitglied



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Immortal King, 15.09.03 - 12:01, erwidert zu meinen Definitionen oben (alle Zitaten sind kursiv angegeben):

Deine Definition ist anders als meine.

Ich verstehe, du hältst noch an der defektorientierten (oder anders genannt: medizinisch-pathologischen) Definition fest und begreift das Wort "behindert" als gleichbedeutend mit "geschädigt" und "hörbehindert" mit "taub/gehörlos". Die deutsche Lexikon ist ja auch defektorientiert, gerade weil die Mehrheit der Gesellschaft defektorientiert ist und nicht anders denken kann, weil sie mit den Andersartigen nicht in Berührung gekommen ist und eine aufgeklärte Einstellung, wo die Andersartigen in der Gesellschaft hineinpassen, noch nicht erworben hat.

Wenn "behindert" bedeutungsgleich mit "nicht(richtig)funktionieren eines Körperteils" sein würde, würde der von Dir oft benutzten Satz "Ich bin taub, also bin ich behindert" durch Ersetzen des bedeutungsgleichen Teils zu "Ich bin taub, also mein Körperteil (Hörorgan) funktioniert nicht (richtig)" sein. Also wird das Nichtfunktionieren des Gehörs ZWEImal in einem Satz gesagt, was sicherlich überflüssig ist.

Wozu müssen wir, ein verwirrendes Synonym (=gleichbedeutendes Wort) "hörbehindert" für "taub/gehörlos" erfinden? "Hörbehindert" als Ersatz für "taub" ist vollkommen unnötig und zeigt eher falsche Scham über das Taubsein. "Ich bin taub" ist aussagekräftiger und klingt viel besser als "Ich bin hörbehindert."

Eines sollst du (und andere defektorientierte Meinungsmacher im gl-Cafe) merken: der Begriff "behindert" bzw. "Behinderung" wurde erkoren, um die Gesellschaft samt Institutionen zu einer freundlicheren Behandlung gegenüber Behinderten zu ermuntern, NICHT als euphemistisches Ersatz für "geschädigt". Andere Behindertengruppen benutzen das Wort wie ich so definiert habe.

Wir haben noch das Wort, das die Defekt oder Körperschaden umschreibt, nämlich "...geschädigt". Also kann man von 'körpergeschädigt", "hörgeschädigt" usw. reden, nicht von "körperbehindert", "hörbehindert", da diese unter der gesellschaftlichen Definition keinen Sinn haben. Du hättest eigentlich benutzen sollen: "Ich bin taub, also bin ich hörgeschädigt". Das ist was Du meinst und das macht Sinn. Da dies nicht gemäss dem Sinn des "Selbstbewusst Seins" ist, sage ich dagegen "Ich bin taub. Mein Taubsein macht mir nichts aus. Nur bin ich von den Kommunikationsschranken in der Gesellschaft behindert. Also bin ich (gesellschaftlich) behindert". Damit wird der Begriff von der "gesellschaftlichen Behinderung" eingeführt, wie tatsächlich vor etwa 30 Jahren in den USA mit dem Wort "disabled" und dessen Übersetzung "behindert" in Deutschland vor etwa 20 Jahren.

Das Wort "Behindertenbewegung" macht auch nur Sinn, wenn gesellschaftlich definiert. Es ist eine Bewegung der Behinderten (=Benachteiligten), um Benachteiligungen in der Gesellschaft zu verringern, nicht eine Bewegung der Körpergeschädigten, um die Wirkung eines Körperschadens auf die Gesellschaft zu mindern! Die alte Bedeutung von "disabled", wie von Briton angegeben (wie gebraucht in "disabled car") wird mit einer zweiten Bedeutung erweitert. Das geschieht auch mit dem Wort "behindert".

Zählen wir auf, WIE wir BEHINDERT werden: nicht verstehen, was gesprochen wird (wir sagen nicht: nicht hören, was gesprochen wird!); Informationen nicht zugeteilt bekommen, die mündlich oder per Lautsprecher verbereitet werden (nicht: Informationen nicht zu hören bekommen). Solche Sprache zeigt direkt auf Lösungen: GS-Dolmetschen, Untertitelungen, Schreibtelefon-Vermittlungsdienst, Gebrauch von Fax, usw. Alle zum Zweck der Verringerung der Behinderungen und ungehinderten Teilnahme in der Gesellschaft mit Hörenden. Hätten wir den Hördefekt als "Behinderung" angeführt, führt logisch direkt zur Erlernung des Sprechens, zum Hörgerät und CI. Wohlgemerkt: GS, Schreibtelefon, Blitzklingel, Lichtwecker sind keine "Hilfsmittel" zur Verringerung der Behinderung, sondern Dinge, die tauben Menschen besser eignen, notwendig für unser Leben sind und hauptsächlich unter uns angewandt werden (nicht erfunden, um mit Hörenden zu benutzen).

Da die ungehinderte Teilnahme in der Gesellschaft unser Hauptanliegen ist, macht es logisch nur Sinn, wenn das Wort "behindert" gesellschaftlich definiert und nicht als Körperdefekt verstanden und mit einem Körperteil zusammengekuppelt wird.


Hartmut



Zuletzt geändert von Hartmut am 17.09.2003, 14:11:25, insgesamt 1-mal geändert.

Spitzenmitglied



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Immortal King, 15.09.03 - 12:01, schreibt weiter: ( ..).Daran hat die Umwelt gar keinen Einfluss [an der Behinderung].

Wenn nicht die Umwelt, wer hat denn die Behinderungen aufgestellt?

Natürlich ist die menschliche Vielfalt imho ein Segen für uns alle. Aber unser
Hörorgan ist nunmal nicht so wie vorhergesehen.


Meinst du, unser Hörorgan sollte "wie vorhergesehen" hörend sein? Wenn ja, wo bleibt "die menschliche Vielfalt"?

Meiner Ansicht nach ist es realistischer und selbstbewusster, wenn man sich als behindert ausgibt. Du hast imho ein veramerikanisiertes Denken: deine Ansicht dient nur dem Zwecke.

Ich sage immer, ich bin behindert! Hast Du anders gelesen? Meine Ansicht (namhafte Autoren teilen die gleiche Ansicht: Amerikaner Harlan Lane und Oliver Sacks, Deutsche H.U.Weber ("gemachte Behinderung") und Manfred Hintermair, Schweizer Manfred Bodenheimer, Brite Paddy Ladd u.v.a.) beschreibt die Wirklichkeit treffender, also realistischer. Der Zweck der gesellschaftlichen Betrachtung ist klar wie oben ausgeführt: Vermindern der Behinderungen!

Übrigens: das Gegenteil von behindert ist nicht normal.

Hmm, wer sind "nicht normal" hier? Die Hörenden? 

Zu den Hilfsmitteln: Gebärdensprache kann man sicherlich als Konsequenz unserer Behinderung, unserer Gehörlosigkeit, (...) angesehen werden. Ein Einheimischer könnte theoretisch die Sprache (...) des Ausländers erlernen. Aber für einen Gehörlosen ist es fast unmöglich, seine Lautsprachkompetenz auf einen relativ guten Niveau (dh Fernsehen, Radio, Diskussionen, Alltag) zu bringen. Deswegen dürfte man hier ungeschminkt von überbrückenden Hilfen sprechen.

GS ist Konsequenz der Taubheit, nicht der Behinderung! Aber man könne auch umgekehrt denken, dass die Taubheit wegen der naturgemässen Vielfalt für GS und Taubseinskultur da sei? So "sicherlich" mag die GS nicht Konsequenz der Taubheit sein.
.
Wie kann die GS eine "überbrückende Hilfe" für taube Menschen sein? Was gibt es unter uns zu ÜBERbrücken?

Opfer der audistischen Umgebung??? Taubverachtende Erziehung??? Natürlich sind das furchtbare, böse Monster, die ganzen Hörenden!

Wann habe ich gesagt, dass "die ganzen Hörenden" Audisten sind? Du weisst genau, wer taubverachtende Erziehung an uns betreiben? Nicht die ganzen Hörenden.

Du wirst und darfst nicht leugnen, daß hörgeschädigte Lebewesen ein relativ höheres Unfallriskio besitzen. Das aber nur theoretisch.

Deine Theorie entbehrt jedes empirischen Beleg! Du bringst ein audistisches Vorurteil zum Schaden tauber Menschen hervor. OK, wenn Du daran glaubst, zahl halt ein höheres Versicherungsprämie, weil du als hörgeschädigtes Lebewesen ein höheres Unfallrisiko hast. Ich als tauber Erdenbürger nicht, weil ich weiss, dass mein Unfallrisiko nicht grösser als Hörende ist.

Zu der wahrlich diskriminierenden Meinung der Audisten hilft uns deine 'Audisten-sind-böse'-Meinung kaum, wohl aber immer wieder Öffentlichkeitsarbeit.

Seit Jahrunderten wird Öffentlichkeitsarbeit unter dem Banner von mitleitserregenden Körperschaden betrieben. Mit welchem Erfolg? Aber in den letzten 30 Jahren unter dem Ideal von der gesellschaftlichen Besserung und Verantwortung von Barriereerstellen dank der Behindertenbewegung wurde viel mehr erreicht. Wahrlich hat die Idee von der gesellschaftlichen Behinderung mehr geschafft!


Hartmut



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Snowcat, 15.09.03 - 17:49, schreibt:

Denk DU mal nach, defektorientierentes Denken, dann müsste ~98% des Bevölkerung ebensfalls dieses defektorientiertes Denken haben .. bisschen viel, was?

Nicht 98%, aber schätzungsweise zwischen 2/3 und 3/4 der Bevölkerung in den westlichen Ländern haben leider noch defektorientiertes Denken. Ich sah einen freundlicheren Wandel in den USA. Wenn mindestens die Hälfte der Bevölkerung ein aufgeklärtes Denken im Bezug auf Behinderten zeigen, dann könne die Gesellschaft sich als behindertenfreundlich nennen.

Die Idee von "normal" in Bezug auf Taubheit hat tatsächlich Diskrimierungen den tauben Menschen bereitet.


Hartmut



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Briton, 15.09.03 - 20:14

Ich sehe keinen Unterschied zwischen 2 Kulturen.

Bist Du kulturblind?

Hartmut schlaegt vor, dass wir GL oder taube Menschen Fehlen oder Verminderung des Gehoersinns verdraengen sollten. Wir sollten Begriffe wie "Behinderung" oder "Taubheit" nur aus der soziologischen Sicht definieren. Es liegt vielleicht daran, dass wir aus Scham oder Peinlichkeit unsere "Behinderung dementieren sollten.

Du hast mich vollkommen falsch verstanden! Lies doch alle meine Beiträge sowohl hier als auch im Cafe Taubenblau und Marktplatz "Deaf Pride". Du wirst erkennen, dass kein Verdrängen oder Dementieren von Taubheit da propagiert werden.

Wer behindert ist, braucht "Heilung" Das ist Grundeinstellung der Menschheit. Das ist absolut normal.

Nicht so sicher! Es gibt Kulturen, die Krankheiten als normal erachten und nicht Heilung der Krankheiten wünschen. Im Alten Testament wird kaum von der Heilung geredet.


Hartmut



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MoonDeaf, 15.09.03 - 21:59, glaubt, ich verwechsele Ursache mit Wirkung? Er meint ferner, dass die Taubheit die Ursache der Behinderung, nicht die Barrieren in der Gesellschaft, sei.

Wirkung oder Ursache sind einerlei und unwichtig in der Betrachtung von dem Begriff des Behindertseins und fürs Niederreissen der Barrieren. Wichtig ist es zu erkennen, dass Barrieren, die in der Gesellschaft existieren und zweifellos von Nichtbehinderten (meistens gedankenlos und nicht gedankenlos im Beispiel von Oralismus) aufgestellt und weiter unterhalten werden, abgebaut werden müssen. Dahin zielen, die von mir oben aufgestellten Definitionen. Taubheit verursacht überhaupt nichts, ausgenommen Sprechschwierigkeiten! Taubheit verursacht die Kommunikationsbarrieren nicht. Die Kommunikationsbarrieren zwischen Tauben und Hörenden entstehen einfach durch Unterdrückung der GS und noch existierende Verzögerung, Schrift (Untertitel, Hin- und Herschreiben) zu benutzen. Behinderung ist immer eng verknüpft mit Barrieren.

Wenn der Gehörlose behauptet, er sei nicht behindert, würde man daraus folgern, dass für ihn auch keine Barrieren in der Gesellschaft existieren würden.Da dürfte er sich nicht wundern, dass man dann nichts unternimmt, um die Barrieren abzubauen. Mit anderen Worten: Um die Barrieren erfolgreich abzubauen zu können, muss die Behinderung für die Gesellschaft beim Namen genannt werden, d.h. von der Gesellschaft registriert werden.

Das ist genauso was ich gesagt habe. Der Name ist Kommunikationsschranken und audistische Vorurteile, nicht Taubheit.


Hartmut



Zuletzt geändert von Hartmut am 17.09.2003, 14:14:52, insgesamt 1-mal geändert.

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Hiho tauber Erdenbürger!

Ja, dann denke ich wohl defektorientiert. Das stört mich ganz und
gar nicht. Wenn ich sage, ich bin aufgrund eines defekten Körper-
teils behindert, dann sage ich auch nur, daß ich hörgeschädigt,
taub oder was auch immer bin. Und nicht mehr! Es steht in dieser
Aussage keine Information darüber, wer normal ist und wer nicht
(normal würde ich einen Nichtbehinderten übrigens auch nicht bezeichnen)
Es steht
nirgends da, wie stolz und selbstbewusst ich lebe. Es sagt nichts
darüber aus, wie ich von meiner Behinderung denke und wie
beschränkt ich mich fühle.

Hartmut, die Gebärdensprache, die Gehörlosenkultur und all die
Hilfsmittel (Gebärdensprache hab ich übrigens nicht als Hilfsmittel erwähnt) sind
unüberseh- und unwiderlegbar Konsequenz unserer Behinderung,
unserer Hörschädigung oder unserer Taubheit (du darfst die dir nicht
passenden Wörter streichen...)
. Die Gebärdensprache, wie wir sie heutzutage
benutzen; unsere Kultur, wie wir sie heute durchleben; die Hilfsmittel,
die aufgrund der Barrieren für uns gestellt werden; all das ist aus
unserer Gehörlosigkeit resultiert. Die Gehörlosigkeit, die Behinderung
ist Ursache. Die Barrieren sind (neben GS, Kultur usw) Wirkung. Die
Hauptursache unserer Behinderung (sowohl gesellschaftlich als auch im objektiven
Sinne des Wortes, also defektorientiert)
ist und bleibt unsere Hörschädigung.
Und gerade deswegen halte ich die gesellschaftliche Definition für
Zweckmissbrauch. Du meinst ja, daß wir von einer gesellschaftlichen
Definition ausgehen müssen, weil wir dann mehr Chancen haben,
unsere Rechte durchzusetzen. Dafür bist du ja sogar bereit, (objektiv
gesagt) den wahren Grund deiner Behinderung / Hörschädigung zu
verdrängen. Das alles dient nur dem Zwecke, sich mehr Rechte & Vorteile
zu verschaffen. Das habe ich mit 'amerikanischen Denken' gemeint.

Das Wort 'hörbehindert / hörgeschädigt' umfasst halt alle Betroffenen-
gruppen von taub über schwerhörig zu ertaubt.

Wer die Barrieren aufgestellt hat? Sie sind eigentlich keine Barrieren.
Erst weil man behindert / geschädigt ist, existieren diese Barrieren.
Die Umwelt ist nicht schuld, sie verfolgt keine Absicht, solche Barrieren
aufzustellen. Hier kann man die Behinderung als (fühlbar gewordene)
Ursache für die Barrieren sehen.

H: Aber man könne auch umgekehrt denken, dass die Taubheit wegen der naturgemässen Vielfalt für GS und Taubseinskultur da sei?
Bleib bitte auf dem realistischen Boden.

H: Ich als tauber Erdenbürger nicht, weil ich weiss, dass mein Unfallrisiko nicht grösser als Hörende ist.
Das widerspricht ja doch gerade der Theorie des 'Survival of the fittest'.
Je mehr genetische / körperliche Nachteile man hat, desto schlechter
sind die Überlebenschancen. Das aber nur ganz schön theoretisch.

Ich hab natürlich nicht gesagt, daß unser Hörorgan wie vorhergesehen
sein sollte. Es ist kaputt. Na und! Aus! Basta! Ich sage doch gar nicht,
daß ich mich nach Hören sehne. So ein Schmarrn! Ja, von mir aus kann
unser Kampf ruhig an die gesellschaftliche Definition unserer Behinderung
angelehnt werden, aber ich bleibe lieber bei der wahren, kausalen Definition.

Übrigens: nicht alles, was ich zum Vorteil von Audisten gesagt
habe, ist falsch. Du scheinst irgendwie dieser Meinung zu sein...

Dein hörgeschädigtes Lebewesen



Spitzenmitglied



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IK: Dafür bist du ja sogar bereit, (objektiv
gesagt) den wahren Grund deiner Behinderung / Hörschädigung zu verdrängen.


Die gesellschaftliche Definition von Behinderung ist gar keine Verdraenung von Taubheit und Taubsein! Falsch, so daraus zu schliessen.

IK: Wer die Barrieren aufgestellt hat? Sie sind eigentlich keine Barrieren. Erst weil man behindert / geschädigt ist, existieren diese Barrieren. Die Umwelt ist nicht schuld, sie verfolgt keine Absicht, solche Barrieren aufzustellen. Hier kann man die Behinderung als (fühlbar gewordene) Ursache für die Barrieren sehen.

Natuerlich zuerst stellen sie unschuldigerweise die Barrieren auf. Aber sie sind destonichtweniger verantwortlich fuer deren Abbauen. Genauso fuer andere Menschengruppen, wie Homosexuellen, Auslaender usw.

IK: H: Aber man könne auch umgekehrt denken, dass die Taubheit wegen der naturgemässen Vielfalt für GS und Taubseinskultur da sei?
Bleib bitte auf dem realistischen Boden.


Auch solltest du an die Moeglichkeit denken koennen, was du als "realistisch" ansiehst, koenne sich als Vorurteil entpuppen.

IK: Je mehr genetische / körperliche Nachteile man hat, desto schlechter sind die Überlebenschancen. Das aber nur ganz schön theoretisch.

Dies nicht erwiesen bei tauben Menschen. Theorie muss von der Empirie besta/tigt werden, nicht was du gedacht hast.


Hartmut



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H: Die gesellschaftliche Definition von Behinderung ist gar keine Verdraengung von Taubheit und Taubsein! Falsch, so daraus zu schliessen.
Zugegebenermaßen ist das ein verworrener Gedankengang,
weil die gesellschaftliche Definition das Taubsein gar nicht
erwähnt. Besser ist's, wenn ich das zurücknehme :)

H: Natuerlich zuerst stellen sie unschuldigerweise die Barrieren auf. Aber sie sind destonichtweniger verantwortlich fuer deren Abbauen. [...]
Hmm... was meinst du, wie sollen die Hörenden, besser gesagt:
die Nicht-Gehörlosen, die ja doch die Majorität bilden, die sprach-
lichen Barrieren abbauen? Untertitel & Dolmetscher gibts ja doch
schon. Wozu mehr? Wir sind halt eine Minderheit, eine winzig-
kleine, ein Staubkorn im Sandmeer. Verständlich würde jeder
Aussenstehende sagen: Who cares? Wir sind nur eine kleine
Ansammlung. Es gibt weitaus wichtigere Probleme als unsere
Gehörlosigkeit. Arbeitslosigkeit. Umwelt. Weil das jeden betrifft,
geht das eben vor. Leisten wir der Gesellschaft doch unseren
Dienst ;)
[edit] Lautsprache gab es schon sehr lange. Lautsprache ist eine
Barriere für uns Hörgeschädigte. Müssen das die Hörenden aus-
bügeln? Denk ich nicht so... [dozey]

H: Auch solltest du an die Moeglichkeit denken koennen, was du als "realistisch" ansiehst, koenne sich als Vorurteil entpuppen.
Na, niemand mit gesundem Menschenverstand glaubt ernsthaft,
daß Taubsein eine Konsequenz aus der Gebärdensprache und
der Gehörlosenkultur ist [roll]

H: Theorie muss von der Empirie bestaetigt werden, nicht was du gedacht hast.
Ja, du hast's eben selber erfasst. Das ist eine Theorie. Viele
Theorien sind heutzutage unbestätigt oder nicht zu bestätigen.
Hätte jemand diese Theorie bestätigt, hätte man dann Belege.
Und dann wäre es gar keine Theorie mehr :)

Das macht Spaß, diese Diskussion [tongue] IK



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@Descartes,
naja, ich finde aber auch nicht richtig, wenn er (hartmut) unsere Aussagen als defektorientiert bezeichnet, und uns für Deafies die Audisten nachplappern hält ...

@Hartmut, nun
ja, "normal" ist zwar nicht das Gegenteil von Behindert. Dachte da eher an - gewöhnliches, alltägliches, bei der alles richtig sitzt, was alle haben, etc, und war von mir nicht diskrimierend gemeint. Wenn du schreibst, von "normal" die Idee in Bezug auf Taubheit Diskrimierung war.
Ok, werde ich in Zukunft halt Nichtbehinderte nehmen.

Aber es würde auch nicht deinen Schlussfolgerungen ändern. Das Wort Hör- Behindert ist es was dich gegen den Strich geht, nicht wahr? Deswegen stempelst du uns als nachplappernden, Audisten ab, und meinst deine Meinung sei die einzige richtige. Weg mit Wort Behinderte, dann würden die ein freundlicheres Denken haben? Das Wort allein soll die Wirkung haben... ? [confused]

Es ist nicht das Wort "Behindert" die daran schuld ist. Behindert sind wir, lt. der Duden, nicht richtiges funktioniertes Körperteil, Organ, das haben wir. Eher das Denken des Menschen müsste man ändern. Nicht das Wort.

Sehe das Problem der Gesellschaft so: Wer immer nur in eine Schule für Behinderte gingen, und die anderen Nichtbehinderte gingen in Schule für Nichtbehinderte. So wissen die Nichtbehinderte somit auch nicht, wie den Behinderten geholfen werden können. Und letztendlich sind wir nur sehr wenige GL die wirklich gar nix hören, und somit auf UT, Dolmi etc angewiesen sind. Dolmis hierzulande sind unterbezahlt.

Ausserdem gibt es wie IK schon sagte, wichtigeres. Mir isses wurscht, ob wir mehr UT bekommen, oder nicht. Sehe es so, daß wir GL hierzulande in D relativ gut leben, als die GL in anderen Ländern ... Arbeitsplätze, Umwelt (das Ozonloch wird grösser) etc. sind wichtiger, worum man sich kümmern müsste. Mir würde reichen, wenn die Leute wissen, daß es GL gibt (das wissen viele gar nicht, daher wissen viele auch nicht, wie die damit umgehen sollen) Was die Gesellschaft angeht, wir sind wirklich zuwenige GL... alle (aber wirklich alle) Barrieren abzubauen wäre unmöglich...



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Wieder einer, der nichts gelesen hat... [tongue]

Wieder einer, der seine Meinung unbegründet abgibt... [roll]

Wieder einer, der es nicht verstanden hat, daß beides richtig sein könnte, vom jeweiligen Standpunkt aus gesehen... [dozey]



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Immortal King, 17.09.03 - 14:59:

Hmm... was meinst du, wie sollen die Hörenden, besser gesagt: die Nicht-Gehörlosen, die ja doch die Majorität bilden, die sprachlichen Barrieren abbauen? Untertitel & Dolmetscher gibts ja doch schon. Wozu mehr? Wir sind halt eine Minderheit, eine winzig-kleine, ein Staubkorn im Sandmeer. Verständlich würde jeder Aussenstehende sagen: Who cares? Wir sind nur eine kleine Ansammlung. Es gibt weitaus wichtigere Probleme als unsere Gehörlosigkeit. Arbeitslosigkeit. Umwelt. Weil das jeden betrifft, geht das eben vor. Leisten wir der Gesellschaft doch unseren Dienst.

Also denkst du, es würde zu vergeblich sein, um am Abbau der Barrieren zu arbeiten? Vergeuden wir damit unsere Mühen? Sieh weiter unten in meiner Antwort an Snowcat.

IK: Lautsprache gab es schon sehr lange. Lautsprache ist eine Barriere für uns Hörgeschädigte. Müssen das die Hörenden ausbügeln? Denk ich nicht so...

Verstehe dein "ausbügeln" nicht genau. Wie anders sonst? Was ist dein Vorschlag? Wenn nicht, dann nur wir a la Oralisten?

Na, niemand mit gesundem Menschenverstand glaubt ernsthaft, daß Taubsein eine Konsequenz aus der Gebärdensprache und der Gehörlosenkultur ist.

Ja, Taubsein ergibt sich aus der GS und Taubseinskultur. Du weisst noch nicht, was Taubsein bedeutet. Habe schon mehrmals in verschiedenen Foren darüber dargelegt. (ich habe eine Stilfibel, die ich gegen kleines Gebühr schicken kann). Du meinst Taubheit. Das ist etwas anderes. Taubheit kann natürlich nicht KONSEQUENZ sein. Aber man kann schon philosophisch denken, dass Taubheit wegen der GS und Taubseinskultur da ist, ohne irgendwie von ihnen verursacht worden zu sein. Ähnliches redet man in der Philosophie auch über die Existenz von Gott. Weil man religiös ist, wird über Gott gedacht (ontologisches Argument).


Hartmut



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Briton, 17.09.03 - 18:18, erwidert an mich:

wieso sollte ich kulturblind bin. Ich habe deutsche und amerikanische Definitionen ueber "behindert" angegeben. Beide (hoerende) Kulturen oder Definitionen sind gleich.

Du hast die Kulturgleichheit nicht näher angegeben. Daher verstand ich dich falsch, sorry!

B: Ja, sicher. Aber Mehrheit meint Heilung ist "noetig" Das ist ihre Grundeinstellung, ob es gerecht ist, das urteilen wir selbst. AT kennt Heilung kaum, das stimmt. Aber NT kennt viele Heilungen, leider.

Ein tauber Theologe bemerkte, dass der Hauptpunkt des NT ist, die Gottheit des Menschen Jesu zu beweisen durch Erzählungen von Wunderheilungen. Nicht nur das, Toten wurden auch erweckt. Die Juden zur Zeit Jesu sind von der griechischen Kultur stark beeinflusst, wo medizinische Praktiken verbreitet waren. Aber Du hast recht, dass die Einstellung von Krankheit und Heilung weitverbreitet ist in der westlichen Kultur. Aber es ist wichtig von uns den Hörenden darzustellen, dass die Taubheit auch "normal" sei und das Taubsein in Ordnung sei und nicht als "krank" hingestellt werden sollte.

Hast Du auch nicht die gleiche Selbstbewusst-Werden-Bewegung in U.K. gemerkt?


Hartmut



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Snowcat, 17.09.03 - 19:01, erwidert an Descartes:

naja, ich finde aber auch nicht richtig, wenn er (hartmut) unsere Aussagen als defektorientiert bezeichnet, und uns für Deafies die Audisten nachplappern hält ...

Wie sonst ist deine Ansicht von Behinderung zu bezeichnen? Eine Definition von "Behinderung" nach Körperschaden nennt man defektorientiert. Ganz einfach!

Und dann an mich:

SC: (...) Das Wort Hör- Behindert ist es was dich gegen den Strich geht, nicht wahr? Deswegen stempelst du uns als nachplappernden, Audisten ab, und meinst deine Meinung sei die einzige richtige. Weg mit Wort Behinderte, dann würden die ein freundlicheres Denken haben? Das Wort allein soll die Wirkung haben... ?

Das liest du falsch! Lies bitte nochmal, was ich über "behindert" geschrieben habe. Das Wort "behindert" ist richtig, da es gesellschaftlich definiert ist. Aber das Wort "hörbehindert" nicht, weil die Bedeutung des Wortes plötzlich defektorientiert wird. Die von uns beständig gebrauchten Worte bewirken sehr viel. Das sprechen Erfahrungen in den USA und anderen Ländern, auch in Deutschland. Sie hat mehr erreicht als das Wort "gehörlos", welches schon seit 175 Jahren gegeben hat und von Pädagogen und tauben Menschen gepflegt wird, und jetzt die Wörter "hörgeschädigt" und "hörbehindert".

SC: Es ist nicht das Wort "Behindert" die daran schuld ist. Behindert sind wir, lt. der Duden, nicht richtiges funktioniertes Körperteil, Organ, das haben wir. Eher das Denken des Menschen müsste man ändern. Nicht das Wort.

Hast du nicht darüber oben gelesen, warum es im Duden steht? Das Denken kann auch geändert werden durch unser ständiges Gebrauch bestimmter Wendungen.

SC: Sehe das Problem der Gesellschaft so: Wer immer nur in eine Schule für Behinderte gingen, und die anderen Nichtbehinderte gingen in Schule für Nichtbehinderte. So wissen die Nichtbehinderte somit auch nicht, wie den Behinderten geholfen werden können. Und letztendlich sind wir nur sehr wenige GL die wirklich gar nix hören, und somit auf UT, Dolmi etc angewiesen sind. Dolmis hierzulande sind unterbezahlt.

Hier in den USA gehen taube Kinder auch in Schulen mit hörenden Schülern mit oder ohne Dolmis. Hörende Schüler und Lehrer lernen taubfreundlicher zu sein. Das gleiche auch im U.K. und in anderen Ländern.

SC: Ausserdem gibt es wie IK schon sagte, wichtigeres. Mir isses wurscht, ob wir mehr UT bekommen, oder nicht. Sehe es so, daß wir GL hierzulande in D relativ gut leben, als die GL in anderen Ländern ... Arbeitsplätze, Umwelt (das Ozonloch wird grösser) etc. sind wichtiger, worum man sich kümmern müsste. Mir würde reichen, wenn die Leute wissen, daß es GL gibt (das wissen viele gar nicht, daher wissen viele auch nicht, wie die damit umgehen sollen) Was die Gesellschaft angeht, wir sind wirklich zuwenige GL... alle (aber wirklich alle) Barrieren abzubauen wäre unmöglich...

So negativ und resigniert bist du. Warum? Sieht aus, dir ist es wurscht, welche Diskriminierungen tauben Menschen widerfahren. Gut, Umwelt und Wirtschaftskrise sind auch wichtige Themen. Da gibt es genügend andere, die darum kümmern. Es genügt leider nicht, dass Hörende wissen, dass taube Menschen geben. Die Gesellschaft soll sich der Relativität des Wertes des Hörens zu eigen nehmen und aufgeklärter der GS und dem Taubseinskultur gegenüberstehen.


Hartmut



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Immortal King, 20.09.03 - 01:44, entgegnet verächtlich an Tiger Woods:

Wieder einer, der nichts gelesen hat...
Wieder einer, der seine Meinung unbegründet abgibt...
Wieder einer, der es nicht verstanden hat, daß beides richtig sein könnte, vom jeweiligen Standpunkt aus gesehen...


Man darf doch seine Überzeugung ohne Begründung abgeben! Das hochnäsige Abfahren ist ganz fehl am Platze! Wieso hat er nicht verstanden, dass Dein Standpunkt auch richtig sein könne?


Hartmut



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@Hartmut,
Ahhh, also weg mit Wort: Hörbehinderte? Deaf ist ein schöneres Wort, hierzulande könnte man Taub sagen, Die Tauben. Was ist das nun, Menschen oder die Vögeln? [roll] [lach] [sorry]

Daher ist Hörgeschädigt ist zum Teil auch besser, oder Hörbehindert (= Behindert, ein nicht richtig funktioniertes Körperteil/Organ, und Hör dazu, damit man weiß, was da nix funktioniert) Was spricht da dagegen? hm, Ich versteh nix was dran defektorientiert sein sollte, irgendwie widersprichst du dich da selbst. Mal sagtest du Hörbehindert ist defektorientiert, dann Behindert und dann schreibst du, man hat mehr erreicht, als nur mit Wort Gehörlose? oder hab ich mich da verlesen? Werde in ein paar Tagen aber nochmal deine vielen Aussagen durchlesen, im Moment hab ich aber keine Zeit dazu.

Aber `ne kitzekleine Frage nur dazu: Welches Wort benutzt ihr Amis? - Deaf?

Alles andere, was mit USA ist, ist für mich Zeitverschwendung drauf noch zu kommentieren. Was in USA geschieht, schrieb ich schon paarmals vor einiger Zeit in anderen Foren, die Amis sind uns einfach um die 20-30 jahre vorraus.. aber dort leben würd ich nix wollen.

H: Sieht aus, dir ist es wurscht, welche Diskriminierungen tauben Menschen widerfahren.

Na, nix geht von heute auf morgen, wenn die Leute wissen, daß es GL gibt, und wie man mit denen umgehen können, gibts nicht so viel Diskrimierungen, als wenn die gar nix wissen....



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@Immortal King: Wenn Du mich meinst, dann irrst Du, wenn ich hier poste.

Sind wir nicht alle irgendwie behindert? z.B. Kommunikationsbehindert oder so ähnliches Fall....


"Denk ich an Deutschland in der Nacht......." (H. Heine)



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nö... fühle mich nicht wie behindern.. i bin ja wie eine normale mensch, nur hören kann i nicht gut (meine wie hörende)



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hmm unsichtbare Behinderung... eigentlich net.. nur manchmal enttäuscht usw..



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Also mit Behindertfühlen, bin ich gar nöd - ich fühle mich schon fit und genervt :D...

aber wenn ich mit hörende Leute, die ich erstmals kennengelernt habe (ohne, dass ich hörgeschädigt oder behindert zu sagen habe) und wenn ich auch dazu kein Hörgerät trage, dann werde ich schon große Peinlichkeit bekommen... ich hasse doch peinlich zu werden... [bawling]



Neuling



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Ich persönlich, hasse das Wort "behindert". Früher wurde ich immer von hörenden Menschen als behindert gelästert. Wir Hörgeschädigten sind normale Menschen wie andere alle auch, aber wir können nichts dafür, dass wir hörgeschädigt sind! Für mich ist hörgeschädigt zu sein besser als hörend!


Ich bin happy!!! :-))))



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Joe24geil hat geschrieben:
Früher wurde ich immer von hörenden Menschen als behindert gelästert.... Für mich ist hörgeschädigt zu sein besser als hörend!


@Joe4geil: Das Wort "behindert" ist eine Definition für ein Nicht-normales-Funktionieren eines Teils/Sinnes und muss nicht als eine Lästerung angesehen werden. Ist halt eine persönliche Auffassung.
Auch wenn wir nichts dafür können, würd ich nicht meinen, dass es besser ist, als hörend zu sein, aber wir können es ja mit Fassung tragen. [wink]



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Hmm ... sehr kompliziertes Thema! Und irgendwie muß ich jedem
etwas "recht geben" ... und doch sehe ich wieder einiges anders.
(bezogen auf die Meinungswechsel von IK, Hartmut, Snowcat und
Moondeaf).

Hartmut ... für mich ist es recht schwer am Begriff kleben zu bleiben und
anhand irgend einer Def. aus einem Lexikon meine Meinung dann darauf
aufzubauen. Daher will ich versuchen es objekiv von neuem aufzurollen.
(Bei dir habe ich manchmal das Problem, dass ich die vielen sozialen und
kulturellen Hintergründe die an einem Begriff "haften könnten", zwar
schon nachvollziehen kann, aber nicht so extrem sehe wie du es siehst.)

Also:

Der Mensch hat die Möglichkeit durch Sinnesorgane seine Umwelt
wahrzunehmen. Mit welchen Sinnesorganen er das macht, sei erstmal
dahingestellt, und auch, ob er "normal" oder "unnormal" ist. Diese
Wahrnehmung nutzt er, um mit der Umwelt zu interagieren. Dies tut er
auch mit anderen Menschen ... gemeinschaftlich formen sie sich eine
abstrakte und künstliche Umwelt: "Kultur und Gesellschaft".

Wenn ich nun davon ausgehe, dass ich einwandfrei in dieser Gesellschaft
lebe, das heist, die Kultur und Gesellschaft mir optimale Bedingungen
zum Überleben bietet, dann ... na .. dann ist wohl alles OK ..
oder "normal". Stelle ich fest, dass ich nicht optimal in dieser abstrakten
Umwelt leben kann, dann ist zu überprüfen, ob mich ein Umstand oder
eine Tatsache behindert. Das so auszudrücken ist ganz
entscheident, da man die "Minderwertigkeit" im Satz: "ich bin behindert"
mehr in der Person vermutet, wärend man die Minderwertigkeit im
Satz: "Ich werde von etwas behindert" wohl mehr in der Umwelt suchen würde!

Wenn nun also (Ich greife auf das Beispiel von Hartmut zurück mit dem
CI-Arzt) ein Arzt sich hinstellt und auf den Bildtitel deutet: "Taubstummer
von Zug überrollt!", dann sollte man solch einem Menschen die Zähne
einschlagen, da ihm das Interesse Geld zu verdienen wohl wichtiger ist,
und mit dummen Sprüchen überzeugen will!

Würde der Gehörlose überfahren, weil er ein minderwertiger Mitbürger
der Gesellschaft war? Nein! Weil die Gesellschaft die Umwelt minderwertig
gestaltet hat!

Menschen der unterschiedlichsten "Normalitätsgruppen" werden tagtäglich
von dieser minderwertig gestalteten Umwelt in ihrer Lebensweise
behindert! Der Rollstuhlfahrer der an zwei Treppenstufen scheitert; der
Gehörlose der einen Signalton nicht hört; der IKEA-Kunde der nach einer
Bedienungsanleitung den Schrank nicht aufbauen kann.

Daher ist es wichtig, dass die Umwelt ... die Kultur ... unserer
Gesellschaft, so gestaltet wird, dass sie uns und wir uns gegenseitig nicht
mehr behindern! Denn ... behindert oder minderwertig ist keiner!

Entschuldigung für Rechtschreibfehler: meine Müdigkeit behindert mich,
naja ... blöde Ausrede; schreibe ja sonst auch einiges falsch ... :)



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ähmm behindert? behindert? behindert?

Ich bin nicht ein Gummi-Mensch, nicht ein falscher Mensch, nicht ähnlicher Alien, sondern ganz normaler Mensch, weil ich alles tun kann. Aba ich kann nicht hören. Wenn ich HÖREN schon bezahle, ich kann dann hören! Das heißt nicht behindert! Aba ich bin nicht dagegen Behindert. Behindert kann nicht dafür!

Zum Beispiel:

Man will mit Fernglas weit gucken, aba er muss bezahlen
Bild
Wenn man nicht bezahlt, er kann nicht sehen. Ähnlich behindert wegen blind?

Man hat Paar Hörgerät, aba Batterie ist schon leer!
Man muss Batterie kaufen. Damit er kann hören. Das heißt, dass man hören will, aba das ist nicht kostenlos! Es gibt auch, dass man Lampe haben will, weil man über Nacht nicht sehen kann, das ist nicht kostenlos! Nicht Behindert?

Junge war voll hörend und hatte kein Hörgerät. Jetzt ist er zu alt. Und Heute kann er nicht genug hören. Damit er soll Paar Hörgerät haben. Auch neu behindert?



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Maja, du schreibst dir ja die Finger wund :D

Ich habe in dieser ganzen Diskussion immer die lexikalische Definition von
behindert (d.h. nichtfunktionierendes Körperteil / fehlende oder beschränkte
Sinneswahrnehmung) für richtig angesehen, weil zB Hartmuts Definition eine
Definition des Geistes ist und nicht eine des Körpers. Seine Definition ist also
eine Festlegung der Gesellschaft, der Kultur, des sozialen Menschen. Und weil
ich solche Definitionen eher als subjektiv ansehe, ist in meinen Augen die bio-
logische, sozusagen natürliche Definition die korrektere.

Selbstverständlich können auch Geistesdefinitionen gültig sein, aber in unserem
Falle scheint es mir, daß in diese Definition ein paar rein subjektive Faktoren ein-
geflossen sind, wie zB die miserable Schulausbildung, der Minderheitenstatus und
die üblichen, alltäglichen Hindernisse. Deswegen lehne ich diese Definition ab.


Mist, ich spüre bereits Hartmuts hallende, protestierende Schritte nahen :)



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@IK

natürlich schreibe ich mir die Finger wund wenn mich Dinge
interessieren ... aber ich glaube Hartmut werde ich da nicht so leicht
übertreffen! der hat sicher schon Hornhaut auf den Fingerkuppen! [lach]

Ja stimmt ... es gibt diese zwei Ansichtsseiten vom Begriff "behindert", wobei ich meine aber fast als die dritte ansehe, die ein wenig eure beiden vereint.

Ich denke schon, dass es wichtig ist festzustellen, woher der Begriff kommt, und wie er vielleicht richtig oder falsch alltäglich oder in der Gesellschaft genutzt wird, und schnell wird man Verbindungen zu Diskriminierung vermuten können, oder wie Du: Verknüpfungen zu einem stink normalen Begriff. Auch gebe ich Dir Recht, dass (besonders Hartmut) Begriffe mit subjektiven Faktoren beladen werden. Aber ich wage es nur diese Vorghensweise anzuzweifeln; vielleicht ist es auch richtig manchmal so vorzugehen, besonders wenn viel auf dem Spiel steht wie z.B. Persönlichkeitsrechte "Behinderter". Kurz: wenn Übertreibung die Rechte stärkt, dann ist Übertreibung das richtige Mittel!

Wenn Du meinen Gedankengang aber verfolgst, wirst du sehen, dass von der Tatsache ausgegangen bin, dass Jeder Mensch bestimmte geistige und körperliche Gegebenheiten hat. Dies ist für mich der einzige feste Fakt! Der Rest fällt für mich unter Gestesdfinition welche mit Subjektiven Erfahrungen verbunden sind! Also auch deine lexikalische Definition; denn diese hat auch ein Mensch oder eine Gesellschaft geprägt/geschrieben!

nichtfunktionierendes Körperteil: Blinddarm ... oder die letzten Steißwirbel? Wenn bei einer Kuh der Blinddarm ein wichtiges Organ wäre, so wären wir wohl in einer Gesellschaft von Kühen "Schwerstbehindert" ... nicht davon zu reden, dass wir keinen Schwanz besitzen (bitte nicht falsch verstehen :) ) mit dem wir nicht wedeln können: in einer Gesellschaft von Hunden wäre auch schon unsere Kommunikation eingeschränkt. Fehlende odr beschränkte Sinneswahrnehmung haben wir auch mehr als genug.

Was ich Dir damit sagn will: die Gesellschaft erschaft die kulturelle Umwelt und wenn wir nicht genügend an diese Umwelt angepasst sind, dann funktioniert deine Dfinition von Behindrung. Also denke ich, dass man die kulturelle Umwelt an den Menschen anpassen soll, denn DIESE behindert den einzelnen, nicht angepassten Menschen sich frei in der Gesellschaft zu bewegen.

Für Gehörlose stelle ich mir (utopisch) folgende Anpassung vor: Spracherkennung wandelt alle Signale in Information um, die dem Gehörlosen Menschen in wahrnehmbare Information zugänglich gemacht wird. Wenn das in einer Gesellschaft eine Normalität wird, können Gehörlose mehr am kulturellen Leben teilhaben, werden also nicht mehr BEHINDERT an diesem Leben teilzunehmen.

Kurz: man wird von etwas behindert, ... und ... man ist nicht behindert!

Stell dir mal die fetten Menschen unserer Wohlstandskultur in der Steinzeit vor! In deren Kultur würden die alle an ihrer Behinderung bald versterben und die Raubtiere würden sich freuen! Unsere Gesellschaft hat die Umwelt aber so geprägt, dass diese Menschen hier als "normal" gelten!



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Nein! Die heutige lexikalische Definition von Behinderung hat die Natur geprägt.
Der Mensch hat sie nur niedergeschrieben. Wenn du anderer Meinung bist, dann
zweifelst du ja daran, daß die Behinderung natürlichen Ursprungs ist.

Du weißt wohl bestimmt ganz genau, daß ich unter normal bzw. nicht behindert
das meine, was unter uns Menschen auf der ganzen Welt weitaus häufiger vor-
kommt. Vielleicht sollte man da besser anders verwenden, aber das Anderssein
könnte man wiederum in Untergruppen wie zB Hautfarbe oder Religion klassifizieren.
Also lassen wir das :)

Nochmal: Normal ist das was in einer Gruppe zum größten Teil vertreten ist bzw.
was nicht auffällt. Daher gelten die Entfernbarkeit des Blinddarms und das Fehlen
des Schwanzes (;)) als normal. Da die Behinderungen - wie oben erwähnt - von
der Natur ausgelöst wurden, sind unsere Mitmenschen eigentlich nicht verpflichtet,
sich den Behinderten anzupassen, weil sie keine Schuld daran tragen. Behinderte
sind eine Minderheit. Sie sollten meiner Meinung nach akzeptieren, ein paar Handi-
caps zu haben. Die Mehrheit der übrigen Gesellschaft, die Nichtbehinderten vertreten
halt andere, dringendere und (vor allem wichtig!) für die Mehrheit betreffende (oft
heißt das: auch für die Behinderten) Interessen

Heutzutage schreitet in den zivilisierten Ländern die Emanzipation des Menschen
eben voran. Behinderte erhalten mehr Rechte. Das finde ich selbstverständlich
gut. Aber daß wir eine Angleichung unseres Alltags an den der die normalen
Mehrheit in Form von Hindernisüberbrückungen aller Art (sofern die Hinder-
nisse uns betreffen) anfordern, finde ich nunmal kindisch...

Ich bin der Ansicht, daß die Hindernisse das Resultat der Behinderungen
sind. Denn es ist natürlich, daß sich die Mehrheit einer Gruppe eben nach
der Mehrheit richtet und nicht nach den einzelnen Mitgliedern der Gruppe.
Darum sehe ich keinen Sinn in der Definition Hartmuts, die Gesellschaft
habe uns Menschen mit Hördefiziten zu Behinderten gemacht. Das ist ein-
fach unsinnig! Keine größere Gesellschaft der Welt kann alle möglichen
oder potenziellen Hindernisse zu vermeiden versuchen!



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IK ... aber stimmst du mir darin zu, dass es recht viel verschiedne Meinungen zu diesem Thema gibt, und das die Möglichkeit besteht, dass einige dieser Meinungen mit diskriminierenden Gedanken vermischt werden?

Ich kann Hartmut verstehen, wenn er jeden dieser Gedanken auch schon im Ansatz ersticken will!

Ich denke immer wieder an das Extrem: ich stelle mir Nazis vor, welche einen kranken Gedanken verfolgen: "die gesunde Gesellschaft"! Ich hoffe das solche Ideen nie wieder verfolgt werden; die Idee Menschen nach ihrem Nutzen einzuteilen und dann, gleich welcher Art, aus der Gesellschaft zu entfernen. Daher ist mir die Anpassung der Gesellschaft wichtig, denn oft ist nur die Anpassung im Kopfe wichtig, und nicht die Anpassung mit hilfe meterieller Sachen.



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ach was, ich fühle mich wie behinderte wie nix!!!! Ich kann nur Ohren nicht hören, mehr nix. Also die gehörlose Menschen sind fast gleiche die Hörende, aber Hörende können gut hören. Ich sorge mich auch nicht, wenn ich behinderte bin. Und mein Gehirn reicht es sehr für mich als nix.



Neuling



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normal behindert! Brauchen keinen Sorgen. Gl und Sh haben immer da Schwerb.ausweise. Immer kostlosen fahren, begleitung persone, bezahlen -50% Vertrag, usw. Ich bin leere sorge. locker cool



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IK schreibt (22.03.04 - 21:51): Ich habe in dieser ganzen Diskussion immer die lexikalische Definition von behindert (d.h. nichtfunktionierendes Körperteil / fehlende oder beschränkte Sinneswahrnehmung) für richtig angesehen, weil zB Hartmuts Definition eine Definition des Geistes ist und nicht eine des Körpers. Seine Definition ist also eine Festlegung der Gesellschaft, der Kultur, des sozialen Menschen. Und weil ich solche Definitionen eher als subjektiv ansehe, ist in meinen Augen die biologische, sozusagen natürliche Definition die korrektere.
Selbstverständlich können auch Geistesdefinitionen gültig sein, aber in unserem
Falle scheint es mir, daß in diese Definition ein paar rein subjektive Faktoren ein-
geflossen sind, wie zB die miserable Schulausbildung, der Minderheitenstatus und
die üblichen, alltäglichen Hindernisse. Deswegen lehne ich diese Definition ab.


Seine Majestät, O Unsterblicher König, O Weiser!

Jeder Gebrauch der Sprache ist menschlich. Auch das Definieren eines Wortes. Nichts ist drin naturgegeben. Jede Definition ist von der Kultur einer bestimmten Gesellschaft zur bestimmten Zeit geprägt und widerspiegelt stets die vorherrschende Meinung der Sprachgemeinschaft entweder der Mehrheit oder der Mächtigeren. Alle Definitionen sind geistesgegeben. Nichts ist objektiv in einer Definition, besonders für das Wort "behindert". Manche Definitionen sind diskriminierend betreffend der Minderheiten oder der Machtschwächeren. Es ist eine Einstellung des Geistes der Betroffenen und Nichtbetroffenen, was über irgendeines Anderssein gedacht wird. Manche Einstellungen können Einfluss ausüben und Diskriminierungen bzw. Benachteiligungen auslösen. Es ist gerade diese Benachteiligungen, die unser Leben und Beziehungen mit der Mehrheit in der Gesellschaft erschweren, also uns behindern. Der Ursprung ist natürlich in unserem Anderssein. Na und! So what! Wir leben weiter und machen daraus das Beste. Wir schafften diese Gebärdensprache und Taubseinskultur (treffenderer Ausdruck als "GL-Kultur").

Richtig ist das Nichthörenkönnen naturgegeben. Ich sage unvermindert und ohne Scham, dass ich nicht hören kann, dass ich taub bin, d.h., dass ich der Taubseinskultur angehöre. Ich brauche keinen euphemistischen (= schönrednerischen) Ausdruck aus falscher Scham, um nur nicht "taub" sagen zu müssen, wie "ich bin hörgeschädigt bzw. hörbehindert".

Wie ich in diesem und in anderem Forum schon geschrieben habe, ist der Begriff "behindern" und dessen Ableitungen "behindert", "Behinderung" eine Übersetzung aus dem amerikanischen "disabled"/"disability". Ich bin Zeuge dieser Bewegung in den 60er und 70er Jahren und weiss wovon ich rede. Der Begriff ist von den Betroffenen erkürt worden, um die verschiedenartigen Benachteiligungen gegen Minderheiten zusammenzufassen mit dem Ziel, diese abzubauen zu verhelfen. Sonst macht es keinen Sinn und erfüllt keinen Zweck, wenn es nur an Ersatz eines Wortes schon im Gebrauch gedacht wird, der einen betreffenden Körperzustand beschreibt. Es ist kein Ausdruck aus Politisch-Korrektsein, wie "Schwarzen" statt "Neger" oder "gay" statt "homosexual". Leider hat die Mehrheit den neuen Sprachgebrauch von "disabled" nicht verstanden und fasst das als ein Bemühen um Politisch-Korrektsein auf.

Die deutsche Fassung von "disabled" ist von deutschen Rollifahrern auch als "gesellschaftlich benachteiligt" eingeführt worden. Im Jahre 1976 kam eine bundesweite Behindertendelegation der Grünen Partei nach Boston und ich habe ihnen einen Vortrag gehalten und eine lange Diskussion am Mittagstisch geführt. Sie lernten dann Begriffe der gesellschaftlichen Behinderung kennen und wie wir unsere Taubheit als "OK" und nicht als Defizit ansehen. Später gab dann die Partei ein Buch heraus mit dem bezeichneten Titel "Die Gesellschaft der Behinderer" (nicht "Behinderter"!). Dort wird die Definition des Wortes vom Forum behinderter Juristen zitiert als "jede Massnahme, Struktur oder Verhaltensweise, die Menschen mit Beeinträchtigungen Lebensmöglichkeiten nimmt, beschränkt oder erschwert. […] Behindert ist man also nicht, behindert wird man: durch die 'Gesellschaft der Behinderer' ".

Daher sage ich auch unvermindert, dass ich behindert bin - um Missverständnis vorzubeugen, gesellschaftlich behindert. Da es das Wort "taub" gibt, macht es auch keinen Sinn, mich "hörbehindert" und auch nicht mit "hörgeschädigt" zu nennen. So zu nennen ist gleich, wie wenn ein Veilchen aus Scham sich als "Blume" statt mit seinem eigenen Namen bezeichnet.

IK schreibt weiter im nächsten Posting: Die heutige lexikalische Definition von Behinderung hat die Natur geprägt. Der Mensch hat sie nur niedergeschrieben. Wenn du anderer Meinung bist, dann zweifelst du ja daran, daß die Behinderung natürlichen Ursprungs ist.

Der Ursprung der Behinderung (oder juristisch genauer: Massnahme, Struktur oder Verhaltensweise […]) liegt natürlich im körperlichen Anderssein. Na und! Big Deal! Hier geht es überhaupt nicht um wie wir unser Anderssein bezeichnen, sondern um gesellschaftliche Gleichheit und Emanzipation als Gleichwertigen. IK, du schreibst nebenbei auch über "normal". Das ist wieder nicht, um was es geht. Was die Mehrheit haben oder häufig tun wird zur Kenntnis genommen und geprüft, wie dieses "normale" Treiben ungerechterweise und unnötigerweise unser Leben erschweren. Wenn die Gesellschaft sich politisch und kulturell zur Humanität bekennt, dann sollen auch Anpassungen in den Verhaltensweisen von den Nichtbetroffenen dazu gehören, da sie körperlich eher tun können, als umgekehrt die Betroffenen die gleichen Leistungen wie die der Nichtbetroffenen. Nicht ein jeder ist mit gleichen Fähigkeiten ausgestattet.

IK schreibt weiter unten: Da die Behinderungen […] von der Natur ausgelöst wurden, sind unsere Mitmenschen eigentlich nicht verpflichtet, sich den Behinderten anzupassen, weil sie keine Schuld daran tragen. Behinderte sind eine Minderheit. Sie sollten meiner Meinung nach akzeptieren, ein paar Handicaps zu haben. Die Mehrheit der übrigen Gesellschaft, die Nichtbehinderten vertreten halt andere, dringendere und (vor allem wichtig!) für die Mehrheit betreffende (oft heißt das: auch für die Behinderten) Interessen.
Heutzutage schreitet in den zivilisierten Ländern die Emanzipation des Menschen eben voran. Behinderte erhalten mehr Rechte. Das finde ich selbstverständlich gut. Aber daß wir eine Angleichung unseres Alltags an den der die normalen Mehrheit in Form von Hindernisüberbrückungen aller Art (sofern die Hindernisse uns betreffen) anfordern, finde ich nunmal kindisch.


Die Nichtbetroffenen tragen natürlich nicht die Schuld des Andersseins, aber sie haben dennoch die Verpflichtung, die von ihnen gestellten Schranken abzubauen. Du vergisst wieder worum es geredet wird. Wir akzeptieren unser Taubsein OK. Aber sagst du nicht, dass wir unser "Handicap" der Kommunikationsschranken klaglos akzeptieren sollen (und folglich nicht dagegen kämpfen)? Verteidigst du etwa die Nichtbeachtung und folglich das Weiterbestehen der Barrieren von der Mehrheit, da sie ja "andere, wichtigere Interessen vertreten"? Du bist überheblich und nennst Anforderungen zur Hindernisüberbrückungen "kindisch". Sag mal, was ist kindisch an unseren Forderungen betreffend der Kommunikationsschranken und des zügigen Informationszugangs?

IK schreibt weiter unten: Keine größere Gesellschaft der Welt kann alle möglichen oder potenziellen Hindernisse zu vermeiden versuchen!

Warum nicht? Man mus sich nur bemühen. Es gibt in der Geschichte (Matha's Vineyard im 18. und 19. Jahrhundert), und jetzt noch in einigen Flecken der Erde (Adamarobe in Ghana, Berberstämmen in Nordafrika, Mayadörfern in Mexiko), wo "ein jeder die Gebärdensprache spricht" neben Lautsprache. Ein Freund meiner Familie war in Ghana und meinte zu mir, dass taube Menschen dort viel integrierter sind als ich in meiner eigenen Familie. In dieser Beziehung, wo ist es "zivilisierter": Ghana oder Deutschland (du gebrauchst das Wort oben!)?

Maja's Äusserungen sind im Grunde also nicht verschieden von den meinigen und die der Behindertenbewegung, also stellen nicht einen "dritten" Standpunkt dar. Maja, vielen Dank für das Wundeschreiben!


Hartmut



Spitzenmitglied
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Alter Wort!!!! Es gibt nicht recht, jetzt nennt neue Wort 'Gehörbehinderung'.
Was ist behindert, für lähmungen Körper, nur am Kopf irren auch und nur Gehör ist nicht behindert, da gibt kein richtige Vorsilbe genannt. Wahrscheinlich steht am Dudenfehler??? *kopfschüttel*


Bild Platin PS3: 13



Spitzenmitglied



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Aloha Charly, welcome here. :)
Zitat:
Wir müssen akzeptieren, das wir selbst mit unserer Taubheit leben müssen und nicht von den Hören verlangen ALLE Barrieren abzubauen usw.

Wenn die Zusammenarbeit und das Verständnis auf beiden Seiten gut ist, kann man umso mehr Abbau der Barrieren und einen besseren Informationszugang für taube Menschen erreichen. Ohne aufeinander zugehen geht da gar nichts. Das schliesst die Akzeptanz der Taubheit unsererseits nicht aus.
Zitat:
Die Gl haben auch noch nicht alle Barrieren für die sehbehinderten Gl abgebaut!!!!!!!!!! Wer kann Lormen, wer kümmert sich um sehbehinderte Gl??

Du hast auch da recht, aber Lormen ist kein Allheilmittel. Her mit taktiler Gebärdensprache und tauben Relaisdolmetscher!


--
Wir sind die Mundfaulen. Na und? :D



Neuling



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mmmmhhhhhh!

I am proud to be deaf [stolz] !!!

In Gehörlosen Welt fühle ich mich nicht als behindert.

Bei der Hörenden Welt fühle ich mich schon Negativ! :(



Spitzenmitglied



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(ich schrieb hier etwas über Lippenlesen, was eigentlich zum Thread "Lippe lesen" [sic] gehört. So habe ich diesen Teil entfernt.)

Die Sache mit Taubblinden: es liegt an Mangel der Aufklärung, wie mit Taubblinden umzugehen ist. Alsbald taube Personen über diesen Personenkreis aufgeklärt werden, werden viele taube Personen Taubblinde miteinziehen und mit taktilen Gebärden, wenn nicht im Lormen, mit ihnen plaudern. Beim Internationalen Taubblindenkongress 1980 in Hannover beobachtete ich, wie taube Menschen aus den USA und Skandinavien viel besser mit Taubblinden aus ihren Ländern umgehen, während in Deutschland wegen der Einschränkung auf Lormen nur Hörende mit deutschen Taubblinden verkehren. Eigentlich Schade!

Charly, ich stimme nicht mit deiner Charakterisierung meiner Ansichten als radikal überein. Es gibt radikalere Ansichten, die ich nicht vertrete. Sie sind wohl überlegt und kommen aus den reichen Kenntnissen der Literatur, Geschichte und weitumspannenden internationalen Erfahrungen. In der Tat decken sie manchmal deine Ansichten, nur formuliere ich sie anders und schärfer.

Charly schreibt dazu: Realität ist: Taube und ander hörbehinderte Menschen sind im Berufsleben schwer benachteiligt. Es ist erstmal unwichtig, ob die Hörenden uns behindern oder ob wir behindert sind.

Der erste Satz ist genau was ich gesagt habe. Der zweite Satz ist ein Widerspruch zu dem ersten Satz.


Hartmut



Zuletzt geändert von Hartmut am 12.04.2004, 06:27:07, insgesamt 3-mal geändert.

Spitzenmitglied



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Hier ein passender Sprichwort darueber aus der ASL auf Deutsch:

Lippenlesen erfordert Gedankenlesen!


Hartmut



Neuling



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@Lubko: Das sind schöne Worte, aber wo bleibt die Praxis?
Lormen ist für diejenigen Betroffenen gut, die das Fingeralphabet nicht beherrschen können. Denn die taktilen Gebärden hat auf der Grundlage das Fingeralphabet.
Deshalb sollten sich die Helfer nicht zu einseitig orientieren, um nicht diesen oder jenen von der Kommunikation abzuschneiden und ihn unbewußt zu behindern. Der Helferbedarf bei Taubsehschwachen und Taubblinden ist auch sehr groß.
Von Seiten der Gehörlosengemeinschaft sollte hier mehr auf ihre sehbeeinträchtigten Kameraden eingegangen werden und Hilfen möglich machen. Sonst kommt es dazu, wie Charly schrieb, dass die eigenen Leute ihre Kameraden behindern in der Kommunikation.



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Also, ich glaube, diejenigen, die sagen, dass sie nicht behindert fühlen, fühlen die Barierren nicht - oder die haben es nicht so richtig mit erlebt, wie wahnsinnig steinig manchmal Ziele sind - Berufsausbildung, Studium usw.

Also, fangt doch mal an, das Wort behindert zu definieren!

Frei nach Picat ist Behinderung ein ständiger Kampf, um das zu erreichen, was die Mehrheit mit links schafft!!

Der Kampf fängt schon im Kindergartenalter an und hört im höchsten Alter auf!



Spitzenmitglied



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picat, es ist auch ein Kampf, vom Brandburger Tor bis zum Reichstag zu laufen. Wie hart der Kampf ist, ist es die individuelle Sache.
    picat: Frei nach Picat ist Behinderung ein ständiger Kampf, um das zu erreichen, was die Mehrheit mit links schafft!!
So a Witz: Man, der arm ist, darf ja behindert sein oder fühlen, wenn man seine eigene Muskeln fürs Laufen nutzen MUSS, wo anderen, die reich sind, mit dem Taxi hinfahren können.

Ich schaffe mein ganzes Leben mit links! Wie?

Ein Person klagt über so ein großes Stein auf seinem Lebensweg, weil er die bessere Möglichkeit, die er nie haben würde, kennt. Wie kommt er überhaupt auf diese Möglichkeit, die er nie bekommen wird? Durch seine Eltern, durch seine Freunde..

Mich wurde keiner (da ich GL-Familie habe) erzählt, daß ich mit dem Gehör mehr erreichen würde. Ich nutze meine Stärke halt ganz ;o) Sag nicht, daß ich erst später (z.b. wenn ich mit Arbeiten anfange) merke, daß ich doch behindert bin. Ich war schon in einer lautsprachlichen Klasse.

Ein Mensch, der alle Sinne besitzt, könnte auch "behindert" fühlen oder sein, wenn seine Eltern ihm ständig erzählt, daß man besser dran ist, wenn man die Gedanken lesen kann..

Ein Gehörloser ist behindert, wenn seine Eltern, egal ob hörend oder gehörlos, diese "falsche" Einstellung hat, daß man schlechter dran ist, wenn man nicht hören kann.



Spitzenmitglied



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Zitat:
Picat: Also, ich glaube, diejenigen, die sagen, dass sie nicht behindert fühlen, fühlen die Barierren nicht - oder die haben es nicht so richtig mit erlebt, wie wahnsinnig steinig manchmal Ziele sind - Berufsausbildung, Studium usw.

Also, fangt doch mal an, das Wort behindert zu definieren!

Frei nach Picat ist Behinderung ein ständiger Kampf, um das zu erreichen, was die Mehrheit mit links schafft!!

Du hast die Bedeutung von "behindert" und "Behinderung" begriffen! Der Kampf ist ja gegen Behinderungen, nicht gegen die Taubheit. Kannst du mir bitte erklaeren, was "mit links" bedeutet.


@Bengie,
ganz richtig. "Behinderung" im Sinne von Unfähigsein kann auch vom Umfeld eingeredet werden. Das ist eine Ablenkungsmanöver, um uns defektorientiert zu halten, und die Gesellschaft weg von dem Abbauen der Barrieren zu lenken.


Hartmut



Spitzenmitglied



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@Hartmut: "Mit links" bedeutet "mit Leichtigkeit"! Also wenn jemand etwas mit links schafft, dann hat er es ganz einfach gehabt das zu schaffen! Verstanden?! [wink]


:HOMEPAGE: KiTOSi - FiLME erleben mit UNTERTiTEL



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@najuma danke - genau, mit links schaffen heisst alles geht mit einer Leichtigkeit durchs Leben...

@Hartmut
genau - man muss sich jedes mal um einen Dolmi bitten, wenn wichtige Gespräche stattfinden. --->Abhängigkeit !!
ständig hängt man an den Lippen anderer, und wenn es lange dahingeht, ist die Konzentration zu ende - vorallem zu früh und der rote Faden ist gerissen!! --->Leistungsabfall nur wegen Schlappohr
Mit ner neuen Arbeit geht da nicht so schnell, wenn man bei einem Arbeitgeber nicht zufrieden ist - man landet schneller auf die Straße als man denkt!! ---> Leute haben Angst vor den Behinderten ....

Es gibt viele Beispiele, wo man als Behinderter es schwer hat.

Eins kann man mindern, wenn man weiss, wie man mit seinem Handicap umgehen muss. z.B. wie man sich gegenüber Hörende selbstbewusst entgegentritt - mit Freundlichkeit und Bestimmtheit.
So wie es z.T. Bengie macht, er arbeitet mit Öffentlichkeitsarbeit, zeigt wie die GL sind...
Im Einzelfall lebt man doch ganz allein - und muss sich durchkämpfen.

@bengie

Du meinst also, dass man eingeredet wird, dass man behindert ist. Das stimmt - ich habe es auch mitgemacht, als ich als 16jährige mit meiner ehmaligen Freundin im Bus gebärdet habe und meine Freundin es nicht wollte - mit der Begründung, dass das Gebärden ganz doof ist. ( wobei sie ja jetzt die absolute Befürworterin der GL ist). Man wird da schon eingeredet, dass man eben unfähig bzw. komisch ist.

Ich meine eben, dass wir das Realistische sehen sollten: Sind wir wirklich aufgrund all der Behindertenrechte frei von der Behinderung???
Ich glaube nicht! Wir können noch mehr Rechte einfordern bzw. holen, die nicht richtig informiert werden - wenn auch sogar untergraben werden!!!! (habe es miterlebt - im Arbeitsbereich!!!)

Ich fühle wegen meiner Resthörigkeit in der Persönlichkeit nicht behindert - erst wenn meine Anstrengungen, die die Anderen eben nicht gewähren wollen bzw. können, dann fühle ich behindert! Z.B. wenn kein Dolmi zur Verfügung stehn kann.... was dann???



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Habe heute mit meiner Schwester über die Problme von Gehörlosen gesprochen. Ich habe ihr erzählt, was ihr so hier an Meinungen hat.

Ich kann eigentlich jede eurer Sichtweisen verstehen, doch sehe ich keine Lösung darin sich gegenseitig die Probleme vorzuhalten! Versucht doch mal wirklich daran zu arbeiten: ein Konzept zu entwickeln, wie sich manches in der Gesellschaft verändern kann! Meine Schwester sagte auch: "woher soll man wissen was für Probleme Gehörlose haben, und wie sollen Hörende davon wissen, wenn die Gehörlosenwelt es nicht öffendlich macht ?!" ... und da stimme ich ihr voll und ganz zu! Ihr solltet wissen für welche Rechte ihr kämpfen wollt, und dann auch LAUT dafür einstehen!

picat ... du weisst aber schon, dass auch "normale Menschen" nicht alles mit "links schaffen"? Abhängig ist jeder Mensch; wie weit sich ein Mensch frei fühlt ist einerseits eine Frage von der "Einsicht in die Notwendigkeit", anderer Seits eine Frage der Fähigkeiten die jeder persönlich erworben hat, und sicher auch die Frage: wie hat sich die Gesellschaft auf "Behinderte" (im klassischem Sinne) eingerichtet!

picat ... oder jeder der sich wesendlich durch Dinge die wohl mit der Taubheit in Verbindung stehen, sich mehr oder weniger ... behindert fühlen: Was ist zu tun? Was soll anders werden? Wie soll die Gesellschaft umgeformt werden? Was wirst DU MORGEN machen um deine Situation im Leben zu verbessern?



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ich fühle mich nicht behindert. Man fühlt sich behindert, wenn die hörende Leute über uns lästern... ich ignoriere die Leute... Wir sind halt die gleiche Menschen, nur wir können nicht hören...



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@mellifica

Du hast recht - es gibt Hörende bzw Gesunde die auch kämpfen müssen.

Ich kann aber noch nicht sagen, ob die Rechte der Behinderten für die Behinderten so gut erklärt worden sind - da hat hier deine Schwester recht, da fehlt offenbar die Öffentlichkeitsarbeit an jeder Stelle, z.B. in Behörden, in größeren Arbeitsstellen (Siemens, Post, große Baufirmen...)
usw.
Dass die Gesellschaft so umgeformt werden, damit sie uns 100% anpasst, werde ich nicht verlangen - nur die Ehrlichkeit beiderseits werde ich verlangen, da haperts scheinbar.

Wenn GL sagen, dass sie sich nicht behindert fühlen, so wird die gesunde Masse sich denken: "So bei den GL hat sichs ausgedient!" , wobei es überhaupt nicht stimmt - es gibt immer noch Barrieren, wo der GL bei wichtigen elementaren Gesprächen - wo leider Hörende immer noch auf die Telefoniererei oder mündlichen Abmachereien (im Dienst, in der Behörde usw.) zurückgreifen - nur lückenhaft weiterkommt. Und ich muss immer mit mächtigem Halllloooo den Ton angeben, dass ich nix verstehen kann... weiss nicht wie das wohl ankommt?

Es sind bei jedem mehr oder weniger Probleme vorhanden - aber kein Mensch kann sagen: "Ich habe in meinem Leben überhaupt keine Probleme" - deshalb bin ich da ein bisschen entsetzt gewesen über die Threads.

z.B. buffalo girl sagt es ganz deutlich: Ihre Taubheit stört sie scheinbar nicht, nur wenn sie getrietzt wird - was auch immer, wenn sie was braucht oder muss mit den Hörenden zurechtkommen, und die machen nicht mit - dann kann man sich schon ganz gewaltig behindert fühlen!

Viel wichtiger ist dabei hier in der Diskussion: wie macht ihr das, damit ihr weniger Schwierigkeiten im Leben habt. z.B. die bufalo-girl ignoriert die Leute, die sie ärgern, da ist wohl ein Schutz für die Seele- tut wohl genau für sie gut im Augenblick.

Das einzige ist, in der Arbeit erklären, dass man auf die Lippen schauen muss und dass Hörende langsam sprechen müssen... das fängt schon im kleinen an. Wir haben wohl die Aufgabe, ihnen zu zeugen wie man das macht, damit die Probleme kleiner werden.

@charlie
dein Thread ist haargenau richtig - die GL und hörbehinderten Menschen sind im Berufsleben stark benachteiligt. Ich bin in meinem Beruf überqualifiziert!! Weil ich ja kaum Chance (sprich: unsere super-duper Arbeitsmarktlage!!! <--- Ironisch gemeint!!!!+ GL-keit) habe einen anderen Beruf zu ergreifen, der meinen Leistungen entspricht! Da geht es ganz elementar ums Leben.



Spitzenmitglied



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Eine Aufklaerungskampagne, die mehrere Millionen Euros kostet, ist erforderlich. Man hat gegen eingewurzelte Meinungen, sprich Vorurteilen, zu tun. Auch soll die Einstellung in die Oeffentlichkeit eingebracht werden, dass die Gesellschaft fuer das Abbauen der Barrieren, Diskriminierungen und Benachteiligungen aufkommen muss.

Mittlerweile machen wir persoenlich in unseren Begegnungen mit Hoerenden Aufklaerungsarbeit, indem wir ihnen ueber die Benachteiligungen, die wir als taube Menschen erfahren, sprechen. Das mache ich und andere taube Personen in den USA immer. Gebaerdenklassen sind gute Orte wo solche Informationen weitergegeben werden koennen. Selbstbewusst als gebaerdende Menschen muessen wir auch auftreten. Das ist schon eine Aufklaerungsarbeit in sich. Z.B. ergreift sofort die Gelegenheit aufzuklaeren, wenn ihr "taubstumm" oder oft kurz "stumm" auf den Lippen sieht, dass ihr nicht stumm seid, dass ihr auch kommunikationsfaehig seid, dass man gar nicht stumm sein kann, wenn man mit Haenden redet, und dass man lieber nicht mehr das verletzende Wort "stumm" angewandt an taube Leute benutzen soll.

Uebrigens kann die genauere Bedeutung von "behindern" verstanden werden, indem wir das Wort als gleichbedeutend mit "diskriminieren" und "benachteiligen" denken, nicht als "koerperlich beeintraechtigt".


Hartmut



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@hartmut

Genau das ist es! Wir sind andauernd beschäftigt mit Benachteiligungen, Diskrimination.... deshalb kommen solche Dinge wirklich vor, dass der Betroffene nicht von seinem Behindertenrecht gebraucht machen kann, weil ihm das wissentlich(!) nicht erzählt worden ist. Wenn keiner das weiss, ist der wirklich behindert. Ich kann euch einen Fall, den ich selbst erlebt habe, erzählen:
Ich habe seit ich arbeiten gegangen bin, niemals gewusst, dass ich laut SGB(Sozialgesetzbuch) nicht länger als 8 Stunden arbeiten brauche - ansonsten wäre die Belastung sehr groß.
Ich hatte innerhalb 2 1/2 Monaten 140 Überstunden gehabt und keine Sau (wenn ich mich derb ausdrücken darf) - sprich Betriebsrat, Chefs usw. sagt mir, dass das laut SGB unzulässig ist. Ich hatte ja schon eine 52-stunden-Woche gehabt.
Was war dann die Folge: ich hatte mir 4 Hörstürze eingehandelt.
Und wie könnte nun das ausgeglichen werden??
(Im Strafrecht wäre das Körperverletztung - aber da im Arbeitsrecht bzw. Behindertenrecht steht so was wohl nicht!)
Also war ich in der Zeit sehr benachteiligt bzw. auch unterdrückt worden.
So lange kein Behinderter das Gesetz kennt, dann sind sie wirklich benachteiligt.

Da hilft eine große Aufklärungskampagne wenig - solange die anderen nicht ehrlich zusammenarbeiten.

Leider müsste man hier einen Rechtsanwalt holen, ihm mal die ganze Geschichte erzählen.... das wird wieder das Geld eine Rolle spielen! D.H. wer zahlt nun den Rechtsanwalt??? Der Betroffene!!! der Diskriminierte!



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@picat
Dein Zitat: “Also, ich glaube, diejenigen, die sagen, dass sie nicht behindert fühlen, fühlen die Barrieren nicht – oder die haben es nicht so richtig mit erlebt, wie wahnsinning steinig manchmal Ziele sind – Berufsausbildung, Studium usw.“

Das gilt für ALLE Menschen.
Es gibt Hörenden, die nicht studieren können – umgekehrt auch.

Weiter: “..oder die haben es nicht so richtig mit erlebt,..“

Ich glaube, du verallgemeinerst etwas – oder du überträgst deine Situationen mit deiner Resthörigkeit auf die anderen, zB. Taubgeborenen oder frühertaubten, die vom Hören nix verstehen..
Und die würden nicht deinen Weg gehen, die mit Steinen belegt sind. Es gibt immer andere Wege! Sowohl Hörende als auch Deafies nehmen in seiner eigene Welt nicht NUR einen Weg, das wissen wir nur unbewusst!

Wenn man vom Umweg gebärdet: (Bengies Beispiel mit dem Taxifahren/laufen war gut)
Ist man ein Behinderter, wenn man mit dem Auto nach Mailand fährt, mit all seinen Umwegen – ein Nichtbehinderter ist, der fliegt...?!

DIESEN „Umweg“ mit dem Auto ist einfach NORMAL,
genauso wie Deafies, die bei (richtigen) Gesprächen mit Hörenenn einen Dolmi brauchen oder den Relay-Service benutzen. Es ist quatsch, bei kurze Gesprächen einen Dolmi zu bestellen, es gibt immer andere Wege: Papier, Mails, Gebärden, Gestik, Lippenablesen, Nichtverstandene Wörter Fingern,...
(Ich habe wirklich KEINE ernsthafte Probleme mit der Kommukikation auf meiner Arbeit mit Kollegen, sie alle sind „Multisprachler“.. Man muss nur seinen Arbeitsplatz „taubspezifisch“ einrichten und die Kollegen das „Umdenken“ ermöglichen. Weitere Beispiele: Ich bekomme täglich interne eMails, „die mich eigentlich nichts angehen“, weitergeleitet. - Warum...?!
Das war meine Idee und begründete damit, dass ich mitwissen möchte, was sich in der Firma vor sich abgeht...

Zitat an Hartmut: “genau – man muss sich jedes mal um einen Dolmi bitten, wenn wichtige Gespräche stattfinden. ---> Abhängigkeit !!“

Ich denke, es stört dich, „abhängig“ zu werden. Für mich keinesfalls.

Wenn du unabhängig sein möchtest, müsstest du mit deinem Restgehör plus Lippenablesen so rauskommen. Wie lang der rote Faden halten würde, kann man nicht vorausschauen.
Möchtest du behindert bleiben?
(Die, die mit der DGS nicht so vertraut sind, ist nochmal ein anderes Problem)

Und zuletzt: Ich kann das Wort „Behindert“ bzw. „Behinderung“ NICHT definieren, das sollt ihr für mich tun, was ich inhaltlich meine.

Beispiel: „Was einer nicht kann, das mehrere können, ist ein Behinderter“ <-- wer stimmt dem Satz zu?
Ein Chinese, der für 4 Wochen in D ist und kein Deutsch versteht, ist ein behinderter?
Der nicht singen kann, ist ein behinderter?
Der Giraffe, der mit seinem langen Hals nicht überall „reinkommen“ kann, ist ein behinderter?
Denkt der Giraffe, die Vögel mit seinen tollsten Flügeln hätten es leichter am Leben?
(Ein Leben mit einem langen Hals wie der Giraffe wäre für mich HART)
...
es lässt sich meilenlang fortsetzen. – Wichtig ist nur, ob man sich behindert FÜHLT.
Jeder ist/wird behindert. Aber sie sind KEIN Behinderte. – Weil es nur Kleinigkeiten sind. - - zB. wie der Chinese in D für 4 Wochen.


Die Vielfältigkeit der Tiere werden respektiert. Unter der Menschen sind die Andersartigkeiten „die Behinderten“.

Sorry – ich muss nun fort, und zuletzt möchte ich noch zu den Zitat eingehen:
“Dass die Gesellschaft so umgeformt werden, damit sie uns 100% anpasst, werde ich nicht verlangen...“

Ich jedensfalls auch nicht. Es hat sich heute EXTREM viel geändert, wenn ich 20 Jahre zurückblicke. Das ist schon was. :o)


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Was ich nicht weiss, weiss www.google.de ;-)



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@dr. null
stell dir vor, dir sagt niemand, was du noch machen könntest. z.B dass du das Recht hast, deinen Arbeitsplatz "taubspezifisch" zu machen - dann wärest du arm dran - oder du weisst es aber und andere tun keinen Schritt mehr, um es zu verwirklichen!

Ich muss noch nach 12 Jahren Arbeit ( ich hatte keinen Arbeitsplatz, der "taubspezifisch" ist), um einen behindertengerechten Arbeitsplatz kämpfen... wo ist das, was den Behinderten besser geht???

Sei wirklich froh, dass du einen solchen Arbeitsplatz hast.

Also ich glaube, dass nicht alle Behinderten in diesem Land wegen des Rechts gut aufgehoben sind!!

Frage: hast du wirklich sehr um deinen "taubspezifischen" Arbeitsplatz kämpfen müssen??

Ich sage, da nicht, dass einer auf Umwegen deswegen behindert ist - sondern, dass die Wünsche Behinderte beinahe unmöglich gemacht werden. (siehe Behindertenrecht)

Ich hatte auch auf Umwegen mein Abi abgeschlossen... das hatte mich nicht so gestört, aber solange man in der Schule ist, ist man wohl sehr gut aufgehoben. Aber wenn es ums Geld geht ( Arbeit, Steuer, Unkosten von technischen Hilfsmitteln und Dolmis), dann wirds eng!!!

Die Abhängigkeit ist eine Sache: Solange du den Dolmi immer für dich hast, denk ich, dass das kein Problem sein wird - aber wenn der mal ausfällt - dann biste ganz schön behindert!

Gut - wenn ein Chinese 4 Wo in Deutschland ist, muss er klar das Deutsch lernen - ist echt sauschwer. Uns ist es ja bewusst, dass es schwer ist, was tun wir: ihn unterstützen, in dem wir langsamer reden.

Aber was erleben wir immer wieder; obwohl z.B Arbeitskollegen, mit denen wir täglich zusammen sind, wissen, dass der eine taub ist oder sh ist, reden sie halt trotzdem wie ein Wasserfall! Was müssen wir andauernd tun? Ihnen immer wieder sagen: "HALLLOOOO WISST IHR NICHT DASS ICH SO VERSTEHEN KANN!!" - auf die Dauer nervt das auf alle beiden Seiten!

Nicht umsonst heisst der Film "Gottes Vergessene Kinder" !!....

Im großen und ganzen sind wir alle mehr oder weniger behindert -d.h. wir müssen immer im Klaren sein, dass wir nicht die Benachteiligung nach unten ziehen lassen. ( ganz schlicht: nicht unterbuttern lassen!! bzw. immer am Ball sein - so wie du mit dem "taubspezifischen" Arbeitsplatz - ich find das wirklich gut!!)



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Dr.Null hat geschrieben:
Beispiel: „Was einer nicht kann, das mehrere können, ist ein Behinderter“ <-- wer stimmt dem Satz zu?
Ein Chinese, der für 4 Wochen in D ist und kein Deutsch versteht, ist ein behinderter?
Der nicht singen kann, ist ein behinderter?
Der Giraffe, der mit seinem langen Hals nicht überall „reinkommen“ kann, ist ein behinderter?
Denkt der Giraffe, die Vögel mit seinen tollsten Flügeln hätten es leichter am Leben?
(Ein Leben mit einem langen Hals wie der Giraffe wäre für mich HART)
...
es lässt sich meilenlang fortsetzen. – Wichtig ist nur, ob man sich behindert FÜHLT.
Jeder ist/wird behindert. Aber sie sind KEIN Behinderte. – Weil es nur Kleinigkeiten sind. - - zB. wie der Chinese in D für 4 Wochen.

Hallo Null ...
ich verstehe schon wie du das meinst ... d machst genau das, was ich mir von Gehörlosen allgemein auch ein wenig erhoffe: du kommst deiner (arbeits)Um/welt entgegen. ... aber ich möchte dir noch dauf das Zitat eine Antwort geben und dir auch versuchen den Standpunkt anderer etwas zu verdeutlichen:
Der Chinese ist natürlich behindert ... weil er in dieser Gesellschaft nict richtig kommunizieren kann! Für den Chinesen ist es vielleicht kein Problem: seine Sprachengmeinschaft ist mit 1Mrd. Menschen die größte auf der Erde und er kann sich jederzeit zu ihr zurückziehen! Gehörlose haben aber nicht eine solche Sprachngemeinschaft dass sie eine eigene Gesellschaft mir eigenem Staat gründen können! sie müssen es hinnehmen, dass eine andere Gesellschaft über sie hinwegbestimmt! Diese Gesellschaft entscheidet dann zum Beispiel, dass Millionen an Forschungsgelder in die Rüstungsindustrie gesteckt wird, anstatt vielleicht Geräte zur Spracherkennung zu erfinden, oder dafür zu sorgen, dass jeder Mensch einen Grundkurs einer einheitlichen Gebärdensprache an jeder normalen Schule kostenlos belegen kann!

Ich sehe es aber auch rehalistisch ... es wird keinen Staat für Gehörlose geben, dennoch sollten Gehörlose Laut ihre Rechte vertreten ... ich bin der Meinung dass Information für die Hörenden schon SEHR viel bringt!

Ist Euch schon mal aufgefallen, wie viele Hörende in euren Foren Fragen stellen? Diese Leute kommen auf euch zu und wollen etwas Wissen ... und das Wissen scheint man nicht so einfach auf der Straße zu finden ... weil wohl Gehörlose nicht laut genug sind!




 Fühlst du dich behindert??





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